das goldene Haus. Sabina Ritterbach

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das goldene Haus - Sabina Ritterbach

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der Teilnehmer sich meldet, musst du anfangen, das Geld hineinzuwerfen. Kapiert?", und dann wie mein Vater, "hast du genug Münzen, und mach dir Brote für den Strand." Er redete mit mir wie mit einem Kind, und es amüsierte mich, gleichzeitig war ich froh über alle Informationen. Ich packte Picknick, Badesachen, Buch, eine Strohmatte bekam ich auch, und zog ab.

      Auf dem Weg dachte ich an meine Beiden, ich hoffte so sehr, dass es ihnen gut ginge, dass sie glücklich wären. Da stand das Telefonhäuschen, schief nach vorn gekippt, im Boden eingesunken. Sprossenfenster, hellblau-weiß, und über der Tür auf gälisch "Telefon".

      Unzählige Male war dieses Telefonhäuschen mein Ziel, unzählige Male hörte ich dort ihr "Hallo Mama". Ich liebte dieses kleine blauweiße Häuschen, Jahre später bekam es eine ordentliche Wählscheibe, die Kurbel war verschwunden.

      Seit dem letzten Jahr hasse ich dieses Häuschen, und ich habe allen Grund dazu.

      Und schon wieder kehrten meine Gedanken zum vergangenen Jahr zurück, zu diesem einsamen Urlaub, ich sehe uns von unserem "Schlechtwetterspaziergang" zurückkehren. Im Pub an der Kreuzung sollte das letzte Guinness getrunken werden. Es waren mehrere Männer an der Theke. Der Wirt mit seinem mönchisch-asketischen Aussehen war erfreut, uns zu sehen. "Ein Pint, ein Glas." Er wusste Bescheid. Es kostete mich Überwindung, dieses kalte Zeug am späten Nachmittag in mich hineinzuschütten. Aber, was sein muss, muss sein. Die Unterhaltung war allgemein und munter, und nach dem zweiten Glas war ich froh, hier gelandet zu sein. Das dritte Glas wurde mir von einem Gast spendiert, ich flüsterte: "Oh Graus", und er sagte: "Sei tapfer, heb es hoch und lächle." Ich bekam einen Schwips. Ich wollte, dass er mich ansah, ich wollte ihn an diesem letzten Abend für mich gewinnen, mir fiel in diesem Augenblick nicht auf, dass ich diese Situation schon einmal durchlebt hatte.

      Die Konturen verwischten sich, meine Hemmungen und meine gute Erziehung schrumpften zu einem Nichts, ich rutschte mit meinem Barhocker näher an ihn heran, lehnte meinen Kopf an seine Schulter und machte in aller Öffentlichkeit aus meiner Zuneigung zu ihm keinen Hehl. Noch mehr, ich machte ihm eindeutige Angebote. Ich nahm seine Hand und sagte zärtlich: "Komm, lass uns gehen." Er schob meine Hand fort und sagte: "Geh schon mal vor, ich trinkt noch eins, und dann muss ich noch telefonieren."

      Ich rutschte vom Hocker, winkte und verließ den Raum. Es war dunkel, über mir funkelten ein paar Sterne, und vor mir stand die erleuchtete Telefonzelle. Noch ein Pint, dann würde er in seiner typisch gebückten Haltung dort drinstehen und mir ihr sprechen und lachen. Ich lief die dunkle Felsenstraße entlang, bog in unseren Weg und sang, sang, bis ich unsere Haustür erreichte.

      Ich stand ratlos in der Zelle. Schon mehrere Male hatte ich die Kurbel betätigt, ein durchdringendes Pfeifen, manchmal Sprachfetzen, mehr hatte ich nicht zustande gebracht. Ich versuchte es immer wieder, denn ganz weit weg in Italien warteten zwei Kinder auf meinen Anruf. Ich stand in der schiefen Zelle und war traurig.

      Oh, ein wohlbekanntes Geräusch, der Bully stoppte, er sprang heraus und riss die Tür auf.

      "Klappt nicht, was?"

      Er nahm mir den Zettel mit der Nummer aus der Hand und fing an zu kurbeln, gleichzeitig traktierte er den Apparat mit einigen Faustschlägen. "Na, wer sagts denn!" Er gab die Nummer durch und wartete. Die Kabine war eng und niedrig, und er musste sich ein wenig bücken. Es wurde mir bewusst, wie eng wir zusammenstanden. Sein Haar roch nach Kneipe und abgestandenem Rauch. Er lauschte aufmerksam, drückte mir den Hörer in die Hand, gleichzeitig verließ er die Kabine.

      Das Hotel meldete sich, und vor meinem geistigen Auge sah ich, wie Sonja dem Mann an der Rezeption den Hörer aus der Hand riss.

      "Mama", hörte ich sie so entsetzlich weit fort von mir. "Ja, der Stefan steht neben mir, es geht uns gut, und dir, Mama? Der Stefan hat gekotzt, nein, wirklich nicht schlimm.

      Das Wetter wäre schön, sie hätten schon Freunde, es ginge ihnen gut.

      "Rufst du uns in drei Tagen wieder an? Prima!"

      Ich hielt den Hörer noch an mein Ohr gepresst, als das Gespräch schon beendet war, ich blickte durch die Scheibe auf das Stück Meer, das zwischen Felswand und Haus sichtbar war. Ich hatte so viel an sie gedacht, ich hatte Sehnsucht nach ihnen, und was sagt man: "Das Wetter ist schön", aber es zählt nur ein Satz: "Es geht uns gut."

      Er lehnte lässig am Bus.

      "Vielen, vielen Dank für die Rettung." Ich hoffte, er würde meine Dankbarkeit spüren.

      "Steig ein, ich fahr dich zum Strand."

      Wir fuhren durch die Dünen, links und rechts schwarze Bullen, ich war froh, im Auto zu sitzen. Der Bus stand, und wir schauten durch die Windschutzscheibe auf die weiße Bucht, das türkisfarbene Meer, die dunklen Felsen. Wir schauten uns an und lächelten.

      Ich lag auf der Strohmatte und hatte die geschützte Bucht für mich allein. Hinter dem Felsen war noch eine Bucht und dahinter noch eine, ich hätte sie alle haben können, niemand war sonst da. Der Sand rieselte durch meine Finger, ich hörte auf das Meer.

      Das Meer, das war so viele Jahre für mich Holland. Der alljährliche Familienurlaub. Sozusagen mit Kind und Kegel, mit meiner Schwester und ihrer Familie. Es war jeden Tag ein Aufstand, bis alle Schwimmflügel, Eimer und Schäufelchen, das Sonnenöl, der Windschutz, die Butterbrote, bis alles beisammen war, und wie Packesel schleppten wir uns dann mühsam durch den Sand. Alle ließen alles gleichzeitig fallen, ich räumte auf, ordnete das Chaos und schwor mir "nie wieder". War die Lage überschaubar, lag ich auf meiner Matte, schloss die Augen, hörte die Menschen lachen und quietschen und hörte die sich vor Freude überschlagenden Kinderstimmen, hörte das Meer, das beruhigende, ununterbrochene Anrauschen der Wellen und ließ den Sand durch meine Finger rieseln.

      Es gab keine Unordnung um mich, keine Sonnenölflecken, keine sandverklebten Sonnenbrillen, keine Federballschläger, keine Bälle, kein Lachen. Ich lag auf meiner Matte, der Wind war zart, die Sonne angenehm, ich ließ den Sand durch meine Finger rieseln und war unglücklich.

      Noch vor zwei Jahren schien die Welt für mich in Ordnung gewesen zu sein. Wir hatten ein Haus in Holland gemietet und bewohnten es mit dem ganzen Clan. Die Kinder waren zusammen untergebracht und hatten den größten Spaß miteinander. Gab es auch abends keine Ruhe und wurde der Krach zu penetrant, meinte Man­fred, dass es die reinste Erholung wohl diesmal nicht wäre. Er hatte ein langes, anstrengendes Semester hinter sich, er sah müde aus, und so fand ich es natürlich, wenn er abends längere Spaziergänge unternahm und betonte, er hielte es für nötig, allein zu sein.

      Ich machte mir Sorgen, ich beobachtete ihn, wie er grübelnd am Wasser saß und nicht ansprechbar im Liegestuhl lag. Sprach ich ihn an, war er lieb und aufmerksam, aber so, als hätte er sein Visier heruntergeklappt. Er war unruhig und telefonierte oft mit dem Institut, und dann verkündete er, er müsse mindestens für zwei Tage in die Uni, es gäbe Ärger, und er müsse klärend eingreifen. Er wurde allgemein bedauert. Werner meinte, es wäre eine Unverschämtheit, dass man ihn nicht einmal in den Ferien in Ruhe lassen würde. Am Abend war er munter und lustig, und wir spielten Doppelkopf bis tief in die Nacht. Als ich aus dem Bad kam, hatte er die Augen schon geschlossen, ich wusste, er schlief noch nicht, ich rückte auf seine Seite und legte meinen Arm um ihn. Ich fragte ihn, ob er es nicht auch herrlich fände, wenn wir nach diesem Familienurlaub noch zehn Tage ganz für uns allein hätten. Mit Gabi hätte ich schon gesprochen, sie nahm die Kinder, alles wäre in die Wege geleitet. Wir beide hätten den Urlaub nötig. Ich merkte, wie sich sein Körper versteifte, er schwieg. Ich knuffte ihn liebevoll.

      "Sag, was ist los, was spricht dagegen?" Nach längerer Pause sagte er ziemlich grob: "Bevor du alles arrangierst, hättest du mich fragen müssen. Ich kann im Augenblick nicht

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