Die Sklavin des Mahdi. Isabel de Agony

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Die Sklavin des Mahdi - Isabel de Agony

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streng riechenden Öl und einem Guss Wasser über den Kopf verhindern sie, dass ich aus diesem Kerker flüchten kann. Ich verliere total den Überblick, wie viele Schläge ich schon erdulden musste. Und immer wieder habe ich das Bild des Großmufti vor mir. Sein angedeutetes Nicken bedeutet noch einen Schlag für mich. Noch einen Hieb. Noch einen Schmerz. Ich fühle meinen Körper nicht mehr. Ich weiß, dass ich langsam an die Grenzen meiner körperlichen Leidensfähigkeit komme. Doch geschickt treiben sie mich darüber hinaus. Und dann bin ich soweit, dass ich nur noch sterben will. Hauptsache, die Schmerzen hören auf. Hauptsache, es ist zu Ende. Doch mit grausamer Raffinesse verwehren sie mir auch diesen Ausweg. Ich erkenne es. Sie wollen mich nicht töten. Zumindest jetzt noch nicht. Sie wollen mich leiden sehen. Nur leiden..... Unermesslich leiden. Mein Körper beginnt zu kollabieren. Ich bin Schweiß gebadet. Ich ringe verzweifelt nach Luft. Mir ist als, ob ich ersticken müsste. Diese Qual verschafft mir eine Atempause. Ich bin völlig am Ende. Nur ganz langsam normalisiert sich meine Atmung wieder. Ich hänge nur noch wie leblos in meinen Fesseln. Ich bin völlig ausgelaugt. Meine Augen sind blutunterlaufen und meine Füße tragen mich nicht mehr. Ich wünsche mir zum wiederholten Male, ich wäre tot. Und dann nickt der Großmufti wieder. Und erneut beginnen die Schläge. Meine Leidenszeit ist immer noch nicht zu Ende. Die Abstände zwischen den Hieben werden nun länger. Und doch sind die Schmerzen intensiver. Ich brülle ihnen zu, sie möchten mich doch endlich umbringen. Am Ende schaffe ich nicht einmal mehr das. Meine Stimme versagt mir den Dienst. Und wieder neue Schläge..... Neue Schmerzen.... Neue Qualen..... Ich kann nicht mehr..... Ich kann einfach nicht mehr. Und dann ist es irgendwann doch zu Ende. Um mich herum dreht sich alles. Mein Sichtfeld verschwimmt. Und wie durch einen Schleier höre ich den Großmufti sagen.

      „Es ist genug. Schafft die Tochter des Sheitans aus meinen Augen. Zieht ihr einen Sack über und werft sie den anderen Ungläubigen vor die Tür. Der Gerechtigkeit ist nunmehr Genüge getan.“

      JERUSALEM, Juli 1882

      „Wie geht es ihr, Hakim?“

      „Sie hat Glück gehabt. Sie wird es überleben. Sie ist jung und sie hat eine stabile Konstitution. Sie wird keine bleibenden Schäden davontragen. Allerdings wird sie als Erinnerung an diese Folter ein paar tiefe Narben auf ihrem Rücken zurückbehalten. Ihr seht ja selbst, wo die Peitsche sie blutig geschlagen hat. Und dennoch.... Der Mann, der sie gefoltert hat, der hat sein Handwerk verstanden. Er hat nur beabsichtigt, ihr maximalen Schmerz zuzufügen, aber er wollte sie nicht töten. Er hat sie nur auf ganz bestimmte Körperregionen geschlagen.“

      Ich liege auf dem Bauch auf einem Bett. Ich bin nackt. Vermutlich, weil die Wunden auf meinem Rücken so besser heilen. Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin. Aber ich bin nicht mehr in der Gewalt des Großmufti. So viel steht fest. Ich will mich rühren, doch mein Körper versagt mir den Dienst. Ich will die Augen öffnen, doch die Lider scheinen wie festgeklebt. Dann höre ich, wie sie sich unterhalten. Was sagte der Hakim? Ich hätte Glück gehabt? Auf diese Art von Glück kann ich verzichten. Selbst wenn ich mich nicht bewege, dann rasen immer neue Wellen von Schmerzen durch meinen Körper. Aber immerhin zeigt mir das an, dass ich noch am Leben bin. Vermutlich glauben die Männer, die sich um mich kümmern, ich sei bewusstlos. Denn der Hakim fragt nun weiter.

      „Warum habt Ihr sie überhaupt hierher ins Heilige Land gebracht?“

      Und die Stimme, die antwortet, die kenne ich. Es ist Sir Stephen.

      „Wisst Ihr, Hakim.... Das ist eine lange Geschichte. Die junge Dame versteht es hervorragend, jemanden zu überzeugen. Zumal ja auch ihr Bruder uns begleitet hat.“

      „Und doch muss ich mich wundern. Ihr habt mir ja über die Vorkommnisse bei der Audienz berichtet. Und auch über das, was auf dem Markt geschehen ist. Ist es bei Euch in Eurer Heimat nicht üblich, dass man vor einer hochgestellten Persönlichkeit die Knie beugt?“

      „Sicherlich.... Aber meine Schwester kann manchmal stur wie ein Maulesel sein...“

      Christopher.... Auch er ist hier... Gott sei Dank.

      „Aber Ihr seht ja selber, was sie sich damit eingebrockt hat.“

      Plötzlich entsteht ein Tumult.

      „Wo ist sie? Wo ist Julie? Wo ist meine Engländerin?“

      David..... Es ist David. Er stürzt zu mir heran und kniet sich neben mir nieder. Er flüstert ganz leise, so dass nur ich ihn verstehen kann.

      „Mein Gott.... Was haben sie nur mit dir gemacht...?“

      Er streichelt mich ganz vorsichtig. An den wenigen Stellen meiner Körperrückseite, die nicht malträtiert sind. Und die Berührung tut mir gut.

      „Da..... Da..... David.......“

      Dieses einzige Wort kostet mich enorme Anstrengung.

      „Sie ist wach... Hakim, sie ist wach.....“

      „Lasst mich zu ihr, Captain David....“

      Er rückt zur Seite.

      „Versteht Ihr mich, Lady Julie?“

      „Ja.... Jaaaa......“

      „Gut..... Ihr wisst, was mit Euch geschehen ist. Ich habe es vorhin schon gesagt. Ihr seid jung und kräftig. Ihr habt jetzt einige Tage vor Euch, in denen es Euch sehr schlecht gehen wird. In denen Ihr auch heftige Schmerzen haben werdet. Aber das ist normal für das, was Ihr durchgemacht habt. Ihr werdet Euch wieder erholen.“

      Und dann wiederholt er, was ich schon weiß. Dass ich für mein Leben gezeichnet sein werde. Er legt mir einen nassen Lappen in den Nacken.

      „Das wird das Fieber senken.“

      Er wendet sich an meine Dienerin.

      „Samira.... Bereite eine klare Gemüsebrühe zu. Und dann flößt du sie vorsichtig deiner Herrin ein. Zwingt sie, alles auf zu essen. Sie braucht alle Kräfte, die ihr Körper mobilisieren kann. Und sie braucht dann anschließend Ruhe. Viel Ruhe..... Lasst sie schlafen.“

      Eilig verlässt Samira den Raum, um den Befehl des Arztes auszuführen. Und auch die anderen lassen mich allein. Nur David kniet noch neben mir. Streichelt mich.... Ich versuche mich aufzurichten. Versuche zu sprechen.

      „Da... David.... Ich...... Ich..... bin..... so..... dumm.....“

      „Pssst.... Wir wissen, was geschehen ist. Samira hat es uns berichtet. Du wurdest für deine Dummheit bestraft. Hadschi al-Husseini hat ein Elefantengedächtnis. Er vergisst nicht und er verzeiht nicht. Er hat dich beobachten lassen. Da bin ich mir sicher. Er hat dich auf Schritt und Tritt überwacht. Und dann war sie da. Die Gelegenheit. Du bist ihm durch deine Überheblichkeit in die Falle getappt und er hat sich an dir gerächt. Er hat dich bezahlen lassen. Wir haben dich vor ein paar Tagen nackt vor unserer Tür gefunden. Du warst völlig leblos und blutüberströmt in einen alten Leinensack gehüllt. Wir befürchteten schon das Schlimmste. Du bist mehrere Tage zwischen Leben und Tod geschwebt. Doch jetzt wird alles gut.“

      Ich kann mittlerweile die Augen öffnen und lächle ihn an.

      „Geliebte.... Julie.... Das ist leider noch nicht alles.“

      Ich kann nicht reagieren.

      „Du hattest ein Schreiben bei dir. Es lag zusammengeknüllt neben dir in diesem Sack.“

      „Ein..... Ein.....

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