Aldemakros. Dubhé Vaillant

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Aldemakros - Dubhé Vaillant

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Faden der Erinnerung nicht greifen. Er spürte aber, dass es wichtig war. Nach einer Viertelstunde rief er Alice über das interne Kommunikationssystem an.

      »Kannst du schnell in mein Büro kommen?«

      »Da bin ich schon, was gibt’s Neues?«, fragte sie.

      »Wie hiess gleich schon wieder der Journalist, der die Geschichte in Stonehenge im Fernsehen brachte?«, fragte er sie.

      »Baker Edward«, antwortete sie.

      »Er hatte einen tragischen Autounfall«, ergänzte sie.

      »Das habe ich auch gelesen. Er hat die Bilder aufnehmen können, als er in Stonehenge war.«

      »Alice, darf ich dich mal was fragen? Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Journalist, der sein Geld hauptsächlich mit Enthüllungsberichten verdient, ausgerechnet an diesem Tag in Stonehenge ist und zufälligerweise sieht, was sich am Himmel abspielt, und dann noch geistesgegenwärtig einige Bilder davon schiesst?«

      Sie nickte und fragte ihn: »Eilt es?«

      »Ja, sehr. Höchste Priorität!«

      Schon bevor Lavoisier den Satz fertig gesprochen hatte, wusste sie, worauf er hinaus wollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass Edward Bakon alleine gehandelt hatte, strebte gegen Null. Also war die Chance gross, dass auch noch jemand anderes davon wusste. Dass nach einer solchen Enthüllung der Journalist einen tödlichen Autounfall hatte, war zwar bedauerlich, aber rein mathematisch betrachtet absolut unwahrscheinlich.

      »Du denkst, dass die andere Person sich in grosser Gefahr befindet? «

      »Ja, das denke ich«, sagte Lavoisier. »Denn wenn wir darauf gekommen sind, dann werden diejenigen, die den Autounfall inszeniert haben, auch bald darauf kommen, wenn sie es nicht schon vermuten.«

      »Wir werden die Person finden«, versicherte sie ihm.

      »Gut«, war seine knappe Antwort.

      Alice wollte sein Büro verlassen. Lavoisier rief ihr kurz zu, dass ihn etwas beschäftigte und an irgendetwas erinnerte, er es aber nicht greifen konnte. Deshalb werde er das Institut verlassen. Sie nickte und fragte nur:

      »Die Métro?«

      »Ja«, antwortete er, erhob sich und ging.

       Wie immer in solchen Situationen verliess er das Institut, um in die Métro einzutauchen. Er ging zum nächsten Kiosk, der vor dem Institut und unmittelbar vor dem Treppenabgang zur Métrostation stand.

      »Hallo Charles«, begrüsste er den Kioskinhaber, den er schon lange kannte.

      »Hallo Marcel«, ertönte es freundlich. »Wie kann ich dir behilflich sein?«

      »Ich brauche geistige Nahrung.«

      »Aha, wie viele Comics sollen es diesmal sein?

      »Ich werde zwei Stunden unterwegs sein.«

      »Métro, wieder so eine Nachdenkübung?«, fragte Charles.

      »Ja, sowas in der Art.«

      »Da habe ich was für dich«, sagte Charles.

      Er mochte Charles. Er hatte zwar ein einfaches Gemüt aber ein grosses Herz, aber auch eine enorme Lebenserfahrung. Niemand wusste genau, wie alt er war. Aber er dürfte über 70 Jahre auf dem Buckel haben. Ihm konnte niemand etwas vormachen. Er war sowas wie der Beichtvater in diesem Quartier. Wenn man Probleme hatte, ging man zu Charles. Der hatte immer einen guten Ratschlag, und die Leute waren dankbar dafür. Er war einer von ihnen. Er stammte ursprünglich aus der Kleinstadt Cassis, die etwa 30 Kilometer östlich von Marseille am Mittelmeer liegt. Obwohl er schon sehr lange in Paris lebte, konnte man anhand der Art, wie er das »r« aussprach oder, besser gesagt, rollte, seine südfranzösische Herkunft erkennen. Charles bat ihn vor einigen Jahren um Unterstützung. Sein Neffe hatte einige Schwierigkeiten mit der Polizei. Im Grund der Dinge Banalitäten, aber es sah plötzlich nicht mehr so gut aus. Lavoisier nahm sich seiner an und sorgte dafür, dass sein Neffe glimpflich davon kam. Charles versicherte ihm, dass, wenn er jemals in Schwierigkeiten sei, er ihm jederzeit zur Verfügung stehen werde, egal, was es wäre. Es war auch Charles, der ihm seinerzeit empfahl, es mit Alice zu versuchen. Er verstand nicht, dass er nicht auf ihre Bemühungen einging. Er wusste, dass Charles zwischendurch mit Alice sprach, um herauszufinden, ob nicht doch was zwischen ihnen beiden am Laufen war.

       »Wie wärs mit ‚Die Verschollenen von Alpha 14‘?«, fragte Charles.

      »Tönt abwechslungsreich«, meinte Lavoisier.

      »Nein, zu durchschaubar«, sagte Charles. »Du brauchst was Kniffliges, Herausforderndes.«

      »Nur Science-Fiction-Comics?«, fragte er nach.

      »Ja und nochmals ja.«

      Lavoisier hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, immer nur Science-Fiction-Comics zu lesen, wenn er das Gefühl hatte, er erinnere sich an etwas, aber er es nicht aus den Tiefen des Gedächtnisses heraufholen konnte. Sie wirkten inspirierend und ausgleichend zugleich auf ihn. Oftmals gelang es ihm mit dieser Methode, sich wieder an das Gesuchte zu erinnern.

      »Dann empfehle ich dir ‚Das Ende der Zukunft‘ und ‚Heute ist gestern‘. Beides hat mit Zeitreisen oder sowas zu tun.«

      »Ich nehme sie, was bin ich dir schuldig?«, fragte Lavoisier

      »Nichts«, war die Antwort von Charles.

      »Ich weiss, dass du nie etwas willst. Aber ich werde sie bezahlen.«

      Er legte eine 10 Euronote auf die Verkaufsplatte, bestellte noch Kaugummi mit Minzengeschmack und nahm die beiden Comics.

      »Machs gut, mein lieber Freund«, sagte er zu Charles.

      »Du auch, und hoffentlich wirkt die Medizin. Er bezeichnete die Comics für Lavoisier immer als Medizin. Das war so eine Angewohnheit von ihm.

      »Schliesslich helfen sie gegen Vergesslichkeit«, sagte er oftmals.

      Als Lavoisier die Treppe zur Métro hinabstieg, dachte Charles für sich: »Was wäre wohl aus meinem Neffen ohne Lavoisier geworden?« Aber der Gedanke wich augenblicklich, denn eine Kundin, die etwas ungeduldig wirkte, wollte bedient werden.

       Lavoisier bestieg die Zugkomposition, welche auch zu dieser Zeit gut gefüllt war. Er nahm so Platz, dass er seitlich zur Fahrtrichtung sass. Der Geruch von abgestandener und leicht nach Schweiss riechender Luft verlieh ihm ein Gefühl der Geborgenheit. Die Hektik der vorbeieilenden Menschen schien ihn zu beruhigen. Auch die in den Stationen übergrossen, ins halbrunde Tunnelgewölbe eingepassten und mit einem goldfarbenen Rahmen versehenen Werbeplakate gefielen ihm. Er fühlte sich wohl in der Pariser Métro. Was man von den meisten Menschen nicht behaupten konnte. Er sass so, dass er immer die weiss geschriebenen Namen der Stationsschilder auf blauem Hintergrund ablesen konnte. Einmal versuchte er einen vertrackten Fall zu lösen, aber ihm fehlte der entscheidende Einfall. Er spürte, dass er der Lösung sehr nahe war, aber der notwendige Durchbruch wollte ihm nicht gelingen. Damals setzte er sich in die Métro und fuhr ziellos umher. Dann blieb der Zug an der Station Bolivar im 19. Arrondissement stehen. Er las den Namen, und augenblicklich wurde im alles klar. Er wusste, dass es ein für die Aufklärung

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