Das Geheimnis des Gedenksteins. Hans Nordländer

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Das Geheimnis des Gedenksteins - Hans Nordländer

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bis Theo etwas einfiel, dann schlug er die Namen Isabell und Ulrich vor. Mit denen war Cornelia aber auch nicht einverstanden.

      So ging es noch einige Zeit hin und her. Manche Vorschläge waren ernster gemeint, andere weniger ernst. Man konnte fast meinen, Theo und Cornelia versuchten Namen für ihre eigenen Kinder, an die zu diesem Zeitpunkt noch keiner von den beiden ernsthaft dachte, zu finden. Es war bemerkenswert, in welcher gelösten Stimmung sie ihr Namensspiel vor einem eigentlich erschreckenden, ja, bedrohlichen Hintergrund betrieben. Und schließlich einigten sie sich auf Hannah und Johannes. Beide waren ein wenig altmodisch, passten aber nach Cornelias Meinung ganz gut zu deren Erscheinung, und irgendwie klangen sie wie die Namen von Vater und Tochter, fand sie. Allerdings musste Theo der Beschreibung von Cornelia glauben, denn gesehen hatte er weder die eine noch den anderen. Und die vagen Nebel, die ihm an ihrer Stelle aufgefallen waren, ließen keinerlei Rückschlüsse auf ihr wirkliches Aussehen zu.

      Während sie sich die Namensvorschläge gegenseitig zuwarfen, wuchs in ihnen aber die Erkenntnis, dass sowohl das Mädchen, später also Hannah genannt, als auch der alte Mann, dem sie dann den Namen Johannes gaben, ihrer Erscheinung nach, wie sie Cornelia beschrieb, nicht recht in die heutige Zeit passten. Es war eher ein Gefühl als eine begründete Einsicht, aber Cornelia und Theo teilten es gleichermaßen.

      „Man könnte meinen, dass irgendein Ereignis aus der Vergangenheit in unser Leben getreten ist“, meinte Theo poetisch. „Ein Ereignis voller Rätsel, die gelöst werden wollen.“

      „Ein historisches Ereignis, meinst du. Eines, in dem ein Mädchen namens Hannah, ein Holzfäller namens Johannes und ein böser dunkler Schatten eine Rolle spielten. Und wir jetzt auch. Den Umständen nach ein Drama oder eine Tragödie mit guten und bösen Charakteren. Und zumindest wir sind die Guten.“

      Cornelia hatte keine Vorstellung, in welche Tragödie sie tatsächlich geraten waren.

      „Das ist doch klar“, meinte Theo – und zögerte. „Was soll das, nimmst du mich nicht ernst?“

      Cornelia lächelte.

      „Oh doch. Aber ich bin schon vor einiger Zeit zu dieser Erkenntnis gekommen. Ich wollte nur nicht darüber sprechen, weil ich fürchtete, du würdest dich darüber lustig machen“, erklärte sie.

      „Bis gestern hätte ich es wohl noch getan, aber an ein Zusammentreffen von verschiedenen Zufällen dieser Art glaube ich inzwischen auch nicht mehr so recht, obwohl mir alles immer noch sehr fantastisch vorkommt.“

      „Ich bin froh, dass du deine Skepsis allmählich überwindest, obwohl ich sie sogar verstehen kann“, sagte Cornelia. „Geister passten bisher nicht in unser Weltbild. Aber wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, auch wenn es in diesem Fall besonders schwerfällt.“

      „Sehr“, gab Theo zu. „Setze aber keine allzu großen Hoffnungen in meine Einsicht. Im Augenblick bin ich nur dazu bereit, eine solche Möglichkeit nicht mehr von vornherein von der Hand zu weisen, aber ich kann dir versprechen, dass ich mich in dieser – Geistergeschichte – über nichts mehr lustig machen werde.“

      „Das ist schon mehr, als ich vor ein paar Tagen noch zu hoffen wagte.“

      Dass Theo die Ereignisse, in die sie geraten waren, als Geistergeschichte bezeichnete, hatte keinen tieferen Sinn, obwohl ihm inzwischen dämmerte, dass sie es wohl doch nicht mit einer Reihe alltäglicher Vorkommnisse zu tun hatten. Bemerkenswert jedoch war die Tatsache, mit welchem Gleichmut sie die Aussicht in Betracht zogen, es möglicherweise mit echten Geistererscheinungen zu tun zu haben. Zumindest war Cornelia davon restlos überzeugt. Aber es war ihr immer noch ein Rätsel, warum gerade sie plötzlich Geister sehen konnte, Theo dagegen nicht. Nach allem mussten sie jederzeit damit rechnen, dass die Erscheinungen von Johannes und Hannah wieder in ihrer Nähe auftauchten. Und vielleicht kamen bald noch weitere Geister hinzu, wer wusste das schon? Über diese Aussicht jedoch war sie keineswegs erfreut.

      Während Cornelia also darauf hoffte, den Grund dafür herauszufinden, was die Geister von ihnen wollten, hatte Theo seinen Vorschlag nur gemacht, um zu beweisen, dass es für die Vorfälle eine rationale Erklärung gab, denn so restlos, wie Cornelia inzwischen von der Existenz der Geister überzeugt war, so wenig waren seine Zweifel beseitigt. Er war gespannt, wer von ihnen am Ende Recht behalten würde.

      Kurz vor sechs Uhr abends erreichten sie ihr Blockhaus. Es sah nicht anders aus als an dem Tag, als Cornelia es fluchtartig verlassen hatte, aber mit etwas anderem hatten sie auch nicht gerechnet. Und es hatte auch niemand ihren Garten in Ordnung gebracht.

      „Willst du heute noch etwas unternehmen?“, fragte Cornelia.

      Theo schüttelte den Kopf.

      „Nein, ich glaube nicht. Wie weit ist es überhaupt bis zu dem Stein?“

      „Etwa eine Stunde.“

      „Ah, nein, das ist zu weit. Lass uns lieber den schönen Abend im Garten verbringen. Und vielleicht bekommen wir heute Nacht ja wieder Besuch.“

      „Das ist nicht dein Ernst, oder?“

      „Warum denn nicht? Hast du Angst?“

      „Angst? Vor Hannah und Johannes eigentlich nicht. Aber die Begleitumstände ihres Auftauchens sind mir immer noch nicht geheuer. Vor diesem Schatten habe ich aber Angst.“

      „Das verstehe ich, nach allem, was du mir über ihn erzählt hast. Aber bisher ist doch niemals etwas anderes passiert, als dass dir ein Schauer über den Rücken gelaufen ist.“

      „Wenn es nur ein Schauer gewesen wäre“, sagte Cornelia. „Und viel Erfahrung habe ich in solchen Dingen auch nicht. Vielleicht wird es noch schlimmer.“

      „Ich hoffe nicht. Aber vielleicht schaffen Hannah und Johannes es beim nächsten Mal ja, uns eine verständliche Botschaft zu übermitteln. Wenn Johannes dabei ist, scheint er den Schatten doch fernzuhalten.“

      „Bisher war es so, das stimmt. Ich würde aber nicht wetten, dass es immer so sein wird.“

      „Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir auf weitere Begegnungen mit ihnen angewiesen sind, wenn wir etwas herausfinden wollen, oder?“

      „Ich weiß nicht, vielleicht gibt es ja auch noch andere, weniger erschreckende Möglichkeiten“, meinte Cornelia. „Aber vor diesem Schatten habe ich wirklich Angst.“

      Diese Angst konnte Theo ihr auch nicht nehmen. Und jetzt wurde offensichtlich, dass ihre, besonders Cornelias, Befangenheit zugenommen hatte, seit sie ihr Wochenendhaus in Weidlingen erreicht hatten.

      Es war Anfang Juli und in der zweiten Wochenhälfte hatte sich das Wetter wieder so entwickelt, wie man es sich im Sommer wünscht. Dieser Freitagabend war sehr warm, und es würde lange hell bleiben. Theo und Cornelia hatten sich alles, was sie für einen gemütlichen Grillabend brauchten, von zu Hause mitgebracht, und so duftete bald nach ihrer Ankunft das Fleisch auf dem Bratrost.

      Bis dahin hatten sie nur wenig Kontakt zu anderen Weidlingern gehabt, und der hatte noch nicht dafür ausgereicht, um engere Bekanntschaften zu schließen. Die beiden hätten nichts dagegen gehabt, aber die Möglichkeiten dafür waren ziemlich begrenzt. Ihr Grundstück mit dem Wochenendhaus lag ein wenig außerhalb des kleinen Ortes, und sie hatten keine unmittelbaren Nachbarn. Auch sonst bot das Dorf nur wenige Gelegenheiten, um anderen zu begegnen. Es gab weder ein Lebensmittelgeschäft noch ein Wirtshaus. Allerdings hatten weder Cornelia noch Theo einen besonderen Hang zu Kneipen, es sei denn, es gab einen gemütlichen Biergarten,

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