Sky-Navy 20 - Die verborgene Welt. Michael Schenk
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Am frühen Morgen war die D.C.S. Saratoga eingetroffen. Das Trägerschlachtschiff brachte Hoch-Admiral John Redfeather, Hoch-General Omar ibn Fahed, die Hoch-Koordinatorin Candice Bergner und den Wissenden Sker-Lotar, die an der Versammlung teilnehmen sollten. In Begleitung des derzeitigen Flottenflaggschiffs kam der APS-Kreuzer D.S. Orion, auf dessen Modifikation große Hoffnungen gesetzt wurden.
Der Saal des hohen Rats war sorgfältig hergerichtet worden. Er lag in der Äquatorebene der großen abgeflachten Kugel, die den Turmbau des Ratsgebäudes krönte. Dieser mehrere Kilometer hohe Turm saß auf einem flachen, scheibenförmigen Basisgebäude, welches der Öffentlichkeit zugänglich war und wo sich jeder Bewohner des Direktorats mit seinem Anliegen an seinen Vertreter im hohen Rat wenden konnte. Eine kleine Abteilung Sky-Trooper, in prächtiger Paradeuniform und mit traditionellem Säbel, bildete die Ehrenwache, eine weitere Abteilung, allerdings in voller Kampfausrüstung, schützte den Turmaufbau und die krönende Kugel, auf deren abgeflachter Oberseite nur jene Fahrzeuge landen durften, die den hohen Räten als Zubringer dienten. Heute gesellten sich ein FLV der Navy und eine Dreikugel der Norsun hinzu.
Der Saal nahm die gesamte Ebene ein. Seine Außenseite bestand aus selbsttönenden Panoramascheiben, die einen fantastischen Ausblick auf Mars-Central gestatteten. An einer Seite des Innenraums stand das Rednerpult, davor, im Zentrum, das riesige in den Boden eingelegte Logo des Direktorats. Darüber konnte eine holografische Kugel jede beliebige Datei wiedergeben. Die bequemen Polstersitze der Ratsmitglieder waren in hintereinander ansteigenden Reihen angeordnet. Jeder Sitz verfügte über eine Steuerungseinheit für den Holoprojektor, ein Abstimmungsmodul, Kopfhörer, Mikrofon und Norsun-Translator sowie eine Abstellmöglichkeit für Getränke und kleine Stärkungen. Dazwischen erhoben sich flache Pflanzenkübel. Alle Pflanzen waren sorgfältig untersucht worden. Jene, die möglicherweise Allergien bei den Gästen auslösen konnten, waren entfernt. Ein zusätzlicher Getränkespender für Orangensaft war angeschlossen worden, da man von Sker-Lotar wusste, wie sehr die Norsun dieses Getränk schätzten. Der Raum war in hellen und angenehmen Farben gehalten, das Licht indirekt und nicht blendend.
Eine Ehrenwache und die ausführenden hohen Räte Mbuto Sangales und Bao Wang empfingen die drei Norsun und geleiteten sie in den Ratssaal, wo sich alle respektvoll erhoben, um die hohen Gäste zu begrüßen.
Norsun kannten, abgesehen von ihren Raumanzügen, keine Bekleidung und auch keine Rangabzeichen. Als höfliche Geste den Menschen gegenüber, hatten die kleine Mutter Gerrun, ihr Hoch-Wort Kentor-Ger und das Höchst-Wort Gordon-Gor Westen angelegt, die reich mit Zierrat bestickt waren. Gordon-Gor schien seinen Rang noch durch eine zusätzliche Schärpe sowie sehr üppige, fantasievolle Zeichen und Symbole betonen zu wollen. Jene Menschen, die ihm bereits persönlich begegnet waren, verwunderte das nicht. Im Gegensatz zu der breiten Mehrheit der Norsun ordnete er sich nicht ausschließlich den Bedürfnissen des Volkes unter, sondern vertrat, mehr oder weniger offen, auch durchaus eigene Interessen.
An diesem Tag hatte Bao Wang den Vorsitz des Rates. Wie Mbuto Sangales hatte auch er eine besondere Funktion inne. Es gab insgesamt fünf ausführende Räte, welche bevollmächtigt waren, in Krisensituationen gültige Direktiven zu erlassen, die erst nachträglich durch Mehrheitsbeschluss des gesamten hohen Rates bestätigt werden mussten. Damit umging man die oft endlosen Debatten, bis endlich eine Entscheidung gefällt wurde, wenn es auf Schnelligkeit ankam.
In letzter Zeit beobachteten Mbuto Sangales und John Redfeather den hohen Rat Wang mit einem gewissen Unbehagen. Bao Wang war für die sogenannte schwarze Flotte zuständig, einer starken Streitmacht aus ehemaligen Kreuzern und Schlachtschiffen der Piraten der vernichteten schwarzen Bruderschaft, deren Schiffe man erobert und modernisiert hatte. Nun hatte Wang sie zu Privateigentum im Dienste einiger der großen besiedelten Sternensysteme erklärt und sie damit dem direkten Befehl der Sky-Navy entzogen. Die Weigerung, sie zum Schutz des Mars einzusetzen, hatte für böses Blut zwischen den Vertretern der „großen“ und der „kleinen“ bewohnten Systeme geführt. Sangales und Redfeather hatten die Wogen durch einen Kompromiss geglättet, denn der Krieg gegen die Negaruyen duldete keine Zwistigkeiten.
Sangales und Redfeather waren sich auch in ihrer Befürchtung einig, dass Bao Wang weniger an der Einigkeit des Direktorats, als vielmehr an der Stärkung einiger ausgewählter Systeme interessiert schien. Beide hatten das unangenehme Gefühl, dass Bao Wang eine Spaltung des Direktorats anstrebte, zumindest aber Sonderrechte für die Welten, die er vertrat. Ähnliches hatte einst zum kolonialen Krieg geführt, der mit dem Sturz der Solaren Föderation endete und zur Gründung des Direktorats führte. So hofften sie, die Situation weiter entschärfen zu können, denn die Menschheit hatte nur dann eine Überlebenschance, wenn sie geeint war und nicht zerfiel. Kein leichtes Unterfangen, denn dank des Hiromata-Antriebs gab es immer mehr Gruppen, die nach eigenen Vorstellungen zwischen den Sternen leben wollten. Der hohe Rat war der Versuch, sie alle in einer demokratischen Vertretung und einem Minimum gemeingültiger Regeln, der Direktiven, zu einen.
Nach einer kurzen Begrüßung, in der Bao Wang betonte, wie dankbar die Menschheit für den Schutz der Norsun sei und wie sehr er es bedauere, dass die Sky-Navy kaum in der Lage sei, diesen zu gewährleisten, übergab er das Mikrofon an Gordon-Gor.
Die beiden Hoch-Offiziere konnten inzwischen die Mimik und Gestik eines Norsun, dank Sker-Lotar, relativ gut deuten und registrierten, dass die kurze Ansprache von Bao Wang dem Höchst-Wort geschmeichelt hatte. Auch die kleine Mutter Gerrun und ihr Flottenbefehlshaber Kentor-Ger hatten mehrfach ihre Kopffühler zustimmend nach vorne gelegt.
„Es ist der großen Mutter ein bedürftiges Bedürfnis, den verbündeten Menschenwesen die hilfreiche Hilfe ihrer schützenden Hand reichlich zu überreichen“, erklärte das Höchst-Wort. „Daher hat die große Mutter mit gütiger Güte der kleinen Mutter Gerrun gewahrlich gewährt, die Stachel der großen Mutter durch die Stachel der kleinen Mutter vertretend zu vertreten. Durch den beklagenswert beklagten Zustand der menschlichen Stachel, deren schwächliches Vermögen unleugbar nicht zu leugnen ist, folgt die große Mutter dem gütlichen ratenden Rat ihres wortführenden Befehlshabers aller Stachel und erwartet die rasche bauliche Errichtung einiger Stachelhorste im umfassenden Gebiet der Menschenwesen. Nur auf diese Weise kann eine rasche hilfreiche Hilfe im umfassenden Gebiet der Menschenwesen zugreifend gewährleistet werden.“
Mbuto Sangales und John Redfeather warfen sich einen Blick zu. Bereits bei den Verhandlungen zum Bündnisvertrag und dem Technologietransfer auf der Outer-Rim-Station hatte Gordon-Gor den Versuch unternommen, die Errichtung von Norsun-Basen im Direktoratsgebiet durchzusetzen. Dank der Hilfe der kleinen Mutter Gerrun und der kleinen Mutter Sogares war es jedoch gelungen, dies abzuschmettern. Nun hatte Gordon-Gor offensichtlich den Angriff der Negaruyen zum Anlass genommen, der großen Mutter erneut den Vorschlag für Stützpunkte zu unterbreiten.
John Redfeather und Mbuto Sangales sahen sich besorgt an und in den Reihen der hohen Räte war Getuschel zu vernehmen.
Bao Wang machte Gordon-Gor auf die Wortmeldung des hohen Rates Arnus Magnusson aufmerksam, der ein unverhohlener Gegner aller Fremdwesen war. „Das hat den üblen Beigeschmack von Protektorat oder sogar Okkupation“, sagte Magnusson mit schneidender Stimme. „Zumal unsere grünen Freunde im All schließlich über die Schwingungs-Technologie verfügen und somit innerhalb von Stunden von jedem Punkt des Weltalls zu einem in Not befindlichen System vorstoßen können. Ich sehe keinerlei Notwendigkeit für Flottenbasen der Norsun im Hoheitsgebiet des Direktorats.“
„Hört, hört“, war zustimmendes Gemurmel zu hören.
Der hohe Rat Kenduke, stets um die Beschwichtigung der Gemüter bestrebt, erbat das Wort. „Ich kann den Wunsch der großen Mutter durchaus nachvollziehen, denn die unmittelbare Nähe von Flottenbasen unserer Freunde würde sicherlich zu vermehrtem Kontakt