DAS OPFER. Michael Stuhr

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leiden. Sie sollte die Angst spüren und ihr Geist sollte sich in Schmerz und Panik auflösen, wenn man sie entblößt und wehrlos rückwärts über den Opferstein streckte und ihr das noch schlagende Herz herausriss.

      Die Vorstellung dieser Szene hatte Adriano so gefangengenommen, dass er nur zögerlich in die Wirklichkeit zurückkehrte. Schließlich erhob er sich langsam und verließ sein Büro im ersten Stock. Den Weg, den er vor sich hatte, machte er nicht gerne, aber er hatte nun lange genug überlegt. Die Sache war entschieden. Die Frau am Empfang lächelte ihm zu, als er die breite Treppe herunterkam, aber er nahm es kaum wahr. Mit abwesendem Gesichtsausdruck ging er in den Lagerbereich und näherte sich einem bestimmten Regal. Als namhafter Yachtausrüster musste er diesen Artikel natürlich im Sortiment haben.

      Prüfend wog Adriano das Päckchen in der Hand. Was es beinhaltete war mehr als nur ein einfacher Ausrüstungsgegenstand. Es war ein Symbol, das in der Welt der Darksider ebenso bekannt wie gefürchtet war.

      Am Packtisch öffnete er den flachen Karton und prüfte, ob der Inhalt auch dem Aufdruck entsprach. Hell schimmerte der Stahl auf dem Bett aus zerknülltem Seidenpapier, das als Auspolsterung diente. Die Verpackung war genauso traditionell wie die Fertigungsmethode des in Japan hergestellten Produkts, an dem sich seit über einem Jahrhundert nichts geändert hatte. Hochelastischer, handgeschmiedeter Stahl, der allerhöchsten Belastungen standhalten konnte, ohne zu brechen oder sich zu verbiegen. Ein Spitzenerzeugnis japanischer Schmiedekunst, für das die Firma Taurus ihren Kunden achtundzwanzig Dollar in Rechnung stellte. Sicher, es gab im Sortiment weitaus billigere Artikel gleicher Art, aber für diesen speziellen Zweck war das Beste gerade gut genug.

      Noch einmal ging Adriano zwischen den Regalreihen in die Tiefen des Lagers hinein. Im hintersten Winkel schnitt er mit einer starken Schere ein kleines Stück Fischernetz von einer der dort hängenden Rollen. Ein Artikel, der bei einem Edelausrüster wie Taurus nur selten gekauft wurde, den man aber auf jeden Fall im Sortiment haben musste.

      Zurück am Packtisch legte Adriano das Stück Netz auf den schimmernden Stahl, bedeckte das Ganze mit Seidenpapier und verschloss den Karton wieder.

      Mit einer knappen Geste schob er das kleine Päckchen einem Mitarbeiter zu. „FedExen Sie das an Jonas Finlay, 441 Bayview-Apartments, Oakland, CA. Sorgen Sie dafür, dass es heute noch raus geht.“

      „Ist er Kunde bei uns?“

      „Ja.“

      „Ist in Ordnung Sir“, nickte der Mann und gab den Namen in den PC ein, um die genaue Anschrift zu ermitteln. „Auf Lieferschein, oder soll die Rechnung gleich beigelegt werden?“, wollte er noch wissen.

      „Geht kostenfrei raus.“ Adriano wandte sich ab, ohne auf den verwunderten Blick seines Angestellten zu achten.

      Wenn Finlay das Päckchen bekam, hatte er noch zwei Tage Zeit sich zu überlegen, auf welche Art er die Welt der Luftatmer verlassen wollte. Sollte er sich bis dahin nicht entschlossen haben, würde Adriano ihm Besuch schicken, der ihm die Entscheidung abnahm. Unter diesen Umständen hätte sogar Adriano del Toro, der Geheimdienstchef König Sochons, eine Berechnung des Thunfischhakens als geschmacklos empfunden.

      08 DAS VERHÖR

      Detective Larence hatte alles versucht, so etwas wie ein Geständnis aus Diego herauszubekommen, aber nichts davon hatte etwas gebracht.

      Da Diego als Hauptverdächtiger galt, hatte sich zeitweise auch Detektive Auburn an dem Verhör beteiligt. Sie hatten das ganze Programm abgespult: Sie hatten guter Cop – böser Cop gespielt, sie hatten ihn schmoren lassen, ihm irrtümlich die Wasserleiche gezeigt und erst dann die Brandleiche, von der sie annahmen, es sei Alicia.

      Als das alles zu nichts geführt hatte, war Diego in den Zellentrakt gebracht worden, wo er sich über Nacht mit einem schnarchenden Trinker und einem nervösen Mann zusammen eingesperrt fand. Der Typ hatte seine Frau verprügelt, marschierte die ganze Zeit in der Zelle auf und ab, und beteuerte immer wieder, dass er sie doch eigentlich liebe.

      Den Trinker und den Schläger hatte man am Sonntagmorgen entlassen, während man Diego ein nahezu ungenießbares Frühstück aus angetrocknetem Brot und grauer Scheibenwurst gebracht hatte. Das Mittagessen aus Kartoffelbrei und Dosengulasch war kaum besser, und Diego hatte ernsthaft überlegt, ob er nicht doch lieber seinen Anwalt anrufen sollte.

      Schließlich hatte man ihn am späten Nachmittag wieder zu den Vernehmungsräumen geführt, und jetzt saß er abermals allein in einem der grau gestrichenen, fensterlosen Zimmer mit Spionspiegel. Der Detective ließ auf sich warten.

      Als Larence endlich kam, breitete er zunächst schweigend einige schmale Heftordner vor sich aus und blätterte mit dem Ausdruck größter Wichtigkeit ein wenig darin herum.

      „Wir haben da einige neue Erkenntnisse“, ließ er Diego wissen, ohne ihn anzusehen, sprach aber nicht weiter. Vermutlich hoffte er, dass dieses Verhalten seinen Gefangenen nervös machen würde.

      Diego allerdings zog es vor, ebenfalls kein Wort zu sagen. In der Haftzelle hatte er sich eine Strategie zurechtgelegt: Er würde den Detective so lange kommen lassen, bis ihm der Stoff ausging, und dann würde er zurückschlagen. Er war oft genug bei harten geschäftlichen Verhandlungen dabeigewesen, um zu wissen, wie man so etwas macht.

      Schließlich wurde dem Detective das im Zimmer lastende Schweigen zu viel. „Gestern haben Sie ausgesagt ...“, begann er und tat so, als müsse er Diegos Angaben in seinen Unterlagen suchen, „... dass sie keine sexuellen Kontakte zu Alicia Moss hatten.“

      „Das stimmt.“ Diego begriff sofort, dass Larence etwas gefunden hatte, das gegen diese Aussage sprach, sonst wäre er niemals so direkt auf sein Ziel losgegangen. „Zwischen Alicia und mir hat es niemals einen engen körperlichen Kontakt gegeben.“

      „Wenn Sie von ihr sprechen, dann nennen Sie sie mit ihrem Vornamen. Was soll ich davon halten?“ Offenbar hatte Larence sich entschieden, doch noch einen kleinen Umweg zu machen, bevor er mit den neuen Erkenntnissen herausrückte.

      „Wir hatten uns vom ersten Moment an darauf geeinigt, uns mit Vornamen anzureden“, gab Diego gleichmütig zurück. „Das ist heute unter jüngeren Leuten so üblich, wissen Sie?“

      Larence ging in keiner Weise auf die Spitze in Diegos Worten ein. „Vom ersten Moment an“, wiederholte er versonnen. „Vom ersten Moment an ...“ Er lehnte sich behaglich auf seinem Stuhl zurück und musterte Diego aus leicht zusammengekniffenen Augen. „Und haben Sie beide sich auch vom ersten Moment an darauf geeinigt, zusammen in einem Bett zu schlafen? Ist das auch so eine Sache, die heute zwischen jüngeren Leuten üblich ist?“

      „Sie haben Spuren von Alicia in meinem Bett gefunden“, stellte Diego fest.

      „Allerdings haben wir das!“ Larence gab seine lässige Pose auf und beugte sich ein Stück weit über die Tischplatte. „In Ihrem Bett waren verschiedene Haare, die laut Grobanalyse genau zu denen passen, die wir in der Wohnung von Miss Moss gefunden haben. Ich bin mir sehr sicher, dass die gentechnische Untersuchung dasselbe Ergebnis erbringen wird.“

      Diego nickte leicht. „Das denke ich auch! Was mich allerdings wundert ist, dass Sie mir hier eine Sache für neu verkaufen wollen, von der Sie schon lange wissen. Schließlich war es genau das, worum es im Greek-Theatre gegangen ist. Ich habe es Alicia untersagt, sich noch einmal in meiner Abwesenheit in mein Zimmer zu schleichen.“

      „Und da hat sie sich dann in ihr Bett gelegt? Ganz alleine? Das sind doch alles faule Ausreden!

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