Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe. Peter Urban

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe - Peter Urban страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe - Peter Urban

Скачать книгу

de Cornouailles hob die Schultern, als der Okzitanier zu Ende war. „Das macht keinen Sinn, Guy“, sagte der Herzog frustriert. „Er war gewiss keiner von uns, der sich abgewandt und sein Gelübde verraten hat. Und soweit ich weiß, war er auch keiner, den die Bruderschaft damals mit irgendeinem Auftrag bei den reformierten Benediktinern von Robert de Molèsme eingeschleust hätte.“

      „Er vielleicht nicht, Ambrosius. Aber Du darfst Maol Maodhoogua Morguair nicht vergessen. Der heilige Malachias war ein Culdée aus Irland. Maol Morguair hat seine Rolle so ausgezeichnet gespielt, dass er nicht einmal ein Jahr brauchte, um es in Bangor zum Abt zu bringen. Im folgenden Jahr war er schon Bischof von Connor und acht Jahre später bereits Erzbischof von Armagh, .eine Funktion, die er –wie Du weißt- lange Zeit mit der des Primas von Irland und schließlich sogar mit der des Legaten des Heiligen Stuhls in Irland kumulierte. Maol Morguair war – wenn ich mich so ausdrücken darf – der bislang größte Erfolg der weißen Bruderschaft, die christliche Kirche tiefgehend zu unterwandern. Er ist in Cîteaux gestorben. Eine tiefe Freundschaft verband Maol und Bernard. Sie tauschten regelmäßig Briefe aus und ich bin mir sicher, dass das alte Schlitzohr aus Armagh es bei ihren persönlichen Treffen nicht dabei belassen hat, hochgelehrte Gespräche mit unserem begabten Übersetzer zu führen oder ihn bei einem Becher Wein mit Anekdoten aus seiner Zeit bei den heidnischen Götzendienern zu amüsieren. Die Zisterzienser sind nicht alleine Bernards Erfindung. Vieles in ihren Regeln erinnert an die von Comgall, dem Gründungsabt von Bangor; Regeln, die Maol wieder einführte, nachdem sein Vorgänger Oengus Ua Gorman das ganze Kloster in einen wüsten Schweinestall verwandelt hatte. Und Du weißt so gut wie ich, wer Comgall wirklich war, woher er stammte und von wem er die Regeln für Bangor abgekupfert hat. Nicht einmal Du kannst leugnen, dass Bernard aus den reformierten, aber immer noch schwarzen Benediktinern von Bernard de Molèsme wieder Weiße Brüder gemacht hat.“

      Ambrosius seufzte. Ein leiser Anflug von Trauer legte sich über seine Augen, doch er hatte nicht das Herz sich mit Guy um einer Grundsatzfrage Willen genauso zu zerstreiten, wie sich einst dessen Großvater und Aodrén zerstritten hatten. Die Weiße Brüder von Bernard de Clairvaux, die Zisterzienser, hatten mit den Weiße Brüdern von Brocéliande oder mit denen vom Berg Mézenec im Velay in ungefähr so viel gemein, wie der bildschöne Hengst, den er von seiner letzten Reise aus Al Andalus mitgebracht hatte mit den stämmigen bretonischen Arbeitspferde, die seine Bauern vor ihre Pflüge spannten. „Dann könnte es also sein, dass er versucht hat, mittels dieser Miniatur eine Art geheimer Nachricht an uns zu schicken...irgendwie in der Hoffnung, die Übersetzung der Handschrift des Abraham Eleazar könne vielleicht irgendwann einmal in berufenere Hände fallen, als in die der Ritter des Tempelordens?“

      Chaulliac hob die Schultern. Diesen Gedanken hatte er in jener Nacht im Haus von Nicolas Flamel auch gehabt. Doch obwohl ihn die Miniatur in gewisser Weise ansprach, wusste er sie genauso wenig zu deuten, wie Ambrosius Arzhur von Cornouailles. Er schüttelte vorsichtshalber den Kopf. Im Gegensatz zu den Weiße Brüdern aus dem Velay, die schon seit den Tagen der römischen Herrschaft um des Überlebens Willen gezwungen waren, neue Ideen aufzunehmen und von allen Seiten her zu betrachten, waren die Weiße Brüder von Brocéliande ausgesprochen stur, dickschädelig und nicht im Entferntesten bereit, auch nur ein Jota vom Weg der alten Lehre abzuweichen. Sie waren es gewesen die von Anfang an ihre ganze Energie und sehr viel Einfallsreichtum darauf verwandt hatten, die neue christliche Kirche zu unterwandern, um sie von innen heraus auszuhöhlen und zu spalten. Selbst in den Zeiten der grausamsten Verfolgung waren die Weiße Brüder von Brocéliande lieber in den Tod gegangen, als sich wie Weiden im Wind zu biegen und zu leben. Die Weiße Brüder das Velay hatten in Gwenc’hlan Rûn-ar-Goff, der das Rabenmal der Herrin der Spukgeister auf der Brust getragen hatte lediglich einen Druiden gesehen, der um der Macht Willen mit der Finsternis paktierte. Für die Weiße Brüder von Brocéliande und für Ambrosius de Cornouailles war Gwenc'hlan ein Held; eine Legende zu deren Ehren man zahllose Verse verfasst hatte und immer noch verfasste, eine Gestalt, von der jedes Kind in Cornouailles oder in der Bretagne in der Spinnstube der Frauen hörte... Gwenc’hlan Rûn-ar-Goff, der die Bretagne und Cornouailles vor König Dagobert gerettet und die Merowinger mit seinem gewaltigen Fluch belegt hatte. Noch heute brauchte es nicht viel mehr, als Augen, um zu sehen, wozu Gwenc’hlans Fluch am Ende geführt hatte. Seinen Freund Ambrosius von Cornouailles konnte Chaulliac im besten Fall als einen genauso gefährlicher Fanatiker einstufen, wie den Heiligen Augustinus oder den Dominikanerprokurator Bernhard Guy. Der Okzitanier war bereit, sein Hab und Gut und seinen guten Ruf als Wissenschaftler und Arzt darauf zu verwetten, dass der Herzog von Cornouailles bereit, willens und fähig war, wie der legendäre Gwenc’hlan mit den Dämonen der Finsternis zu paktieren, wenn er darin ein Mittel sah, die römische Kirche zu zerstören und wieder die Herrschaft der Druiden über ganz Frankreich heraufzubeschwören. Ambrosius war ein außergewöhnlich geschickter Politiker und Diplomat. Er hatte fast unerschöpfliche Schatztruhen, eine gewaltige Flotte, unzählige zutiefst ergebene Vasallen, die nicht nur in Cornouailles und in der Bretagne Lehen besaßen, sondern auch auf der anderen Seite der Grenze im Kernland Frankreichs. Er hatte dafür gesorgt, dass der jüngste Bruder des bretonischen Herzogs Yann, Arzhur de Richemont, an seinem Hof aufwuchs und er schien sogar in der Lage, den unheimlichen Wächtern von Barc’h Hé Lan seinen Willen aufzuzwingen. Guy de Chaulliac senkte die Augen und sagte ruhig. „Wir wer wahrscheinlich niemals herausfinden, warum Bernard de Clairvaux in seiner Übersetzung diese seltsamen Veränderungen vorgenommen und die Miniatur eingefügt hat, Ambrosius. De Molay wusste es auch nicht. Er schreibt in seinem Testament nur, dass es Bernard und seinen Helfern gelungen war den ursprünglichen Text von Abraham Eleazar vollständig zu entschlüsseln. Auf dieser Grundlage hatten sie einen Lapis Philosophorum erschaffen, den König Phillip auch als solchen erkannte, als die Templer ihm einmal vor dem aufgebrachten Volk im Pariser Ordenshaus Unterschlupf gewährten. Dies habe dann wiederum zu der berühmten Katastrophe geführt, die am 13.Oktober des Jahres 1307 ihren Anfang nahm. Aber mir scheint, Du hast recht und wir sind endlich am Ziel unserer Suche angelangt. Jetzt müssen wir nur noch einen Weg finden und den braven Meister Flamel dazu überreden, uns diese Handschrift anzuvertrauen…“

      Die Augen des Herzogs von Cornouailles funkelten böse, „…oder wir räumen Meister Flamel aus dem Weg und nehmen das Manuskript einfach.“

      Chaulliac zwang sich zur Ruhe. Er war nicht davon überzeugt, dass es eine gute Idee war, Flamel sein Buch zu stehlen oder es durch Gewalt in ihren Besitz zu bringen. „Das wäre zu gefährlich, Ambrosius. Lasse gut sein. Ein Mord und ein Diebstahl würden viel zu viel Aufsehen erregen und möglicherweise wieder Männer auf die Spur des Ordens führen...oder schlimmer noch, auf die Spur der weißen Bruderschaft. Flamel...er weiß ganz genau, wie gefährlich sein Grimoarium ist; er erzählte mir, wie es ihm gelang, alles zu entschlüsseln...und warum er schließlich seine alchimistischen Arbeiten einstellte und das ganze Gold einfach verschenkte. Ich habe das Gefühl, das da noch mehr ist, als nur dieser komische Fluch. Flamel erwähnte kurz den Kerl, der für de Cramoisi gearbeitet hatte und wirklich die Untersuchung gegen ihn leitete...ein gewisser Jean de Craon. Vielleicht wäre es vernünftiger, erst einmal genau herauszufinden, wer dieser de Craon ist, welche Rolle er damals wirklich gespielt hat, warum er unserem Freund in der Rue de Marivaux solche Angst einjagte und wer am Ende wirklich dafür gesorgt hat, das der Notarius dieser königlichen Untersuchungskommission unbeschadet entrinnen konnte...und um welchen Preis.“

      Die Augen des Herzogs von Cornouailles bohrten sich tief in die Augen des Okzitaniers. Mehrere Minuten lang schwiegen beide Männer sich an. Es war ein stummer Kampf, Wille gegen Wille, Überzeugung gegen Überzeugung. Chaulliac bemühte sich, weder Furcht noch Zweifel durchscheinen zu lassen, während er Ambrosius‘ Blick standhielt. Am Ende schien es so, als ob der Mann aus dem Süden den Sieg über den Herzog von Cornouailles davontrug. „Gut“, sagte Ambrosius kurz angebunden, “ wir werden vorerst das tun, was Du vorschlägst.“ Und mit einem leisen Hauch von Bitterkeit fügte er hinzu. „Ich werde morgen einen Kurier mit einer Nachricht für Stephan von Paléc nach Prag schicken. Damit hätten wir vorläufig unsere Pflichten dem Orden gegenüber erfüllt.“

      Chaulliac atmete auf. Alles deutete darauf hin, dass er die erste Schlacht

Скачать книгу