Wind über der Prärie. Regan Holdridge

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Wind über der Prärie - Regan Holdridge

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haben.“

      Es war bereits Nacht, als Doktor Retzner und der Pastor zurück zur Pension kamen. Sie versammelten sich in ihrem Zimmer, wo Nikolaus und Hubert auf einer der Matratzen kauerten, während ihr Vater eine Karte auf dem Tisch ausgebreitet hatte.

      „Wir haben Neuigkeiten“, verkündete er und die Aufregung war ihm anzumerken.

      „Das heißt, wir verlassen diese Stadt?“ Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage und augenblicklich fühlte Juliane die Hand ihrer Mutter, die ihr energisch auf den Arm klopfte. Es war das Zeichen, dass sie es unterlassen sollte, die Unterhaltung der Männer zu unterbrechen. Das gehörte sich nicht für eine anständige, junge Dame. Die Männer wussten, wovon sie sprachen und die Frauen hatten sich dem zu fügen, was sie entschieden. Wieder einmal regte sich in Juliane der Trotz. Sie war nicht dumm! Sie war in in vielen Bereichen besser gebildet als mancher Mann! Weshalb sollte sie darauf nicht stolz sein dürfen und zeigen, was sie konnte und wusste?

      „Welche Neuigkeiten?“, fragte nun auch Hubert und stand auf, um die Karte näher inspizieren zu können. Das lummelige Licht der Deckenlampe reichte dafür gerade aus. Es handelte sich um einen ganz neuen Druck, der das komplette Gebiet der Vereinigten Staaten umriss.

      „Ihr werdet es nicht erraten!“ Die grünen Augen des Österreichers funkelten triumphierend. „Übermorgen geht ein Wagentreck westwärts!“

      „Ein Wagentreck?“, wiederholte Luise gedehnt, keinen Hehl aus ihrer Abneigung machens. „Und so bald schon?“

      „Ja, und glauben Sie mir, das ist nur zu unserem Besten“, nickte Doktor Retzner. „Wir müssen vor dem Herbst und dem Wintereinbruch über die Rocky Mountains sein und jetzt, im Frühjahr, stehen die Chancen am besten, dass wir von St. Louis aus einen anderen Treck finden, dem wir uns anschließen können bis Oregon.“

      „St. Louis?“, fragte Juliane. Es war ihr unmöglich, ihre aufsteigende Neugier bezüglich der bevorstehenden Ereignisse zu unterdrücken. „Wo ist das?“ Wieder fühlte sie die Hand ihrer Mutter, die auf ihre Schulter hämmerte, als Zeichen, endlich den Mund zu halten, dieses Mal jedoch wesentlich energischer.

      „Gleich hier, Fräulein!“ Der Österreicher deutete auf einen Punkt auf der Karte, fast in der Mitte des riesigen Landes. „Und hier ist New York.“

      Hubert betrachtete abschätzend die Distanz zwischen den beiden Orten und runzelte die Stirn. „Das ist eine verdammt lange Strecke mit einer Kutsche!“

      „Hubert!“, wies sein Vater ihn zurecht. „Hier wird nicht geflucht!“

      „Entschuldige“, murmelte sein Sohn und wich dem strengen Blick seines Vaters aus. „Aber es ist doch so, nicht wahr?“

      „Natürlich“, stimmte der Österreicher zu. „Mehrere hundert Meile, schätze ich.“

      „Warum nehmen wir dann nicht einfach den Zug?“, hakte Hubert verständnislos nach. „Wäre das nicht viel einfacher und sicherer und wir würden auf jeden Fall in St. Louis ankommen, völlig unabhängig von irgendewelchen Witterungseinflüssen?“

      Friedrich legte seine Stirn in Falten. Ihm gefiel die direkte Art nicht, mit der sein Sohn hier redete, obwohl er nicht leugnen konnte, dass einige seiner erwähnten Punkte durchaus Sinn machten. „Der Grund ist ganz einfach – hast du dir einmal durchgerechnet, was so eine Zugfahrt von hier nach dort für uns alle kosten würde?“

      „Nun, nein“, gab Hubert etwas kleinlaut zu.

      „Wir sind fünf Köpfe“, fuhr sein Vater fort. „Und unsere Ersparnisse sind nicht endlos. Wir müssen ein wenig bedacht damit umgehen.“

      „Ist St. Louis das Tor zum Westen, von dem ihr gesprochen habt?“, wollte Nikolaus nun wissen.

      „Ja, mein Sohn, das ist es.“ Friedrich nickte, wobei er mit dem Zeigefinger eine Linie zwischen New York und der der genannten Stadt zog. „Und in einigen Wochen wirst du es selber sehen.“

      „Was für Leute sind das, die uns auf diesem Wagentreck begleiten werden?“ Luise wirkte sehr erschrocken. „Und wird es für die Kinder sicher sein?“

      „Nichts ist sicher in diesem Land“, erwiderte der Arzt mit einem vagen Lächeln. „Aber machen Sie sich wegen der anderen Reisenden keine Sorgen – die haben alle nur eins im Kopf: Nach Westen ziehen und ein neues Zuhause für sich finden!“

      „Das ist korrekt“, unterstützte Friedrich ihn, um die Ängste seiner Frau zu zerstreuen. „Wir haben bereits mit einigen von ihnen gesprochen und es scheinen ordentliche Leute zu sein. Sie alle sind in derselben Ausgangslage wie wir und wir werden uns einen Wagen und Maultiere kaufen und...“

      „Einen Wagen kaufen?“, echote Luise verwirrt. „Und Maultiere?“

      „Natürlich, meine Liebe”, sagte ihr Mann, einen Arm um ihre Schulter legend. „Du wirst doch nicht etwa laufen wollen?“

      „Nein, aber...“ Sie warf Burkhard Retzner einen finsteren Blick zu, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Mann schenkte. „Das hat offen gestanden wenig damit zu tun, wie ich es mir in diesem neuen Land vorgestellt hatte...“

      „Ich auch nicht“, grummelte Juliane leise, mit finsterer Miene.

      „Ich finde es großartig! Wir werden unsere eigenen Maultiere haben!“ Nikolaus schien der einzige, der sich freute, während er aufgeregt auf der Matratze herumhüpfte. „Darf ich sie dann auch striegeln?“

      Grinsend zerraufte Hubert seinem Bruder das dunkelbraune Haar.

      „Natürlich, Kleiner, du darfst sie jeden Tag saubermachen!“

      „Sehen Sie”, versuchte Doktor Retzner ihnen zu verdeutlichen. „Es ist ja nicht so, dass Ihre Ausgaben zu Ende sind, wenn Sie mit dem Zug in St. Louis angekommen sind! Von dort kommen Sie ohne Pferd oder Kutsche nirgends mehr hin und ich vermute mal, keiner von Ihnen ist erpicht darauf, Monate im Sattel zu verbringen.“

      „Ganz und gar nicht!“ Luise seufzte. Es schien keine Möglichkeit zu geben, dieser Sache noch einmal zu entkommen und ihr schwirrte der Kopf ob all der unerwarteten Wendungen. Ein Wagen mit Maultieren und sie sollte damit quer durch dieses riesige Land ziehen!

      „Wir könnten den Winter auch in St. Louis verbringen, uns eine Arbeit suchen, ein bisschen Geld dazuverdienen und sobald der Schnee schmilzt, suchen wir uns einen Führer, der uns sicher über die Rocky Mountains bringt.“

      „Was soll eigentlich die Endstation unserer Reise sein?“, Hubert gab es nicht zu, aber er spürte durchaus ein wenig Besorgnis, wenn er sich das bevorstehende Abenteuer ihrer Reise ausmalte. Er hatte genug in den Zeitungen gelesen, um von Indianermassakern und todbringenden Krankheiten zu wissen. Er konnte nicht behaupten, sonderlich erpicht darauf zu sein, mit irgendwelchen Indianern zu kämpfen.

      Friedrich lächelte. „Ich bin mir sicher, dass sich alles zum Besten entwickeln wird.“ Bilder erschienen vor seinem inneren Auge, die seine eigene Kirche zeigten in einer neuen Stadt, die er mitbegründet hatte. „Wir ziehen von St. Louis über die Town Of Kansas zum Oregon Trail.“

      „Wo ist Oregon?“ Huberts Augen glitten über die Karte, doch er konnte keinen Ort mit diesem Namen entdecken.

      „Hier drüben.“ Doktor Retzner half ihm, wobei er auf den Teil der Karte tippte, der sich

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