Den österlichen Mehrwert im Blick. Группа авторов

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Den österlichen Mehrwert im Blick - Группа авторов Erfurter Theol. Schriften

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W. / Berges, U., Jesaja 1–12, Freiburg i. Br. 2003 (Herders theologischer Kommentar zum Alten Testament).

      Fischer, I., Tora für Israel – Tora für die Völker. Das Konzept des Jesajabuches, Stuttgart 1995 (Stuttgarter Bibelstudien 164).

      Henrix, H. H., Judentum und Christentum. Gemeinschaft wider Willen, Kevelaer 2004 (Topos 525).

      Lohfink, N. / Zenger, E., Der Gott Israels und die Völker. Untersuchungen zum Jesajabuch und zu den Psalmen. Stuttgart 1994 (Stuttgarter Bibelstudien 154).

      ZWISCHEN BISCHÖFEN UND THEOLOGEN

       Konrad Feiereis

      Bei Jes 40,31 lesen wir: „Die aber auf den Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.“

      Paulus formuliert in Gal 6,8 einen seiner Grundgedanken wie folgt: „Wer […] im Vertrauen auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.“

      Marie von Ebner-Eschenbach schreibt in einem ihrer Aphorismen: „Vertrauen ist Mut und Treue ist Kraft.“ (Marie von Ebner-Eschenbach, 3)

      Vertrauen gehört zu den höchsten Gütern unseres menschlichen Lebens. Vertrauen ist zuerst das Fundament unserer Beziehung zu Gott. In diesem Vertrauen aus unserem Glauben heraus besitzen wir zugleich Urbild und Vorbild für das Vertrauen zwischen uns Menschen. In herausragender Weise gilt das auch für das Verhältnis zwischen Bischöfen und Theologen in unserer Kirche in der heutigen Zeit.

      Wir erleben gegenwärtig erhebliche Spannungen im Verhältnis zwischen Bischöfen und Theologen im deutschsprachigen Raum. Sie wurden besonders sichtbar anlässlich der Veröffentlichung des Memorandums von 144 Theologieprofessoren unter dem Titel „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“. Die Diskussion darüber ist bis heute heftig und kontrovers, auf Seiten der Bischöfe wie der Theologen. Der erste eindrucksvolle Beitrag stammt von Hermann Josef Pottmeyer mit einer zum Nachdenken anregenden Analyse. Eine soeben erschienene Veröffentlichung setzt diese Diskussion in differenzierter Weise fort. Sie trägt den Titel des Memorandums und enthält zahlreiche „Argumente zum Memorandum“, so der Untertitel (hg. von Marianne Heimbach-Steins u.a.). Der erste Beitrag ist verfasst von dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Neben zahlreichen namhaften Theologen aus unserem Sprachraum ist auch unser Erfurter Kollege Benedikt Kranemann, Professor für Liturgiewissenschaft, mit einer Abhandlung vertreten.

      Bereits am 30.11.2010 plädierte Bischof Joachim Wanke in einem Vortrag in der Katholischen Akademie in Berlin für eine neue „Glaubwürdigkeit“ unserer Kirche, welche „Bereitschaft zu Gespräch, Entschiedenheit“ und „Menschenfreundlichkeit“ aufweisen müsse. Er betont, dass ein „Drang zum Rechthaben“ zu „Parteiungen“ führe, an dessen Ende der Zerfall stehen könnte. Am Ende appelliert Bischof Wanke an seine Mitbrüder im Bischofsamt in eindrücklicher Weise u.a. dazu, „demütiger“ zu werden.

      Aus langjähriger persönlicher Erfahrung heraus möchte ich einige konkrete Beispiele dafür nennen, wie die Beziehung zwischen den Bischöfen und den Theologieprofessoren in der Zeit der Ostzone bzw. der DDR charakterisiert werden kann: durch ein beide Seiten umfassendes Grundvertrauen.

       Völlige Veränderung des eigenen Lebens

      Am 1. September 1953 überschritt ich zum ersten Mal die Grenze, die beide deutsche Staaten voneinander trennte. Ich hatte meine theologischen Studien gerade abgeschlossen und mich – mit sechs anderen Klassenkameraden – zum Pastoralkurs im Bamberger Priesterseminar angemeldet. Da erhielt ich von meinem zuständigen Ordinarius aus Görlitz, Kapitelsvikar Piontek, die Aufforderung, den Pastoralkurs im Priesterseminar Neuzelle an der Oder zu absolvieren. Anfangs wehrte ich mich dagegen. Daraufhin erhielt ich aus Görlitz die Antwort: „Kommen Sie mit Vertrauen in unser heimatliches Priesterseminar Neuzelle.“ Ich fand mich am Ende meiner Bahnfahrt unter dem Ortsschild „Stalinstadt“, früher Fürstenberg, wieder, plötzlich hineingeworfen in eine völlig andere Welt, der größte Umbruch in meinem Leben nach der Flucht aus Schlesien. Bis zum heutigen Tage habe ich jedoch mein Leben im Osten Deutschlands nicht bereut. Ein Grundvertrauen hat mich stets getragen: Vertrauen auf die Vorsehung Gottes, aber auch Vertrauen in die Lenkung dieses Lebens durch die Kirche.

       Vertrauen bestimmte die Tätigkeit in der Seelsorge

      Von 1954 bis 1959 habe ich als Kaplan, von 1965 bis 1967 als Pfarrer im Jurisdiktionsbezirk Görlitz wirken dürfen. Im Rückblick auf diese Zeit bin ich noch immer darüber erstaunt, welche Verantwortung uns Seelsorgern übertragen wurde und welches Vertrauen uns entgegengebracht worden ist. Misstrauen oder Kontrolle erlebten wir nicht.

      Die hl. Messe feierten wir in der brandenburgischen Diaspora auf Außenstationen, z.T. in den Klassenzimmern der kommunistischen Schulen, mit dem Anblick großer Fotos von Stalin und Ulbricht. Selbst ein Versehgang in das streng abgeschirmte NVA-Lazarett in Bad Saarow war möglich und für mich bis heute unvergessen, weil im Allgemeinen in diesem Umfeld die Spendung der hl. Sakramente undenkbar war.

      Noch im Jahre 1957 hielt ich in Görlitz am Nachmittag Religionsunterricht in einem Klassenzimmer einer staatlichen Schule. Keiner unserer Vorgesetzten hätte uns Priester einer Kumpanei mit Vertretern des Staates verdächtigt: Diese unsere Oberen waren der bald zum Bischof ernannte Kapitelsvikar Piontek, sowie die Ordinariatsräte Theissing und Schaffran. Beide wurden ebenfalls später zu Bischöfen geweiht.

      In der Stadt Görlitz gab es damals drei Kapläne. Wie veranstalteten im Katechetenseminar fröhliche Abende mit Tanz für die Jugend unserer drei Pfarreien, ohne jemals die dazu erforderliche staatliche Genehmigung einzuholen. Natürlich wussten wir, dass die gesamte Seelsorge, insbesondere die Jugendarbeit, von der Staatssicherheit scharf observiert wurde. Kein Bischof hat gegen unsere Arbeit jemals Bedenken geäußert. Ähnliches galt u.a. auch für große Treffen der Kolpingsvereine.

      Zu den unvergessenen Erinnerungen gehören auch Abende oder Nächte, in denen bei uns zwei Kaplänen von Heilig Kreuz polnische Flüchtlinge vor der Tür standen. Sie waren durch die nahe gelegene Neiße geschwommen und baten um Hilfe, um Westberlin erreichen zu können. War der betreffende Flüchtling glaubwürdig, handelte es sich vielleicht um eine Falle? Wir Kapläne haben in etwa fünf Fällen geholfen und waren glücklich, wenn eine Karte mit unverfänglichem Text aus Westberlin das Gelingen der Flucht bestätigte.

      In meiner Zeit als Pfarrer zwischen 1965 und 1967 beauftragte mich mein Bischof mit der Bildungsarbeit und der Akademikerseelsorge im Diözesanbezirk. Die Bildungsarbeit befasste sich hauptsächlich mit der Glaubenslehre unserer Kirche. Sie fand statt für die Pfarreien in Görlitz und Cottbus und für die Pfarrei Senftenberg und die Pfarrei Hoyerswerda. Sie wurde angeboten jeweils monatlich im Winterhalbjahr, unter in Kaufnahme von z.T. schwierigen Straßenverhältnissen. Die Aufgeschlossenheit unserer Gläubigen war in Senftenberg und Hoyerswerda, also in der tiefsten Diaspora, am größten. Dort hatte ich jeweils etwa 50 Zuhörer.

      Über Vertrauen zwischen Bischöfen und Seelsorgern wurde nie gesprochen, es war selbstverständliche Grundlage unserer Beziehungen. Das gegenseitige Vertrauen wurde gelebt.

       Das Vertrauen der Bischöfe in unsere wissenschaftliche Arbeit

      Im Jahr 1967 durfte ich meine Lehrtätigkeit am Philosophisch-Theologischen-Studium Erfurt beginnen. Ich habe niemals erlebt, dass einer unserer Bischöfe unsere Arbeit als Lehrer für Philosophie und Theologie mit Misstrauen betrachtet hätte. Das Gleiche gilt für die Herausgabe unserer Theologischen

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