Reise nach Rûngnár. Hans Nordländer

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Reise nach Rûngnár - Hans Nordländer

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nachdrücklicher und sah Nils durchdringend an. „Was das angeht, wenigstens, bis wir mit dem Essen fertig sind.“

      „Ihr tut sehr geheimnisvoll“, stellte Nils ein wenig beleidigt fest. „Da fällt es schwer, immer nur Geduld aufzubringen.“

      Ihm behagte überhaupt nicht, von Leuten umgeben zu sein, die offensichtlich keine anderen Freunde hatten als sich selbst, und die anscheinend partout nicht gewillt waren, seine Fragen zu beantworten.

      Nils spürte, wie Torfrida und Tophal ihn interessiert beobachteten, während er aß. Die beiden saßen ihm gegenüber. Besonders Torfrida schien ihn oft anzublicken. Nun ja, vielleicht wünschte Nils sich das auch nur, denn er musste zugeben, dass auch sie seine Blicke anzog. Sie war zwar eine Rûngori, aber auch unter menschlichen Gesichtspunkten mit gewissen Reizen ausgestattet.

      Torfrida war nur wenig größer als Nils, angemessen für ihr Volk. Ihr braunes, lockiges Haar wallte über ihre Schultern. Ihre harmonischen Gesichtszüge und ihr anmutiger Körper, der in diesem Augenblick diesbezüglich allerdings in wenig vorteilhafter, wenn für ihre Lage vielleicht auch zweckmäßiger Kleidung steckte, machten sie für Nils zu einer interessanten Erscheinung. Einzig die grünleuchtenden Augen in ihrem fahlen Gesicht gaben Torfrida ein für menschliche Begriffe kränkliches Aussehen, das bei ihrer sonst anscheinend lebhaften Art ein wenig verwirrte. Dass sie eine Kriegerin sein sollte, konnte sich Nils trotz ihrer kämpferischen Aufmachung kaum vorstellen. Aber das lag daran, dass eine Frau als Kriegerin nicht in sein Weltbild passte. Der schweigsame Tophal schien im Wesen genau das Gegenteil von Torfrida zu sein. Er besaß erstaunliche Ähnlichkeit mit Narvidur und Nils konnte sich den Zauberer, wie er ihn scherzhaft genannt hatte, so in seiner Jugend vorstellen. Plötzlich kam ihm der Gedanke, dass Tophal vielleicht der Sohn Narvidurs war. War Torfrida dann seine Tochter?

      Nils wandte sich an Narvidur. Vielleicht erreichte er mehr, wenn er ein wenig auf die Höflichkeit achtete, was nicht unbedingt eine seiner Stärken war.

      „Ich glaube, ich habe mich noch nicht bei dir für die Befreiung aus der Burg bedankt“, sagte er. „Du hast mich aus dem Kerker geholt, mir mehrmals das Leben gerettet und mich sicher durch die Kämpfe aus der Burg geführt, na ja, einigermaßen sicher jedenfalls. Ich glaube, ich stehe in deiner Schuld.“

      „Schön, dass du das endlich einsiehst“, erwiderte Narvidur, anscheinend grundlos verärgert, und fing an, zu schmunzeln. „Ich weiß, es war eine anstrengende Zeit für dich. Ohne dass du es ahnst, habe ich sogar noch mehr für dich getan. Ich möchte es eine gute Schule nennen. Aber ich vermute, du hattest deinen Kopf zu sehr mit anderen Dingen voll, um das zu erkennen.“

      „Ja, und ich bin nach allem ganz froh, dass er noch auf meinen Schultern sitzt“, meinte Nils. „Und weil ich ihn noch nicht verloren habe, und meine Geduld allmählich an ihre Grenze stößt, ist es an der Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten. Ich finde, du hast mich lange genug vertröstet.“

      Inzwischen waren sie mit der Mahlzeit auch fertig, und Nils fiel es immer schwerer, mit seiner mühevoll unterdrückten Ungeduld hinter dem Berg zu halten. Er wollte wenigstens Antworten zu den Fragen haben, die zu beantworten Narvidur nach dem Essen bereit war.

      „Ja, ich denke, es ist Zeit für einige Erklärungen“, sagte Narvidur ernst. „Doch was ich dir jetzt zu sagen habe, ist nur ein Teil von dem, was du erfahren wirst. Nicht alles kann ich dir jetzt erklären. Ich sagte dir vorhin, dass wir uns mit denjenigen Menschen, die für uns von Bedeutung sind, in Verbindung setzen. Einen umgekehrten Weg gibt es nicht.“

      Nils fing an zu lachen.

      „Dann habe ich wohl als Erster einen gefunden“, meinte er. „Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, jemanden von euch jemals getroffen, geschweige denn, gesucht zu haben. Unsere Begegnung war also reiner Zufall. Sie hat mir vielleicht das Leben gerettet, aber das wird kaum eure Absicht gewesen sein. Hm, da kommt mir die Frage, wer »ihr« denn überhaupt seid. Andererseits, vielleicht will ich die Antwort gar nicht wissen. Vielleicht setze ich mit diesem Wissen mein Leben ja erneut aufs Spiel. Es ist besser, ihr schickt mich einfach wieder nach Hause, ohne mir eure Identität zu offenbaren.“

      Die drei Rûngori sahen Nils erheitert an.

      „Keine Sorge, von uns hier trachtet dir keiner nach dem Leben“, meinte Narvidur. „Auch dann nicht, wenn du weißt, wer wir sind. Auch das wirst du bald erfahren.“

      „Warum wollt ihr mir sagen, wer ihr seid? Ich dachte, ihr seid geheim. Warum wollt ihr mir, einem Fremden, eure Geheimnisse verraten? Ich habe doch gar nichts mit euch zu tun. Habt ihr keine Angst, ich könnte es ausplaudern?“

      „Nein, und vorläufig sowieso nicht“, sagte Narvidur, „denn wir haben nicht die Absicht, dir jetzt darüber etwas zu sagen. Das wird zu einem späteren Zeitpunkt geschehen. Nur so viel: Du bist keineswegs zufällig in unserer Welt und genauso wenig ist unsere Begegnung zufällig. Aber so, wie es geschehen ist, war es nicht beabsichtigt.“

      „Ich bin nicht zufällig hier?“, wunderte sich Nils. „Aber -?“

      „Nein, und dein Aufenthalt bei uns ist auch noch nicht beendet. Ob du willst oder nicht, du wirst uns noch für einige Zeit begleiten.“

      „Aber, aber ich will nicht“, erwiderte Nils bestürzt. Ihm grauste vor dem Gedanken, dass er diesen Rûngori doch nicht so zufällig in die Arme gelaufen war, wie er angenommen hatte. Er befürchtete plötzlich, ihretwegen von Schlacht zu Schlacht, von einem blutigen Gemetzel zum nächsten, ziehen zu müssen. So stellte er sich sein Dasein in diesem Land wirklich nicht vor. Wie kamen sie nur dazu, ihn für einen furchtlosen Recken zu halten? Wie kamen sie überhaupt auf ihn? „Das muss ein Missverständnis sein. Ihr verwechselt mich mit einem anderen.“

      Die drei Rûngori sahen Nils unbewegt an.

      „Es ist kein Missverständnis?“

      Sie schüttelten alle drei den Kopf.

      „Aber –?“

      „Nils, wir wissen, dass du verwirrt bis“, erklärte Torfrida mitfühlend. „Und wir wissen auch, wie erschütternd die ersten Tage in unserer Welt für dich waren, aber wir bitten dich, uns zu vertrauen. Und du musst uns glauben, dass wir dir hier nicht alle Hintergründe deiner Anwesenheit bei uns nennen können. Du wirst es erfahren, aber zu einem späteren Zeitpunkt. Bis dahin bitten wir dich erneut um ein wenig Geduld.“

      „Ihr verlangt viel von mir“, sagte Nils. „Ich werde also vorläufig nicht wieder nach Hause kommen, oder? Also bin ich euer Gefangener, und wenn ich nicht zufällig hier bin, dann ist es eine Entführung.“

      Seine letzten Worte hörten sich bitter an.

      „So ein Unsinn“, widersprach Narvidur ärgerlich. „Wir haben dich weder entführt, noch bist du unser Gefangener. Es wird auch nicht lange dauern, bis du frei entscheiden kannst, ob du bei uns bleiben oder wieder in deine Welt zurückkehren willst. Aber wir drei sind nicht in der Lage, dich vor diese Wahl zu stellen. Und bis dahin werden wir dich begleiten und beschützen. Also keine Angst, es wird dir nichts geschehen.“

      Da allerdings war sich Nils nicht so sicher, aber er erkannte, dass er keine andere Wahl hatte, als bei ihnen zu bleiben, was immer geschah. Würde er bei nächster Gelegenheit weglaufen, bestand die Gefahr, wieder von rûngorischen Kriegern gefangengenommen zu werden. Diese Aussicht war noch weniger verlockend. Nils ergab sich vorläufig in sein Schicksal.

      „Also gut, ich bleibe“, sagte er niedergeschlagen.

      „Danke“,

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