DAS OPFER. Michael Stuhr

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DAS OPFER - Michael Stuhr

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      So! jetzt weiß Lou, dass sie die Ahnungslose spielen soll. Hoffentlich hält sie sich daran. - Im Lügen bin ich einfach besser als sie. Die ersten achtzehn Jahre meines Lebens habe ich mit Vater, Mutter und Bruder in einer Stadtwohnung verbracht. Da lernt man es, hier und da ein paar Dinge zu verheimlichen, das ist einfach lebensnotwendig.

      „Sie habe ich eigentlich nicht gefragt.“ Der Detective sieht mich streng an. – Er ist sauer, weil ich seine Strategie kaputtgemacht habe. Lou ist raus aus der Nummer. Sie braucht jetzt nur noch all seine Fragen mit „Weiß nicht“ zu beantworten, und er wird keinen Millimeter weiterkommen. – Schließlich geht es ihn nichts an, dass wir beide uns in der letzten Nacht eigentlich umbringen wollten. Ich habe keine Lust, mich deswegen zur Beobachtung in eine Klapsmühle einweisen zu lassen.

      „Ich weiß, dass Sie mich nicht gefragt haben.“ Ich schaue Larence trotzig ins Gesicht. „Aber wenn Sie Antworten haben wollen, müssen Sie schon mit der Person reden, die auch etwas gesehen hat. – Also: was ist das für eine Leiche, die da gefunden wurde?“

      Lou drückt kurz meine Hand und lässt dann los. Sie hat verstanden und wird den Mund halten. Gut!

      „Der Körper einer jungen Frau ist am Ufer gefunden worden.“ Larence schweigt und wartet die Wirkung seiner Worte ab.

      „Einer Frau, die Sie gut gekannt haben“, mischt seine Kollegin sich ein und sieht Lou abwartend an.

      „Wie? Wer?“ Lous Stimme klingt so unsicher, dass ich sofort merke, dass sie mehr weiß, als sie zugeben will.

      Detective Auburn spürt das auch. „Nun tun sie doch nicht so!“, fordert sie. „Schließlich war sie monatelang Ihre Freundin. Sie scheinen sich ja ziemlich schnell getröstet zu haben“, Sie wirft mir einen abschätzigen Blick zu. „aber ganz vergessen haben Sie sie doch bestimmt noch nicht.“

      „Alicia?“ Lous Gesicht wird aschfahl. „Alicia ist tot?“

      „Genau!“ Detective Auburn scheint den Moment zu genießen. Sie mag Lou nicht, und sie lässt es sie spüren. „Ihre ehemalige – Gespielin ist heute Morgen tot am Ufer der Bay gefunden worden“, sagt sie mit kaltem Lächeln, „und Sie beide hat man auf der Brücke gesehen. Was für ein seltsamer Zufall, dass ausgerechnet Sie und Ihre neue Freundin dort waren, nicht wahr? Na, kommt die Erinnerung langsam wieder?“

      Mich hat es auch kalt erwischt. Alicia, die mich in den Selbstmord treiben wollte, hat die Nacht selbst nicht überlebt? Ich spüre, wie mir die Knie weich werden, aber nur kurz, dann habe ich mich wieder einigermaßen im Griff. „Das ist absurd!“, protestiere ich. „Sie verdächtigen uns doch nicht wirklich?“

      Detektiv Larence hebt kurz die Schultern. „Wäre nicht das erste Lesbendrama, das tödlich endet“, meint er nur.

      Lesbendrama, wie sich das anhört! Geht es noch abwertender?

      „Sie haben diese Alicia Moss doch auch gekannt, Miss Rouvier“, hakt seine Kollegin sofort ein. „Man hat sie zusammen beim Feuer im Greek-Theatre gesehen. Sie haben sich gestritten.“

      „Ja, das stimmt“, gebe ich zögernd zu.

      „Worum ging es denn dabei?“

      Ich schweige. - Ich kann doch unmöglich sagen, dass Alicia mir dort am Feuer diese Selbstmordgedanken eingepflanzt hatte, weil sie Diego für sich haben wollte.

      Larence legt den Kopf ein wenig schräg, als würde er nachdenken. „Schätze mal, diese Moss wurde lästig, und da haben Sie sie einfach so beseitigt.“ Jedes Lächeln ist aus seinem Gesicht verschwunden. Er meint es wirklich ernst! „Ich schlage mal vor, dass wir alle zusammen in mein Büro fahren und dort versuchen, die Sache zu klären.“

      „Haben wir eine Wahl?“, will Lou wissen.

      „Nein! Wenn Sie einen Anwalt anrufen wollen, können Sie das jetzt tun.“

      Festgenommen! Verhaftet! – Was weiß ich, wie die das hier genau nennen. Auf jeden Fall stehen wir unter Mordverdacht und müssen mitkommen. Mann, oh Mann, wir stecken ganz schön tief im Dreck!

      Als Detective Auburn uns unsere Rechte vorliest, drängt sich ein einziges Wort in meine Gedanken und will nicht mehr weggehen: Merde! Merde! Merde! ...

      04 MORGUE

      Knapp zwei Stunden später neigt sich der Alptraum, in den ich da hineingeschlittert bin, scheinbar dem Ende zu. Vor Lous Haus hatten zwei uniformierte Polizisten in einem Streifenwagen gewartet, in den ich einsteigen musste, während Lou mit den Detectives in deren Wagen gefahren war. Damit hatte man wohl verhindern wollen, dass wir unsere Aussagen miteinander abstimmen.

      Mordverdacht! - Man hatte uns behandelt wie Schwerverbrecher. Wir konnten fast schon dankbar dafür sein, dass man uns keine Handschellen angelegt hatte.

      Verhört hat man uns auch in verschiedenen Räumen. Während ich mit Larence in einem tristen Vernehmungsraum gehockt habe, hat diese Auburn sich wohl Lou vorgenommen. Bei dem Gedanken, dass meine Freundin dieser arroganten Zicke ausgeliefert ist, ist mir regelrecht schlecht geworden.

      Larence hat den Raum immer wieder mal verlassen, wohl um sich mit seiner Kollegin über den Fortgang des Verhörs auszutauschen. Vielleicht aber auch nur, um mich ein wenig schmoren zu lassen. – Wenn das der Plan war, dann hat er ganz gut funktioniert: Allein in diesem fensterlosen Raum mit seinen kieselgrau gestrichenen Wänden zu sein, ist mir so auf das Gemüt geschlagen, dass ich schon nach wenigen Minuten laut schreiend an die Tür hätte hämmern können.

      Man macht sich keine Vorstellung davon, wie deprimierend es ist, in so einem totenstillen, schlecht beleuchteten Raum zu hocken, in dem alles grau ist. Der unvermeidliche Spionspiegel starrt auf einen herab wie ein Feind, und man weiß, wenn die Tür sich öffnet, wird es nicht besser, sondern es prasseln immer neue Fragen auf einen ein. Sie wollen einen reinlegen, und man muss immer neuen Fallen ausweichen, die einem gestellt werden.

      Nein, es macht keinen Spaß in einem Raum zu hocken, der eine solche Trostlosigkeit und Feindseligkeit ausstrahlt. Erstaunlich schnell bekommt man Lust, irgendwas zu gestehen, nur um hier rauszukommen, aber das ist natürlich Blödsinn. Schließlich habe ich nichts Böses getan, und das habe ich dem Detective auch immer wieder erklärt, bis er davon müde wurde und endlich aufgab.

      Tja, das Verhör ist für Larence wohl ziemlich unbefriedigend ausgefallen, jedenfalls hatte er immer schlechtere Laune gekriegt, als ich auf seine Fragen antwortete. Klar: Meine Darstellung der Dinge hatte Lücken, dass ein Lastwagen hätte durchfahren können, aber es steht schließlich nirgends geschrieben, dass man Polizisten alles erzählen muss. Es würde ihm nicht gelingen, mir den Mord an Alicia anzuhängen, das hatte er zum Schluss wohl einsehen müssen.

      Eigentlich hatte ich leichtes Spiel gehabt: Wir hatten Alicia nichts getan, fertig! Blieb nur zu hoffen, dass Lou dieser widerlichen Auburn-Barbiepuppe gegenüber genauso cool bleiben konnte, dann würde man uns bald laufen lassen müssen.

      Vorher hatte Larence aber noch einen richtig miesen Job für mich: Ich sollte die Tote identifizieren. - Entweder als Alicia oder als den Schatten, den ich hinter dem Brückengeländer gesehen hatte. Das Problem dabei ist, dass ich keine Wasserleichen ansehen mag. Ich kriege schlechte Träume davon.

      Ich bin als Zwölf- oder Dreizehnjährige am Pont des Invalides mal in eine Situation hineingestolpert,

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