Für immer Rosa. Claudia A. Wieland

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Für immer Rosa - Claudia A. Wieland

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einmal, sondern mehrfach wiederholt werden, mit verschiedenen Neigungen der Köpfe und Winkeln der Kameraeinstellungen, bis der Regisseur endlich zufrieden war. Obwohl die Situation keine echte Intimität zuließ, da die kalte Technik und die nüchternen Regieanweisungen eine solche sofort im Keime erstickt hätten, konnte es Rosa fast nicht mehr mit ansehen.

      Aber endlich, nach unfassbar vielen Wiederholungen - die genaue Anzahl stand wie eine freche Provokation deutlich lesbar auf der Aufnahmeklappe - war auch diese Einstellung im Kasten und somit die komplette Strandszene abgedreht.

      Rosa war ärgerlich über ihre alberne Reaktion, drehte sich schnell um und ging Richtung Parkplatz, wo zwischen den großen amerikanischen Wohnmobilen, Bussen und Leihwagen für das Team auch ihr eigenes Auto stand. Sie wollte sich erst einmal in aller Ruhe fangen.

      Doch schon kam Hank mit weiten Schritten auf sie zu. Als er sie erreicht hatte, zog er sein Baseballcap ab und strich sich durch das schüttere, rötliche Haar.

      »Na, wie war Ihr erster Drehtag? Hat es Ihnen gefallen? War es authentisch?« Hank schaute sie mit seinen wässrig blauen Augen treuherzig an. Er zeigte ehrliches Interesse an ihrer Meinung. Aber warum auch nicht? Immerhin galt sie in den USA schon fast als die französische Nora Roberts!

      »Das hier ist ein großes Abenteuer für mich. Ganz ehrlich! Zu sehen, wie meine Geschichte Stück für Stück Wirklichkeit wird. Alles ist genau so, wie ich es beim Schreiben in meiner Phantasie gesehen habe.«

      »Wie schön! Darf ich Sie denn zu unserem Teamessen ins Hotel einladen?«

      Rosa beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Tom die kleine, zierliche Charlotte mit dem Arm um die Taille fasste und sie über den Strand Richtung Parkplatz führte. Wahrscheinlich, damit sie nicht schon wieder durch den Sand stolperte, dachte Rosa ein wenig spöttisch, wischte den Gedanken aber schnell wieder weg. Gehässigkeit widerstrebte ihr zutiefst.

      Zum Regisseur gewandt antwortete sie mit einem herzlichen Lächeln: »Sehr gerne, Hank!«

      »Wir sehen uns dann im Restaurant«, winkte Hank ihr zu.

      »Okay, wir sehen uns.« Hank gab ihr das Gefühl, schon zum Team zu gehören. Aber ob sie weiterhin Tom und Charlotte bei ihren gemeinsamen Szenen zuschauen wollte, das wusste sie noch nicht.

      Als sie noch einmal verstohlen in Toms Richtung schaute, kam er auf sie zu. Allein. Sie bemerkte überrascht, dass er sich ganz anders bewegte, als noch vor ein paar Stunden, bei ihrem ersten Zusammentreffen. Sein Gang war nicht jungenhaft schlaksig und lässig, sondern energisch und zielsicher. War sein Gesicht eben noch von Trauer, Schmerz und Verzweiflung gezeichnet, spiegelte es jetzt ungezwungene Fröhlichkeit wider.

      »Hey Rosa! Wie geht es Ihnen? War es nicht zu anstrengend, die ganze Zeit da im Sand zu stehen?«

      »Ich bin in Ordnung«, beeilte sie sich zu versichern.

      »Dann werde ich mich mal umziehen. Kommen Sie mit zum Abendessen?«

      »Ja, Hank hat mich eingeladen.«

      »Kluger Mann«, sagte Tom trocken. »Ich bin gleich wieder da.« Er wandte sich einem der Trailer zu und verschwand im Inneren.

      Rosa verstand die letzte Bemerkung als Aufforderung, auf Tom zu warten. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Fahrertür ihres eisblauen Peugeot-Cabriolets und beobachtete das fröhlich lachende und schwatzende Filmteam, zu dem sich jetzt ein paar Sicherheitsleute gesellt hatten.

      Um einen Massenauflauf von Toms Fans zu verhindern, sollte so lange wie möglich geheim gehalten werden, dass die Dreharbeiten zu seinem neuen Film bereits begonnen hatten. Offiziell war er gerade im Urlaub auf den Malediven, wo er erst kürzlich von Paparazzi aus der Ferne gesichtet und fotografiert worden war. Wen Toms Management als Doppelgänger auserkoren hatte, entzog sich allerdings Rosas Kenntnis.

      Von Touristen drohte am Drehort keine Gefahr, denn in diesen Teil Frankreichs verliefen sich im April nur einige wenige Bretagneliebhaber, deren Erscheinen in einer abgelegenen Bucht eher unwahrscheinlich war. Und die Einheimischen, durchweg sehr bodenständige, fleißige und sehr einfach lebende Menschen, hatten andere Sorgen, als das merkwürdige Treiben eines verrückten amerikanischen Filmteams an einem zugigen Strand zu beobachten. Trotzdem hatte man sicherheitshalber ein paar Security-Leute eingesetzt, um die Gegend zu beobachten. Rosa hatte deren Anwesenheit während des Drehens gar nicht bemerkt.

      Als Tom wieder auftauchte, trug er statt der Sweatjacke eine schwarze Lederjacke, darunter ein kariertes Hemd über einem grauen T-Shirt. Die olivgrüne Hose hatte er gegen blaue Jeans eingetauscht. An den Füßen trug er immer noch Sneaker.

      »Hätten Sie was dagegen, wenn ich bei Ihnen mitfahre?«, fragte er mit einem Grinsen.

      »Nein, natürlich nicht«, antwortete Rosa eine Spur zu hastig, fügte dann aber hinzu, um den ersten Eindruck abzumildern: »Dann kann ich Ihnen ein bisschen über die Bretagne erzählen. Wenn Sie möchten.«

      »Okay, dann lassen Sie uns fahren! Die anderen kommen nach.« Er rief Hank noch ein paar Worte zu. Dann stiegen sie ein und Rosa steckte den Zündschlüssel ins Schloss.

      »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich das Verdeck öffne? Oder lieber nicht?«, fragte Rosa unsicher. Tom hatte sicher kein Interesse daran, gleich schon am ersten Drehtag zufällig erkannt zu werden.

      »Ich bitte darum«, erwiderte er und ein leichtes Schmunzeln umspielte seinen Mund.

      Sie war ja auch zu blöd, dachte sich Rosa. Wer erwartete denn schon, den Megastar Tom Savage in einem französischen Mittelklasse-Auto zu entdecken, das vollkommen unauffällig über eine Landstraße in der Nordbretagne kurvte. Sie drückte entschlossen auf einen Schalter. Während sich das Verdeck öffnete, zog sie ihr Flatcap tiefer in die Stirn. Dann setzte sie ihre Sonnenbrille auf und schaute auf Tom.

      Er hatte sich lässig in den Beifahrersitz hineingelümmelt, den rechten Arm auf der Beifahrertür, die linke Hand auf ihrer Rückenlehne, die Ray Ban-Sonnenbrille auf der Nase. Er grinste ziemlich unverschämt.

      »Hey, schickes Auto«, stellte er lakonisch fest.

      »Danke! Freut mich, dass es Ihnen zusagt«, antwortete sie leicht amüsiert.

      »Keine Automatik?«

      »Nein, ich fahre nur mit Schaltung.« Sie hatte keine große Lust auf Erklärungen zu ihren Fahrkünsten.

      »Cool!«, stieß er hervor.

      Von wegen COOL! Sie konnte nicht einmal mit Automatik umgehen.

      »Möchten SIE vielleicht fahren?«, fragte sie ermunternd.

      »Nee, nee, bin der schlechteste Autofahrer auf der Welt.« Er machte ein abwehrendes, leicht genervtes Gesicht.

      »Na, dann lieber nicht. Los geht’s!« Das konnte ja eine richtig unterhaltsame Fahrt werden! Rosa legte den Rückwärtsgang ein, wendete den Wagen und steuerte ihn dann vom Parkplatz auf die Landstraße. »Möchten Sie Musik hören?«

      »Okay. Was haben Sie denn so da?« Ehe Rosa reagieren konnte, hatte er schon den Knopf des CD-Players gedrückt. Eine Frauenstimme ertönte. »Coole Musik!«, war sein knapper Kommentar.

      Na klar, dachte Rosa. Coole Musik war für einen jungen Mann wie ihn sicher was ganz anderes. Techno. Hip-Hop. R&B meinetwegen.

      Plötzlich

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