Virus. Kristian Isringhaus

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Virus - Kristian Isringhaus

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Spuren untersuchte.

      Ebenfalls anzutreffen waren die Notärzte und Sanitäter der umliegenden Krankenhäuser, die sich um die vielen Schock-Patienten kümmerten.

      Dazu kamen Mitarbeiter unabhängiger Unfallhilfen wie der Johanniter, die hinzu gerufen worden waren, weil die Krankenhäuser nicht genug Personal zur Verfügung stellen konnten. Unglaublicherweise und obwohl eigentlich alle das gleiche Ziel verfolgen sollten, Leben zu retten, arbeiteten unabhängige Unfallhilfen in Konkurrenz zu einander und zu den Krankenhäusern. Es hatte sogar Fälle gegeben, wo Unfallopfer fast gestorben wären, weil sich verschiedene herbei gerufene Hilfsdienste nicht über die Zuständigkeit einigen konnten. Diese Konkurrenzsituation leistete geflissentlich ihren Beitrag zum Chaos.

      Darüber hinaus waren natürlich das BKA und der BND anwesend. Beide Organisationen waren für die Sicherheit der Regierungschefs verantwortlich, wenn auch auf verschiedenen Gebieten. Während das BKA den Personenschutz leistete und nun zu ergründen hatte, ob die Sicherheit der Politiker in irgendeiner Weise gefährdet war, war es die Aufgabe des BND, nach möglichen terroristischen Hintergründen zu forschen.

      Doch beide Organisationen mussten feststellen, dass es sich schwierig gestaltete, Erkenntnisse zu gewinnen. Unisono berichteten die Zeugen von einem seltsamen Ton und von dem Feuer.

      Der Ton wurde von schrecklich bis wunderschön in allen möglichen Variationen beschrieben. Auch über das Feuer gingen die Meinungen auseinander. Während einige Zeugen von einem einfachen Brand durch den Blitz sprachen, wollten andere Zeichen erkannt haben – brennende Zeichen. Ob ihres Schocks konnten sich allerdings die Wenigsten genau erinnern, was für Symbole dort gestanden hatten. Diverse Zahlen-Buchstaben-Kombinationen wurden genannt.

      Und zu guter Letzt rannte in dem Chaos natürlich auch noch die Kriminalpolizei umher. Sie war einerseits, weil lokal ansässig, für Fragen jeglicher Art zuständig und sollte BKA und BND in jeder erbetenen Form zuarbeiten. Andererseits war die Kripo natürlich für die Ermittlungen zum Tod des Professors verantwortlich.

      –––––

      Peter Wegmann sah das Chaos und malte sich die nächsten Tage aus. Als Hauptkommissar der zuständigen Kriminaldienststelle war er hauptverantwortlich für die Todesermittlungen. Der Gipfel hatte ihn sowieso schon seit einem halben Jahr mit Arbeit überhäuft. Er hatte kaum genug unter den Tisch kehren können, um Überstunden zu vermeiden. So hatte er sich seinen Beruf nicht vorgestellt, als er sich vor Urzeiten an der Polizeischule gemeldet hatte. Oder anfänglich doch? Er wusste es nicht mehr. Wer war überhaupt auf die stumpfsinnige Idee gekommen, den Gipfel in diesem gottverlassenen Kaff auszurichten?

      Zumindest war er mit seinen dreiundfünfzig Jahren erfahren genug, um zu wissen, was jetzt zu tun war. Er musste besonnen handeln. Er musste um jeden Preis verhindern, dass man tiefgreifende Ermittlungen von ihm verlangte und dafür gab es nur eine Lösung. Er ließ seinen Blick schweifen und suchte den leichenschauenden Arzt. Am Bühnenrand wurde er fündig. Der Notarzt war mit dem Ausfüllen des Leichenschauscheins beschäftigt, was bedeutete, dass die Leichenschau bereits vorüber war. Höchste Zeit zu handeln. Er ging zu ihm.

      „Tag, Herr Doktor”, sagte er freundlich. „Wegmann ist mein Name. Hauptkommissar Wegmann. Ich bin für diesen Fall verantwortlich.”

      „Tag, Herr Wegmann. Schubert. Ein schönes Brikett haben Sie da”, gab der Notarzt zurück, ohne vom Leichenschauschein aufzublicken.

      „Sie kennen das Prozedere?” fragte Wegmann scheinheilig.

      „Das Ausfüllen eines Leichenschauscheins? Durchaus. Als Notarzt muss ich da leider manchmal durch.”

      „Dann werden Sie also den natürlichen Tod ankreuzen?”

      Dr. Schubert blickte überrascht von dem Klemmbrett in seiner Hand auf und sah Wegmann an. Er war noch recht jung, keine vierzig. „Das nennen Sie natürlich?”

      „Sie sind noch nicht so lange dabei?” Wegmann verlieh seiner Stimme eine Überlegenheit, die signalisieren sollte, dass er sich auskannte.

      „Ich glaube, ich verstehe nicht…”

      „Sehen Sie, die Sache ist die”, begann er umständlich. „Wir haben hier den Arsch voll Arbeit, wenn ich das mal so sagen darf. Mehr können wir nicht gebrauchen. Und eines weiß ich ganz sicher: Mord war das nicht.”

      „Das habe ich auch nie behauptet”, Dr. Schubert hatte offenbar keine Ahnung, worauf Wegmann hinaus wollte. Oder er wollte keine Ahnung haben.

      Ein Feuerwehrmann zwängte sich zwischen den beiden durch und stieg auf die Bühne. Wegmann setzte erneut an: „Nun ist es aber so, dass wir verpflichtet sind, in diese Richtung zu ermitteln, wenn Sie den nicht-natürlichen Tod ankreuzen. Wir müssten eine Autopsie durchführen lassen, die zu keinem anderen Ergebnis führen würde, als dass dieser Mann durch einen Blitzschlag getötet wurde. Sie würde uns aber einen Riesenhaufen Papierkram kosten. In der Regel helfen uns Notärzte in diesen Situationen gerne aus. Eine Hand wäscht die andere.”

      „Ich mache meine Arbeit und Sie machen Ihre.” Dr. Schubert fühlte sich sichtlich in seiner Ehre verletzt.

      „Sie wissen, dass dies kein natürlicher Tod war, und ich weiß es auch”, sagte Wegmann beruhigend. Diese Nuss war härter, als er gedacht hatte. „Aber wir sehen auch beide, dass es kein Mord war. Nun können Sie Ihrer Polizei viel Arbeit ersparen, indem Sie den natürlichen Tod ankreuzen. Einen Unterschied macht das für Sie nicht.”

      „Doch, den macht es. Ich setze meine Unterschrift darunter. Und meine Unterschrift kommt nur darunter, wenn der nicht-natürliche Tod angekreuzt ist.”

      Verdammter Idealist! dachte Wegmann. Diese jungen Typen hatten einfach noch nicht begriffen, wie die Welt sich drehte. Er verlor die Geduld. Als ob er nichts Besseres zu tun hätte, als mit einem naiven Weltverbesserer zu diskutieren.

      Er hatte es auf die freundliche Art versucht. Zeit für schwerere Geschütze.

      „Was fahren Sie denn für ein Auto, Dr. Schubert?”

      „Mercedes”, antwortete dieser unsicher. „Wieso?” Ihm war anzusehen, dass ihm diese Wendung des Gesprächs nicht gefiel. Instinktiv, als könne er auf diese Weise seine Einschätzung schützen, umklammerte er das Klemmbrett fester.

      „Wir sind zu Ihrem Schutz da, Dr. Schubert”, sagte Wegmann. „Es kann so schnell passieren, dass Randalierer ein Auto beschädigen. Sie wollen es sich doch mit der Polizei nicht verscherzen?”

      „Ich bin gut versichert.” Dr. Schuberts Stimme war wieder sicher und er war hörbar verärgert.

      „Haben Sie Kinder?” fragte Wegmann.

       6.

      Holger hasste es, wenn man ihn ‚Pastor’ nannte. Er war kein guter Hirte für seine Herde mehr. Er hatte seinen kompletten Glauben verloren. Viel mehr noch war er sogar fest davon überzeugt, dass es keinen Gott gab. Seine Predigten waren uninspiriert und die Zahl der Kirchgänger in der Gemeinde nahm beständig ab.

      Seine Verachtung für diese Welt, seine völlige Gleichgültigkeit ihr gegenüber und sein beißender Zynismus klangen stets in seinen Predigten durch. Richtig eskaliert war die Situation einmal, als Holger Nietzsches ‚Antichrist’ zitiert hatte. Bis heute stand seine feste Überzeugung, sein Argument, dass auch Christen und Kirchgänger nicht blind einem Buch folgen durften, sondern eigene Entscheidungen

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