Virus. Kristian Isringhaus

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Virus - Kristian Isringhaus

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übereinstimmt”, erwiderte Löscher defensiv.

      „Natürlich hat es den gegeben”, rief Wegmann. Wut klang in seinen Worten mit und er hatte größte Mühe, seine Lautstärke zu kontrollieren. „Haben Sie schon mal was von Messungenauigkeiten gehört?”

      „Die gibt es natürlich”, gestand Löscher ein. Er war sichtlich darauf bedacht, Wegmann nicht weiter zu reizen. „Deshalb sind die Messungen ja auch nur auf einhundert Meter genau. Das ist allerdings eine fast nicht nötige Absicherung, denn normalerweise sind sie recht präzise. Hier aber haben wir eine Abweichung von einhundertsiebzig Metern. Siebzig Prozent über der Toleranzgrenze. Ganz zu schweigen von der zeitlichen Abweichung. Wir können so gut wie ausschließen, dass unser Blitz auch Ihrer ist.”

      „So gut wie!” lachte Wegmann auf. „Hören Sie, wir haben einen Blitz, den Zeugen gesehen haben, und wir haben einen, der zeit- und ortsnah gemessen wurde. Jetzt zählen Sie gefälligst eins und eins zusammen.” Er machte eine kurze Pause und fuhr dann in einem leisen und bedrohlichen Tonfall fort: „Ich will in Ihrem Bericht lesen, dass der gemessene Blitz es war, der den Professor getötet hat. Wir haben ziemlich viele Drogen und nicht registrierte Schusswaffen in unserer Asservatenkammer. Wollen Sie, dass meine Kollegen davon etwas in Ihrem Auto finden?”

       16.

      Inzwischen war es kurz vor neun und Holger war noch immer der einzige Gast im ‚Dorfkrug’. Außer Bierbestellungen in regelmäßigen Intervallen hatte er kein weiteres Wort mehr zu Hagen gesprochen und dieser hatte es ebenfalls recht schnell aufgegeben, Holger weitere Fragen zu stellen.

      Stattdessen hatte Holger erneut begonnen, über die Blitzsache zu grübeln. Es hatte sich also offensichtlich nicht um ein natürliches Phänomen gehandelt. Schon die Tatsache, dass ein Mann in einem geschlossenen Gebäude von einem Lichtbogen erschlagen wurde, war ungewöhnlich genug. Aber hier hatte es sich auch noch um eine Entladung gehandelt, die grob geschätzt zehntausendmal länger gedauert hatte als gewöhnlich.

      Hatte die U.S. Importfurie etwa Recht gehabt? War es am Ende sogar Mord gewesen? War wirklich eine Flammenschrift erschienen? Was konnte A87 bedeuten? Und interessierte es ihn überhaupt? Was war mit seiner schützenden Festung aus Gleichgültigkeit passiert?

      Holger beschloss, dass es ihn mitnichten interessierte, dass es ihm sogar völlig egal war, und dass er nur darüber grübelte, um sich die Zeit zu vertreiben.

      –––––

      Debbie betrat den ‚Dorfkrug’, guckte sich kurz um und setzte sich an die Theke. Sie trug nun eine Sweatshirt-Jacke der Minnesota Twins, Jeans und Turnschuhe. Um sich nicht mehr als unbedingt notwendig ihren Haaren zuwenden zu müssen, hatte sie eine Baseball-Kappe aufgesetzt. In Röcken, Blazern oder Pumps fühlte sie sich nie ganz wohl. Leider waren sie gelegentlich unvermeidlich, aber selbst in den hippen Kneipen von Uptown Minneapolis bildeten Sweatshirt und Jeans mit höherer Wahrscheinlichkeit den Aufzug, in dem man sie antraf.

      Sie war der einzige Gast. Ablenkung würde sie also nicht allzu viel bekommen, aber was sie viel dringender benötigte, war sowieso ein Pils und etwas zu essen. Sie bestellte ein Bier und die Speisekarte und versank in den gleichen Gedanken, die sie schon den ganzen Tag gequält hatten. In einer Ecke des Raums lief zwar ein Fernseher, doch die Bilder, die dort ausgestrahlt wurden, eigneten sich denkbar schlecht, sie von den Ereignissen des Nachmittags abzulenken.

      Wer könnte ein Motiv haben, den Professor umzubringen? Oder war der Professor nur Teil einer Inszenierung geworden, in der er zufällig die Bestbesetzung dargestellt hatte? Wie hatte der Mörder den Blitzableiter manipuliert? Wie konnte er überhaupt gewusst haben, dass der Blitz in das Gebäude einschlagen würde? Was hatte der Ton zu bedeuten? Und was bitteschön hatte das Ganze mit einer Virusmeningitis zu tun?

      „Null Komma null null null vier Sekunden”, sagte plötzlich jemand zu ihrer Rechten.

      Völlig verwirrt und willkürlich aus ihren Gedanken gerissen blickte Debbie sich um. Aus Richtung der Toiletten kam der nervige Pastor auf sie zu. Der hatte ihr gerade noch gefehlt.

      „Oh! Sie!” stöhnte sie. „Ich habe Sie gefunden. Sie können sich jetzt ein neues Versteck suchen.”

      „So lange dauert ein natürlicher Blitz. 0,0004 Sekunden. Hier.” Er reichte ihr einen Computerausdruck. Debbie nahm ihn entgegen und überflog den Text.

      „Ich habe die wichtige Stelle markiert”, sagte er. Obwohl er einen Meter von ihr entfernt an der Theke Platz genommen hatte, roch Debbie in seinem Atem, dass er bereits einige Pils intus haben musste. Sie blätterte durch den Ausdruck und fand eine mit Textmarker hervorgehobene Stelle. Tatsächlich. Eine Hauptentladung dauerte nur etwa 0,0004 Sekunden.

      „Warum haben Sie das gemacht?” fragte sie verwundert.

      „Muss es für jeden Unrat dieser Welt einen Grund geben?” erwiderte der Pfarrer mit der Fahne und zuckte mit den Schultern.

      „Das heißt also, sie glauben mir jetzt, dass es Mord war?” Hoffnung schwang in Debbies Stimme mit, die sie selbst nicht erklären konnte. Was interessierte es sie überhaupt, ob dieser nervige Alleswisser ihr glaubte oder nicht?

      „Ich maße mir nicht an, das beurteilen zu können”, antwortete der Pastor nachdenklich und frischte seine Fahne mit einem großen Schluck von seinem Pils auf. „Aber gewisse Ungereimtheiten fallen durchaus auf und lassen mich auch über die Existenz des Tons und der Schrift neu reflektieren.”

      Konnte der Typ eigentlich auch normal reden?

      „Die Schrift und der Ton waren wirklich da”, sagte sie nahezu flehend. Warum war es ihr so wichtig, dass dieser Blödmann ihr glaubte? Noch vor wenigen Stunden hatte er ihr offen Albträume für den Rest ihres Lebens gewünscht. War sie so verzweifelt?

      Offenbar.

      „Ich glaube Ihnen ja”, sagte Vater Fahne. „Hey, haben Sie schon gegessen?”

      Über die Aufregung, tatsächlich plötzlich jemanden gefunden zu haben, der ihr glaubte, und sei es auch der degenerierteste Geistliche, dem sie je über den Weg gelaufen war, hatte Debbie ihren Hunger glatt vergessen.

      „Nein.”

      „Hagen, mach uns mal ‘n doppelten Krabbenkorb”, sagte Vater Fahne zum Wirt. Plötzlich kam er ihr gar nicht mehr so unsympathisch vor. Natürlich wusste sie, dass das nur daran lag, dass er ihr glaubte und nicht an seiner Persönlichkeit, aber es war sowieso nicht wichtig. Anfreunden würde sie sich todsicher nicht mit ihm. Eher würde sie sich erhängen.

      „Zurück zum Blitz, Dr. Ashcroft”, sagte er.

      „Bitte. Wir Amerikaner sprechen uns immer mit dem Vornamen an. Es gibt keine Ausnahmen”, unterbrach sie ihn. Sie hasste es mit ihrem Nachnamen angesprochen zu werden und mit ihrem Titel noch viel mehr. Sie wunderte sich, wie unglaublich genervt sie am Nachmittag gewesen sein musste, als sie auf ihrem Titel bestanden hatte.

      „Also Deborah, richtig?” fragte er unsicher.

      „Debbie.”

      „Okay, Debbie. Ich höre auf den Wohlklang des Namens Holger. Zurück zum Blitz. Es kann sich nicht um einen natürlichen Lichtbogen gehandelt haben. Das war der Status unserer Überlegungen.”

      „Die einzige andere Möglichkeit ist, dass jemand den Blitz erzeugt haben muss”, sinnierte sie. „Ich weiß aber

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