das goldene Haus. Sabina Ritterbach

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das goldene Haus - Sabina Ritterbach

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      "Schlüssel!"

      Er hielt mir die geöffnete Hand hin, gehorsam übergab ich ihm das Geforderte. Kaum war ich ausgestiegen, saß er schon in meinem Auto und versuchte, es zu starten. Kein Ton. Er versuchte es aufs Neue.

      "Wie hast du es denn bis hierher geschafft?"

      Ich konnte nur mit den Schultern zucken. Er sprang aus dem Wagen und riss die Motorhaube auf. Auf einem Mauervorsprung am Pub-Eingang genoss ich die Sonne, jetzt konnte ich ihn das erste Mal genauer beobachten, ohne sofort von seinen coolen blauen Augen angegriffen zu werden. Viel war allerdings im Moment nicht sichtbar, da sein Oberkörper fast immer unter der Motorhaube steckte. Ich amüsierte mich, als ich ihn so hin und her wieseln sah, denn ich dachte an mein Schönheitsnotprogramm, und wie sehr ich mich gehetzt hatte, er hatte nur seine zehn Finger nach dem Frühstück betätigt.

      Nun tauchte er in ganzer Größe auf und knallte die Motorhaube zu.

      "Da kann ich nichts machen, bei der Elektrik streike ich, da bin ich nicht gut, sonst schon." Den Nachsatz konnte er sich nicht verkneifen.

      "Es ist Samstag, die Werkstatt hat geschlossen, das kommt davon, wenn man bis mittags schläft."

      Ich war entsetzt, nun saß ich hier fest. Der Himmel war blau, die Sonne schien, aber es interessierte mich nicht. Da schallte es laut aus dem Bully: "Willst du hier Wurzeln schlagen?" Oh Gott, was für ein Typ!

      Er grinste fröhlich, als ich neben ihm im Bus saß. Ich schaute nicht auf den See, ich dachte nach, ich musste ein Hotel finden, und ich wollte ihn fragen, was ich ihm für sein „Bed and Breakfast“ schuldete. Bisher hatte ich ihn noch nie angesprochen, ich hatte Probleme mit dem "Du". Der Wagen hielt vorm Haus, und er sagte gutgelaunt: "Eva, ich mache neuen Tee, willst du auch einen?" Er sagte "Eva", und ich schaute ihn entgeistert an.

      "Ha, ich bin Detektiv, ich habe den Namen schon gestern Abend auf dem Kofferschild gelesen."

      "Also Emil", sagte ich. Er stutzte einen Lidschlag und rief begeistert: "Nicht schlecht, nicht schlecht." Er hielt mir die Hand entgegen, ich ergriff sie, er schüttelte sie fast förmlich und hielt mir dann seine ölverschmierte Handfläche vors Gesicht. Ich sah meine Hand an, und wir lachten, wir standen in der Sonne und lachten, der erste Bann war gebrochen, und dies tat gut. Eigentlich hatte ich keinen anderen Wunsch, ich wollte in der Sonne stehen und lachen.

      Vor der Haustür standen ein kleiner Tisch und zwei Stühle, ich folgte den Geräuschen und fand den Hausherrn in einer selten hässlichen, unordentlichen Küche. Das Teewasser summte. Auf dem Tisch standen schon die Tassen, ich öffnete eine Schublade und fand die Löffel und im Kühlschrank eine einsame Milchflasche. Ich stellte alles aufs Tablett und ging hinaus, und er kam mit dem Tee, Keksen und einer halbvollen Flasche Whisky.

      Er hob die Flasche und sagte: "Das habt ich doch verdient, außerdem ist es schon Nachmittag." Der Sinn dieses Satzes blieb mir verborgen. Er streckte sich, machte die Beine lang, grunzte zufrieden und klappte die Augen zu. Einerseits war ich froh, dass er diese beunruhigenden Dinger geschlossen hatte, andererseits hatte ich doch ernste Probleme, die ich besprochen haben wollte, aber wie spricht man mit jemandem, der die Augen fest zuhält. Jedenfalls konnte ich ihn mir so ein wenig genauer anschauen. Ich war auf der Hut, denn jeden Moment konnte er die Augen öffnen und mich dabei ertappen, wie ich ihn anstarrte.

      "Na, bist du begeistert von dem, was du siehst?"

      Gott, war mir das peinlich, ich hätte in den Boden sinken können. Er aber lachte, er lachte voller Schadenfreude, aber auch so herzlich, dass ich nicht anders konnte, ich musste mitlachen.

      Das war die Gelegenheit, ich fragte nach einem Hotel, und meine Schulden wollte ich auch am liebsten sofort begleichen. Natürlich, in der nächsten Stadt gäbe es ein Hotel, aber wie ich das mit dem Auto machen wollte, das wäre doch von dort aus, ein ziemlicher Umstand. Er jedenfalls hätte nichts dagegen, wenn ich bis Montag bliebe. Er hätte zu tun, abends ginge er fort und käme erst gegen Morgen zurück, das sage er nur, damit ich nicht vom Haustürgeräusch erschrecke. Eine lange Rede für seine Verhältnisse.

      "Und was bin ich schuldig?" Noch immer vermied ich jegliche Anrede.

      "Abarbeiten."

      Er war unkompliziert, freundlich und bissig.

      "Schau dir mal das Haus an, warte, ich komme mit."

      Das Wohnzimmer mit der verglasten vorgebauten Essecke kannte ich schon. Es gefiel mir. Die Möblierung war einfach, am Kamin ein Sofa und ein typisch irischer, großblumig gemusterter Teppichboden. Vom Wohnzimmer gings direkt in meine Schlafkoje, über den Flur zu seinem Zimmer. Wir ließen es geschlossen, hinten die Küche, oben die Baustelle und das Bad.

      "Schön", sagte ich.

      "Schön? Das soll erst schön werden, aber ich lasse mir Zeit, es hat keine Eile. Die Lage ist gut, das Haus liegt geschützt, das Meer ist ganz nah."

      "Wo", rief ich, "wo ist es?"

      "Gleich da drüben, du kannst es nicht sehen, da oben", und er zeigte mit dem Arm zur Straße, "es liegen die Felsen davor."

      "Mein See hinterm Haus mündet ins Meer, er hat Ebbe und Flut. Eine Rarität! Also, dir gefällt das Quartier, du bleibst."

      "Danke, sehr gern, was kann ich tun?"

      "Also, heute nichts, und morgen ist der Tag des Herrn, lass uns am Montag darüber reden. Ich muss was tun, schau dir die Umgebung an. Bis später."

      Ich fing mit der Erkundung gleich hinterm Haus an, ich wollte durchs Wäldchen zum See. Hilflos in Brombeerranken verfangen, die Füße im Matsch, war ich froh, ohne größere Schrammen da wieder herausgekommen zu sein. Ein neuer Versuch wurde gestartet, recht uncharmant überwand ich einen Graben, kämpfte mich durch hohen Farn, glitschte über feuchte Steine und Moos und stand dann zwischen Heidekraut und großen Steinen am Ufer. Ich drehte mich um, das Haus war ganz nahe, mit seinen vielen verschiedenen Anbauten glich es einem Schlösschen. Am gegenüberliegenden Ufer lag das Dorf und rechts von mir die Felsenstraße, die mir die Sicht aufs Meer nahm.

      Der See war braun und leicht gekräuselt, das hellgrüne Schilf bewegte sich und rauschte, und zu allem Überfluss glitten zwei Schwäne übers Wasser. Ein Motor brüllte auf, und als ich mich umdrehte, sah ich noch gerade den Herren des kleinen Schlösschens mit seinem Höllengefährt um die Ecke sausen.

      Ich machte mir Gedanken über meinen Wirt, versuchte vergeblich, sein Alter zu schätzen, stellte mir sein Gesicht vor, die merkwürdig intensiven Augen, die schweren Augenlider, die steile Falte zwischen den Brauen, der Mund, zu viel Bart, aber beim Lachen die fehlende Ecke am vorderen Schneidezahn. Er redete mit den Händen, große Gesten, auf dem Handrücken und sogar auf den Fingern braunes Fell.

      Was macht er hier, ob er wohl immer hier wohnt? Plötzlich war es mir gleichgültig, in eineinhalb Tagen bin ich fort, sagte ich mir.

      Die Strecke, die ich mir hierher so mühselig gebahnt hatte, musste ich nun wieder zurück. Ein Sprung über den Graben, ich war auf dem Weg. Ich ging die Felsenstraße zum Dorf, bog in eine schmale Nebenstraße, kleine Häuser, Kinder spielten auf der Straße, und die Hunde. Vor jedem Haus, in jedem Vorgarten lauerten sie auf mich. Mit lautem Gekläff rannten sie in den Gärten, bis sie von einer Mauer oder einem Zaun gestoppt wurden. Die anderen, die auf der Straße lagen oder saßen, beäugten mich schon von weitem, und wenn ich mich dann ihrem Territorium näherte, gings los. Mit wüstem Gebell sausten sie um mich herum, es dauerte eine Weile, bis ich

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