Sonnenwarm und Regensanft - Band 4. Agnes M. Holdborg
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Sie trank danach einfach mit Genuss ihre Tasse leer und wollte sich gerade nachschenken, als Vitus eine Hand auf die Kanne legte.
»Trink jetzt lieber Kräutertee, Kened. Sonst wird dir vielleicht übel.«
Loana seufzte schwer, nickte aber zustimmend und musste resigniert mit ansehen, wie die tüchtige Dienerin Etita Sekunden später eintrat, um den Tee zu servieren.
»Also gut«, gab Vitus sich zufrieden, als er sah, wie Loana einen Schluck vom Tee nahm, »genug von dem Königsthema. Stattdessen könnten wir euch ein bisschen von unserer Reise erzählen. Loana ist eine begnadete Seglerin, müsst ihr wissen. Man merkt sofort, dass sie an der Küste aufgewachsen ist.«
Er nahm die Hand seiner Frau und strich zart mit den Lippen darüber.
»Na ja«, meinte Loana zurückhaltend, »viel konnten mir meine Eltern nicht beibringen. Sie starben ja früh. Und während meiner Jahre im Heim habe ich das Meer kaum zu Gesicht bekommen. Aber danach habe ich ein paar Jahre als Fischerin gearbeitet. Das war herrlich. Dabei lernte ich Tanguy kennen, bevor wir zu seiner Familie zogen.«
… Viktor sah Loana an, dass sie eigentlich nicht über Tanguy hatte sprechen wollen. Sein Name war ihr einfach so herausgerutscht. Meist erwähnte sie ihn nicht. Die Erinnerung tat ihr unverkennbar weh. Loana hatte Vergangenheit samt Heimat hinter sich gelassen. Sie hatte einen Schlussstrich unter all das gezogen und war mit Vitus gegangen. Ihre gesamten Ländereien hatte sie Ewen, dem Bruder ihres verstorbenen Gatten, und dessen Frau Armelline überlassen. Seither war sie nie mehr dorthin zurückgekehrt.
Sie hatte jetzt Vitus und seine Liebe. Das reichte ihr voll und ganz. Was brauchte sie mehr? Die bretonische See, die sie jeden Tag in Vitus‘ Augen sah, die hatte sie dennoch hin und wieder schmerzlich vermisst. …
Da auch Vitus ihre Melancholie erkannte, streichelte er Loanas Wange. »Du bist eine sehr gute Seglerin und Fischerin. Das hast du mir gezeigt. Und du bist ganz besonders schön, wenn du das Meer um dich hast, Kened. Wir werden solche Reisen noch oft unternehmen, das verspreche ich dir.«
Während er in ihre edelsteingrünen Augen schaute, wickelte er versonnen eine Strähne ihres honigblonden Haars um seinen Finger. »Jetzt lass uns den Kindern von unserer Hochzeitsreise erzählen.«
Der Tag beginnt
»Ach nein, Viktor, ich bitte dich«, stöhnte Anna verdrossen. »Nicht schon wieder.«
Ab und zu hielt Viktor sie am frühen Morgen fest in seinen Armen. Er gab sie einfach nicht frei, auch wenn sie eine volle Blase plagte und deshalb dringend auf die Toilette musste.
Eigentlich war er meist vor ihr wach. Er beobachtete gern, wie sie schlief. Sie sähe dabei zum Anbeißen süß aus, so zusammengerollt wie ein kleines Kätzchen, hatte er ihr erklärt. Trotzdem übermannte ihn wohl manchmal die Müdigkeit. Dann schlief er so tief und fest, dass er kaum wachzubekommen war. Währenddessen umarmte er sie derart besitzergreifend, als ob man sie ihm wegnehmen könnte.
Viktors Bett in seinem Schlosszimmer war mit dem goldenen Himmel und den kunstvollen Schnitzereien im dunklen Holz nicht nur wunderschön, es bot zudem auch ausreichend Platz. Dennoch nahmen sie beide meist nur einen Bruchteil davon ein, da Viktor seine Arme und Beine um Anna geschlungen hielt, als wäre er ein Oktopus und nicht nur vier, sondern acht Gliedmaße würden sich um sie winden.
Demnach war seine Reaktion auf ihre Bitte, sie aufstehen zu lassen, eigentlich vorhersehbar, denn er zog sie, wie jedes Mal, noch fester an sich. »Nein, meine Süße, du bleibst fein bei mir. Vielleicht kommst du sonst nicht zurück«, knurrte er im Halbschlaf. »Wer weiß, vielleicht wirst du entführt und dann stehe ich da – allein – ohne … Oh – ooh, scheiße!«
Wie vom Blitz getroffen ließ er Anna los und sprang aus dem Bett. Nun hatte er doch davon angefangen: von Entführung! Und der Gedanke daran führte sie zwangsläufig und geradewegs zu dem heute stattfindenden Strafprozess.
»Entschuldige, Anna, das war echt blöd von mir!«, rief er aus und raufte sich die vom Schlaf zerzausten Haare. Dann schüttelte er vehement den schönen Kopf. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid! Ich bin ein Volltrottel! Ich …«
»Hey, mach mal halblang, Viktor. Alles ist gut. Ich werde diese doofe Verhandlung überstehen, echt. Mach dir also keinen Kopf.« Mittlerweile war auch sie aufgestanden, schlüpfte geschmeidig an ihm vorbei und war einfach nur froh, endlich zur Toilette gehen zu können.
Als sie zurückkam, lag er wieder im Bett und blickte ihr ernst entgegen. »So wollte ich den heutigen Tag nun wirklich nicht beginnen, Kleines.«
Nachdem sich Anna zu ihm unter die Decke gekuschelt hatte, gab sie ihm einen süßen Kuss. »Der Mistkerl macht mir keine Angst mehr, das weißt du doch. Ich habe nur nicht mehr davon gesprochen, weil ich uns die Stimmung nicht verderben wollte. Die Zeit ist viel zu kostbar, um sie auch nur mit einem Gedanken an diesen fiesen Typen zu verschwenden.« Sie streckte sich genüsslich aus, bevor sie nach ihrer Brille griff. »Wie spät ist es denn?«
»Wir haben noch massig Zeit. Es ist halb sieben. Die Verhandlung beginnt ja erst nach dem Mittag. Vor ein Uhr brauchen wir nicht dort zu sein. Ein Glück, dass wir für die gleiche Zeit als Zeugen geladen wurden. So bist du also nicht allzu lange allein.«
»Dabei hast du wohl vergessen, dass wir gedanklich so gut wie immer zusammen sein können, mein halbelfischer Superprinz. Manchmal glaube ich, du bist wegen der ganzen Sache nervöser als ich.«
Erneut blickte Viktor ernst drein und zog seine geraden Brauen zusammen, sodass sich eine steile Stirnfalte bildete. »Das waren die schlimmsten Momente meines Lebens, Anna. Du, in den Händen dieses Triebtäters. Nicht zu wissen, wo du bist, und dich nicht zu spüren. Als wir dich endlich gefunden hatten, da dachte ich, du seist …« Mit einem Mal strahlte er nicht nur seine Sonne, sondern eine immense Hitze aus. Sogar ein paar kleine Blitze zuckten durchs Zimmer. »Himmel noch eins, Anna! Ich weiß