Das Geheimnis des Gedenksteins. Hans Nordländer

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Das Geheimnis des Gedenksteins - Hans Nordländer

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      „Diese Aussicht macht mir aber Angst“, sagte Cornelia.

      „Das kann ich verstehen, und wenn ich vermute, dass es nicht hier sein wird, muss ich zugeben, dass ich für diese Annahme keinen plausiblen Grund habe.“

      „Wie tröstlich.“

      „Ich weiß. Deshalb schlage ich vor, vorläufig nicht mehr nach Weidlingen zu fahren.“

      „In der Hoffnung, dass sich in dieser Hinsicht nichts wiederholt, solange wir von dort fernbleiben.“

      „Vielleicht eine vage, vielleicht aber auch eine berechtigte Hoffnung. Ich kann es dir beim besten Willen nicht sagen.“

      Cornelia nickte.

      „Und die zweite Möglichkeit.“

      „Die allerdings könnte mit gewissen Unwägbarkeiten behaftet sein. Wir gehen der Sache nach und versuchen herauszufinden, ob es nicht doch eine weniger fantastische Erklärung für das alles gibt. Und dieses Mal bin ich in deiner Nähe.“

      „Glaubst du wirklich, du kannst mich vor Geistern beschützen?“, fragte Cornelia zweifelnd.

      Theos Gesicht nahm einen unsicheren Ausdruck an, dann schüttelte er den Kopf.

      „Keine Ahnung. Aber vielleicht sind es gar keine Geister, und ich brauche dich nicht vor etwas zu beschützen, das es überhaupt nicht gibt. Vielleicht beruhigt dich einfach mein Gegenwart.“

      „Du wirst kaum immer in meiner Nähe sein können“, meinte Cornelia.

      „In Weidlingen schon. Es ist ja auch nur für so lange, bis wir Klarheit haben, um was es sich bei diesen Phänomenen handelt. Aber ich fürchte, wir werden auf uns allein gestellt sein. Ich wüsste niemanden, von dem wir Hilfe erwarten könnten.“

      „Wir würden uns in ein ziemlich ungewisses Abenteuer stürzen, falls es das ist, was es zu sein scheint, oder?“

      „Vorausgesetzt, die Ereignisse setzen sich fort. Ja, da hast du Recht.“

      Cornelia war ein durchaus neugieriger Mensch, aber in diesem Fall hielt sich ihre Neugier aus guten Gründen in Grenzen. Deshalb behagte ihr Theos zweiter Vorschlag nicht sehr. Allerdings war der erste Vorschlag noch weniger befriedigend, denn er beruhte auf der Annahme, dass die Erscheinungen auf Weidlingen beschränkt blieben, oder noch besser, nur vorübergehend waren und nicht wieder auftraten. Es war nur eine unbestimmte Ahnung Cornelias, die sie die Wahrscheinlichkeit für die Einmaligkeit der Phänomene als äußerst gering einschätzen ließ.

      Theo wartete ab, wie sich seine Freundin entscheiden würde, aber sie war nicht damit einverstanden, dass es am Ende von ihr abhing, was sie tun wollten.

      „Also gut“, meinte Theo. „Es gibt eigentlich keinen Grund, hier und heute eine Entscheidung zu treffen. Lass uns einfach abwarten. Vielleicht erledigt sich ja alles von allein und es bleibt eine bemerkenswerte Anekdote eines deiner Besuche in unserem Wochenendhaus. Und am Ende werden wir feststellen, dass es tatsächlich keine Geister gibt. Was meinst du?“

      Theo gab sich sehr zuversichtlich, dass sich seine Zweifel bestätigen würden. Cornelia dagegen war sich nicht so sicher, ob ihr Problem wirklich auf diese Weise gelöst werden konnte, aber etwas Besseres fiel ihr auch nicht ein.

      Theo war weit davon entfernt, an die Existenz von Geistern zu glauben, und sie als Urheber für Cornelias merkwürdige Erlebnisse in Erwägung zu ziehen. Ihre Verwirrung war zwar unübersehbar, aber auf der Suche nach einer überzeugenden Erklärung fiel ihm nichts anderes ein, als dass es sich wohl doch eher um eine »seelische Unausgeglichenheit« seiner Freundin handelte. Aber weder diese Vermutung noch die der Möglichkeit einer unerwarteten Folge einer von Cornelia verheimlichten Schwangerschaft, für deren Annahme er aus diesem Grund auch keine Beweise hatte, wagte er ihr vorzuschlagen. Er hätte zugeben müssen, weder von der einen noch von der anderen Sache etwas zu verstehen. Ihm war auch nicht bekannt, ob Schwangerschaften Wahnvorstellungen auslösen konnten.

      4. Rätselhafte Begegnungen

      In der folgenden Nacht geschah nichts, was die seelische Verfassung Cornelias einmal mehr ins Ungleichgewicht zu bringen drohte, obwohl sie, wie zu erwarten war, nicht sehr gut schlief und immer wieder aufwachte, um sich beunruhigt im Zimmer umzusehen. Theo dagegen hatte sich durch ihre Geschichte anscheinend nicht beeindrucken lassen, denn wann immer Cornelia aufwachte, hörte sie seine ruhigen Atemgeräusche. Er fühlte sich daher am kommenden Morgen auch merklich ausgeruhter als sie.

      Theo konnte es sich erlauben, später am Vormittag in der Redaktion des Hannoverschen Stadtkuriers aufzutauchen, weil er das ganze Wochenende für die Zeitung unterwegs gewesen war. Cornelia dagegen, die ausschließlich in den Räumen der Zeitung arbeitete, musste wie üblich um sieben Uhr morgens in ihrem Büro sein.

      An diesem Morgen fiel es ihr aus den erwähnten Gründen sichtlich schwerer als sonst, so früh aufzustehen, (wenn es jemand hätte sehen können). Sie konnte sich zwar nicht daran erinnern, von ihren Erlebnissen in Weidlingen geträumt zu haben, damit hätte sie sogar gerechnet, aber sie war zwischen den Schlafphasen immer wieder aufgewacht mit der Befürchtung, wieder das kleine Mädchen in ihrem Schlafzimmer zu entdecken. Falls sie tatsächlich dort war, hatte Cornelia es nicht bemerkt. Und auch der Schatten schien nicht wieder aufgetaucht zu sein. Davor hatte sie sich noch mehr gefürchtet. Sie war sicher, sie hätte es bemerkt, wenn er da gewesen wäre. Daran dachte sie, während sie noch für eine Weile im Bett liegen blieb, um die Reste ihres Schlafes abzuschütteln, nachdem ihr Wecker geläutet hatte. Vielleicht, überlegte sie, hatte Theo ja tatsächlich Recht mit seiner Behauptung, sie würde in Hannover von derartigen Heimsuchungen verschont bleiben.

      Ein wenig mühsam quälte sich Cornelia aus dem Bett. Ihr Muskelkater war immer noch spürbar, auch wenn er schon schwächer geworden war. Theo hatte sich von ihrem Wecker nicht stören lassen. Wahrscheinlich würde er ihre Abwesenheit erst bemerken, wenn sie sich bereits auf dem Weg zur Arbeit befand. Leise zog sie sich an, schaltete das Licht wieder aus und verließ das Schlafzimmer. Nach einem längeren Aufenthalt im Bad und einem vergleichsweise kurzen Frühstück ging Cornelia aus dem Haus.

      Dieser Montagmorgen begann nach dem sommerlichen Wochenende enttäuschend unfreundlich. Über Nacht waren Wolken aufgezogen, und ein kühler Wind trieb einen leichten Sprühregen vor sich her.

      Cornelia und Theo hatten für ihre Autos keine Unterstellmöglichkeit auf dem Grundstück ihrer Mietwohnung, und da am Wochenende die Parkplätze in ihrer Straße oft belegt waren, hatte Cornelia ihren Wagen in einer kleinen Nebenstraße abstellen müssen. Etwas missmutig machte sie sich auf den Weg. Als sie ihren Wagen fast erreicht hatte, kam ihr ein Mann entgegen. Das war eigentlich nicht sonderlich bemerkenswert, aber Cornelia fiel auf, dass er eine eigenwillig antiquierte und abgetragene Kleidung trug. Unwillkürlich blieb sie stehen. Auf merkwürdige Art passte er nicht in diese Umgebung. Obdachlose hatte sie schon viele gesehen, aber obwohl dieser Mann einen beklagenswert armseligen und heruntergekommenen Eindruck machte, vermittelte er doch nicht das Bild eines dieser bedauernswerten Zeitgenossen. Und in seiner einprägsamen Einzigartigkeit, (zu diesem Zeitpunkt ahnte Cornelia noch nicht einmal, wie einzigartig dieser Mann in Wirklichkeit war), fesselte er ihren Blick, obwohl ihr die Unhöflichkeit, ihn so auffällig anzustarren, durchaus bewusst war.

      Neben einem breitkrempigen, unübersehbar abgetragenen Filzhut, der einen Schatten auf sein Gesicht warf, trug er eine weite, graue und unförmige Hose; unter seiner verfilzten, grünen Wolljacke eine schwarze Stoffweste und an den Füßen bemerkenswert

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