Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr

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Das Paradies ist zu Ende - Louis Lautr

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Wir fuhren die Rollwägelchen ins Sägewerk und legten die Stämme, die wir als Bänke benutzt hatten, wieder an ihren Platz. Frau Kofer sagte zu Linde: „Ich fahre nach Hornfleeg, zu meiner Freundin, ich nehme dich mit und bringe dich nach Hause. Könnt ihr ohne Linde aufräumen, dann fahre ich gleich?“ Natürlich konnten wir ohne Linde aufräumen. Ich verabschiedete mich von Frau Kofer und sagte zu Linde: „Also bis morgen“, denn wir waren am Sonntag bei ihren Eltern zum Mittagessen. Linde sagte zu Hartmut und mir: „Ich danke euch, es war sehr schön.“ Wir bedankten uns bei Frau Kofer für das Getränk und die Bäckerschnecken. Dann schaute ich mit Reinhild und Rosanna, ob auf dem Holzplatz und den Schienen alles aufgeräumt war. Die beiden Schwestern und Harald mussten ebenfalls nach Hause. Sie bedankten sich bei Hartmut, weil er sie mitspielen ließ. Wir fegten im Sägewerk den Staub zusammen, den wir aufgewirbelt hatten. Ich wollte mit Hartmut den Sägemehlkeller fegen, als Hartmut sagte: „Angelika, wenn du mir im Keller hilfsch, no könnet die andere scho heimgange, i breng di dernoch heim.“ Angelika sagte: „Ich helfe dir gerne, übrigens finde ich eure Lehrerin unheimlich nett und bin fast neidisch. Ich weiß ich nicht, warum sie so nett ist.“ Hartmut sagte: „Do ben i scho ewig neidisch, denn die isch nit bloß nett, die sieht ja au toll aus“. Angelika sagte zu Hartmut: „Du weißt sogar wie sie unter ihrem Rock aussieht, denn ich hab sah, wie du geschaut hast.“ Rosanna und Reinhild bedankten sich bei Hartmut und fragten: „Du Hartmut, sollen wir euch wirklich nicht helfen?“ Hartmut sagte: „Wenn mir d’ Angelika hilft, reicht des, mir hen ja au bloß zwei große Bese.“ Rosanna und ich begleiteten Reinhild nach Hause. Sie sagte zu uns: „Kommet doch mit rei, mei Mutter isch no gar nit da.“ Sie zeigte uns ihr Zimmer, die damals übliche „Wohnküche“ die meist groß war und gleichzeitig Esszimmer und der Hauptaufenthaltsraum war, sowie die Nähstube ihrer Mutter. Sie sagte: „Es isch eigentlich no gar nit schpät, solle mir no was mitnander schpiele“ „Was dätsch no gern schpiele?“ Fragte Rosanna und lachte, weil wir an das gleiche Spiel dachten, jedoch Angst hatten, dass wir von Reinhilds Mutter überrascht würden. Reinhild meinte: „Mei Mutter kommt sicher nit vor sechse.“ „Aber mir wisset's nit“, sagte Rosanna. Ich überlegte und antwortete: „Mir könnet en Holzkeil schnitze und unter Tür schiebe, wenn mir höret, dass dei Mutter kommt, müsse mir uns schnell anziehe. On wenn sie in dei Zimmer komme will no musch sage, Mutter wart, es hat sich an der Tür was verklemmt.“ Reinhild sagte: „Des isch a gute Idee“ i bring dir ein Holzscheit aus der Küche. Mit meinem Taschenmesser schnitzte ich einen Keil. Reinhild und Rosanna zogen sich aus streichelten sich. Reinhild sagte: „Rosanna komm leg dich ins Bett, dann schmuset mir“ Während ich den Keil schnitzte, legten sich beide ins Bett und spielten. Ich schaute zu und war erregt. Ich schob gerade den Keil unter die Zimmertüre als ich bemerkte, wie die Glastüre aufschlossen wurde. Da ich noch angezogen war, ging ich in Flur und klappte die Zimmertüre hinter mir zu und begrüßte Frau Gründer. Sie hatte Kunden besucht und zwei Koffer mit Kleidung dabei. Ich half ihr, die Koffer in die Nähstube zu tragen und erzählte, dass wir zu acht auf dem Holzplatz Eisenbahn spielten und wie toll es war. Ich kannte Frau Gründer gut, weil sie öfters die Nähmaschine meiner Mutter geliehen hatte. Frau Gründer war wohl überrascht, weil ich in ihrer Nähstube stand und erzählte. Als ihre Tochter und Rosanna in die Nähstube kamen, fiel Reinhild ihrer Mutter um den Hals. Ihre Mutter sagte: „Reinhild du bist ja ganz heiß und deine Haare sind zerzaust, bist du krank.“ Reinhild meinte: „Ach Mutter mir hen gschpielt on sin so gerannt, i bin nit krank. Guck d’ Rosanna isch au ganz rot, weil mir so gschpronge sin.“ Reinhilds Mutter fand es nett, dass wir ihre Tochter heim begleiteten und fragte ob wir was essen wollten. Rosanna und ich verneinten, wir erzählten, Frau Kofer hätte uns etwas zu trinken und zu Essen gebracht. Wir unterhielten uns über unsere nette Lehrerin und verabschiedeten uns.

      Ich begleitete Rosanna, sie sagte: „Dei Glied schpannt durch d' Hos, wenn meine Eltern nit derhoim wäret, no dät i gern mit dir schpiele.“ Ich ging neben Rosanna und unterhielt mich über den schönen Nachmittag, als wir zum Dorfplatz kamen, saß Leopold auf der Bank und rief: „Hallo Rosanna!“ Sie rief zurück: „Leopold, i han kei Zeit i muss heim.“ Sie sagte zu mir: „Der alte Esel hockt immer do un schreit mir nach.“ Plötzlich sagte sie: „Mir fällt was ei, komm i weiß, wo mir allei sin.“ Sie zog mich am Arm in die Kirche. Ich erschrak, ich war bislang nur mit Hartmut in der katholischen Kirche. Es knieten einige Frauen in der Bank und beteten. Ich wusste, dass es in katholischen Kirchen Kniebänke gab, damit Menschen sich beim Beten hinknien konnten. Unsere evangelische Kirche ist nur am Sonntag zum Gottesdienst offen. Rosanna sagte: „Katholische Kirche sin immer offe, damit Menschen bete könnet.“ Rosanna zog mich am Arm, wir stiegen die schmale Treppe zur Orgel empor. Ich fragte: „Nach was riecht es in eurer Kirche?“ Sie fragte: „Meinsch du Weihrauch?“ „Ach“, sagte ich, „so riecht Weihrauch?“ Rosanna sagte: „Das isch Harz vom Weihrauchstrauch aus Oman, die heiligen drei König hen ihn damals im Jesuskind mitbracht.“ Bei der Orgel waren wir alleine. Rosanna schmuste mit mir. Ich zog ihren Schlüpfer aus. Wir streichelten uns ins Paradies. Als sie mein Sperma an ihrer Hand hatte, wollte ich ihr mein Taschentuch geben. Sie nahm bei der Orgel einen Klingelbeutel, an dem sie ihre Hände abwischte. Sie zog ihr Höschen an und lehnten den Klingelbeutel wieder an die Orgel. Wir schlichen leise die Treppe runter. Vor Rosannas Haus verabschiedete ich mich und sagte: „Es war für mi ein wunderschöne Tag.“ Rosanna antwortete: „Für mi au on jetzt muss i aber schprenge, also ade.“ Auf dem Heimweg überlegte ich, ob Gott uns in der Kirche gesehen hätte und ob es sündig war, als wir mit unseren Gefühlen in der Kirche im Paradies waren. Ich dachte, Gott hätte uns kaum solche Gefühle geschenkt wenn unsere Sexspiele sündig wären. Gott sagte: „Seid fruchtbar und mehret euch!“ Wir Kinder würden deshalb üben. In der Schule müssten wir auch Dinge üben, die erst im späteren Leben nützlich wären. Als bibelfestes gläubiges Kind, das pietistische Stunden besuchte und Bibelauslegungen erlebte, überlegte ich, ob man die Bibel so auslegen könnte. Sicher wäre das Üben keine Sünde. Linde und ich könnten vielleicht einen Stundenhälter oder Frau Kofer fragen. Im Bett überlegte ich, woher Rosanna die Treppe zur Orgel kannte.

      Wie jeden Sonntag waren wir in der Kirche. Meine Mutter erzählte danach den Kindern in der Kinderkirche biblische Geschichten. Nach unserem einstündigen Fußmarsch waren wir gegen zwölf Familie Gerner zum Mittagesse eingeladen. Lindtraud sagte ihren Geschwistern, mir kommet glei wieder, i zeig im Louis was.“ Wir gingen auf den Heuboden und schmusten. Gerda war uns leise gefolgt und sagte: „Linde, du zeigsch im Louis bloß dei Kätzle on läsch's vom Louis schtreichle.“ Lindtraud sagte zu Gerda: „On du musch uns immer neugierig nachspringe, such dir doch au ein, der dei Kätzle schtreichelt.“ Gerda meinte: „Wenn es so eifach wär, aber ich ka so en Kerle nit wie Äpfel vom Baum schüttle.“ Gerda weinte plötzlich. Linde und ich erschraken. Auch wenn sich beide Schwestern manchmal streiten, mochten sie sich. Linde fragte: „Gerda, was hasch du denn?“ und umarmte sie. Ich mochte Gerda, sie war kürzlich siebzehn geworden, ich sah sie noch nie weinen. Gerda sagte: „Mir müsset jetzt zum Esse, aber i erzähls euch schpäter, aber i glaub nit, dass mir jemand helfe ka.“ Eine der älteren Gernertöchter war letzten Monat ausgezogen, sie arbeitet im Gasthaus zum Ochsen und verdiente Geld. Sie wollte am Sonntag direkt zur Stunde kommen und sich mit Eltern und Geschwistern treffen. Die Stunde war heute beim Senders-Bauer, er hatte große Räumlichkeiten. Es kam wieder mal der berühmte Stundenhälter, Karl Rabe, deshalb hatten sich viele Besucher angemeldet. Die Stunde dauerte länger, aber wir Kinder durften nach einer Stunde draußen spielen, an diesen langen Bibelauslegungen mussten wir nicht teilnehmen. Ich beobachtet in der ersten Stunde Gerda, sie saß schräg vor mir und sah traurig aus. Sie war mir fast fremd, denn sie hatte tiefe Ringe unter den Augen. Linde saß vor mir drehte sich um und sah auch nicht mehr fröhlich aus. Jetzt kam ihre Schwester Erika vom Forchenmühl. Sie entschuldigte sich und sagte: „I han nit früher wegkönne, aber i han a Neuigkeit on han mein Bräutigam mitbracht, mir hen uns verlobt.“ Als erster stand der Senders-Bauer auf und gratulierte Beiden. Dann gab es eine allgemeine Gratulationsrunde alle standen auf, eine Bank fiel um, weil sie gleichzeitig aufstanden. Ich hörte wie der Ehnder-Bauer zu einem andern sagte: „Ha jetzt guck, da hat dr Gerner wieder a mal Glück g'het, wer hät denkt dass sei Tochter den Ochsewirt heiratet, wo beim Gerner immer dr Schmalhans daheim war. Donnerwetter, da hat d‘ Erika a gute Partie gmacht.“ In diesem ganzen Trubel ging völlig unter, dass Gerda weinte und wenn es jemand

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