Kinder erzieht man nicht so nebenbei. Wilma Burk

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Kinder erzieht man nicht so nebenbei - Wilma Burk

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die herabfallenden Blätter von ihrem Teller.

      Langsam fiel die Spannung von mir ab, auch spürbar bei Helmut. Immer ungezwungener gingen wir miteinander um. Es war, als wollte Margot keine Fremdheit aufkommen lassen. Befreit, versuchten wir uns regelrecht mit Scherzen gegenseitig zu überbieten.

      Wie damals, als Helmut mich seine Liebe spüren ließ und sich Hoffnungen gemacht hatte, nannte er mich dabei für einen Moment vielleicht zu vertraut „Kati“. Plötzlich fing ich von Margot einen nachdenklichen Blick auf. Wie viel hatte er ihr von uns erzählt? Abschätzend schien sie mich zu mustern. Sofort glaubte ich, eine gewisse Zurückhaltung bei ihr zu spüren. Irritierte sie die besondere Vertraulichkeit, die zwischen Helmut und mir herrschte? Konrad machte es nichts mehr aus, er wusste es einzuschätzen, aber Margot mochte es überrascht haben. Vielleicht überkam auch sie so etwas wie Eifersucht?

      Bald jedoch war auch das überwunden. Wir schienen beide zu begreifen, dass wir uns gegenseitig nichts wegnahmen. So wurde dieser Nachmittag in unserem Garten zum Beginn einer wundervollen Freundschaft zu viert.

      Lachen schallte von uns aus wieder zu unseren Nachbarn hinüber, wie früher. Ich sah, wie sie neugierig ihre Hälse reckten. Was war es nur, was mich sofort für Margot einnahm, was mir nicht einmal bewusst machte, dass sie zehn Jahre jünger war als ich? War es ihre Herzlichkeit? War es ihre Sicherheit, die man bei jedem Wort, das sie sagte, spürte? Oder war es einfach die Warmherzigkeit, die sie ausstrahlte? Es wirkte, wie eine besondere Geste, wenn sie sich Helmut zuwandte, leicht ihre Hand auf seinen Arm legte und ihn aus ihren dunklen Augen verliebt ansah. Auch seine Augen verrieten, wie sehr er sie liebte, wenn er ihre Schultern umfasste.

      Hat er mich auch einmal so angesehen? Doch nur kurz fragte ich mich das, dann lächelte ich. Nach dem Gestern mit all seinen Verwirrungen sehnte ich mich nicht zurück. Verstohlen, ein wenig glücklich lehnte ich mich an Konrad.

      *

      Wieder verbrachten wir in diesem Jahr unseren Urlaub in den Bergen, diesmal aber im Land Tirol. Längst hatten wir Österreich als preiswertes Reiseland für uns entdeckt. Auf der Rückfahrt machten wir erneut einen Umweg über Hannover, um Mama und Traudel zu besuchen. Das gehörte jetzt fast zu jeder Reise, wenn wir unsere Insel West-Berlin verließen.

      Ich war aufgeregt vor Freude, als wir unser Ziel erreicht hatten und von der Straße her auf den Werkstatthof fuhren. Überrascht stellten wir fest, dass hier wohl an Arbeit kein Mangel herrschte. Da stand auf dem großen Hof Auto neben Auto. Wir hatten Mühe, einen Platz für unseren VW-Hannibal zu finden. Lebhaft ging es hier vor der Werkstatt zu. Einige Kunden liefen durch Autoreihen, die zum Kauf angebotenen wurden, andere verhandelten mit einem Gesellen. Auch Karl-Heinz war an einem Auto beschäftigt. Traudel war nicht zu sehen. Etwas ratlos sahen wir uns um. Wurden wir erwartet?

      Konrad hupte. Sofort drehte sich Karl-Heinz um, lachte und winkte uns zu.

      Onkel Oskar steckte seinen Kopf aus dem Büro „Hallo! Schön dass ihr da seid!“, rief er und verschwand wieder.

      Doch dann sah ich Mama. Sie kam mit fliegender Schürze aus dem Haus gelaufen. „Katrina, endlich! Kind, bin ich froh, dass ihr hergekommen seid!“, rief sie, reckte sich auf, umarmte mich und drückte mich fest an sich.

      Es tat mir gut, wenigstens ein bisschen zu spüren, dass sie mich vermisste. Doch schon zupfte jemand an meinem Rock. Susi streckte mir ihre Ärmchen entgegen, sie forderte mit ihren vier Jahren noch energischer als sonst Aufmerksamkeit. Doch hinter ihr näherte sich noch jemand, ein bisschen unsicher auf den strammen Beinchen, vorsichtig auf Abstand zu mir bedacht, aber möglichst in der Nähe von Mama, wackelte Klaus heran. Zwei Jahre war er jetzt alt.

      Ich staunte, wie sie wieder gewachsen waren. „Das geht viel zu schnell, Mama.“

      „Das stimmt! Leider hat Traudel kaum etwas davon. Hoffentlich tut ihr das eines Tages nicht leid.“

      „Wo ist sie überhaupt?“ Ich sah mich suchend um.

      „Sie wird mit einem Kunden verhandeln. So langsam sitzt Onkel Oskar nur noch daneben. Ich verstehe das nicht! Sie ist vierundzwanzig Jahre alt, da kann sie doch noch nicht so wie er den richtigen Überblick haben.“ Mama ließ sofort ihren Unmut heraus.

      Konrad war inzwischen zu Karl-Heinz gegangen. Autos, natürlich, Autos interessierten auch ihn.

      Mama und ich nahmen die Kinder und gingen mit ihnen ins Haus. Sie zeigte mir als Erstes ihre kleine Wohnung oben unterm Dach, die fast fertig war. Bis dahin war sie bei Traudel und Karl-Heinz untergekommen, eine Etage tiefer. Die Treppe zu der Dachwohnung lief sie behände vor mir her, dabei hatte sie sogar noch Klaus auf dem Arm.

      „Ich hatte befürchtet, die Treppe hier hochzukommen, könnte dir schwerfallen“, bemerkte ich und folgte ihr mit Susi an der Hand vorsichtig Stufe um Stufe.

      „Das sagst du nicht im Ernst!“, erwiderte Mama. „Mit siebenundfünfzig sollte das noch kein Problem sein.“

      Richtig stolz war sie, als sie die Tür öffnete und mir alles zeigen konnte. Zwei hübsche Zimmer waren es, sonnig und hell, eins davon mit einem Balkon an der von der Straße abgewandten Giebelseite. Dazu gab es noch eine Küche und ein kleines Duschbad. Vom Balkon aus hatte man einen herrlichen Blick weit über Wiesen bis zu einem Wald.

      „Mama, hier ist es wirklich schön“, sagte ich und dachte an die elterliche Wohnung in Berlin in einer engen Straße. Ich hatte sie stets als hell und freundlich empfunden. Doch gegen diese hier, war sie alt, mit ihrer gusseisernen Badewanne und dem Öl-Paneel an den Wänden in Küche und Bad.

      „Onkel Oskar spart an nichts“, versicherte mir Mama. „Was ich mir auch aussuche, wie teuer die Kacheln für Küche und Bad sind oder die Auslegware für die Böden der Zimmer, nie fragt er nach dem Preis.“

      „Traudel wird ihm das wohl wert sein“, scherzte ich.

      Sofort winkte Mama ab und ihr strahlendes Lächeln machte Sorgenfalten Platz. „Mir wäre lieber, die Kacheln hätten weniger gekostet und sie würden Traudel dafür nicht so mit Arbeit im Betrieb belasten.“

      „Ob das aber im Sinne von Traudel wäre?“, bezweifelte ich.

      Mama wollte darauf noch etwas antworten, doch von unten ertönte Traudels Stimme: „Wo seid ihr eigentlich?“

      Dann knirschte die Treppe unter ihren schnellen Schritten. Überrascht sah ich ihr entgegen. Zur Tür herein kam eine mir wohl bisher unbekannte sehr selbstbewusste junge Frau. Die roten Haare hatte sie am Hinterkopf hochgesteckt und nur ein paar Löckchen über der Stirn milderten die Strenge der Frisur. In ein nicht zu modisches Kostüm gekleidet, machte sie bereits den Eindruck einer erfolgreichen Geschäftsfrau.

      Mit den Worten: „Schwesterherz, lass dich umarmen!“, kam sie auf mich zu. Zugleich aber entdeckte sie Susi und Klaus in einer Ecke, die sich voller Behagen mit klebrigen Tapetenresten beschäftigten. „Mama, siehst du nicht, was die beiden da tun?“, fragte sie leicht gereizt und ließ mich los.

      „Sie spielen“, antwortete Mama.

      „Und sie machen sich dreckig!“, erwiderte Traudel kurz, noch darum bemüht, verbindlich zu klingen.

      „Du musst sie ja nicht sauber machen!“, konterte Mama unbeeindruckt.

      Mit zwei energischen Schritten war Traudel bei den Kindern, packte die Tapeten und wollte sie ihnen wegnehmen. Sofort begann ein Sirenengeheul. Sie wehrten sich, bockten und hielten die Tapetenresten fest. Sie

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