Das Geheimnis des Gedenksteins. Hans Nordländer
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Читать онлайн книгу Das Geheimnis des Gedenksteins - Hans Nordländer страница 8
„Idiot“, erwiderte sie scharf und knuffte ihm in die Rippen. Theo lachte. „Und dabei habe ich versucht, ihn davon zu überzeugen, dass ich nicht so blond bin, wie ich aussehe.“
„Aha, und wieso?“
„Weil ich nicht sofort einwilligte, mich von ihm zurück nach Weidlingen bringen zu lassen.“
„Man, besser Frau, kann da ja auch nicht vorsichtig genug sein.“
„Er war der gleichen Meinung. Und er war anständig, wenn dich das beruhigt.“
Über ihre Plauderei waren Cornelias Erinnerungen daran, was in Weidlingen noch passiert war, ein wenig in den Hintergrund getreten, und sie hatte noch kein Wort darüber verloren, was sie mit ihrem »Lebensretter« zusammengebracht hatte. Theo war nicht sicher, ob sie Pestacker nur zum Spaß so genannt hatte, um ihn aufzuziehen. Als er im Bad war, hatte er ihre schmutzige Kleidung zwar gesehen, aber sich zunächst nichts dabei gedacht, denn er wusste, dass Cornelia manchmal etwas nachlässig in diesen Dingen war. Andererseits gehörte die Jacke zu ihren Lieblingskleidungsstücken, die sie für gewöhnlich wie einen Augapfel hütete, und er überlegte, ob da etwas war, was sie ihm noch nicht erzählt hatte. Sie gab schließlich zu, dass sie sich im Wald verlaufen hatte.
„Einfach so?“, meinte Theo und entwickelte einen geradezu kriminalistischen Spürsinn, als er an den Zustand ihrer Hose und ihrer weißen Jacke, die sie sonst mit fast peinlicher Vorsicht behandelte, damit sie keine schmutzigen Stellen bekam, dachte. Vielleicht hatte ihre Wunde auch einen anderen Grund als nur eine augenblickliche Unaufmerksamkeit, genauso wie ihre vorzeitige Rückkehr. Er war sicher, dass Cornelia etwas vor ihm verheimlichte, aber seine Befürchtung ging zunächst in eine falsche Richtung.
„Was ist dir wirklich passiert?“, fragte er besorgt.
Cornelias Stimmung änderte sich schlagartig, und sie blickte Theo mit einem bekümmerten Gesichtsausdruck an.
„Glaubst du, ich werde verrückt?“, fragte sie.
Theo sah sie verblüfft an, dann lächelte er.
„Du bist es doch schon, jedenfalls hat man manchmal den Eindruck.“
„Quatsch, so meine ich das nicht. Hast du das Gefühl, dass mit meinem geistigen Zustand irgendetwas nicht stimmt, dass meine Phantasie manchmal mit mir durchgeht.“
„Ich meine, manchmal könntest du sogar etwas phantasievoller sein.“
Sein Blick verriet ihr, woran er in diesem Augenblick dachte.
Wütend schlug sie mit einem Kissen nach ihm.
„Mann, Scheiße, jetzt hör auf damit! Ich meine es ernst, sehr ernst, hörst du? Findest du, dass mit mir irgendetwas nicht in Ordnung ist.“
Theo wusste nur zu gut, wann er den Bogen bei Cornelia überspannte, und jetzt war er kurz davor. Er wurde ernst.
„Was ist los?“, fragte er.
Cornelia sank ein wenig in sich zusammen.
„Das ist es ja, ich weiß es nicht“, meinte sie leise. „Ich hatte hier nichts vergessen. Meine Rückkehr hat einen anderen Grund.“
Sie schwieg.
„Den du mir nicht sagen willst. Aber wie soll ich dann ....?“
„Ich versuche es doch gerade, aber du musst es mir glauben, versprich mir das.“
Theo nickte und schwieg. Er ließ ihr Zeit, um das, was sie ihm sagen wollte, in Worte zu fassen. Nur selten tat sich Cornelia mit ihren Äußerungen so schwer, aber dann hatte sie jedes Mal gewichtige Gründe. Plötzlich machte Theo sich Sorgen.
„Es hat nichts mit uns zu tun“, versuchte Cornelia ihren Freund zu beruhigen. Er schwieg beharrlich. „Es ist, nun ja, glaubst du an Geister?“
„Geister?“, fragte er verwundert. „Nein, natürlich nicht, das weißt du doch.“
„Aber du hältst mich für normal?“
Theo blies heftig die Luft aus. So spannend hatte es Cornelia noch nie gemacht. Ihm war bis dahin nicht bekannt, dass seine Freundin an die Existenz von Geistern glaubte, aber wenn sie so fragte, hatte sie zumindest etwas Verstörendes erlebt, dass sie sich nicht vernünftig erklären konnte. Dann konnte er die unerfreuliche Begegnung mit einem schwanzgesteuerten Kerl wohl ausschließen. Damit wäre sie anders umgegangen. Theo legte seinen Arm wieder um Cornelias Schulter und zog sie sanft an sich heran.
„Hör zu, was immer du erlebt hast, ich werde es weder belächeln noch an deiner geistigen Verfassung zweifeln. Mir ist jetzt klar, dass es irgendetwas Erschütterndes war, aber es ist besser, du erzählst es mir, als wenn du es unausgesprochen mit dir herumträgst.“
Während Theo Cornelia zuhörte, verstand er die Befangenheit, mit der sie ihre Erlebnisse gehütet hatte, aber er glaubte ihr. Eine so unwahrscheinliche Geschichte würde sie sich kaum ausgedacht haben. Er konnte ihr aber auch keine überzeugende Erklärung anbieten. Natürlich hatten beide hier und da von geisterhaften, paranormalen, und wie sie sonst noch bezeichnet wurden, Begegnungen oder Erscheinungen gehört und gelesen. Meldungen dieser Art waren schließlich nicht selten. Bisher hatten aber noch niemals Bekannte und Freunde von so etwas erzählt, geschweige denn, sie selbst es erlebt. Und so hatte es für sie auch noch nie einen Grund gegeben, derartige Meldungen ernstzunehmen. Er spürte auch, dass, wenn Cornelia von Geistern sprach, es deshalb geschah, weil sie nicht wusste, wie sie es besser ausdrücken sollte, denn nach allem war zumindest das auf so rätselhafte Weise aufgetauchte Mädchen auf eine ebenso »geisterhafte« Art wieder verschwunden.
Theo hatte seine Freundin bisher nie für übermäßig ängstlich gehalten, aber wenn sie nach ihrer Begegnung mit dem Gedenkstein so überstürzt in den Wald geflohen war, dass sie sich hoffnungslos darin verlaufen hatte, dann musste dort irgendetwas geschehen sein, was Cornelia in Angst und Schrecken versetzt hatte. Und dazu gehörte in ihrem Fall einiges. Im Allgemeinen besaßen derartige Orte, deren Vorhandensein immer wieder behauptet wurde, keine solchen überwältigenden Eigenschaften. Am Ende war er nicht weniger ratlos als seine Freundin, aber es widerstrebte ihm, an eine Begegnung mit Geistern zu glauben, obwohl einige Begleiterscheinungen diesen Verdacht zu stützen schienen. Aber er war auch verblüfft darüber, wie die Geschichte Cornelia mitgenommen hatte. Sie musste wirklich erschüttert sein, sonst hätte sie ihm die Ereignisse auf ihre sonst übliche burschikose Art erzählt. Vielleicht war doch mehr an der Sache dran, als er glaubte. Es dauerte auch eine Weile, bis ihm etwas Gescheites dazu einfiel.
„Vielleicht war die Szene am Gedenkstein noch nicht abgeschlossen und du hättest mehr gesehen, wenn du deine Hand nicht so schnell von dem Stein weggenommen hättest.“
„Daran habe ich auch schon gedacht. Aber hätte es irgendetwas geändert?“, fragte Cornelia.
„Du hast Recht, wohl kaum.“
„Außerdem war es sehr unangenehm, den Stein zu berühren.“
„Ja.“
Für eine Weile saßen die beiden schweigend nebeneinander. Dann räusperte sich Theo.
„Wir können zwei Dinge tun“, meinte er zögernd. Cornelia blickte ihn gespannt an. „Entweder, wir ignorieren die ganze