Königreich zu verschenken. Nicole Gozdek
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Читать онлайн книгу Königreich zu verschenken - Nicole Gozdek страница 19
Ein erneutes Rascheln kam aus seiner Tasche. Kurz darauf folgte ein weiteres Geräusch, das klang wie ein Winseln.
„Da, schon wieder! Das Geräusch kommt eindeutig aus deiner Tasche! Was hast du da bloß drin?“ Er war aufgestanden und näherte sich nun seinem Enkel.
„Da drin? Nichts“, log er.
Sein Großvater guckte ihn ungläubig an. „Ich kenne dich gut genug, Junge, um zu wissen, wann du lügst!“, erwiderte er scharf.
Peter starrte verlegen zu Boden und ließ zu, dass sein Großvater die Tasche ergriff und den Reißverschluss ganz zurückzog.
„Was zur Hölle ...?“
Ein Winseln ertönte und der kleine Welpe sprang, noch etwas müde, aus Peters Tasche. Erfreut wedelte er mit seinem Schwänzchen und begann die neue und ungewohnte Umgebung zu beschnuppern. Peter riskierte einen vorsichtigen Blick zu seinem Großvater, der für einen Augenblick völlig sprachlos war. Einige Augenblicke vergingen.
„Wessen Hund ist das?“, erkundigte er sich scharf.
„Äh, meiner“, gestand Peter. „Ich habe ihn von MacBride geschenkt bekommen. Kennst du Sam MacBride?“, plapperte er nervös.
„Ja, ja, ich kenne MacBride!“, fauchte sein Großvater. „Aber das beantwortet noch nicht die Frage, was der Hund in deiner Tasche gemacht hat!“
„Nun, ich vermute mal, er hat geschlafen“, antwortete Peter dümmlich.
Sein Großvater warf ihm einen eisigen Blick zu, den Peter nach kurzem Zögern trotzig erwiderte. „Ich habe vor, ihn zu behalten“, erklärte er mutig.
„Das kommt gar nicht in Frage!“, erwiderte sein Großvater sofort. „Du weißt genau, dass ich in meinem Haus keinen Hund haben will.“
„Dann ziehe ich eben aus!“, meinte Peter und nahm den Welpen auf den Arm. „Ich werde ihn nämlich nicht wieder weggeben!“
„Ausziehen? Du willst ausziehen?“, wiederholte sein Großvater ungläubig.
„Großvater, ich bin achtundzwanzig! Meinst du nicht, dass es langsam Zeit für mich wird, auf eigenen Füßen zu stehen?“
„Aber dafür muss man doch nicht ausziehen!“, widersprach sein Großvater. „Und was heißt auf eigenen Füßen stehen? Das machst du doch! Willst du etwa behaupten, dass ich dich wie ein Kleinkind behandele?“
„Nein, aber ...“
„Siehst du! Es besteht doch gar kein Grund auszuziehen! Das Haus ist doch groß genug für uns alle, du hast also genug Platz. Oder hast du vor zu heiraten?“
„Wie kommst du denn darauf?“, erwiderte Peter erschrocken.
„Warum eigentlich nicht?“, meinte sein Großvater nachdenklich. „Du gibst doch eine gute Partie ab und wenn du heiraten willst, bin ich natürlich gerne bereit, euch euer eigenes Häuschen zu finanzieren. So wie ich es bei deinem Bruder gemacht habe.“
Seine Miene hellte sich sichtlich auf. „Du kleiner Schlingel, du wolltest mich wohl überraschen, was?“, fragte er und drohte Peter verschmitzt mit dem Zeigefinger. „Oder hast du sie noch gar nicht gefragt? Du glaubst doch nicht, dass sie nein sagen wird, oder? Das kann ich mir nun beim besten Willen nicht vorstellen! Also nicht so schüchtern, frag sie! Und dann stellst du mir die junge Dame mal vor. Wer ist es? Bestimmt diese Beatrice, Oliviers Tochter, habe ich Recht? Bei der letzten Party wart ihr ja unzertrennlich! Sie hat den ganzen Abend mit keinem anderen getanzt. Ich habe Recht, sie ist es, nicht wahr?“
Peter erinnerte sich nur zu gut an Beatrice, diese verdammte Klette! Den ganzen Abend war sie ihm hinterhergelaufen und hatte ihm einladende Blicke zugeworfen. Er war nicht darum herumgekommen, ein paar Mal mit ihr zu tanzen, aber mehr war da nicht gewesen. Er hatte sie seitdem nicht mehr gesehen und darüber war er auch nicht traurig. Vor allem seit er wusste, dass sie kurz darauf mit seinem Bruder im Bett gewesen war.
„Ich habe nicht vor zu heiraten“, erklärte er wütend, „und schon gar nicht Beatrice! Ich will einfach nur ausziehen!“
Das Gesicht seines Großvaters wurde immer länger. „Aber ich habe gedacht, du magst sie. Und sie schien doch ganz begeistert von dir gewesen zu sein.“
Peter schnaubte. „Von meiner Person oder von deinem Geld?“, fragte er bissig.
„Jetzt tust du der jungen Dame aber Unrecht“, tadelte er. „Ich glaube, sie ist über beide Ohren in dich verliebt.“
„So verliebt, dass unser kleiner Casanova keine Schwierigkeiten hatte, sie ins Bett zu bekommen!“, schoss Peter zurück. Sofort bereute er seinen Ausbruch. Das ging seinen Großvater schließlich nichts an.
Sein Großvater wurde still. „Ach, so ist das“, sagte er leise und langsames Verstehen zeigte sich in seinem Blick. „Du mochtest sie, nicht wahr? Auch wenn du das nie zugeben würdest. Und dein Bruder hatte nichts Besseres zu tun, als sie dir auszuspannen. Die wievielte war das? Die fünfte oder die sechste Frau? Das hat alles bei Alexandra vor sieben Jahren angefangen, nicht? Deiner ersten großen Liebe.“
Verdammt, er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen!
Seine Gedanken kehrten zu den Ereignissen vor sieben Jahren zurück. Es tat immer noch verdammt weh, daran zu denken. Manche alten Wunden heilten nie. Er erinnerte sich noch zu gut an ihr erstes Aufeinandertreffen und wie schüchtern er gewesen war. Noch nicht einmal zum Tanzen hatte er sie aufgefordert. Dann ihre ersten Gespräche. Alexandras helles Lachen. Ihre strahlenden Augen, wenn sie ihn angesehen hatte. Und dann der Schmerz, als er sie eines Tages mit seinem Bruder auf ihrem Sofa erwischt hatte, den Verlobungsring in der Tasche. Das hatte verdammt wehgetan.
Er drückte den Welpen dichter an die Brust. Warum musste sein Großvater diese alte Wunde wieder aufreißen? Konnte er ihn nicht einfach vergessen lassen?
„Sag, hasst du ihn?“, wollte sein Großvater plötzlich wissen.
Es dauerte einen Augenblick, bis Peter wusste, wovon er sprach. „Nein“, antwortete er schließlich, „Schließlich gehören dazu immer zwei, also ist es nicht allein seine Schuld, oder?“
Das Schweigen zog sich hin. „Lass uns von etwas anderem reden“, bat Peter schließlich.
Sein Großvater nickte. „Einverstanden. Dann reden wir von dem Hund.“
„Muss das sein? Dazu ist doch schon alles gesagt.“
„Nein!“, widersprach sein Großvater. „Mir ist es egal, ob du den Hund behältst“, erklärte er plötzlich und Peter riss erstaunt die Augen auf, „doch bitte bleib! Was soll ich denn alleine in dem großen Haus?“
Peter erkannte seinen eigenen Großvater nicht wieder. Zwar hatte er schon immer einen guten Draht zu ihm gehabt, anders als seine Geschwister, aber noch nie hatte sein Großvater seine Liebe so deutlich gezeigt. Manche Leute hielten ihn für kalt und unnahbar, aber Peter wusste, dass sich hinter dem oft distanzierten Verhalten seines Großvaters große Zuneigung für seine Enkel verbarg. Sein Großvater war eher streng erzogen worden und Gefühle zu zeigen, galt als weibisch.
Peter