Die Efeufrau. Nieke V. Grafenberg

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Die Efeufrau - Nieke V. Grafenberg

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Formulierung viel zu neckisch - ein misslungener Versuch zur Diplomatie, die ihr ohnehin nicht in die Wiege gelegt war. Dem Wesen nach war sie viel eher geradeheraus, nicht unbedingt jedermanns Sache, das wusste sie wohl. Aber Ernst hatte so seine wunden Punkte. Wie oft in der Vergangenheit hatte sie sich Kontrollversuche vorwerfen lassen müssen, wie oft hatte sie sich gezwungen gesehen, ihn bei Stimmung zu halten! Einmal schlecht gelaunt, verzog er bei der pragmatischsten Frage den Mund. Ihr: Wo gehst du hin? zum Beispiel, wenn er mit dem Schlüsselbund rasselte! Hatte sie seinen bitterbösen Blick verdient, nur weil sie wissen wollte, wie lange er wegblieb, und ob sie pünktlich zum Essen mit ihm rechnen konnte?

      „Mein Mann wehrte sich dagegen, seine Route, wie er es nannte, nach Telefonzellen auszurichten. Sein Tagespensum hatte Vorrang, das spulte er ab. Und wenn es dunkelte, baute er sein Zelt auf, damit er hineinkriechen konnte, bevor es endgültig finster war.“

      „Trug er denn keine Taschenlampe bei sich?“

      Ungläubig runzelte der Beamte die Stirn, als Eva den Kopf schüttelte. „Und ein mobiles Telefon, wie ist es damit? Haben Sie ihm das niemals vorgeschlagen?“ Er angelte sich einen angenagten Bleistift und kaute selbstvergessen darauf herum.

      „Selbstverständlich“, sagte Eva mit Nachdruck, „und nicht nur einmal! Nein, nein, der Rucksack sei schwer genug. Er würde sich rechtzeitig melden und basta. - Nun ja“, seufzte Eva, „drei oder vier Tage ohne Nachricht - ob es uns passte oder nicht, damit mussten wir uns abfinden!“ Sie suchte Ninas Blick. „Natürlich haben wir ungeduldig auf seinen ersten Anruf gewartet, aber Sorgen im eigentlichen Sinn haben wir uns keine gemacht. Bisher ist ja auch alles gut gegangen.“ Evas Stimme wurde flach. „Aber acht Tage ohne Lebenszeichen, das ist noch nie dagewesen!“

      Der Beamte schien unbeeindruckt, ein neues Strichmännchen gesellte sich zu den anderen. Ein Nachbar hatte sich interessierter gezeigt.

      „Hat Ihr Mann angerufen? Kommt er gut voran?“

      „Ich denke schon ... na ja, eigentlich warten wir noch auf Nachricht.“ Eva hatte herumgedruckst und sich gewunden. „Wissen Sie, er ruft nicht allzu oft an, wenn er wandert ... Ich nehme an, er wird sich heute noch melden.“

      Sie hatte zusehen können, wie seine freundliche Miene sich verdüsterte. Weil du zu Hause bleibst - der geheime Vorwurf stand ihm auf die Stirn geschrieben. Sie hatte sich unwohl gefühlt, als er in sie drang: „Haben Sie denn gar keine Lust mitzuwandern?“

      „Hatten Sie denn nie Lust mitzuwandern?“

      Eva schrak zusammen. Konnte ihr Gegenüber Gedanken lesen?

      „Mitwandern? Ich?“, echote sie. „Ja, vielleicht! Aber wenn, dann ohne Gepäck!“

      Sie zögerte, lächelte ein wenig verlegen.

      „Na ja, abends möchte ich duschen können, daraus habe ich nie ein Hehl gemacht. Und warm essen. Mein Mann hingegen liebt es ganz ursprünglich. Und seinen Tagesdurchschnitt, den schaffe ich ohnehin nicht. Dreißig Kilometer und mehr, je nachdem, damit wäre ich total überfordert gewesen.“ Eva rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. „Ich hätte mich als Klotz am Bein gefühlt.“

      Lächelte der Beamte in seinem Drehstuhl? Er legte den Bleistift aus der Hand, streckte die Beine unter den Schreibtisch, führte die Hände im Nacken zusammen und dehnte sich ausgiebig. Als er die Arme auf die Stuhllehnen sinken ließ, rutschte sein Sakko auf den gesprenkelten Boden.

      „Und was haben Sie üblicherweise gemacht, während er weg war?“

      Seine Nasenflügel blähten sich, die Jochbeinlinie verkrampfte. Er lächelte nicht, stellte Eva fest, unterdrückte viel eher ein Gähnen.

      „Wir haben ebenfalls Touren gemacht, Tagestouren zu Fuß oder mit dem Auto“, antwortete Eva. „Abends waren wir immer erreichbar. Bei Bedarf hätte er im Hotel anrufen können, egal wo, in wenigen Stunden wären wir bei ihm gewesen.“

      „Hat er aber nicht gemacht. Er hat immer bis zum Endpunkt durchgehalten.“

      Ninas kleines Kinn hob sich dem Kriminalbeamten entgegen. Ihre Handrücken ruhten auf den Oberschenkeln, die Finger schlossen und öffneten sich, als wolle sie den Vater herbeiwinken. Sie sagte trotzig: „Er war nämlich topfit!“

      Der Beamte schien überrascht, seine plötzlich hellwachen Augen ruhten auf Nina, die wieder teilnahmslos aus dem Fenster sah.

      „Das ist wahr, er hat lange vorher dafür trainiert, ist gelaufen und Fahrrad gefahren“, schaltete Eva sich ein, „aber trotzdem. In Kärnten fühlte ich mich einfach näher für den Fall“, sie befeuchtete ihre trockenen Lippen, „nun ja, für den Fall, dass etwas passiert, das ist ja nicht immer auszuschließen! Und außerdem - das Hotel ist so schön, auch für die Jugend war immer was los!“

      „Aber in diesem Sommer, Frau Brandner, sind Sie nicht dorthin gefahren. Hat das einen besonderen Grund?“

      „Ja, schon. Meine große ... äh - unsere große Tochter Anna ist ...“

      Eva unterbrach sich. Das Sakko auf dem Linoleum, er bückte sich danach, hängte das lässige Kleidungsstück an das Drehkreuz des hohen weißen Fensterrahmens.

      Ernst mochte es nicht, wenn sie meine sagte. Meine Hochzeit, meine Kinder, mein Haus ... Er behauptete, dass es am Einzelkind lag, das sie war, das nicht teilen konnte. Was sie stets von sich gewiesen hatte, wollte sie sich doch keinesfalls als Egoist abgestempelt sehen. Es war nun einmal so, das Mein war ihr unendlich viel geläufiger als das Unser, aber Ernst wollte sich nicht damit abfinden, immer wieder hatte er sich beißend zur Wehr gesetzt.

      „Dein Kind hat angerufen, es kommt heute später“, oder „dein Kind hat eine Fünf geschrieben, es braucht Nachhilfeunterricht.“

      Sein: „Deine Tochter in Australien hat angerufen, du musst ihr Geld überweisen“, obwohl er alle finanziellen Angelegenheiten regelte, war noch gar nicht so lange her.

      Eva sah zu, wie der Beamte wieder Platz nahm. Sie krauste die Stirn und setzte neu an: „Anna ist für ein Collegejahr in Australien. Wir hatten verabredet, dass wir sie dort besuchen. Aber ... mein Mann“, ein Zögern, beinahe hätte sie unser gesagt, „mein Mann hat sich kurzfristig anders entschieden, er wollte nicht auf seine Wanderung verzichten.“ Sie sah dem Kriminalbeamten offen in die Augen. „Es ist mir nicht gelungen, ihn zum Mitkommen zu bewegen, und so ganz allein wollte ich nicht verreisen, eine Freundin begleitet mich jetzt.“ Seinem Blick folgend, nickte sie dem gesenkten Kopf ihrer Tochter zu. „Nina bleibt hier, wegen der Schule. Reisebeginn ist gegen Ende der Sommerferien.“

      Wenn mein Mann wieder da ist, hätte Eva gern ergänzt, fand es aber der Situation nicht angemessen. Also senkte sie die Augen und hielt den Mund.

      „Seine Pläne ...“, der angenagte Bleistift klickte ein paar Mal gegen die makellosen Vorderzähne eines kräftigen Gebisses, „könnte Ihr Mann seinen ursprünglichen Plan geändert haben? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht?“

      Eva und Nina sahen auf.

      „Geändert? Er? Seine Pläne?“

      Verdattert blickte Eva erst ihn an, dann Nina, die mit offenem Mund dasaß.

      „Das kann ich mir nicht vorstellen. Er hat immer durchgezogen, was er sich vorgenommen hat!“

      Er

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