DER KELTISCHE FLUCH. Christoph Hochberger

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DER KELTISCHE FLUCH - Christoph Hochberger

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zu machen. Da dies jedoch offensichtlich nicht gelingt, muss ich nun eben die Sitten etwas verändern.“

      „Die Sitten verändern?!“ Helwed fuchtelte hektisch mit den Armen. „Kind, du wirst dich mit deinem Sturkopf noch einmal unglücklich machen. Eine Frau spricht niemals einen Mann an! „Wo kämen wir denn hin, wenn wir uns auch noch an sie heranwerfen müssten“, murmelte sie leise vor sich hin.

      „Dann bin ich eben die erste, die so etwas tut“, entgegnete Boudina trotzig.

      „Wenn er dich bisher nicht beachtet hat, so liegt es daran, dass er ein gestandener Mann ist“, sagte Helwed in milderem Tonfall. Sie legte ihre feingliedrige Hand auf die Schulter ihrer Tochter. „Er ist der Bruder des Häuptlings, ein Edler und ein Seher noch dazu. Was bildest du dir ein? Du bist die Tochter eines einfachen Kriegers. Glaubst du denn wirklich, dass er dich ehelichen würde, eine aus niederem Stand?“

      Boudina neigte den Kopf zur Seite und strich sich aufreizend durch ihre rotblonde Mähne. Gleichzeitig machte sie einen Schmollmund und zwinkerte mit ihren grünen Augen. „Diesem Anblick kann er bestimmt nicht widerstehen.“

      Helwed atmete tief durch. Sie durfte Boudina nicht merken lassen, dass sie die Liebe zu dem Bruder des Häuptlings ablehnte, und dass nur aus diesem Grund ihre Kräuter nie gewirkt hatten. Von Tarcic ging, ganz abgesehen von den Vorbehalten, die sie ihrer Tochter gegenüber geäußert hatte, etwas Seltsames aus. Helwed sprach niemals mit Boudina darüber, doch sie besaß eine besondere Fähigkeit. Sie war als junge Frau, nachdem ihr geliebter Mann im Kampf gefallen war, zu den Matrae, den Dienerinnen Anus, gegangen, um sich unterweisen zu lassen und ihr Leben fortan der großen Muttergöttin zu weihen. Sie hatte nicht noch einmal heiraten und kurze Zeit später abermals den Schmerz des Verlustes eines geliebten Menschen ertragen wollen, denn die Männer führten ständig Krieg. Von den großen Müttern hatte sie die Kunst der Kräuterkunde erlernt. Doch nach einer Zeit der Reinigung und der Trauer, hatten die Matrae sie wieder nach Hause geschickt. Sie sei nicht für diesen Weg bestimmt, hatten sie ihr gesagt, ein anderes Schicksal erwarte sie. Schweren Herzens hatte sich Helwed wieder nach Hause begeben, nur um bald darauf festzustellen, dass sie schwanger war. Sie war überrascht gewesen, denn sie konnte sich nicht erklären, wie ihr dies hatte widerfahren können, doch sie akzeptierte ihren Zustand als ein Geschenk der Götter. Nach einer Zeit freudiger Erwartung stand die Geburt bevor. Während der schmerzhaften Entbindung schließlich geschah das Unglaubliche; Helweds Geist verließ ihren Körper. Sie sah sich selbst auf der Bettstatt liegen, ihren Säugling gebärend, und fühlte im selben Augenblick eine Verbindung zu der Seele des Kindes aufflammen, die heißer war als Feuer und beständiger als der stärkste Stahl. Nach dieser Erfahrung, war sie nicht mehr dieselbe. Sie spürte, dass ihrem Kinde Großes bevorstand, ein Schicksal, jenseits des normalen Lebens.

      Während ihre kleine Boudina - diesen Namen gab sie ihrem Mädchen - heranwuchs, übte sich Helwed in den Fähigkeiten, die die Götter ihr verliehen hatten. Sie akzeptierte, dass es eine Gabe war. Mit der Zeit wurde sie immer sensibler und konnte die Aura ihrer Mitmenschen schließlich sogar fühlen, ohne sich in Trance versetzen zu müssen. Ihr Mädchen war über die Wanderung der Gestirne, über Sommer und Winterwechsel zu einem rechten Wildfang herangewachsen. Nun zählte sie sechzehn Winter und hatte die Reife zur Frau durchgemacht.

      Als Boudina im letzten Winter auf einmal begonnen hatte, von Tarcic zu schwärmen, hatte Helwed dies als blanke Kinderei abgetan. Doch nachdem sich ihre Tochter immer mehr in ihre Idee verrannte, hatte sie ihre Fähigkeiten angewandt, um herauszufinden, was für ein Mensch der Häuptlingsbruder und Seher des Clans war. Ihre empfindlichen Sinne verrieten ihr bald, dass Tarcic eine seltsame Aura umgab. Ob diese Ausstrahlung guter oder böser Natur war, wusste sie nicht, doch ihre Tochter - ihr einziger Lebenssinn - sollte nicht an einen Mann geraten, den solch mysteriöse Dinge umgaben.

      „Du wirst ihn nicht ansprechen“, sagte sie bestimmt. „Du kannst weiterhin versuchen, seine Aufmerksamkeit mit Hilfe meiner Magie zu erregen, und du kannst versuchen, dich ihm bemerkbar zu machen, doch ansprechen wirst du ihn nicht.“

      Boudinas Gesicht lief vor Zorn hochrot an. „Mutter, ich bin sechzehn Winter auf dieser Welt, im besten Alter! Wenn ich ihn nicht bald erobere, werde ich als alte Jungfer enden, denn ich will keinen anderen.“

      Helwed musste sich ein Lächeln verkneifen. Mühsam gelang es ihr, sich die Belustigung über die forschen Worte ihrer Tochter nicht anmerken zu lassen. Schon ein freundliches Gesicht hätte Boudina dazu verleiten können, ihre Anordnung nicht ernst zu nehmen.

      Die Arme in die Seiten gestemmt standen sich Mutter und Tochter gegenüber. Helweds Blick wanderte über Boudinas Antlitz: Das schmale Gesicht mit den runden Wangenknochen, das von einer rotblonden Haarmähne eingerahmt wurde, erinnerte sie immer wieder an ihren toten Gatten. Durch die Augen ihrer Tochter, die tiefgrün schimmerten, wie die Seen im Wald, wenn es Sommer war, schien ihr geliebter Aragus sie anzublicken. Doch er war weit weg. Irgendwo in der Anderswelt, für sie nicht erreichbar. Auf dem Weg in ein neues Leben, ein Leben ohne sie ...

      Boudinas volle Lippen schürzten sich, und auf ihrer Stirn bildeten sich ungeduldige Falten. Helwed bemerkte, dass sie in Erinnerungen versunken war und gab sich Mühe, ihre Gefühle zu verbergen. Sie schüttelte den Kopf. Sie würde nicht nachgeben.

      Doch Boudina kam ihr zuvor. „Ich werde zur Versammlung gehen, danach offenbare ich mich ihm.“

      Sie wandte sich einfach ab und begann sich im hinteren Teil der Hütte anzukleiden. Helwed war überrascht. Doch schon einen Augenblick später musste sie sich zähneknirschend eingestehen, dass ihr Kind nicht nur stur war, sondern auch einen starken Willen besaß. Schon als kleines Kind hatte Boudina ihren eigenen Kopf besessen, und selten das getan, was man von ihr verlangte. Sie besaß die Schönheit ihrer Mutter und den Dickkopf ihres Vaters.

      Helwed versuchte es noch einmal: „Wenn du gehst, dann brauchst du nicht hierher zurückzukommen.“ Sie wandte sich von Boudina ab und starrte die Eingangstür an. „Ich werde mit einer solchen Schande nicht leben.“

      Plötzlich spürte sie die zarte Hand ihrer Tochter auf ihrer Schulter. Boudinas Stimme war mitfühlend, aber auch bestimmt, als sie sagte: „Mutter, ich will dir keine Schande bereiten, aber ich muss meinem Herzen folgen.“

      Als Helwed keine Anstalten machte zu reagieren, wandte sich Boudina seufzend ab. Während ihre Tochter den Rest ihrer Kleidung anlegte, stand Helwed unverändert auf ihrem Platz. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Boudina mit Gewalt hindern? Selbst mit zur Versammlung gehen? Nein, das kam nicht in Frage. Gewalt war kein Mittel ihrer Tochter gegenüber. Und aus genau demselben Grund wollte sie auch nicht zur Versammlung. Gewalt. Sie hatte früher, als Aragus noch gelebt hatte, genug von diesen Versammlungen miterlebt. Es wurde stundenlang hin- und her geredet, und am Ende kam doch immer dasselbe dabei heraus: Rache, Raubzug, Krieg.

      Helwed machte das Wesen ihrer Mitmenschen für den Tod ihres Mannes verantwortlich und wollte mit deren Angelegenheiten nichts mehr zu schaffen haben. Das war eine lange Zeit gut gegangen, doch nun wandte sich ihr Prinzip gegen sie.

      Boudina kam heran und sah sie mit einer Mischung aus Mitgefühl und schlechtem Gewissen an, dann wandte sie sich dem Ausgang zu. Als sie gerade die Eingangsfelle beiseite schlagen wollte, erklang Helweds Stimme: „Bitte bleib.“

      Boudina schüttelte den Kopf. „Verzeih`, Mutter“, sagte sie leise, dann verließ sie die Hütte.

      Fluchend wandte sich Helwed ab. War ihr Leben denn eine einzige Strafe? Mit schnellen Schritten durchmaß sie die Hütte. Sie musste sich in Trance versetzen. Sie musste erfahren, wie der Versuch ihrer Tochter ausgehen würde! Mit bebenden Händen durchwühlte sie ihre Kräutervorräte. Wo waren denn nur der Stechwurz und die Birkenrinde? Auch der zerstoßene Fliegenpilz war nicht auffindbar.

      „Bei

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