BESESSENHEIT. Kiki Abers

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BESESSENHEIT - Kiki Abers

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Zimmer ihres Sohnes stand jetzt leer und immer, wenn sie dort den Staub wischte, zog sich ihr Herz zusammen, und sie weinte.

      -Söhnchen, vielleicht änderst du noch deine Meinung,- sprach sie,

      –ich könnte doch für euch kochen, aufräumen und die Kinder betreuen. Ihr denkt doch an Nachwuchs?-

      Sie schaute den Sohn mit einem erwartungsvollen Blick an. Er blieb jedoch unbeugsam und wollte sich mit dem Vater nicht vertragen, zu tief war er gekränkt. Nach einem Jahr kam ihr Sohn auf die Welt, sie nannten ihn Alexander, so wie sein Urgroßvater hieß, Graf Gutowsky. Sophie vertrug die Schwangerschaft sehr schlecht, und der Arzt warnte sie vor einem weiteren Kind. Es könnte für sie gefährlich sein. Außerdem gab es nicht mal Platz für eine größere Familie. Lange Jahre ertrugen sie Unbequemlichkeiten. Sie träumten davon, irgendwann das ganze Haus wieder zurückzuerlangen. Sophie begann sich darum zu bemühen, belästigte ununterbrochen die Beamten, brachte ihnen immer wieder aufgesammelte Dokumente und Geschenke.

      Ständige Absagen schreckten sie nicht ab, sie klopfte an alle Türen. Nach Jahren erreichte sie endlich ihr Ziel. Das Haus ging in die Hände der rechtmäßigen Besitzer zurück.

      Viktor bewunderte seine Frau dafür, was sie vollbrachte. Später hat sie noch eine finanzielle Entschädigung erkämpft für ein großes Grundstück, das man ihnen genommen hatte und darauf eine Straße baute. Es war eine ziemlich erhebliche Summe.

      4.Kapitel

      -Alex, hör auf! -

      Maja zog das Bettlaken, mit dem sie zugedeckt war, und das er jetzt von ihr herunter zu ziehen versuchte, zurück.

      -Steh auf, es ist zehn Uhr. Die Eltern sitzen schon auf der Terrasse beim Frühstück. -

      -Dann geh zu ihnen und lass mich schlafen. – murmelte sie mit der Nase im Kissen.

      - Maja, sonst hole ich das Wasser!- Er wusste, dass er sie damit erschreckte.

      -Sei nicht lästig, du Arschloch, lass mich ausschlafen nach der gestrigen Balanga. – knurrte sie ganz böse.

      -Gut, dann schnarche weiter, dann wirst du wenigstens nicht so hässlich sprechen. Ich gehe frühstücken.-

      -Na ja, jetzt soll ich schlafen, wenn du mich aufgeregt hast? Die ganze Schläfrigkeit ist mir vergangen! Wo gehst du hin?- Sie setzte sich auf und rieb ihre Augen.- Es ist doch Sonntag. Lass uns hier alleine frühstücken. Ich stehe schon auf.-

      Maja krabbelte aus dem Bett, gab ihm ein Küsschen auf die Schulter und ging nackt in das Bad.

      -Ich spüle mich schnell ab. Machst du uns einen Espresso?-

      - Bestimmt warten sie heute auf uns mit Champagner. Du weißt, es ist bei uns eine Sitte, eine solche Geburtstagsnachfeier.-

      Er stellte sich in die Tür zum Bad, angelehnt an die Zarge, und wartete auf ihre Antwort.

      -Gut, schon gut.- rief sie und drehte das Wasser auf. Sie murmelte noch etwas unter der Nase, aber das hat er schon nicht mehr gehört.

      Als sie auf die Terrasse kamen, schaute Sophie vielsagend auf die Uhr. Es war zwanzig nach zehn.

      -Verzeiht bitte unsere Verspätung, wir haben ein bisschen verschlafen. – sagte Alexander, küsste die Mutter auf die Wange und schob seiner Frau den Sessel zu Recht. Eine riesig große gelbe Markise gab der Terrasse Schatten. Der Tisch war vornehm gedeckt, und selbstverständlich gab es Champagner und schwarzen Kaviar. Oft, wenn Maja an einem so gedeckten Tisch saß, dachte sie daran, dass man bei ihr in der Familie meistens zum Frühstück Brot, mit von der Mutter gemachten Erdbeermarmelade, aß, und dazu trank man Milch. Die Erdbeeren wurden von der Oma aus dem Dorf gebracht. Und diese Marmelade schmeckte viel besser als Kaviar. Wenn die Erdbeeren im Überfluss reiften, fuhr sie mit ihren Brüdern zur Oma, und sie halfen zusammen beim Pflücken. Alle überfraßen sich dabei so, dass sie später mit Bauchweh in der Schlange vor dem Plumpsklo standen.

      Der Duft und Geschmack von den eigenhändig gepflückten Früchten war nicht zu vergessen.

      -Ihr Lieben, lasst uns noch einmal auf Alexander prosten.

      Ja, Sophienchen, ich schütte jedem nur ein Schlückchen ein, ich habe nicht vergessen, dass wir eine solche Hitze haben.

      Viktor erriet immer ihre Gedanken. Jetzt war er gut gelaunt, lächelte sie an und füllte die Gläser nur bis zur Hälfte.

      -Also auf die nächsten vierzig Jahre!- Maja streckte die Hand aus, um mit allen anzustoßen.

      Sie begannen über alles und nichts zu sprechen, schon bald ging der Vater mit dem Sohn zu Berufsthemen über.

      Alexander kam vor ein paar Tagen aus London zurück. Er war dort auf einem Kongress der plastischen Chirurgen.

      -Gab es etwas Interessantes, irgendwelche Neuheiten? – fragte Viktor, weil sie bis jetzt noch keine Gelegenheit hatten, darüber zu reden.

      -Doch, neue, invasionslose Methoden zur Entfernung von Falten.- antwortete er mit Ironie in der Stimme.- Du weißt, dass mich das am wenigsten interessiert. Ich wollte immer die Menschen operieren, denen ein Unglück widerfahren ist, so wie zum Beispiel ein schwerer Unfall oder solche, die mit einer Gesichtsanomalie geboren wurden. Denen möchte ich helfen, massakrierte oder entstellte Gesichter neu aufbauen. Auf diese Weise schaffe ich den Patienten ein neues Leben. Leider, die Mehrheit unserer Patientinnen besteht aus reichen verwöhnten Frauen, die von uns erwarten, dass wir aus ihnen junge Mädchen machen. Marek verträgt das besser als ich und sagt immer zu mir:

      -Alter, kontrolliere dein Bankkonto und lächle.-

      - Aber das gibt mir nicht die volle Satisfaktion. Als ich in Deutschland im Krankenhaus arbeitete, führte ich schwierige Operationen durch, und das gab mir das Gefühl der Befriedigung, denn das was ich tat, war wichtig, hatte einen Sinn, verlangte große Fähigkeiten. Danach die zwei Jahre in Boston bei Professor Weizmann, das war für mich am interessantesten, obwohl ich manchmal nicht schlafen und essen konnte, nachdem ich sehr schwere Fälle gesehen hatte.-

      -Gut, mein Sohn, dass du nicht abgestumpft bist, so wie viele unserer Kollegen in dem Beruf. Du bist nur ein wenig zu sensibel. Dass ist auch nicht gut. Am besten in allem ist ein gesundes Maß.- Viktor schenkte sich noch ein bisschen Champagner ein und setzte sich damit dem strafenden Blick seiner Frau aus.

      -Du bist genauso ein Idealist, wie dein Vater immer war. Ihr beide habt die richtige Berufung zum Arztberuf. Leider, die jungen Leute sind heute auf das Geldmachen eingestellt, und das entscheidet über die Wahl der Studienrichtung. --

      Das beste Beispiel ist der Sohn unserer Nachbarn. Zuerst hat er die Polytechnik beendet und danach, als er merkte, wie viel Geld sein Cousin als Zahnarzt verdient, studierte er noch Zahnmedizin.

      Und so einer wird irgendwann die Leute behandeln! Ich möchte nie bei so einem auf den Sessel geraten. – sprach Sophie und trank den Kaffee.

      -Alexander, Herr Marek ist am Telefon! – rief Frau Kristina aus der Tür, die vom Salon zur Terrasse führte. Sie trug eine Küchenschürze, in einer Hand hielt sie einen riesig großen Holzlöffel und in der anderen das Telefon.

      -Ich eile!- Er erhob sich vom Sessel und ging mit schnellen Schritten zu ihr.

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