Das Geheimnis der Schatten. Viktoria Vulpini

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Das Geheimnis der Schatten - Viktoria Vulpini

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es denn wahr sein? Hätte der Regen nicht noch eine halbe Stunde auf sich warten lassen können? Was fragte sie überhaupt, die Antwort war doch sonnenklar: Nein, hatte er nicht. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie nicht schon total durchnässt hier saß. Sie ärgerte sich über das Wetter, während weitere dicke Tropfen auf sie niedergingen und ihr die Kälte in die Glieder zu kriechen begann.

      Als Ramon schließlich neben ihr auftauchte und sie anwies ihm zu folgen, war sie darüber ziemlich froh. Doch diese Erleichterung verschwand relativ schnell von selbst wieder, als sie eines der Grundstücke betraten. Plötzlich hatte es Vanessa gar nicht mehr so eilig aus dem Regen herauszukommen, auch die Kälte war vergessen. Sie war dabei in ein Haus einzubrechen. Ein dicker Kloß saß in ihrem Hals. Vielleicht konnte sie das goldene Teil einfach hier im Teich versenken und gut wäre es, ging es ihr durch den Kopf. Ihre Schritte hatten sich unwillkürlich verlangsamt bei dem Gedanken. Doch in diesem Moment ergriff Ramon ihre Hand und zog sie mit sich. Es ging durch die offene Vordertür in das mittlere der fünf Häuser.

      Unwillig betrat sie so eine Küche. Hinter ihr wurde die Tür geschlossen. Unwohl sah sie sich um. Es stand nichts herum, alles schien säuberlich weggeräumt zu sein, es gab keine Blumen, keine Dinge die einfach so herumstanden und die Arbeitsflächen waren etwas staubig, offenbar war hier schon länger keiner mehr zum Putzen gewesen.

      „Entspann dich, Vanessa. Das Haus ist leer, es war schon länger keiner mehr hier und die Ferienzeit ist noch ein wenig hin.” Er war an sie heran getreten und nahm ihr den Rucksack ab. Dann packte er sie einfach am Arm und zog sie mit sich durch das dunkle Wohnzimmer, das einen Kamin, eine imposante Couch, aber keinen Fernseher enthielt. Weiter ging es durch eine Tür hinter der sich ein Schlafzimmer verbarg. Dort stellte er den Rucksack ab und zog auch seine Jacke und Schuhe aus. Etwas steif, immer noch wenig begeistert und unwillig, folge Vanessa seinem Beispiel.

      Das Schlafzimmer war nicht sonderlich groß und wurde von einem imposanten Doppelbett beherrscht, das für ihren Geschmack zu wuchtig für das kleine Zimmer war. Es gab noch einen Kleiderschrank, der etwas gequetscht in der Ecke stand und ansonsten gab es nur schwere Vorhänge vor den Fenstern, die bis auf einen kleinen Spalt zugezogen waren.

      Das Bett war mit einer Tagesdecke abgedeckt, aber die Wäsche darunter war nicht bezogen. Einen Moment lang zögerte sie, dann warf sie einen Blick in den Kleiderschrank und wurde tatsächlich fündig. Abgepackt in Tüten lag dort saubere Bettwäsche. Sie nahm sie heraus und machte sich daran, das Bett zu beziehen, wohl wissend, dass Ramon sie die ganze Zeit beobachtete.

      „Du kannst gerne helfen, statt einfach nur Löcher in die Luft zu glotzen.”

      Er lachte, packte dann aber ohne zu widersprechen mit an und so war das Bett schnell frisch bezogen. So würde man leben können, auch wenn Vanessa die Vorstellung immer noch nicht sonderlich gefiel. Ramon hingegen ließ sich auf eine Seite fallen und streckte sich darauf aus.

      „Man könnte meinen, du fühlst dich hier pudelwohl.”

      „Tja, also… Was soll ich da sagen? Es ist trocken, es ist gemütlich und wir sind hier angekommen ohne Zwischenfälle, also wieso sollte ich nicht?”

      Sie schüttelte den Kopf, ersparte es sich aber, die für sie doch ziemlich offensichtlichen Punkte nun alle aufzuzählen.

      Sie ging noch einmal durch das dunkle Haus, es gab noch ein Badezimmer mit Dusche und Badewanne. Die Küche war gut ausgestattet, nur Essbares war, wie zu erwarten, nicht im Haus.

      Schließlich kehrte sie in das Schlafzimmer zurück, wo Ramon schon eingeschlafen war. Sie schüttelte grinsend den Kopf, der Kerl war ihr manchmal ein Rätsel. Wie konnte der jetzt nur schlafen?

      Sie setzte sich auf die andere Seite und dachte ein wenig über die Alternativen nach, doch die Couch versprach unruhige Schlafphasen und vor allem Rückenschmerzen. Sie fragte sich wieso jemand sich so eine Couch kaufte. Schließlich gab sie es genervt auf, ihre Gedanken drehten sich fröhlich mal wieder im Kreis, also zog sie ihre Hose und ihre Bluse aus und schlüpfte unter die Decke. Sie müsste morgen dringend neue Klamotten besorgen, dachte sie und blickte noch einmal zu ihrem Begleiter hinüber, der immer noch auf der Decke lag - in vollen Klamotten. Er sah ganz friedlich aus, wie er so schlief, kaum zu glauben, dass er gerade eben in ein Haus eingebrochen war, sich auf der Flucht befand und eigentlich auch noch ziemlich verletzt war.

      Erstaunlich, wie schnell er sich erholt hatte. Sie erinnerte sich noch sehr lebhaft an ihre erste Begegnung vor ja gerade einmal ein paar Tagen. Er war mehr tot, als lebendig gewesen. Hatte hohes Fieber gehabt und konnte sich kaum auf den Beinen halten.

      Sie war sich sicher, kein normaler Mensch wäre so schnell wieder so fit geworden, das war nahezu unmöglich, von der Seite aus betrachtet konnte er eigentlich nur die Wahrheit gesagt haben. Sie fragte sich, wieso sie immer noch zweifelte. Vielleicht, weil die Sache so verwirrend war, dass man sie nicht so einfach glauben konnte?

      Sie drehte sich um und blickte zur Wand. Es war sicher das Beste, wenn sie sich auch noch etwas ausruhte, wer wusste welche Überraschungen der nächste Tag mit sich bringen würde.

      „Sie dürfen es nicht finden”, wisperte eine leise Stimme.

      „Niemals dürfen sie es in die Hände bekommen”, wisperte eine andere.

      „Tod und Verderben, Verderben und Tod.” Das klang wieder nach der ersten Stimme.

      „Der Untergang, ein langer, qualvoller Tod im Feuer, dass vom Himmel regnet.” Dann folgte ein markerschütternder Schrei, gefolgt von einem weiteren, der aus ihrem eigenen Munde stammte.

      Sie fühlte sich an der Schulter gepackt und auf eine weiche Unterlage gedrückt. Eine Hand hatte sich über ihren Mund gelegt. Panisch riss Vanessa die Augen auf und begann sich zu wehren. Wild strampelte sie mit den Beinen und schlug mit den Händen um sich. Sie blinzelte und versuchte etwas zu erkennen. Die Welt um sie herum wirkte verzerrt und irgendwie falsch, die Töne hallten nach wie Echos und sie Begriff nicht was sie hörte. Über ihr war eine dunkle Gestalt, die sie festhielt. Der Raum war fremd. Wie kam sie hier her? Wer hatte geschrien? Wer hatte gesprochen? Wo war sie? Sie versuchte sich zu befreien, doch die Gestalt war stärker und hielt sie weiter fest.

      Es schien ihr, als würde sie aus großer Tiefe auf die Wasseroberfläche zutauchen, alles wurde realer und fassbarer, dabei wuchs ihre Furcht und ihre Desorientierung aber noch. Dann erkannte sie Ramon. Sie zwang sich, sich zu beruhigen und nicht mehr sinnlos um sich zu schlagen. Einen Moment noch hielt er sie fest, beobachtete sie und dann, ganz langsam, verringerte er sowohl den Druck auf ihre Schulter, als auch auf ihren Mund.

      „Alles okay, beruhige dich!” Seine Stimme klang ganz ruhig, dann spürte sie sanfte Finger auf ihrer Wange, die aber schnell wieder verschwanden. Diese kurze Berührung wischte auch noch die letzten Reste dieser seltsamen, verrückten Wahrnehmung bei Seite.

      „Was war das für ein Schrei?” Ihre Stimmer zitterte bei jedem Wort.

      „Du hast geschrien.”

      Sie schüttelte den Kopf. „Da waren zwei Stimmen. Männer und dann schrie einer von ihnen.”

      „Es war nur dein Schrei zu hören, du hast geträumt, Vanessa. Oder vielleicht war es auch deine Gabe.”

      Nachdem sie nun offensichtlich wieder ruhiger wurde, zog er sich etwas zurück. Erleichtert atmete sie auf, das wurde langsam zu einer wirklich lästigen Angewohnheit. Sie richtete sich auf, so dass sie saß und schaute sich in dem Zimmer um. Es war das Ferienhaus. Natürlich! Sie zog etwas verspätet ihre Decke ein wenig höher. Vielleicht war es keine so glorreiche Idee gewesen sich auszuziehen

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