Reise nach Rûngnár. Hans Nordländer

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Reise nach Rûngnár - Hans Nordländer

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bezeichnen. Der, den wir meinen, ist nicht der einzige, den es gibt, aber er ist das Haupt unserer Gemeinschaft. Zu ihm werden wir dich bringen.“

      Nils sah Tophal verblüfft an.

      „Bin ich euch wirklich so wichtig?“, fragte er.

      „Haben wir das nicht vorhin erwähnt?“, erwiderte Tophal lächelnd. „Und vor uns brauchst du keine Angst zu haben, denn bei uns ist es nicht üblich, anderen den Kopf abzureißen.“

      „Wie tröstlich“, fand Nils. „Aber warum uns?“

      „Tophal ist einer der Tchelas, der Weisen“, erklärte Narvidur. „Lasse dich nicht von seinem Aussehen täuschen. Bei uns hat Weisheit weniger mit dem Alter zu tun als bei euch. Und jetzt ist es an der Zeit, schlafen zu gehen.“

      Das war zu diesem Zeitpunkt ein weiser Entschluss. Nils wusste zwar wieder einmal nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit sie in dem Versteck waren, aber er hoffte, dass es noch einige Stunden dauerte, bis die Sonne aufging. Auch er spürte die Müdigkeit, aber sie war nicht so groß, dass seine Unzufriedenheit ihretwegen in den Hintergrund trat. Nils neue Freunde hatten ihm zwar gründlich erklärt, wo er war, obwohl er manches davon nicht begriffen hatte, aber sie waren ihm immer noch die Antwort schuldig geblieben, warum er dort war. Genauso wenig hatten sie ihm erklärt, wer sie waren und was sie von ihm erwarteten. Im Grunde war Nils nicht viel schlauer als vorher, und das wurmte ihm. Aber er wusste, dass er an diesem Abend kaum mehr in Erfahrung bringen konnte. Es waren schon merkwürdige Leute, mit denen er da zusammengetroffen war.

      Es blieb ihm nicht die Arbeit erspart, sich selbst ein Lager zu bauen. Torfrida und Tophal hatten nur mit Narvidur gerechnet, nicht aber damit, dass er noch einen an diesem Ort unerwarteten Gast mitbrachte. Allerdings gab es unter den Vorräten mehr Decken und Matten, als für die vier notwendig waren. Und es beruhigte Nils, dass die Rûngori es nicht als nötig betrachteten, eine Wache aufzustellen, denn dann musste dieser Unterschlupf ein sicherer Ort sein.

      5. Elvis und Janis

      „Ist es schon so weit?“, fragte Nils, als er von Narvidur aus seinem letzten, unruhigen Schlaf geweckt wurde. Er setzte sich auf seinem Lager auf, gähnte und kratzte sich. Seine Stimme verriet, dass er noch nicht ganz da war.

      Nils hatte schlecht geschlafen. Er war am Abend ziemlich erschöpft gewesen, aber all das, was ihm die Rûngori nicht erklärt hatten, hatte ihn noch eine Weile beschäftigt. Er war immer noch unzufrieden darüber, dass sie sich so zugeknöpft gezeigt hatten. Nils haderte mit seiner fehlenden Erinnerung. Es gab einige Dinge, von denen er glaubte, sie bereits irgendwo gehört zu haben, aber – verdammt noch mal – er wusste es nicht mehr. So war er nur in einige kurze Schlummer abgeglitten, die begleitet waren von unangenehmen Träumen, und zwischendurch immer wieder aufgewacht. Er fühlte sich an diesem Morgen nicht besser als am Abend zuvor.

      Nils wusste nicht, ob es draußen schon hell war. Die Rûngori hatten wieder einige Fackeln entzündet und nur in der kleinen Feuerstelle brannten einige Holzstücke. Darüber hing ein Topf, in dem sie, es war kaum zu glauben, eine Art Kaffee zubereiteten.

      „Sicher, wir stehen hier früh auf“, meinte Torfrida. „Wie lange wolltest du denn schlafen? Außerdem haben wir heute noch einen weiten Weg vor uns.“

      „Hm“, machte Nils und kratzte sich am Kinn. Sein Gesicht zog sich nachdenklich in Falten. „Wie lange bin ich jetzt eigentlich schon in eurer Welt?“

      „Warum die Frage?“, wunderte sich Narvidur. „Gefällt es dir hier nicht? Es ist der Morgen des vierten Tages.“

      „Wie könnte es mir gefallen? Schließlich weiß man bei euch am Morgen nicht, ob man abends noch lebt. Aber das ist es nicht. Mein Bart wächst hier nicht.“

      „Sei froh“, meinte Torfrida lachend. „Wir haben hier keine Bartscherer.“

      Nach dem Frühstück öffnete Tophal eine Kiste, die in einer dunklen Ecke hinter einem Regal stand. Er kam mit einem länglichen Gegenstand zurück.

      „Hier ist ein neues Schwert für dich“, sagte er zu Nils. „Dein altes hat weder eine Tasche noch ist es besonders schön gearbeitet.“

      „Aber ich will kein Schwert“, sträubte sich Nils, dem die furchtbaren Bilder des vergangenen Tages noch gegenwärtig waren. „Ich will nicht kämpfen und ich kann auch gar nicht damit umgehen. Außerdem dachte ich, dass es auch nicht mehr nötig sein würde, schließlich sind wir jetzt doch in Sicherheit, habt ihr gesagt.“

      Tophal lächelte.

      „Ich fürchte, noch nicht so ganz. Aber ich weiß, dass dir kämpfen widerstrebt. Sieh es dir wenigstens an. Es ist eine sehr schöne Waffe. Dann kannst du sie mir wiedergeben.“

      Nils nahm sie widerwillig entgegen und er tat es nur, um Tophal einen Gefallen zu tun, aber nicht, weil er sich wirklich dafür interessierte. Narvidur machte Tophal eine Geste und sie gingen unauffällig an den Ausgang.

      „Ich dachte, ihr wusstet nicht, dass er hier auftaucht. Und nun ist sein altes Schwert hier?“, wunderte sich der Zauberer.

      „Eins der beiden“, erklärte Tophal. „Er nannte es Hulonbar. Um ehrlich zu sein, ich hatte es fast vergessen, bis du mit Nils hierher kamst. Wusstest du, wo sie sind?“

      „Ein Schwert liegt im Buchenhain, wenn es noch niemand weggenommen hat.“

      „Das stimmt, es ist Seligor. Und es liegt immer noch dort. Dort war es gut aufgehoben.“

      „Aha, ich hatte sie tatsächlich aus den Augen verloren“, gab Narvidur zu. „Und bis heute hat es mich auch wenig gekümmert. Und wie kommt dieses hierher?“

      „Cereia hat es hier versteckt, als hätte sie geahnt, dass ihr beide hier auftauchen würdet.“

      „Auf jeden Fall ist es gut, dass es hier ist. Ich bin gespannt, woran er sich erinnert.“

      Narvidur und Tophal sahen unauffällig zu Nils hinüber. Diese Vorsicht war allerdings unnötig, denn Nils wäre auch ein weniger heimlicher Blick kaum aufgefallen. Er war ganz mit dem Schwert beschäftigt.

      Narvidur nickte.

      „Da bin ich auch gespannt.“

      „Also gut, packen wir unsere Sachen“, meinte Tophal.

      Nils hatte das Schwert tatsächlich nur ungern entgegengenommen und auch nur, weil ihn der Rûngori darum gebeten hatte. Er tat es mit dem festen Vorsatz, es ihm wieder zurückzugeben. Er wusste nicht mehr, was er in seiner Welt von diesen Waffen gehalten hatte, aber seit seinen schrecklichen Erlebnissen in der Burg hatte er Angst davor.

      Umso erstaunter war er über die unerwartete Regung, die ihn erfüllte, als er die Schwerttasche in den Händen hielt. Er hatte keine Erklärung dafür, aber plötzlich überkam ihn das widersinnige Gefühl, »dieses« Schwert irgendwoher zu kennen. Das war natürlich Unsinn, denn warum sollte das der Fall sein? Trotzdem blieb der Eindruck, dass ihn irgendetwas mit ihm verband, etwas, dessen Erinnerung daran genauso verschüttet war wie so vieles aus seinem bisherigen Leben. Aber wie es schien, war es keine schöne Erinnerung. Trotzdem gab es etwas in seiner Vergangenheit, das verhinderte, dass er es umgehend aus der Hand legte.

      Nils strich prüfend mit einer Hand über die Schwerttasche.

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