Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk
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Pferdevolk Grund haben, seinen Ruhm zu besingen.
Kormund wandte sich im Sattel um. »Auf, Ihr Herren, die Streife ist noch
nicht beendet. Lasst uns eilen, denn bald ist die Wehrübung der Pferdelords,
und dann wird es viel zu erzählen und zu besingen geben.«
Hatmerlemin lachte fröhlich auf. »Und dazu reichlich Gerstensaft und
Wein.«
Kormund nickte. Im Augenblick empfand er allerdings keine große
Freude.
Kapitel 4
Merdonan, die Hauptstadt der Ostmark des Pferdevolkes, war in vielerlei
Hinsicht ein ungewöhnlicher Ort. Sie war aus dem Zusammenschluss
einzelner Gehöfte hervorgegangen, jedoch wegen der Nähe zum Ostgebirge
gleich als befestigter Grenzweiler angelegt worden. Damals hatte eine
hölzerne Palisade die Gebäude umgeben. Doch sehr schnell war der Weiler zu
einer Stadt herangewachsen, die man, ganz ungewöhnlich für eine Stadt der
Pferdelords, nicht mit einer hölzernen Befestigung umbaut hatte, sondern mit
einer Stadtmauer aus Stein. Diese war vier Längen hoch und von einem
überdachten Wehrgang umgeben. In regelmäßigen Abständen waren
Plattformen angelegt, auf denen kleine Katapulte standen, und breite
Aufgänge führten zur Mauerkrone hinauf. Lediglich das Haupttor im Westen
war von zwei massigen Wehrtürmen flankiert.
Die Mauer hatte den Vorteil, dass sie bei einem Angriff Schutz bot, und
zugleich den Nachteil, dass sie nur schützte, was von ihr umschlossen wurde.
Da in Merdonan über dreitausend Menschen lebten, war die Stadt trotz ihrer
Ausdehnung eng bebaut, denn jeder Bürger wollte innerhalb des Walls
wohnen. Die Häuser waren schmal und bis zu drei Ebenen hoch, und die
Gassen zwischen ihnen waren eng. Nur die breite Hauptstraße, die vom
Stadttor zum Zentrum und weiter bis zum Großen Turm an der Ostmauer
führte, machte hierin eine Ausnahme.
Die hohe Bevölkerungsdichte Merdonans machte die Stadt auch
verwundbar, denn derart viele Menschen brauchten auch viel Wasser und
Nahrung. Die Wasserversorgung war unproblematisch, denn in der Nähe zum
Sumpfland war der Grundwasserspiegel niedrig, und es war ebenso leicht,
einen Brunnen zu graben, wie es schwierig war, ein stabiles Fundament im
Boden zu errichten. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln erfolgte hingegen
durch die Gehöfte im Umland der Stadt. Die Ostmark bot guten Weidegrund
und Ackerboden, und es gab große Herden von Hornvieh und Schafen sowie
ausgedehnte Getreidefelder. Im Zentrum der Stadt befand sich der
Versammlungsplatz, auf dem der Markt abgehalten wurde, und wenn man der
breiten Straße weiter folgte, erreichte man den Großen Turm, an dessen Fuß
sich das wehrhafte Haus des Pferdefürsten der Ostmark und ein Vorplatz
befanden.
Der Turm war das Wahrzeichen der Stadt und fand sich als Symbol auf
den grünen Rundschilden der Pferdelords aus Merdonan wieder. Seine
nadelförmige Silhouette war schon aus großer Entfernung zu erkennen, denn
er erhob sich hoch über die Wehrmauer und jedes andere Gebäude. Und so
hoch er war, so alt war er auch, ja, es hieß sogar, er sei zu Zeiten der alten
Königreiche errichtet worden. Man bezeichnete ihn auch als Ostwache, denn
von seiner obersten Plattform aus hatte man einen weiten Blick über das
Land, vor allem nach Osten hin, wo sich hinter mächtigen Gebirgszügen das
Land der Dunklen Mächte befand.
Der Mann, der gerade die zahlreichen Stufen zur Plattform des Turmes
emporstieg, hatte seine besten Jahre bereits hinter sich, und der lange Aufstieg
fiel ihm schwer. Doch Bulldemut, der Pferdefürst der Ostmark, wurde von
Sorgen und düsteren Vorahnungen geplagt, die ihn immer wieder zum
Ausblick hinauftrieben.
Obwohl er keine Rüstung und nur sein ledernes Wams über der wollenen
Kleidung trug, schwitzte er vor Anstrengung. Soeben hatte er den grünen
Umhang der Pferdelords mit dem schwarzen Saum der Ostmark abgelegt und
trug ihn nun lose über dem Arm. Er beneidete seinen Begleiter um die
Mühelosigkeit, mit der dieser die Stufen erklomm.
Trotz seines gesetzten Alters war Bulldemut von schlanker Gestalt, und
man hätte sein markantes Gesicht als freundlich bezeichnen können, wenn
man des Pferdefürsten aufbrausendes Temperament nicht kannte. Der
Schwerthieb eines Feindes hatte einst sein rechtes Ohr abgetrennt, aber
Bulldemut vermisste es nicht besonders, zumal sein damaliger Gegner einen
schmerzlicheren Verlust hatte einstecken müssen.
»Ich bewundere Euch für die Leichtigkeit, mit der Ihr diese endlosen
Stufen nehmt, Hoher Herr Mor«, brummte Bulldemut und warf seinem Ersten
Schwertmann einen neidvollen Blick zu. »Auch Ihr seid nicht