Dear Sister 1 - Schattenerwachen. Maya Shepherd
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Читать онлайн книгу Dear Sister 1 - Schattenerwachen - Maya Shepherd страница 8
Es war Eliza.
Mir wurde heiß und kalt zugleich und ich sah wie der Boden immer näher kam. Ich spürte den Aufprall, schnappte nach Luft und dann wurde alles schwarz.
Das Erste, was ich sah, als ich wieder zu mir kam, war ein Strudel aus bunten Farben, bis ich erkannte, dass es Dairines verschiedenfarbige Haarsträhnen waren. Sie kniete neben mir auf dem Boden und sah besorgt auf mich herunter. Neben ihr standen der Gitarrist und die Kellnerin, die ein Glas Wasser in der Hand hielt.
„Sie soll sich mal langsam aufsetzen“, schlug der Musiker vor, so, als wäre ich gar nicht da.
Dairines Hand lag beruhigend auf meiner Schulter. „Meinst du, du kannst dich aufsetzen?“
Ich nickte und ließ mir von ihr in eine aufrechte Position helfen. Mein Kopf pochte und sobald ich die Augen schloss, fing sich alles erneut an zu drehen. Nur langsam kam die Erinnerung zurück. Ich war ohnmächtig geworden, nachdem ich … ELIZA! Ich war schlagartig hellwach. Ich hatte meine Schwester gesehen!
Ungeachtet meiner Kopfschmerzen sah ich mich hektisch in alle Richtungen nach ihr um.
„Was ist denn los?“, fragte Dairine erschrocken, während die anderen beiden mich anstarrten, als hätte ich den Verstand verloren.
„Ich hab Eliza gesehen“, stieß ich aus. Dairine wusste natürlich wie alle anderen Menschen in Wexford und der Umgebung von dem Verschwinden meiner Schwester, aber ich sprach sonst nie mit ihr darüber, auch sonst sprach ich nur mit Lucas über meine Schwester und das ungern. Sie runzelte nun zweifelnd die Stirn. „Bist du dir sicher?“
„Als wir reingekommen sind, warst du allein“, fügte der Gitarrist hinzu und musterte mich skeptisch.
„Sie war nicht alleine. Ein Mann mit hellblonden Haaren war bei ihr“, erinnerte ich mich und sah verzweifelt zu der Kellnerin, in der Hoffnung, sie würde sich an ihn erinnern. Die Haare des Typen waren so auffällig gewesen, dass sie ihn einfach gesehen haben musste. Doch sie schüttelte auch nur verständnislos den Kopf.
„Manchmal, wenn man jemanden sehr vermisst, dann träumt man …“, setzte Dairine vorsichtig an, doch ich unterbrach sie abrupt. „Ich vermisse Eliza nicht und ich habe mir das auch nicht eingebildet!“
Die Kellnerin reichte mir das Glas Wasser und wandte sich an Dairine: „Am besten bringst du deine Freundin nach Hause.“
Dairine nickte und blickte entschuldigend den Gitarristen an, der sich nun aufrichtete. „Du hast ja meine Nummer“, zwinkerte er ihr zu, bevor er zusammen mit der Kellnerin die Toilette verließ.
Ich trank hastig das Wasser leer. Auf der einen Seite ärgerte ich mich über Dairine, weil sie mir nicht glaubte, aber auf der anderen Seite verstand ich sie. Ich an ihrer Stelle hätte mir auch nicht geglaubt, zudem hatte ich ihr den Abend mit dem Gitarristen versaut. Doch Dairine schien nicht sauer auf mich zu sein, denn sie half mir wortlos auf die Beine und schob mich danach aus dem vollen Club. Sobald die kühle Nachtluft mein Gesicht berührte, hatte ich schon selbst Zweifel daran, was ich gesehen hatte. An allem war nur die verdammte Grinsekatze schuld!
Dairine erzählte niemandem von meinem Zusammenbruch und erwähnte ihn am nächsten Tag auch nicht mehr mir gegenüber. Trotzdem ging mir der Vorfall nicht mehr aus dem Kopf und ich versuchte mich während der Heimfahrt mit dem Bus krampfhaft daran zu erinnern, was ich gesehen und gehört hatte. Der Mann mit den hellblonden Haaren war in Elizas Alter gewesen und passte eindeutig in ihr Beuteschema, da er mit einem Wort zu beschreiben war: rebellisch.
Doch sie hatten eindeutig einen Streit gehabt. Eliza hatte irgendetwas getan, wofür der Mann sich an ihr rächen wollte. Das war nichts Ungewöhnliches. Eliza machte sich ständig Feinde. Aber was machte sie überhaupt in London? Ihr Brief kam doch aus Amerika. Das passte einfach nicht zusammen.
Der Bus fuhr gerade in den Hauptbahnhof von Wexford ein, als Dairine mich grinsend anstieß und aus dem Fenster deutete. Verwirrt sah ich an ihr vorbei durch die Scheibe und vergaß sofort alle Gedanken. Ich hatte erwartet, dass meine Eltern mich abholen würden, aber stattdessen stand dort Lucas mit einer großen Sonnenblume in der Hand. Mein Herz machte einen großen Satz in meiner Brust.
Ich hörte meine Mitschülerinnen aufgeregt tuscheln. Sie hatten ihn mittlerweile alle bemerkt und ich wettete, jede von ihnen hätte nur zu gern mit mir getauscht. Aber Lucas war nur meinetwegen da. Eine Woge der Zuneigung überkam mich, sodass ich die Erste war, die aus dem Bus stürmte. Lucas brauchte nichts zu sagen, ich wollte nicht über unseren sinnlosen Streit sprechen. Stattdessen schmiss ich mich stürmisch in seine geöffneten Arme und lachte aus vollem Hals. Er küsste mich erst aufs Haar und als ich den Kopf hob auch auf meinen Mund, ungeachtet der vielen neidischen Blicke. Lucas schien davon gar nichts mitzubekommen und ich genoss seinen Kuss umso mehr. Er gehörte zu mir und daran würde niemand etwas ändern können.
Mit einem zufriedenen Lächeln nahm ich ihm die Sonnenblume aus der Hand, während er meinen Koffer aus dem Gepäckfach des Buses hob. Händchen haltend gingen wir zu dem alten Pick-up seiner Eltern. Ganz Gentleman hielt er mir die Tür auf. Grinsend machte ich einen Knicks, bevor ich einstieg.
Lucas lief um das Auto herum und nahm hinter dem Steuer Platz, bevor er den knatternden Motor startete. Wir fuhren vom Parkplatz, während ich lächelnd zwischen Lucas und der Sonnenblume hin und her sah. Lucas bemerkte meinen Blick und erwiderte: „Rosen fand ich zu langweilig für dich!“
Er kannte mich manchmal besser als ich mich selbst. Er war eben nicht nur mein fester Freund, sondern auch mein bester Freund. Ich liebte ihn für diese kleinen Aufmerksamkeiten. „Die Sonnenblume ist perfekt!“
Lucas grinste zufrieden, während wir von der viel befahrenen Hauptstraße auf den kleinen Trampelpfad, der mitten durch die Wiesen und Felder führte, in Richtung Slade’s Castle abbogen. „Wie war‘s in London?“
Sofort dachte ich erneut an Eliza. Wenn ich Lucas von meinem Erlebnis erzählte, würde er mir vermutlich glauben. Alleine schon deshalb, weil er wollte, dass Eliza zurückkam. Doch mir war meine Zeit mit ihm zu wertvoll, um über meine ältere Schwester zu sprechen. „Ganz okay“, erwiderte ich deshalb nur nichtssagend. „Mit dir wäre es schöner gewesen“, fügte ich schnell lächelnd hinzu. Lucas begann zu lachen und meinte: „Wir können ja bald mal zusammen hinfahren, wenn deine Eltern es erlauben.“
Ich grinste ihn an. „Solange du bei mir bist, erlauben sie mir alles. Du weißt doch, dass sie dich vergöttern.“
Zufrieden sah ich, wie Lucas‘ Wangen erröteten. „Ich würde auch nie etwas tun, das dich in Gefahr bringen könnte.“
So war mein Lucas: fürsorglich und verantwortungsvoll. Manchmal zog ich ihn deshalb damit auf, dass er spießig sei, aber eigentlich liebte ich ihn dafür nur noch mehr. Einer von uns musste schließlich der Vernünftige sein.
4. Anonyme Anruferin
„Hier ist der Notruf neun-neun-neun. Welche Art von Notfall haben Sie zu melden?“
Ein