Die Sklavin des Mahdi. Isabel de Agony

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Die Sklavin des Mahdi - Isabel de Agony

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Eine Anweisung des Großmufti. In dem steht sinngemäß, dass er wünscht, dass du das Land verlässt. Die Strafe, die du erhalten hast, sei die letzte Warnung gewesen. Und wir sollten diese Warnung ernst nehmen.“

      „Aber...... Aber???“

      „Engländerin..... Du bist hier nicht mehr in Sicherheit.“

      Er verwendet wieder meinen Kosenamen, mit dem er mich immer neckt. Aber ich bin zu schwach, um jetzt über die Konsequenzen nachzudenken.

      „Ich..... Ich bin..... bin müde.......“

      Der Hakim hatte recht. Die Zeit im Kerker des Großmufti mit eingeschlossen, waren die vergangenen vierzehn Tage die schlimmsten meines Lebens. Doch nun geht es langsam wieder aufwärts. Ich kann aufstehen und umhergehen. Mein Appetit ist zurückgekehrt, allerdings juckt mein Rücken gewaltig. Aber das sei völlig normal, erklärt mir der Hakim. David hat mir aufs strengste untersagt, auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen. Er hat einen Doppelposten unten beim Eingang stehen, sowie zwei weitere Wachposten vor meiner Zimmertür. Allerdings bin ich mir in diesem speziellen Fall nicht so sicher, ob sie mich beschützen sollen, falls mich der Großmufti zu entführen versucht, oder ob sie vielmehr dafür da sind, um eine gewisse Lady Julie de Abbeyville vor weiteren Dummheiten zu bewahren. Doch ich habe die Situation akzeptiert und mich mit meiner „Gefangenschaft“ abgefunden. Eines Morgens habe ich gerade mit David gefrühstückt und ich stehe vom Tisch auf, um ein wenig auf die Straße hinauszublicken. Ich schreie plötzlich auf.

      „Daaaavid!!!!!!“

      Er stürzt zu mir her. Ich bin ganz bleich geworden. Unten auf der Straße. Da steht ein bärtiger großgewachsener Mann. David schaut mich fragend an.

      „Das..... Das ist er. Hadschi Ibrahim!!“

      David zieht mich vom Fenster weg.

      „Er hat...... mich......“

      Er weiß, was ich ihm sagen will. Ich habe meinen Folterknecht wiedererkannt. David nimmt mich in den Arm. Drückt mich fest an sich. Ich beginne hemmungslos zu weinen. Die Erinnerung packt mich und schwemmt mich weg. Das Weinen geht in ein Schluchzen über. Dann kann ich mich endlich beruhigen. Ich winde mich aus Davids Armen. Trete erneut zum Fenster. Doch diesmal ist die Straße leer.

      „Setz dich zu mir, Engländerin. Wir müssen reden....“

      Willenlos gehorche ich.

      „Ich denke, dass du nun bald in der Lage bist, zu reisen. Wir müssen so bald wie möglich nach Haifa aufbrechen. Dieser Mann da und seine Spießgesellen beobachten unsere Unterkunft schon seit dem Tag, an dem wir dich halbtot vor der Tür gefunden haben. Es wird hier zu gefährlich für dich.“

      „Übertreibst du nicht ein wenig?“

      Er sieht mich entgeistert an.

      „Nein.... Oder legst du es auf einen Nachschlag an?“

      Er streichelt meinen Rücken. Ich zucke zusammen, als er auf eine noch recht empfindliche Stelle kommt. Dann schüttle ich den Kopf.

      „Nein, eigentlich nicht. Aber ich will dich nicht verlassen.“

      „Das hat mir dein Bruder schon gesagt. Dass du stur sein kannst wie ein Maulesel. Ich sage es dir jetzt noch einmal. Du bist hier in Gefahr. Formal haben zwar die Türken die Herrschaft in Jerusalem, aber den weit größeren Einfluss und die tatsächliche Macht, die hat der Großmufti. Es ist für ihn ein leichtes, eine Anklage zu fingieren und dich vor ein Tribunal zu zitieren. Und dann....... Dann weiß ich nicht, was geschehen wird. Wenn die religiösen Eiferer deinen Kopf fordern, dann wird Serdar Pascha nachgeben.“

      „Aber er ist doch der Statthalter hier.“

      „In erster Linie ist er für die Ruhe in dieser Provinz verantwortlich und wenn der Preis für diese Ruhe dein Kopf ist, dann ist das für ihn eine geringe Ausgabe.“

      Ich erschrecke.

      „Aber, das können die doch nicht machen.“

      „Mach dir doch bitte nichts vor. Du bist hier nicht in England. Hast du vorher geglaubt, dass sie dich derart foltern können? Sei doch nicht so naiv. Ich weiß, dass du wegen mir hierbleiben willst. Doch du riskierst dein Leben. Ich werde dich noch diese Woche nach Haifa bringen. Und dort werde ich dafür sorgen, dass du das nächste Schiff besteigst, das nach England fährt. Denn ich liebe dich. Das weißt du. Und gerade, weil ich dich liebe, müssen wir uns nun bald trennen. Ich werde noch heute zu Serdar Pascha gehen und uns einen Passierschein für eine Reise nach Haifa geben lassen.“

      Und damit lässt er mich stehen....

      LONDON, Februar 1884

      Es ist jetzt fast zwei Jahre her, dass ich mich in Haifa von David verabschiedet habe. Ich weiß es noch wie heute. Nach unserer Flucht aus Jerusalem, denn etwas anderes war es nicht, standen wir noch lange am Pier der British Levante Line und beobachteten den Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen sollte das Schiff ablegen, das mich zurück nach England brachte. Wir lagen uns in den Armen. Dann hatte er gesagt.

      „Julie..... Ich liebe dich.....“

      „Ich dich auch David.... Ich werde dich immer lieben.“

      Und da packte er mich und sah mir in die Augen.

      „Du bist eine faszinierende Frau. Du hast tiefe Gefühle in mir ausgelöst. Und doch möchte ich, dass du dir noch Zeit lässt für deine Entscheidung. Versprich mir daher nichts, was du unter Umständen später nicht halten kannst. Mach deine Erfahrungen, lerne auch die Liebe kennen und wenn du dann immer noch glaubst, dass ich allein der Mann deines Lebens bin, dann komm. Komm dann zurück zu mir. Lass deine Liebe reifen. Ich werde auf dich warten. In meinem Kontor in Haifa werden sie immer wissen, wo du mich finden kannst. Doch lass erst mal ein wenig Gras über die Sache mit dem Großmufti wachsen und geh um Himmels willen nicht mehr zurück nach Jerusalem. Die Stadt ist zu gefährlich für dich.“

      Ich grinste ihn damals an und antwortete:

      „Und du? Was ist deine Liebe?“

      „Ich sagte dir das bereits. Die Liebe meines Lebens bist du. Ich werde auf dich warten, bis du soweit bist und du dich entscheiden kannst. Einstweilen werde ich mich mit meinen anderen beiden Geliebten begnügen.“

      In gespielten Zorn schaute ich ihn an. Erklärend fügte er hinzu.

      „Nun Engländerin.... Meine anderen beiden Geliebten.... Das sind mein Schiff und das Meer.“

      Und so haben wir uns damals getrennt. Wir haben versprochen, uns immer wieder Briefe zu schreiben. Und ich hätte es nicht geglaubt, was für feurige Zeilen mein rauer Seebär zu Stande bringt.

      Die Monate sind vergangen. Und meine Sehnsucht nach ihm ist nach wie vor ungestillt. Im Kamin brennt ein helles Feuer und verbreitet wohlige Wärme. Ich wickle mich in meine Wolldecke ein und greife nach dem Whiskyglas. Oh… Eine Dame trinkt nicht? Habt Ihr eine Ahnung. Ich habe seit dieser Reise in den Orient so viel getan, was eine Dame eigentlich nicht tun sollte. Da kommt es nun wirklich auf einen Schluck feinsten schottischen Whiskeys nicht an. Ein Kribbeln durchzieht mich. Dieser Brief. Er ist von David. Von meinem geliebten Seebären. Immer wieder habe ich seine Worte im Ohr. Ich höre seine tiefe sonore Stimme fast so, als ob wir uns

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