Virus. Kristian Isringhaus

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von Humor. Ich weiß es nicht. Aber wir kommen jetzt sowieso nicht weiter. Lass mich erst herausfinden, worüber Wang alles geforscht hat.”

      „Okay. Ich hatte aber noch eine andere Idee”, begann Debbie aufs Neue. „Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll. Aber was, wenn das Wort uns etwas sagen soll?”

      „Virusmeningitis?” Bobby klang wenig überzeugt.

      „Ja. Oder Hirnhautentzündung. Nur mal angenommen, der Mörder hat die Virushirnhautentzündung gewählt, weil der Professor nun mal über Viren geforscht hat. Seine Art von Humor, um es mit deinen Worten zu sagen. Er hätte auch eine bakterielle Meningitis nehmen können. Aber das wäre nicht so lustig gewesen.”

      „Dann wäre der Code irgendwas mit G gewesen. Ich glaube G00.”

      „Keine Ahnung. Ich kenne mich nur mit den Viren aus”, tat Debbie Bobbys Einschub ab. „Ist ja auch egal. Aber angenommen der Mörder will eine Hirnhautentzündung beschreiben. Er hat die Auswahl zwischen einer viralen und einer bakteriellen. Zwischen G00 und A87. Welche nimmt er wohl, wenn das Mordopfer sich mit Viren beschäftigt?”

      „Die virale natürlich”, Bobby begann, Debbie zu folgen.

      „Genau. Das erklärt das Wort ‚Virus’ in ‚Virushirnhautentzündung’. Also bleibt ‚Hirnhautentzündung’. Was also will uns der Mörder damit sagen? Speziell auf einem G8-Gipfel, um diese Idee nochmal aufzugreifen.”

      Bobby dachte laut nach, ein wirrer Strom von Gedanken. „Globalisierung. Ein Hirn hat eine kugelähnliche Form. Wie der Globus. Bezeichnet er die G8 als das Hirn der Welt, weil sie meint, für die Welt denken zu können? Was ist Haut? Haut ist die äußerste Schicht. Die Erdoberfläche? Ist sie entzündet? Vielleicht ein Umweltschützer?”

      „Du wirst lachen”, sagte Debbie. „Das ist genau das, was ich gedacht habe.”

      „Nach Lachen ist mir ehrlich gesagt nicht zumute.”

      „Aber hältst du es für möglich, dass der Mörder ein Umweltschützer ist?” hakte Debbie nach. „Dann würde es auch passen, dass er als Mordinstrument eine Naturgewalt nutzt.”

      Bobby klang wenig überzeugt. „Ich habe das eben ehrlich gesagt nicht ganz ernst gemeint”, sagte er. „Es waren nur wilde Assoziationen. Wenn es wirklich so wäre, dann hätte ich die gleiche Frage, die du mir eben gestellt hast: Warum so kryptisch. Warum brennt er nicht das Greenpeace-Emblem an die Wand oder einen Baum oder sowas? Warum der Code?”

      „Keine Ahnung”, Debbie war müde und ihr Fortschritt nur allzu überschaubar. Bereits zum zweiten Mal waren sie mit einem Ansatz, der zunächst viel versprechend gewirkt hatte, in einer Sackgasse gelandet.

      „Okay”, sagte sie schließlich. „Wir kommen nicht weiter. Versuch einfach, so viel wie möglich herauszufinden. Über die Forschungsgebiete des Professors, über ICD Codes im Allgemeinen, über Virusmeningitis, über die G8, über alles. Wir haben keine wirkliche Spur, also müssen wir grob streuen. Würdest du das für mich tun?”

      „Für dich würde ich alles tun, das weißt du doch”, antwortete Bobby.

      Debbie erachtete den Zeitpunkt als denkbar ungeeignet für Bemerkungen dieser Art, verkniff sich aber, ihn das wissen zu lassen. Stattdessen atmete sie einmal tief durch. „Ruf mich auf meinem Handy an, wenn du etwas herausgefunden hast. Ich werde dich auf dem Laufenden halten, wenn sich hier was entwickelt.”

      „Mach ich.”

      „Und danke für deine Hilfe, Bobby.”

      „Kein Thema.”

      Debbie legte den Hörer auf die Gabel und drehte sich wieder auf den Rücken. Viel zu viele Fragen schossen ihr durch den Kopf und viel zu wenig Antworten.

      Doch nach und nach wurden die Fragen in ihrem Kopf abgelöst von den schrecklichen Bildern des Nachmittags, die erneut begannen, sich wie in einer Endlosschleife vor ihrem inneren Auge abzuspielen. So würde sie keinen Schlaf finden können und selbst wenn sie jetzt Schlaf fände, würde sie aufgrund der frühen Stunde mitten in der Nacht aufwachen und dem gleichen Problem gegenüber stehen.

      Was sie jetzt brauchte, war frische Luft, ein Spaziergang und verdammt nochmal ein Bier. Sie erinnerte sich, dass sie auf der Taxifahrt vom Rostocker Flughafen hierher im Dorfkern eine Kneipe gesehen hatte.

       14.

      Passe war nach wie vor wie in Trance. Allerdings nicht mehr wegen des Adrenalins. Das wich langsam aber stetig aus seinem Körper. Es waren die Gedanken. Abertausende davon rasten gleichzeitig durch seinen Kopf und trübten seine Wahrnehmung. Er saß im Eingang seines Zelts, die Knie angezogen und die Arme um die Unterschenkel gelegt. Sein Kopf lag schief auf seiner Schulter, die Kapuze seines Sweatshirts hatte er über die kurzen blonden Haare gezogen.

      Um ihn herum herrschte einmal mehr Chaos. Menschen rannten umher, riefen Namen, suchten nach Freunden, fanden Freunde. Wunden wurden verbunden, Heldentaten besungen, über den Polizeistaat geschimpft. Gewaltfreie Globalisierungsgegner diskutierten hitzig mit gewaltbereiten, die einen heulten vor Wut, die anderen feierten ihren Sieg. Lagerfeuer wurden entzündet, Grills angefeuert, Bierdosen geöffnet.

      Es hatte aufgehört zu regnen und nach und nach wandelte sich die adrenalingetränkte Aufregung in eine hemmungslose Partystimmung. Die Anspannung des Nachmittags schrie nach Befreiung und entlud sich in Ausgelassenheit.

      Doch von all dem nahm Passe nicht die geringste Notiz. Wieder und wieder sah er die Bilder des Nachmittags. Die Schläge. Dora.

      Er hatte sie beschützen wollen.

      Sie hatte ihn beschützt.

      Wieso war sie vermummt gewesen? Woher konnte sie Karate? Was würden die nächsten Schritte sein? War Mark Wolf jetzt ihr Anführer? War er vielleicht wirklich aus dem Schwarzen Block und hatte den Auftrag, unter den campenden Globalisierungsgegnern Gewaltbereite zu finden? Wer waren seine Mitstreiter nochmal gewesen? Passe versuchte wieder und wieder, sich ihre Gesichter in Erinnerung zu rufen. Einige von ihnen waren ihm bekannt vorgekommen, doch persönlich und mit Namen hatte er keinen gekannt.

      Es gelang Passe nicht, seine Gedanken zu strukturieren. Wilde Assoziationen jagten Fragen ohne Antworten, immer wieder gestört durch stechende Kopfschmerzen.

      Den Rest konnte er ertragen, wirklich schlimm waren nur diese hämmernden Kopfschmerzen. Ob er eine Gehirnerschütterung hatte? Wenn er sich nicht bewegte, schmerzten die blauen Flecke kaum, wenn er nicht zu tief atmete, spürte er selbst die schwer geprellten Rippen nicht allzu stark. Oder vielleicht kam ihm das auch nur so vor, weil die stechenden Kopfschmerzen alles andere übertönten.

      Warum war der verdammte Tank nicht explodiert? Hatten sie trotzdem genug Aufmerksamkeit erzeugt? Hatten die Kamerateams sie gefilmt? Wurde ihre Botschaft um die Welt getragen? War es ein Sieg oder eine Niederlage gewesen? Wie viele waren verhaftet worden? War die Truppe noch stark genug für weitere Aktionen? Wann und wo würde man sich wieder zeigen? Hatte Mark einen Plan? Oder war er vielleicht gar kein Anführer, sondern hatte nur spontan das Kommando übernommen? Wo hatte er plötzlich den Molotow Cocktail hergehabt? War Mark überhaupt entkommen? Hatte vielleicht auch er einen rätselhaften Retter gehabt? Hatte Dora ein Geheimnis vor ihm?

      All diese Fragen schienen ihm gleichzeitig durch den Kopf zu schießen und zu jeder einzelnen assoziierte er wilde Antworten. Er sah Mark

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