Bittere Wahrheit…. Inge Elsing-Fitzinger

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Bittere Wahrheit… - Inge Elsing-Fitzinger

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Erschrocken fuhr Bernard hoch.

      „Mein Gott Junge, komm, steh auf. Jetzt wird alles wieder gut.“ Wenig später erfüllte frischer Kaffeeduft den Raum.

      Heilfroh, hier und nicht daheim aufgewacht zu sein, schlürfte Alain Bernards Spezialgetränk, das Tote wieder zum Leben erweckte. Langsam wurde es hell.

      Sonntag. Kirchenglocken. Friede breitete sich über der Stadt und in Alains Herzen aus. Die aufgehende Sonne ließ den Himmel golden strahlen. Die braunen Möbel schimmerten beinahe orange. Rasch zog er sich um, stand dann wieder beim offenen Fenster, ließ sich von der kühlen Brise durchblasen. Bernards starker Arm lag auf seiner Schulter.

      Gleich groß waren die Männer. Der eine etwas korpulenter, mit leichtem Bauchansatz, den er aber geschickt zu kaschieren verstand. Mit seinen maßgeschneiderten Anzügen wirkte Bernard schon seit Jahren gleich bleibend jugendlich. Seine Augen blitzten, sein Haar war immer noch dicht, von Silberfäden durchzogen. Er hatte die Gelenkigkeit einer Katze, konnte sich auch wie ein solche lautlos bewegen. Und er war die Güte in Person, zumindest was Alain betraf. Gütig waren seine Augen, die Züge seines Mundes, der Klang seiner Stimme, jede seiner Gebärden.

      „Ob ich dir je ähnlich werden kann?“, stammelte Alain zögernd. „Ich will es jedenfalls versuchen. Dein Selbstvertrauen, deine Rechtschaffenheit, deine Größe. Ich verehre dich wie ein Sohn und bin dankbar, dass du mir das Gefühl gibst, ein solcher zu sein!“

      Mutig begann Alain wenig später teils sich selbst anzuklagen, andern teils über Marie-Louise herzuziehen. Doch in all seinen Klagen und Beschuldigungen klang unmissverständlich durch, wie viel Liebe er immer noch für seine Frau empfand.

      „Ich bringe einfach nicht die Kraft auf, mich von ihr zu trennen, oder wenigstens meine seelische Unabhängigkeit zu finden“, würgte er heraus.

      „Du zerfließt in Selbstmitleid, mein Junge. Glaubst jämmerlich, schwach, ja klein geworden zu sein. Steh wieder auf beiden Beinen. Frauen verfügen ganz einfach über eine höhere emotionale und soziale Kompetenz, sind daher anspruchsvoller als der Rest der Welt. Das hat nichts mit der Vergänglichkeit ihrer Schönheit zu tun, oder mit der Hysterie, die sie provokant einsetzten, um uns Männer zu willenlosen Scharlatanen zu machen. Ein süßes Betthupfern am Polster lässt Herzen schmelzen. Frühstück im Bett – Orangensaft, Toast und eine rote Rose sagen mehr als tausend Worte. Wahre Liebe ist, wenn sie dir die Krümel aus dem Bett fegt!

      Nimm dein Schicksal selber in die Hand. Tritt deinem holden Weib als Mann entgegen. Genieße ihre profitablen Geschenke gelassen und mach für dich das Beste daraus. Was im Leben wirklich zählt ist diese wahre Liebe. Von der hast du noch reichlich, das habe ich jetzt erkannt. Es gibt keine Zufälle. Alles ist vorherbestimmt. Das Leben läuft nach einem unverrückbaren Plan ab, den wir kaum beeinflussen können. Alles was in dieser Schöpfung passiert, ist determiniert. Du lebst mit Marie, weil es so sein soll – sei es nun zum Guten oder zum Schlechten, auch das ist bereits festgelegt. Vertrauen ist die Oase deines Herzens, in der die Karawane deines Denkens niemals ankommen wird. Komm, nimm noch einen Schluck Kaffee!“

      Bernard war zurückgetreten und blickte sehnsuchtsvoll versonnen auf eine Photographie an der Wand. Ein Bild, das schon immer dort hing, dem Alain kaum Beachtung geschenkt hatte. Es zeigte Bernard mit einem anderen jungen Mann und einer zauberhaften schwarzhaarigen Schönheit. Eine große Segeljacht zwischen wilden Klippen, irgendwo in Griechenland. Alle drei sahen so unbeschwert und glücklich aus.

      „Glaubst du tatsächlich, du bist der Einzige, der Probleme mit sich herumschleppt. Es geht keinem besser. Nur verkraftet es der eine besser, der andere schlechter. Zeit heilt viele Wunden, doch der Schmerz bleibt. Man verdrängt Schicksalsschläge, wenn man sie auch nie vergisst. Man versteht immer erst dann, was man an jemandem hat, wenn er plötzlich weg ist.“ Verstohlen wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

      Unvermittelt begann Bernard aus seiner Vergangenheit zu erzählen, die heute, aus einer Laune des Zufalls an die Oberfläche katapultiert wurden, die er nie wieder in Worte fassen wollte.

       Traurige Erinnerung

      „Meine Mutter war Jugoslawin. Eine kleine, sanfte, unendlich ernsthafte Frau. Wie viel Schönes hätte sie möglicher Weise erfahren können, wenn dieser zarte Vogel nicht die Tochter eines Fischers gewesen wäre, der seiner sechs Kinder wegen die Älteste als Dienstmädchen an eine reiche Herrschaft verschacherte. Die einzige Herrlichkeit die sie solcher Art erfuhr, waren abgelegte Kleider der Gnädigen, die sie aber so zu tragen vermochte, dass die jeweiligen Männer der diversen Damen plötzlich zu sehr Gefallen daran fanden, und sie am nächsten Ersten wieder kündigen musste. Von ihrem Lohn kaufte sie eines Tages ein Ticket ins Elsass. Dort schuftete sie wie ein Kuli, sieben lange Tage in der Woche. Nie wieder zog sie Kleider irgendeiner Gnädigen an. Dann wurde sie schwanger. Nach anfänglichem Entsetzen ließ die Herrschaft sie weiter ihren Dienst verrichten.

      Die bescheidene Hochzeit mit dem Kutscher des Hauses wurde vollzogen. Fleißig rackerten Beide und sparten jeden Sou, um irgendwann einmal ein unabhängiges Leben führen zu können.“ Bernard verlor sich in Erinnerungen. Immer noch starrte er auf die Fotografie.

      Ich war der Vierte von neun Söhnen, die sie gebar. Not und Elend waren vorprogrammiert. Sechs meiner Geschwister starben. Mutter überlebte die neunte Geburt nicht. Vater war eines Tages spurlos verschwunden. Wir wurden bei Pflegefamilien untergebracht. Ich hatte Glück bei wohlhabenden, kinderlosen Leuten unterzukommen. Mit acht Jahren erlebte damals mein erstes Bad.“ Jetzt lachte er herzlich auf, nahm einen Schluck Rotwein. Alain starrte ihn unverwandt an. Noch nie hatte er den väterlichen Freund so enthusiastisch gesehen.

      „Bis jetzt meist notdürftig in einem hölzernen Zuber abgeleckt, wurde ich von einem dienstbaren Geist in einer Keramikwanne mit duftendem Wasser übergossen. Meine Proteste, mich nicht nackt vor der Frau auszuziehen, wurden kaltschnäuzig abgewimmelt. Kein Zetern, kein Heulen half. Wasser rauschte in meinen Ohren. Die geschlossenen Augen verrieten nichts mehr. Es gelang mir tatsächlich, vorübergehend so einsam zu werden, wie ich es brauchte, um die Wohltat voll auszukosten. Ich ließ mich tief in die Wanne gleiten, um meine Nacktheit zu verbergen, und sie rubbelte und schruppte. Später wurden wir Freunde. Ich durfte alleine baden.

      Eines Tages lauschte ich an der angelehnten Tür. Meine Ziehmutter verkündete mit Freude, guter Hoffnung zu sein. Dieses Ereignis bedeutete für mich größte Gefahr. Alles in mir bäumte sich auf. Ich fürchtete ehrlich um den Fortbestand meiner Anwesenheit in dieser mittlerweile sehr lieb gewonnene Familie. Eine Fehlgeburt nach wenigen Wochen ließ mich wieder hoffen.

      Nach dem Baccalaureat durfte ich das Studium fortsetzen. Mein Ziehvater unterstützte mich großzügig. Auf der technischen Hochschule in Strassburg lernte ich Aristo kennen, den Sohn eines griechischen Reeders.“ Jetzt deutete Bernard begeistert auf das Foto. „Mein neuer Freund hatte Geld wie Heu, wohnte in einem, für meine Begriffe sündteurem Appartement und ließ die Puppen tanzen, dass mir schwindelig wurde. Aristo sah aber auch verdammt gut aus. Der fleischgewordene Traum aller Schwiegermütter“, schmunzelte er amüsiert.

      „Wir schafften beinahe Gleichzeitig unseren Abschluss. Er hatte die letzen Semester in Thessaloniki absolviert. Unseren Sieg wollten wir gemeinsam feiern. Ich wurde nach Athen eingeladen, von der Familie begeistert aufgenommen, und verliebte mich zum ersten Mal. Meine Angebetete war Aristos Schwester Anastasia. Eine Traumfrau, wie du sehen kannst. Rassig, vollbusig, mit blauschwarzem Haar und einem himmlischen Körper. Wir liebten einander mit hingebungsvoller Leidenschaft.“

      Alain saß mit offenem Mund da. Er konnte nicht fassen, den eingefleischtesten Junggesellen aller Zeiten mit solcher Inbrunst und Erregung über ein weibliches Wesen sprechen zu hören.

      „Ich blieb sechs Wochen

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