Königreich zu verschenken. Nicole Gozdek
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„Sie glauben mir nicht, was?“, meinte Walter spöttisch. „Aber Sie werden noch sehen! Nun ist es aus mit dem Lotterleben!“
Julien schnaubte ungläubig. Nicht wenn er noch ein Wörtchen mitzureden hatte! Er brauchte nur fünf Minuten, fünf Minuten mit seinem Großvater alleine, und dann konnten diese alten Neidhammel ihre mühsam gesponnene Intrige vergessen! Das wäre doch gelacht, wenn es ihm nicht gelingen sollte, seinen Großvater umzustimmen!
Schritte auf dem Flur ließen ihn herumfahren. Na endlich! Schon seit Stunden hielten die fünf ihn hier fest. Wo immer dieses Hier auch war. Noch nicht einmal auf die Toilette durfte er alleine gehen. Wahrscheinlich dachten sie, dass er durchs Badezimmerfenster abhauen würde. Von wegen! Dafür war es leider viel zu klein.
Die Schritte kamen näher und hielten dann abrupt an. Julien glaubte, jemanden murmeln zu hören. Wer waren sie? Welche von diesen miesen Intriganten? Oder war Piers dem Ganzen auf die Schliche gekommen? Oder sein Großvater? Das wäre natürlich noch das Beste, dann würde Walter aber was erleben!
Julien bemerkte, dass Walter ihn weiterhin scharf im Auge behielt. Die beiden Frauen blickten zur Tür, was die beiden anderen Männer, die ihn bewachten, machten, konnte Julien von seiner Position aus nicht erkennen.
Die Tür öffnete sich und Piers trat ein. Er warf einen Blick auf Julien, dann auf Walter und auf dessen Waffe. Walter grinste und Piers schüttelte den Kopf.
Julien triumphierte. Hatte er es doch gewusst! Piers steckte nicht mit Walter unter einer Decke! Nun würde der Kerl aber was erleben!
„Julien, Walter“, grüßte Piers. Seine Stimme klang müde. Er sah aus, als hätte er die letzte Nacht nicht geschlafen. „Ist das wirklich nötig?“, wollte er von Walter wissen und deutete auf die Waffen.
Walter nickte grimmig. „Du hättest mal sein Gesicht sehen sollen, als er auf der Toilette gewesen ist. Wenn er gekonnt hätte, wäre er sofort getürmt. Meinst du, ich will mir die Arbeit machen und ihn noch mal von der anderen Seite der Welt zurückholen? Nein, danke, dann doch lieber auf diese Weise.“
Julien hatte verdutzt ihrem Wortwechsel zugehört. Das lief doch etwas anders, als er es erwartet hatte. Das hörte sich viel zu nett an. Wo blieb das Gebrüll, wo waren die gegenseitigen Beschuldigungen?
„Was ist hier los?“, wollte er irritiert von Piers wissen.
Piers seufzte müde. „Das könnte ich Sie auch fragen“, erwiderte er. „Sie wussten doch genau, was gestern für ein Tag war, oder? Der Wohltätigkeitsempfang sagt Ihnen doch sicher was. Behaupten Sie jetzt nicht, Sie hätten es vergessen!“, drohte er. „Das hatten Sie schon die letzten Male behauptet und jeder wusste, dass es gelogen war.“
„Was unterstellen Sie mir hier eigentlich?“, schimpfte er. „Wollen Sie etwa behaupten, ich sei ein Lügner?“
„Ich behaupte es nicht nur, es ist bedauerlicherweise eine Tatsache“, entgegnete der ältere Mann ruhig. Ein weiteres Seufzen folgte.
„Und was sollen wir jetzt mit ihm machen, Boss?“, erkundigte sich Walter und zeigte mit dem Finger auf seinen Schützling. Piers zuckte ratlos mit den Schultern.
„Das habe ich mich auch gefragt.“
Julien fuhr herum. „Großvater!“, rief er überrascht. „Ich ...“
„Schweig!“, donnerte sein Großvater wütend. „Ich will keine von deinen Ausreden hören! Die kenne ich schon zur Genüge! Was hast du dir dabei gedacht? Nur ein einziges Mal bitte ich dich um etwas und du hast nichts Besseres zu tun, als dich wieder einmal aus dem Staub zu machen! Sag jetzt nicht, du hättest einen dringenden Termin gehabt und konntest nicht kommen! Weißt du, was meine Leute herausgefunden haben? Nachdem ich dich gebeten haben, zum Empfang zu kommen – woraufhin du eingewilligt hast, wohlbemerkt! -, hattest du nichts Besseres zu tun, als das Reisebüro anzurufen und einen Flug in die Vereinigten Staaten zu buchen! Meinst du, ich lasse mir dreist und ungestraft ins Gesicht lügen? Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche!“, befahl er grimmig.
Julien guckte trotzig. „Diese Empfänge sind doch sowieso immer gleich“, maulte er schließlich. „Immer nur die gleichen Leute, das gleiche Blabla, das ist doch langweilig. Ich möchte mal was Neues sehen, neue Leute kennen lernen, neue Erfahrungen machen.“
„So?“, fragte sein Großvater spitz. „Langweilig sind wir also? Nun gut, du musst deine Zeit nicht mit uns verbringen, wenn du nicht willst. Damit tust uns wirklich keinen Gefallen.“
Julien mochte den Tonfall seines Großvaters nicht. Er wurde nicht schlau aus ihm. Nach einem Augenblick beschloss er, die Sache erst einmal positiv zu sehen.
„Ehrlich? Ich muss zu keinem Empfang, wenn ich nicht will?“, hakte er nach.
Sein Großvater schnaubte verächtlich. „Ich will es mal anders ausdrücken. Du darfst zu keinem Empfang mehr, du bist unerwünscht. Ist dir eigentlich klar, dass die meisten dich nur meinetwegen noch einladen? Dass du dich so unbeliebt gemacht hast, dass keiner mehr etwas mit dir zu tun haben will? Dass ich mich für dein Verhalten schäme?“
Julien ließ die Strafpredigt ungerührt über sich ergehen. Sollte sein Großvater doch sagen, was er wollte, und dies war auch nicht die erste Strafpredigt, die er sich anhören musste. Hauptsache, er bekam letzten Endes, was er wollte.
Sein Großvater beobachtete ihn aufmerksam. Nach und nach wurde sein Gesicht immer länger. „Dir ist egal, was ich sage, oder?“
Schweigen war die einzige Antwort, die er erhielt. Sein Großvater riss sich sichtbar zusammen. Sein Tonfall wurde kälter. „Nun gut, du wolltest es nicht anders. Von nun an wirst du die Konsequenzen zu spüren bekommen!“, drohte er. „Du willst nicht zu uns gehören, gut, dann aber auch mit allen Folgen, die dazugehören. Von heute an bekommst du keinen Cent mehr von mir. Deine Konten habe ich sperren lassen, ob du sie jemals zurückbekommst, hängt ganz von dir ab. Du willst nicht zu unseren Kreisen gehören, dann kannst du dir unseren Lebensstandard auch nicht mehr leisten.“
„Das kannst du nicht machen!“, protestierte Julien schockiert. „Wie soll ich denn dann leben?“
„Wie wäre es mit arbeiten?“, fragte Walter süffisant. „Sie wissen schon, Hände und Köpfchen benutzen, um etwas Nützliches zu tun.“
Julien warf ihm einen scharfen Blick zu. Wie konnte es dieser Kerl nur wagen, ihn zu verspotten! Das Ganze war überhaupt nicht lustig! Hier ging es schließlich um sein Leben! Darüber machte man keine Scherze!
Er musste versuchen, seinen Großvater wieder zur Vernunft zu bringen! Er setzte einen reumütigen Gesichtsausdruck auf. „Vielleicht hast du Recht“, räumte er ein. „Nein, ganz sicher hast du Recht“, korrigierte er sich sofort. „Ich habe mich falsch verhalten und es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast und dass du alleine zum Empfang gehen musstest. Wirklich. Kannst du mir noch einmal verzeihen? Es kommt auch nie wieder vor, das verspreche ich. Ehrenwort“, beteuerte er und es herrschte einen Augenblick gespannte Stille.
Schließlich räusperte sich der alte Mann. „Ob ich dir verzeihen kann, ist nicht die Frage. Die Frage ist, ob ich mich auch auf dein Wort verlassen kann. Und meine Erfahrung hat leider gezeigt, dass dein Wort, dein Ehrenwort, nicht viel wert ist. Deshalb musst du mir jetzt in Wort und Tat beweisen, dass du es ehrlich meinst.“
Julien