Sonnenwarm und Regensanft - Band 4. Agnes M. Holdborg
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Seit er sie dann eines Tages angesprochen hatte, waren sie ein Paar. Seitdem und für ewig! …
»Du solltest mein Angebot annehmen, Anna«, meinte Vitus ernst, als er ihr feuchtes Haar betrachtete.
Beim Anblick des vor Nässe triefenden Paares hatte er den Kamin allein mit dem Schnippen seiner Finger entzündet. Nun prasselte es fröhlich und wohltuend wärmend vor sich hin.
»Gertus ist ein ruhiges, braves Pferd. Etwas klein geraten, dennoch wendig, schnell und treu. Mein Rittmeister hat es mir für dich empfohlen. Es wäre optimal. Du und Viktor, ihr wärt bestimmt mehr als eine Viertelstunde früher hier im Schloss, wenn du mit deinem eigenen Pferd reisen würdest.«
»Danke, Vitus«, gab Anna matt zur Antwort, »aber ich hab halt immer noch riesigen Respekt vor den Tieren. Ich bin‘s nicht gewohnt und hab nie reiten gelernt.«
Vitus lächelte. »Anna, du musst nicht lernen, auf einem Elfenpferd zu reiten. Es muss dich nur kennen. Den Rest macht es einfach selbst.«
»Ihr habt gut reden, ihr Elfen. Ihr seid alle total groß und stark. Deshalb habt ihr kein Problem damit, auf den breiten Rücken eines solchen Riesen zu springen. – Oh, entschuldige, Loana. Es gibt natürlich Ausnahmen.«
Schmunzelnd registrierte Viktor, dass die für Anna so typische Röte bei ihr aufstieg, und das, wo er gerade noch genau darüber nachgedacht hatte. Sie war sichtlich verlegen, hatte sie doch außer Acht gelassen, dass Loana nur ein paar Zentimeter größer war als sie selbst. Eine wirkliche Seltenheit in der Elfenwelt. In der Regel waren Elfen eher groß.
Loana lachte hell auf. »Du brauchst nicht rot zu werden, Anna. Ich bin halt was kleiner, genau wie Denara. Das macht mir nichts aus.«
Loana nippte genießerisch an ihrer Tasse. Es war allen bekannt, wie sehr sie ihren Kaffee liebte. Das umso mehr, seitdem Vitus der Auffassung war, er könnte vielleicht schädlich für sie und die Babys sein, weshalb er ihren Kaffeekonsum seit einiger Zeit rationierte.
»Es ist nicht schwer, auch für uns Kleine, auf einen Pferderücken zu kommen. Das kannst du lernen. Vitus hat recht, Anna. Alles Übrige übernimmt das Tier. Versuch es doch mal.« Nach einem weiteren Schlückchen stellte sie die Tasse ab. »Du besitzt alle Schlüssel, um hierherzugelangen. So könntest du alleine anreisen, wenn Viktor einmal keine Zeit hat, dich abzuholen. Was meinst du?«
Anna seufzte.
»Oh je! – Autofahren. Reiten. – Alles nicht meine Welt!«
Lautes Gelächter brach aus, denn sie hatte wieder einmal vergessen, ihren Geist zu verschließen. Das passierte ihr häufig. Zu ihrem Leidwesen konnten die Elfen dann in ihr lesen wie in einem offenen Buch.
»Wir probieren es nachher mal aus, Süße«, schlug Viktor immer noch lachend vor. »Außerdem, was heißt hier: Ihr Elfen? Ich bin nur ein halber Elfe und habe keine Probleme. Und du bist schließlich auch kein reinblütiger Mensch, sondern hast selbst jede Menge Elfenblut in dir. Also, mach dich nicht immer so verrückt.«
»Daran muss ich mich halt noch gewöhnen. Ich weiß ja erst seit Kurzem, dass ich einen Elfenopa hatte. Wer weiß, ob ich so was kann? – Ach, Mist! Wieder den Geist nicht verschlossen!«
Jeder wusste, dass Vitus falsche Bescheidenheit entschieden gegen den Strich ging und deswegen ungehalten reagieren konnte. Zu Viktors Erleichterung lächelte sein Vater freundlich. »Du liest Gedanken und entwickelst ständig mehr emphatische Fähigkeiten, Anna. Wieso hast du immer noch Zweifel an dir? Schau dir Viktor an. Er ist inzwischen kaum von einem Vollblutelfen zu unterscheiden. Gerade gestern erst hat er nicht nur Blitze vom Himmel geholt. Nein, er hat ein ganzes Gewitter samt heftigem Sturm gerufen.«
Grinsend sah er Viktor kurz an. »Ich war natürlich nicht dabei. Wir waren ja noch auf der Rückreise. Aber ich habe es deutlich gespürt. Viktor war ziemlich mies gelaunt, weil er dich gestern nicht sehen konnte, Anna. Hier im Schloss gab es einfach zu viel zu tun. Da ist es mit ihm durchgegangen und …«
»Also wirklich, Vater«, fuhr Viktor dazwischen.
Doch Vitus hob gebieterisch die Hand. »Du musst noch lernen, dich zu zügeln, Viktor. Es macht mich trotzdem stolz, dass du es kannst. Was du alles gelernt hast, seit du Anna kennst, ist nun mal erstaunlich. Und auch Anna lernt sehr viel, genau wie ihre Geschwister und Viktoria. Das erfüllt mich mit großer Freude.«
»Ich dachte immer, es liegt an Vitus, dass Viktor so viel gelernt hat. Es kann doch nicht an mir liegen!«
»Anna, du unterschätzt dich und deinen animierenden Einfluss auf Viktor maßlos. Ihr liebt euch. Diese Liebe, übrigens auch die körperliche, beflügelt euch sozusagen. Das ist stimulierend für eure Fähigkeiten.«
Viktor sah seinen Vater lächeln, weil der Annas erneut aufkommende Röte genauso wahrnahm wie er. Aber im Gegensatz zu ihm bereitete es Vitus stets größtes Vergnügen, sie in Verlegenheit zu bringen. Obwohl Anna das bekannt war, sah sie sich nie in der Lage, in solchen Situationen die Fassung zu wahren. So war es eine logische Folge, dass Vitus nicht widerstehen konnte, noch eins draufzusetzen: »Du wirst eines Tages eine wundervolle Königin sein, Anna.«
»Ogottogott, nicht immer dieses blöde Königinnenthema! Davon wird mir schlecht, ogottogott!«
»Lass sie in Ruhe«, schimpfte Loana. »Du weißt, dass ihr dein Gerede davon Angst macht. Anna ist erst siebzehn. Bestimmt hat sie zurzeit andere Pläne, als Königin des westlichen Elfenreiches zu werden. Du benimmst dich manchmal wie ein Plustergeist!«
»Wie ein was?«, fragte Vitus entgeistert.
Jetzt lachte Viktor mit Anna um die Wette, da Loana aufgrund ihrer bretonischen Herkunft ab und an die Worte verdrehte. Besonders bei Flüchen, Schimpfwörtern und Redensarten bekam sie manches Mal Schwierigkeiten. Eigentlich hatte sein Vater trotzdem keine Verständigungsprobleme mit ihr, konnte jedoch mit diesem »Plustergeist« ganz offenkundig nichts anfangen. So stand ihm mehr als nur