Sonnenwarm und Regensanft - Band 4. Agnes M. Holdborg

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sonnenwarm und Regensanft - Band 4 - Agnes M. Holdborg страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Sonnenwarm und Regensanft - Band 4 - Agnes M. Holdborg

Скачать книгу

letz­ten Mal ge­ra­de­zu ein De­sas­ter. Du weißt ge­nau, dass du mich to­tal aus dem Kon­zept bringst, wenn du ver­suchst, mich ge­dank­lich zu be­ein­flus­sen. Nein, nein, ich muss das selbst schaf­fen. Ich muss mei­ne Ner­vo­si­tät un­be­dingt in den Griff krie­gen. Vor den Klau­su­ren schaf­fe ich das ja schließ­lich auch.«

      »Du hast so viel zu tun, Klei­nes. Die Schu­le, die Lern­grup­pe, die nächs­ten Klau­su­ren, da­zu noch die Fahr­prü­fung.« Den Pro­zess er­wähn­te er wohl­weiß­lich nicht. »Da soll­test du dir die­ses Wo­chen­en­de mal ein biss­chen Ru­he gön­nen.« Zärt­lich strich er mit dem Mund über ih­re Lip­pen. »Wie wär‘s mit ei­nem kö­nig­li­chen Spa-Wo­chen­en­de im Schloss. Vi­tus und Lo­a­na wür­den sich freu­en. Sen­tran will Le­na mor­gen auch ab­ho­len.«

      »Vi­tus und Lo­a­na sind zu­rück?« Ih­re Stim­mung hell­te sich merk­lich auf.

      »Na, dan­ke«, er­wi­der­te Vik­tor ge­spielt mür­risch. »So fröh­lich soll­test du nur gu­cken, wenn du an mich denkst und nicht bei dem Ge­dan­ken an mei­nen Pa­pa und sei­ne frisch­ge­ba­cke­ne Ehe­frau.«

      »Quatsch­kopf.« Sie knuff­te ihm leicht in die Rip­pen. »Wie geht es ih­nen? Wie geht es Lo­a­na? Sieht man schon was?«

      »Das wirst du doch bald selbst fest­stel­len kön­nen. – Al­so gut«, füg­te er ei­lig hin­zu, als An­na ih­re Hän­de in die Hüf­ten stemm­te und ihn aus ih­ren hel­len Sa­phi­rau­gen auf­for­dernd an­blitz­te. »In ihr Braut­kleid wird sie der­zeit de­fi­ni­tiv nicht mehr rein­pas­sen. Es ist er­staun­lich, wie die Schwan­ger­schaft sie in den letz­ten drei Wo­chen ver­än­dert hat. Sie trägt ei­ne rich­ti­ge klei­ne Ku­gel vor sich her. Klein und rund.« Vik­tor wur­de nach­denk­lich. »Vi­tus ist wie­der ein­mal im Zwie­spalt. Ei­ner­seits kann er es kaum ab­war­ten, aber dann …«

      Er be­en­de­te den Satz nicht, schau­te ver­le­gen an An­na vor­bei und sie wuss­te wes­we­gen.

      … Auch Vik­tors Mut­ter, ei­ne Men­schen­frau na­mens Ve­ro­ni­ka Mül­ler, hat­te Zwil­lin­ge von Vi­tus er­war­tet, war al­ler­dings vor neun­zehn Jah­ren di­rekt nach der Ge­burt von Vik­tor und sei­ner Schwes­ter Vik­to­ria ge­stor­ben. Ob das ge­sch­ah, weil sie ein Mensch war, oder es einen an­de­ren Grund da­für gab, wuss­te nie­mand. Selbst Vi­tus, der Ve­ro­ni­ka un­end­lich lieb­te, war nicht in der La­ge ge­we­sen, ihr zu hel­fen, ob­wohl er schon da­mals mäch­ti­ge über­sinn­li­che Kräf­te be­saß.

      Ve­ro­ni­ka war ein­fach von ihm ge­gan­gen und hat­te ihn mit sei­nen bei­den Kin­dern al­lein­ge­las­sen. …

      Kein Wun­der, dass Vik­tor, wenn er nun Lo­a­na sah, hin und wie­der schmerz­lich an sei­ne ver­stor­be­ne Mut­ter er­in­nert wur­de. Und kein Wun­der, dass Vi­tus ab und zu in Pa­nik ge­ri­et, wes­halb er es häu­fig mit sei­ner Für­sor­ge ge­gen­über Lo­a­na über­trieb. Die wuss­te um sei­ne Ängs­te, wes­we­gen sie die­se Für­sor­ge ge­dul­dig zuließ.

      An­na leg­te ih­re Wan­ge an Vik­tors, was nur mög­lich war, in­dem sie sich auf die Ze­hen­spit­zen stell­te und sei­nen Kopf zu sich her­ab­zog.

      »Wir könn­ten dein Ta­blet mit ins Schloss neh­men und uns dort ein paar Vi­de­os von dei­ner Ma­ma an­se­hen. Du hast sie al­le di­gi­ta­li­sie­ren las­sen, aber im­mer noch nicht kom­plett an­ge­schaut. Viel­leicht wä­re es gut, sie la­chen zu se­hen«, mein­te sie lei­se.

      »Ja, das könn­ten wir tun.« Nach­dem er noch ein­mal kräf­tig durch­ge­at­met hat­te, sah er An­na freu­de­strah­lend an. »Komm, Sü­ße, sa­gen wir dei­nen El­tern kurz Tschö und hau­en dann ab.« Er grins­te schon wie­der. »Ich krie­ge das Bild von dir als Ve­nus­fal­le ein­fach nicht mehr aus dem Kopf.«

      »Ve­nus-flie­gen-fal­le!«

      »Mei­net­we­gen.«

      ***

      We­ni­ger als zwei Stun­den spä­ter saß Vik­tor ge­mein­sam mit An­na, Vi­tus und Lo­a­na im klei­nen Ka­min­zim­mer des Schlos­ses. Nicht dass die­ses Zim­mer wirk­lich klein war. Nur in An­be­tracht manch an­de­rer Räu­me des rie­si­gen Ge­mäu­ers konn­te man es als re­la­tiv klein be­zeich­nen. Vik­tor moch­te den Raum. Er fand ihn mit sei­nen ge­dämpf­ten Fa­r­ben, den be­que­men Ses­seln und hüb­schen Holz­tisch­chen, auf de­nen man beim Ge­spräch sein Ge­tränk ab­stel­len konn­te, rund­her­um ge­müt­lich.

      Ein­zi­ger Blick­fang ne­ben dem Ka­min war ein gro­ßes be­ein­dru­cken­des Ge­mäl­de, das di­rekt über dem wei­ßen Mar­mor des Ka­min­sim­ses prang­te:

      Es zeig­te lo­dern­des Feu­er mit zün­geln­den Flam­men in­mit­ten ei­nes wild to­sen­den Stur­mes, das durch die Wahl al­ler mög­li­chen Rottö­ne und -schat­tie­run­gen die im­men­se Macht die­ser Na­tur­ge­wal­ten aus­drück­te. Trotz­dem do­mi­nier­te ein dar­in ver­bor­ge­nes, den­noch deut­lich zu er­ken­nen­des Ge­sicht – Lo­a­nas Ge­sicht, das, un­ge­ach­tet der grün-bläu­lich an­ge­leg­ten Fa­rb­wahl, ei­ne un­ge­heu­er wär­me­n­de Kraft und Gü­te ausstrahl­te. Wenn man ganz ge­nau hin­sah, konn­te man in Lo­a­nas Pu­pil­len so­gar Vi­tus er­ken­nen.

      Die­ses Bild hat­te Vik­to­ria für ih­ren Va­ter ge­malt, da­mit der es sei­ner Braut zur Hoch­zeit schenk­te. Vik­tor fand, dass sich sei­ne Schwes­ter mit dem aus­drucks­star­ken, be­rüh­ren­den Bild selbst über­trof­fen hat­te und recht dar­an tat, ihr Kunst­stu­di­um in Düs­sel­dorf fort­zu­set­zen.

      Wäh­rend er noch über das Ge­mäl­de sin­nier­te, rub­bel­te er mit ei­nem Tuch An­nas lan­ges gold­blon­des Haar tro­cken. Denn an die­sem Tag herrsch­te aus­nahms­wei­se sehr schlech­tes Wet­ter im El­fen­land. Es war kalt und goss wie aus Kü­beln. Weil man bei den El­fen üb­li­cher­wei­se zu Pfer­de un­ter­wegs war an­statt in ei­nem schüt­zen­den Au­to oder Ähn­li­chem, wa­ren sie bei­de pit­sch­nass im Schloss ein­ge­trof­fen.

      … Sei­ne El­fen­welt exis­tier­te par­al­lel zu je­ner der Men­schen und konn­te aus­schließ­lich über ge­hei­me Ein­gän­ge er­reicht wer­den. Au­ßer­dem wa­ren vie­le zu­sätz­li­che Por­ta­le zu durch­que­ren, um zum Bei­spiel zum kö­nig­li­chen Schloss zu ge­lan­gen. Da­zu be­nö­tig­te man nicht nur die pas­sen­den Schlüs­sel­wor­te. Auf Rei­sen über Land war es zu­dem rat­sam, ein el­fi­sches Pferd zu be­sit­zen, das einen si­cher zu den oft weit von­ein­an­der ent­fern­ten El­fen­or­ten trug.

      Selbst wenn er mit An­na auf sei­nem schnee­wei­ßem Pferd Ari­el­la ritt, brauch­ten sie fast im­mer ei­ne vol­le Stun­de, um zum Schloss zu ge­lan­gen. Und das, ob­wohl sein Haus di­rekt am Ein­gang zum El­fen­reich lag.

      Auch An­nas Wald be­fand sich nah am Ein­gang, was sie da­mals, als Vik­tor sie an­sprach, na­tür­lich noch nicht wis­sen konn­te. Aber al­lein die­ser Um­stand hat­te ihn zu An­na ge­bracht, als er sei­ner­zeit die dor­ti­ge Ge­gend zu er­kun­den be­gann, da­bei das hüb­sche träu­men­de Mäd­chen auf der Lich­tung ent­deck­te

Скачать книгу