Die Engel der Madame Chantal. Kurt Pachl

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Die Engel der Madame Chantal - Kurt Pachl

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klingt verlockend. Das werde ich mir genau überlegen, du gelbes Schlitzohr.«

      Bereits zwei Tage später saßen vier Gäste im großen Salon der Villa, dessen Besitzerin nun offiziell Chantal war: der Rechtsanwalt Dr. Ewald Pausch, der Notar Kurt Hochländer, der Steuerberater Kai Hesselberg sowie Ferdinand Papenburg, der Privatdetektiv.

      Vor allem Dr. Pausch blickte Chantal ab und zu mit offenem Mund an.

      Diese Frau ist um Galaxien intelligenter, als er das bislang angenommen hatte. Sie ist mehr als das. Sie ist sogar gerissen und verschlagen; eine kleine Teufelin.

      »Du lieber Himmel. Harald würde weinen und wäre stolz, wenn er Sie jetzt hören und sehen könnte«, stammelte er nach einigen Stunden.

      Chantal klopfte lachend auf den Unterarm des Anwalts.

      »Was meinen Sie, warum wir diese Besprechung heute hier abhalten? Harald ist unter uns. Er hat uns die ganze Zeit zugehört.«

      Sekunden später verfinsterte sich ihre Mine, als sie fauchte:

      »Das bin ich Harald schuldig. Wir werden gemeinsam diese Schweine schlachten, und das Fleisch auf einen Abfallhaufen werfen.«

      Während sich Ferdinand und der Anwalt über die Wortwahl der Kampfeslustigen zu amüsieren schienen, blickten sich Hochländer und Hesselberg entsetzt an.

      Zwei weitere Tage später hatte sich die gleiche Crew im Konferenzraum von HARLAM-CHEM verabredet.

      Am großen Konferenztisch saßen der Geschäftsführer Klaus Kunzmann, der Finanzvorstand Eduard Zischler sowie ein grinsender und offensichtlich selbstzufriedener Marlon Larousse aus Lyon.

      Die Herren hatten zunächst Chantal nicht erkannt. Hier ging es um Geschäfte. Heute sollte in diesem Raum eine Schlacht stattfinden. Deshalb hielt sie es für stilgerecht, in einem gestreiften Hosenanzug und einer strengen Hochfrisur zu erscheinen.

      Chantal hasste den Geschäftsführer Klaus Kunzmann von der ersten Sekunde an. Sie blickte ihm in die Augen. Darin sah sie einen Anflug von Respekt. Aber auch abgrundtiefe Verschlagenheit.

      Was hatte sich Harald dabei gedacht, dieses Wesen zum Geschäftsführer zu machen? Haralds Worte in Kanada klangen ihr immer noch in den Ohren.

      Genau genommen war dieses Schwein Schuld daran, dass Harald Überstunden gemacht hatte.

      Ferdinand durfte zwei weitere Detektive hinzuziehen. Einen von ihnen, es war ein Finanz-Genie, schleuste Chantal in das Unternehmen ein. Sie tarnte es als einen Freundschaftsdienst für einen Verwandten. Hannes Kursawe war zudem schauspielerisch begabt. Er spielte seine Rolle als unbedarftes und wenig selbstsicheres Wesen hervorragend. Kunzmann schickte ihn von Abteilung zu Abteilung; immer in der Hoffnung, dass dieser dumme Kerl von sich aus die Segel streichen würde.

      Chantal stellte zunächst die anwesenden Herren vor. Ferdinand hatte sie für den Schluss aufgehoben.

      »Diesen Herrn kennen Sie zwar noch nicht persönlich. Dafür kennt er Sie besser, als Sie sich selbst. Das ist mein langjähriger Freund Ferdinand Papenburg, ein äußerst versierter und ideenreicher Privatdetektiv. Er und seine beiden Kollegen haben Sie seit einigen Monaten unter die Lupe genommen. Einen von seinen Freunden kennen sie recht gut. Es ist Hannes Kursawe.«

      Kunzmann und Zischler blickten sich mit großen Augen an. Larousse sprang so rasch und energisch auf, dass sein Ledersessel krachend nach hinten wegkippte.

      Er schrie mit hochrotem Kopf:

      »Merde. Du billige Nutte. Das werde ich mir nicht länger anhören!«

      »Monsieur Larousse. Setzen! Sofort!«, sagte Chantal.

      Ihre dunkle Stimme klang, wie die einer strafenden Lehrerin.

      Dazu passte ihre Mimik und ihr Zeigefinger, der auf den umgestürzten Stuhl deutete.

      »Wenn Sie diesen Raum verlassen, wird in spätestens zwei Wochen in den französischen Zeitungen zu lesen sein, dass das Unternehmen LYONLA Insolvenz angemeldet hat und der Mitinhaber und Geschäftsführer in Untersuchungshaft sitzt. Compris?!«

      Larousse stand einige Sekunden wie versteinert. Mit blassem Gesicht, das einer Totenmaske ähnelte, richtete er den Sessel wieder auf und nahm am Konferenztisch Platz.

      »Ich warte!«, sagte Chantal laut und drohend.

      Der Franzose zuckend mit den Schultern.

      »Auf eine Entschuldigung selbstverständlich!«

      »Je vous demande«, quetschte Larousse zwischen seinen Lippen hervor, ohne aufzublicken.

      »Auf Deutsch bitte. Jeder hier im Raum soll es schließlich auch verstehen!«

      Stille entstand im Raum. Man hätte eine Stecknadel fallen hören.

      »Ich bitte um Entschuldigung«, entschied sich der Franzose. Doch dieses Mal blickte er Chantal in die Augen.

      »Bon. Gut. Dann lassen Sie uns beginnen meine Herren«, sagte Chantal, und blickte Klaus Kunzmann, Eduard Zischler und Marlon Larousse der Reihe nach in die Augen. Hier, an diesem Konferenztisch, saß schon seit vielen Minuten nicht mehr die Edel-Nutte. Hier saß Chantal Mauriac; die harte, rachsüchtige und zielstrebige Unternehmerin.

      Am Ende dieses sehr langen Tages unterzeichneten Klaus Kunzmann und Eduard Zischler einen Aufhebungsvertrag – mit sofortiger Wirkung. Darüber hinaus verpflichteten sie sich, 100 000 Euro auf ein Konto zu überweisen. Im Gegenzug verzichtete Chantal auf eine Anzeige, die zu einer hässlichen Untersuchung geführt hätte; dies mit der Folge, dass die beiden Herren als vorbestraft gegolten hätten. Danach konnten die beiden Männer den Raum verlassen. Ihr Büro durften sie nicht mehr betreten.

      Ferdinand Papenburg kannte die Geschichte zwischen Chantal und Marlon Larousse. Damals, als sie Harald unterstützen wollte, dachte sie leichtes Spiel, mit dem athletisch gebauten Larousse zu haben. Doch da hatte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben geirrt; sogar schwer geirrt. So fühlt es sich an, wenn eine arme Frau vergewaltigt wurde, dachte sie damals. Und sie war sich dessen sicher: Dieser Mann hatte schon vielen Frauen das Grausen gelehrt. Es war auch das erste Mal in ihrem Leben, dass sie nach diesem „Beisammensein“ weinte und Frauen verstehen konnte, die solchen Männern ein Messer zwischen die Rippen rammten. Das Allerschlimmste war, dass sie danach zwei Mal an einem Geschäftsessen mit diesem Mann und Harald teilnahm – und gute Miene zum bösen Spiel machen musste. Harald durfte dieses böse Geheimnis niemals erfahren. Er weinte damals vor Freude über den riesigen Erstauftrag.

      Chantals offene Beichte waren für den Detektiv ein ganz besonderer Anreiz, sich wie eine Klette an Larousse zu kleben und alles daran zu setzen, so viel belastendes Material wie nur irgend möglich zusammen zu tragen.

      Bereits nach zehn Minuten brach Larousse unter dieser Last in sich zusammen. Er wusste, dass er nicht die leiseste Chance hatte.

      Dieser Mann hatte Harald schändlich hintergangen. Der Schaden bei HARLAM-CHEM war im Laufe der Jahre beträchtlich. Der Gutgläubigkeit von Harald war es zuzuschreiben gewesen, dass sich einige Männer bereichert hatten. Aber vor allem in Frankreich hätten die Unterlagen dazu geführt, dass LYONLA in sich zusammengebrochen wäre; dass Larousse auch Privatinsolvenz hätte anmelden müssen; unabhängig von diversen Gerichtsverfahren.

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