Reise nach Rûngnár. Hans Nordländer

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Reise nach Rûngnár - Hans Nordländer

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sie geben wird.“

      „Na schön, das ist zwar nicht einleuchtend, aber ich will es dir glauben. Ich hoffe, du bist damit zufrieden“, sagte Nils, und es hörte sich ein wenig trotzig an. „Aber ein Vogel kann die Wolke sehen. Wir können euch nicht sehen.“

      „Das ist wahr und ich habe ja auch nicht behauptet, dass es leicht zu verstehen ist“, meinte Narvidur. „Außerdem habe ich dir noch nicht alles erklärt. Du weißt, dass Licht eine magische Welle ist, und die Farbe und Klarheit von Gegenständen und auch Nichtgegenständen, die es euch vortäuscht, hängt von der Wellenlänge ab. So wie das Licht, schwingen auch Körper, vermeintlich feste Stoffe. Je höher sie schwingen, desto unsichtbarer werden sie. Rûngnár schwingt in seiner Grundsubstanz so schnell, und damit auch alles, was auf ihr ist, dass es für das menschliche Auge nicht mehr sichtbar ist.“

      „Unsichtbar und von geringer Dichte“, fasste Nils zusammen. „Dann seid ihr das, was bei uns einige Geister nennen, wenn man daran glaubt. Und Rûngnár ist eine Geisterwelt.“

      Torfrida und Narvidur fingen an zu lachen.

      „Himmel, nein“, meinte sie. „Das sind zwei grundverschiedene Dinge, denn wenn es so wäre, könnten alle eure Geister in unsere Welt gelangen. Das ist aber nur selten der Fall, allerdings auch nicht unmöglich. Trotzdem haben die Rûngnári nichts mit Geistern gemein. Auch Rûngnár besteht aus stofflicher Substanz, aber aus sehr feiner, im Vergleich zur Erde.“

      „Dann gibt es sie wirklich?“, fragte Nils verwundert, denn er hatte seinen Einwand nicht ernst gemeint. „Geister, die Seelen von Verstorbenen und all das?“

      „Und der noch nicht Wiedergeborenen und derjenigen, die niemals geboren werden, ja“, meinte Narvidur. „Doch darüber wollen wir hier nicht reden. Verstehst du jetzt aber, warum Erde und Rûngnár ineinander bestehen können und die eine Welt unsichtbar für die andere bleibt?“

      Nils nickte vorsichtig. Ganz sicher war er sich aber immer noch nicht.

      „Also gut, wir können eure Welt nicht sehen“, sagte er dann. „Aber warum könnt ihr unsere auch nicht sehen? Schließlich ist sie dichter, wenn ich euch richtig verstanden habe.“

      „Das hat einen anderen Grund“, behauptete Narvidur. „Kein Sehorgan auf Rûngnár ist in der Lage, Licht zu erkennen, das so niedrig schwingt wie das von der Erde. Folglich erkennen wir auch keine irdischen Körper.“

      „Aber mich seht ihr doch“, wandte Nils ein.

      „Du bist unserer Welt physikalisch angepasst. Wie sonst könntest du hier etwas sehen oder atmen? Wie sonst könntest du überhaupt hier sein?“

      Unwillkürlich drückte Nils auf seinem Arm herum, weil er fürchtete, sein Körper hatte die gewohnte Festigkeit verloren. Er atmete auf, als er feststellte, dass er sich nicht verändert zu haben schien. Hatte er aber doch, denn durch seinen Übertritt nach Rûngnár hatte er die Dichte dieser Welt angenommen, und die kam Nils jetzt wie die auf der Erde vor. Er konnte in dieser Hinsicht also keine Veränderung an sich feststellen.

      „Hm, na gut“, meinte er, und hörte sich alles andere als verständnisvoll an. „Aber was habe ich nun mit allem zu tun? Und woher wisst ihr das alles?“

      „Du hast doch selbst festgestellt, dass ich ein Zauberer bin, ein Magier. Und ich wäre ein schlechter Magier, wenn ich das und einiges mehr nicht wüsste. In einem gewissen Sinne sind wir alle Magier – aus deiner Sicht. Magie ist angewandte Physik, wie ihr Menschen sagen würdet. Und sie ist umso beeindruckender, je weniger die Zuschauer darüber wissen. Aber ich kann dich beruhigen, mit alldem hast du nichts zu tun.“

      „Dann noch einmal, wie bin ich in eure Welt gelangt?“, fragte Nils. „Schließlich bin ich dafür zu schwer, wenn ich das richtig verstanden habe. Wie konnte ich mich den rûngnárischen Verhältnissen so schnell anpassen, wie du behauptet hast?“

      Narvidur lächelte. Er blieb erstaunlich geduldig.

      „So ähnlich könnte man das tatsächlich sagen. Aber ich habe eine Freundin, die Cereia heißt. Sie hat dich mit ein klein wenig Magie leicht genug gemacht, damit du dich durch eins der Tore zwischen unseren Welten hindurchstehlen konntest. Sie hat auch für die Anpassung deines Körpers gesorgt. Wenn du deine Erinnerung wieder zurückbekommst, dann wirst du dich an sie erinnern. Sie hat dich aufgesucht, um dich dazu zu überreden, zu uns zu kommen. Du siehst, wie wichtig du für uns bist. Du hast Fähigkeiten, die einen großen Wert für uns haben. Da du dich aber gesträubt hast, mit ihr mitzukommen, musste sie einen Schleier des Vergessens über dich legen. Möglicherweise wärest du ohne diese Vorsichtsmaßnahme auch schon wieder in deine Welt entschwunden, denn bei voller Erinnerung könntest du den Weg auch allein finden.“

      Die letzten Erklärungen hatte Narvidur erstaunlich freimütig gegeben, denn er hätte wissen müssen, wie Nils darauf reagieren würde, denn….

      „Also doch eine Entführung“, wandte Nils ein. „Und dazu eine, die mich fast das Leben gekostet hat. Und ihr habt mich verblödet, damit ich euch nicht entwische.“

      Narvidur und Torfrida sahen ihn unverkennbar schuldbewusst an, enthielten sich aber einer Äußerung.

      „Ich glaube nicht, dass ich das für eine nette Geste halte“, fuhr Nils mit seiner Beschwerde fort. „Warum sollte ich euch unter diesen Umständen helfen, bei was auch immer? Wie könnte ich euch unter diesen Umständen vertrauen? Vielleicht werde ich ja auch glauben, dass mich eure Probleme überhaupt nichts angehen.“

      „Ich gebe zu, es ist nicht alles so gekommen, wie wir es uns vorgestellt haben“, meinte Tophal, der bis dahin geschwiegen hatte. „Bevor du dich entscheiden musst, uns zu helfen, oder auch nicht, werden wir dir deine Erinnerung wiedergeben. Es war vorgesehen, dich in Empfang zu nehmen, bevor du in die Hände der Wächter fällst. Es war nicht vorgesehen, dass du nach Bihaford gebracht wirst. Narvidur saß nicht dort im Kerker, um dich herauszuhauen. Vor allem war nicht vorgesehen, dass du in die Auseinandersetzung zwischen den Steppen- und den Bergkriegern gerätst. Das waren unglückliche Umstände. Ich sage nicht, dass das alles Zufälle waren, und wir werden noch sehen, ob es nicht auch sein Gutes hatte. Aber in den letzten zwei Tagen ist nichts geschehen, was in irgendeiner Weise der Grund für deine Anwesenheit ist.“

      „Ich habe schon gesehen, dass ihr mich nicht eingeplant hattet“, sagte Nils und zeigte auf die drei Matten am Boden.

      „Sie haben auf mich gewartet, denn sie wussten, dass ich aus Bihaford kommend diesen Weg nehmen würde“, erklärte Narvidur. „Wir hatten es so abgesprochen. Nicht ich sollte mit dir zusammentreffen, obwohl ich davon wusste, dass du zu uns kommen würdest. Aber so, wie es gekommen ist, hätten wir auch in allen anderen Fällen heute Nacht hier verbracht.“

      „Wir haben sogar schon einen Tag früher mit Narvidurs Ankunft gerechnet“, sagte Torfrida. „Von dem Angriff auf die Stadt hatten wir keine Ahnung.“

      „Ich weiß nicht, was ich von alldem halten soll“, meinte Nils. „Aber sagt mir jetzt endlich, warum ich hier bin. Und welche Fähigkeiten ich haben soll, die ihr für so wichtig haltet?“

      „Morgen früh werden wir weitergehen ins Reservat“, sagte Tophal. „In zwei Tagen werden wir dann das Tchelasan abhalten. Nur das darf dir diese Fragen beantworten. Dort wird dir Cereia auch die Erinnerung wiedergeben und dann kannst du frei entscheiden, ob du uns helfen, oder ob du wieder heimkehren willst. Auch wenn du es nicht gern hören willst, so viel Geduld musst du noch aufbringen.“

      „Also gut, bis zu diesem – Tchelasan? Was

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