Paracelsus. Erwin Guido Kolbenheyer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Paracelsus - Erwin Guido Kolbenheyer страница 8

Paracelsus - Erwin Guido Kolbenheyer

Скачать книгу

er sich erhob und das Weib ansah, drang es ihm stoßweis durch die Zähne:

      . Muotter … Muotter … ich nimm ihn vor Gott uf mich.“

      Dann ging er hastig hinaus. Ließ den Schnee ins Gesicht jagen. Hetzte über die Meinradsklause talab durch den Etzelwald. Als müsse er dem sterbenden Sohne entgegen, ihn vom Pferd heben, auf den Armen heimtragen. Erst ober Pfäffikon wurde er seiner selbst gewahr. Der Schweiß rann ihm vom Gesicht und der Brust. Und er dachte des Weibes bei dem Toten. Vor Reue und Schmerz riß er an seinem Wams. Und er kletterte den Pilgeriweg zurück. Es schlug ihm bis in den Hals, er fühlte kein Ermatten. Als müsse es der Tote ansehen und müsse die Buße gut aufnehmen für alle Härte und dafür, daß ihn der Vater hat auf die Straße werfen wollen, als er im Sterben gelegen war.

      Droben vor der Pforte des Meinradkirchleins fiel der alte Ochsner in die Knie. Er fand kein Gebet, aber er schlug die Stirn gegen die Tür und war demütig wie nie in seinem Leben.

      Als sein härtester Drang verpulst war, hörte er die Rufe des Hans. Er gab kräftig Widerlaut und ging dem Rufe nach. Er durchkreuzte die Schweigwies über den verschneiten Spuren des Jungrudi.

      Das Tor war vom Hans offen gelassen. Als Rudi Ochsner eintrat, schallte ihm vom Oberstock herab ein langer, heller Schrei entgegen. Er blieb, den Zapfen des Riegels in der Hand, stehen und lauschte mit verhaltenem Atem.

      Der Schrei, der lange, helle Schrei, der wie ein Herold in Scharlach einhergeht!

      Wann wieder … wieder …

      Die Heroldsrufe müssen tiefer, hastiger, mächtiger werden … statt Scharlach sollen sie dunklen Purpur tragen … dann wird die Majestät des neuen Lebens durch die Todespforte brechen. Alle werden ihr dienen.

      Hell und heiß, ein neuer Laut wie das flammende Leben.

      Der alte Ochsner zitterte vor Lreude, er trat ein.

      Zwei Bänke waren zusammengerückt, Reisig darübergebreitet. Jungrudi Ochsner lag auf dem Reisig hingestreckt. Die Knie stachen knöchern aus den faltigen Hosen, die ihm sonst prall am kraftvollen Bein gelegen waren. Die dürren Totenfinger umkrallten den Griff des Schweizerschwertes, das über dem langen Körper ruhte. Unter den Kopf hatten sie den Sattel geschoben.

      Der Hans saß ruhig beim Tisch, er löffelte und kaute. Er hatte den Toten betten müssen, da der Mutter und dem Schwager bald nachher die Eis zugefallen war. Er hatte den Vater gegen Einsiedeln zu gesucht, und erst, als der Alte Widerlaut gegeben hatte, war er aus allem Sturm unter Dach gekommen. Auf dem Tische war noch der kalte Brei gestanden, das Brot daneben gelegen. So hatte er nicht lange zu suchen brauchen. Der Hunger hatte ihn angefallen.

      Hans Ochsner sah kaum auf.

      „Do währets etwan mit der Eis ein Zit?“

      „Nit lang do der Ruodi ist verscheiden.“

      Rudi Ochsner nahm den Krug und trank. Dann streifte er sein nasses Wams ab und hing es neben Jungrudis Mantel über das Ofenreck.

      Eine Weile stand er bei dem Toten. Er sah, daß ihm die feuchten Haare über die angeschlagene Schläfenader gestrichen waren, das hatte noch die Mutter getan. Auch zwischen ihm und dem war es still geworden.

      Da zitterte ein neuer Schrei durch die Gademdecke nieder. Rudi Ochsner zog den roten Reitermantel vom Ofenreck. Noch war er naß und schwer, die Haare des Rauchwerks klebten noch. Er breitete den Mantel über den starren Mann und bedeckte das kalte, blasse Gesiebt. Der Schrei des Lebens sollte den Todesfrieden nicht bedrängen.

      RudiOchsner ging auf und nieder. Er maß und lauschte hinauf. Er maß die tröpfelnde Zeit von Ansturm zu Ansturm wie damals, als der Hans gekommen war. Er dachte an sein blasses junges Weib unter der Gewalt des Lebens. Sie hatte sich im Sturm der Wehen das blonde Haar gerauft, da war er neben sie hingekniet und hatte seinen Kopf geboten, daß sie ihr Haar schone und er teil habe am Schmerz. Sie hatte ihn fortgestoßen, in dieser Stunde war sie nicht sein, sie gehörte der Allgewalt. Von den Weibern war er schmählich aus der Kammer geschoben worden, war aber davor stehen geblieben. Er hatte sein Teil so gefunden.

      Der Hans brach geräuschvoll auf. Er war gesättigt und hatte seine Weile dem natürlichen Gang der Dinge da droben zugehört. Ein übriges tat er noch. Er schneuzte den Docht, schlurfte zum Ofen hinüber und lud ihn voll Wurzel.

      Als er vorbeiging, faßte er einen Zipfel des roten Reitermantels und besah das feine Tuch, den schimmernden Atlas, die kostbare Pelzverbrämung. Es focht ihn der Gedanke an, daß er noch weit stattlicher heimkehren würde, denn er könnte in Doppelsold stehen, und er galt für anderthalb.

      Wo sich der Jungrudi den Tod geholt hatte? Aber Tod – hat er einen, so weiß keiner was von ihm, und der Sankt Peter ist den Schwyzern gnädig. Hat er einen nicht, so glaubt ein jeder an sein ewiges Leben. Der Jungrudi hat zu aller Letzt dran geglaubt, das war zu hören. Der Jungrudi hat auch allezeit gewußt, wo ihm der Wind das beste Futter zutreibt. Standgehalten hat er dem Alten doch. Was sollen die Ochsner bei Melkeimer und Käskessel grau und bitter werden und es mit der Angst kriegen, wenn ihre Weiber niederkommen!

      Hans Ochsner stellte sich dem Vater in den Weg und wies auf des Bruders Kriegsgut.

      „Ein guoter Zug in zween schnellen Jahrn.“

      Der Alte sah ihm hinter die Brauen, er witterte das Herz des Jungen, und seine Augen blitzten. Er nahm den Hans beim Arm und zog ihn zum Jungrudi. Dort hob er den Mantel vom Totengesicht.

      „Als ouch ein guoter Zug vor die zween Jahr.“

      „Muoß nit ein jeder vertuon.“

      „Achthundert müessend verlorn sin, einer wird der Ritter Hans Waldmann ze Zürch. Achthundert hänt der Hans Waldmann ze Zürch werden wollen. Wolhin, der ist din Götti gewest, wil er noch Einsiedleramman war. Dri alt Plappart hat er dir inbunden ze diner Touf und hat eine Schwyzeraxt darzuo verehrt. Sin eigen Namen hat er dir vor ünsern Ochsnernamen gsatzt. Unde am Sant Vinzenzitag vor vier Jahrn sänd ich unde du hinfür uf Zürch, wil üns der Klaus Weßner ein Histori hat bracht, die war nit schön. Am Tag nach Sant Vinzenzi gstunden beid, du und ich, unter dem Grüst uf des Hegenauer Matten, do hänt sie als dem zermarterten Götti sin Kopf vor die Füeß gelegt. Was nütz, daß sie den Göldi, den Schwend, den Escher und die andern ein hürnen Rat heißend, dem Hans Waldmann kunnten sie sin Kopf nümmen ufstecken. Und ist ein früdiger Herr gsi! Ihrer fünf Hans Ochsner kunnten ihm nit glichtuon.“

      „Muoß einer ouch kein Ritter Hans Waldmann sin wollen.“

      „Unser Eis, Hans, das Leben hanget ihr an eim Haar. Dort liegt der Jungruodi. Willtu din Vater und Muotter beid umb etlichs kamelotten Gewand, ein atlassen Mäntli und ein Bütel Florentiner verraten?“

      „Ist nit Gewand und Sach, Ruodi Ochsner. Das treibt, ist Bluot. Das will eim nit sur werdin und abstohn.“

      „Dann solltu Gott bitten, daß er dem Kaiser sin Gelüst verhärt, und der Eidgenoß bald stürmen hört. Du sollt din Bluot vor die gerecht und hündisch Sach usgießn. Nit umb fremde Münz verspieln und vertuon als din Bruoder. – Sie werden ihm kein ehrlichs Grab nit günnen.“

      „Ei, die und kein ehrlichs Grab nit günnen! Lupf alleinig des Jungruodi Bütel!“

      „Der Herr Diebold ist nit nach der Art.“

      „Der ander dest meh.“

      „Hans,

Скачать книгу