Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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bis sechs. –

      Nun waren im Heidehause wochen- und monatelang die Fenster verhangen. Der Arzt kam allwöchentlich einmal hereingeritten, um die Krankheit zu beobachten.

      »Sie ist ein so frisches, kräftiges Weib gewesen«, sagte er einmal zum Peter.

      Der Bauer zitterte und getraute sich kaum zu fragen:

      »Wird's doch wohl wieder werden?«

      »Ei ja freilich, ei ja freilich«, versetzte der Arzt und stellte sich dabei munter.

      Als dieser hernach auf der Heimkehr sein Pferd vor dem Zapfenwirtshause anhielt, eilte die Wirtin herbei:

      »Nein, Herr Doktor, wie mich das freut, daß uns der Herr Doktor auch einmal heimsucht. Hans, geschwind dem Herrn Doktor sein Roß in den Stall; schütt' ihm von dem besten Hafer ein! Nein, das kann ich mir denken, daß so ein weites Hereinreisen da in die Einöd lästig sein wird. Mit was kann ich dem Herrn Doktor aufwarten? Da oben bei diesem Dalkerdbauern haben der Herr Doktor so nicht einmal soviel Jausen kriegt, als eins im Aug' erleiden könnt', das sind soviel geizige Leut'. Ei beileib', sie hätten's schon, und der Heidegrund ist rechtschaffen gut; wie oft hab' ich zu meinem Mann gesagt, du, hab' ich immer gesagt, wenn wir diesen Grund hätten, in fünf Jahren wären wir steinreich. Aber so! der Heidepeter versteht halt nichts anzufassen, der läßt lieber 's Gras auf dem Kornacker wachsen, eh' er um ein Stündl früher aufsteht; er ist einmal ein Dalkerd und bleibt ein Dalkerd.«

      »Mir scheint,« sagte der Chirurg, in der Gaststube Platz nehmend, »es sind gute, fleißige Leut', und soviel man bei uns in Rattenstein weiß, ist der Heidepeter ein braver Mann.«

      »Ei, das wohl,« versetzte die Wirtin einlenkend, »und man kann ihm sonst auch gar nicht feind sein. Annel, rühr' dich doch, hast denn eingefrorene Bein'! Bring' dem Herrn Doktor eine Flaschen vom Guten! – Gar nicht, sag' ich! er ist fleißig und auch häuslich; 's ganze Jahr kommt er mir nicht ins Haus, ausgenommen, 's ist Christenlehr'. Ja, dasselb' muß ich sagen. Mein, wo wär' der Mensch, über den niemand was aufzubringen wüßt'; die Leut' reden gar viel, wenn der Tag lang ist. – So nimm doch ein Tasserl, du ungeschickte Schnepf', nein, wenn unsereines nicht alles selber angreift!«

      Und sie riß der Magd die Flasche aus der Hand, langte ein glänzendes Tellerchen aus dem Glaskasten, und stellte darauf die Weinflasche höflich und zierlich vor den Gast auf den Tisch.

      »Nein, das freut mich recht, Herr Doktor; 's vergeht schon völlig kein' Stund', wo ich nicht auf den Herrn Doktor denk', und wo ich nicht sag': Aber schau', der Herr Doktor hat uns halt dennoch ganz vergessen und kommt uns gar nicht mehr heimsuchen. Vor zehn Minuten hab' ich's noch gesagt; Annel, hab' ich's nicht gesagt, vor zehn Minuten grab? Und mit Verlaub, wie geht's denn der armen Haut, der Klara?«

      »Wohl besser, wohl besser,« sagte der Arzt, »aber ganz gesund wird sie sobald nicht, all' ihr Lebtag wird's ihr anhängen. Der Schlag ist eben ein Unglück, und er wiederholt sich nur zu gern.«

      »O mein Gott!« seufzte die Wirtin und schlug die Hände zusammen. »Das ist ein Elend für die Leut', sie erbarmen einen wohl rechtschaffen. Wenn nur die Einschicht-Res nicht dazu kommt, sag' ich allemal, die ist gleich da mit ihren Kräutern und Hexensachen, wenn so was ausbricht. Das von den drei Holzknechten werden der Herr Doktor wohl schon wissen?«

      »Drei Holzknechten?« fragte der Arzt, indem er trank und darauf ein saures Gesicht machte.

      So auffallend dieses Gesicht war, die Wirtin wollte es nicht bemerken, sie rückte ganz geheimnisvoll näher.

      »Ja, hören der Herr Doktor, das ist – Gott verlass' uns nicht – eine schauderhafte Geschichte. Mir hat's gestern ein Pechölträger erzählt; wenn er lügt, lüg' ich auch, aber ich mein', 's wird wahr sein. Gar nicht weiter soll's eins sagen, aber ich sag's auch nur dem Herrn Doktor, sonst keinem Menschen nicht; – drei Holzknecht hat sie umbracht.«

      »Wer?«

      »Nu ja, halt da oben das Hexenweib, die Einschicht-Res. Drei junge, starke Holzknecht'; was weiß ich, durch ein Trankel soll sie s' vergiftet haben. So hab' ich's gehört; mein, ich sag's halt nach. Wahrhaftig, bei der Zeit traut sich eins schier nicht auf der Welt zu sein.«

      So plauderte die Wirtin fort.

      Auf den Arzt schienen ihre Neuigkeiten weniger Eindruck zu machen, als sie es gewohnt war. Als er hierauf nach der Zechrechnung fragte, sagte sie:

      »Hätt' mir ein' Ehr' daraus gemacht, wenn ich hätt' dürfen aufwarten; aber wenn der Herr Doktor von der Zapfenwirtin schon nichts geschenkt haben wollen: neunundfünfzig Kreuzer alt's Geld, wenn ich bitten darf.«

      Er warf einen Gulden hin.

      »Behaltet den Kreuzer fürs Schwatzen.«

      Sein Gesicht war sauer, und doch funkelte des Weines größter Teil noch im Glase.

      »Vergelt's Gott! Und kommen der Herr Doktor nur recht gesund heim. Und fürs nächste Mal bitt' ich mir wohl wieder die Ehr' aus!«

      Als der Arzt auf dem Pferde fortgetrabt war und die Wirtin in der Gaststube Teller und Glas wegräumte, redete sie noch in einem fort, diesmal zum Annel, dem sie dartat, wie lästig ihr so ein Mensch sei, der da auf hohem Roß herumhopse und stolziere wie der Hahn im Teig, und einen Herrn spielen wolle, während er, recht besehen, doch nichts anderes sei als ein Guckhäusler in Rattenstein, der daheim bei Weib und Kind gewiß froh sein würde, wenn er zum Sonntag so einen Wein hätt'.

      Hast gesehen das G'sicht, das er geschnitten hat? Das Leiden Christi ist oben gestanden und der link' Schächer noch dazu. Und dabei hätt' er dem heiligen Antoni drei Wallfahrten versprochen, wenn er das Tröpfel rundweg hätt' trinken dürfen. So sind sie, die Hungerleider auf hohem Roß.«

      Dann rief sie den Davidl herbei und sagte, er möge den Wein austrinken, und sie warf ein Stück Zucker in das Glas.

      Der Davidl war heute besonders zerrauft und zerzaust. Er hatte eben mit einem Pecherbuben Händel gehabt. Die Spuren davon fanden sich so auffallend vor, daß die Zapfenwirtin sagte:

      »Leg' mir aber gleich das Sonntagshös'l an, mein Kind, und gib das der Annel zum Flicken.«

      »Das tu ich nicht!« schrie der Knabe trotzig und nagte an den Fingernägeln.

      »So soll dir die Annel helfen.«

      Aber der Magd schlug er ins Gesicht, und dann spuckte er in der Stube umher und polterte aus Zorn mit den Bänken.

      Der Forstjunge Herbert trat ein. Er lehnte sein Gewehr in die Ecke und begehrte ein Glas Schnaps.

      »Uj, grüß' dich Gott, Herbert,« rief ihm die Wirtin zu, »du kommst mir gar so selten unter mein Dach. Dein Vorfahr, der Gregor, ist nicht so stolz vorbeigegangen. Aber, daß ich's aufrichtig sag', dem Greg hätt' ein eisernes Sparbüchsel gar nicht geschadet, der Großteufel – aber na, das ist schon grob, sein Lebtag: Ein schlechtes Wort, eine graue Maus, wie's beim Ohr hinein, so beim Mund heraus! – Aber dasselb' ist richtig, der Herr Graf pensioniert seine Leut' mit dem Bettelsack, und just nicht mit dem vollen. Und daß ich frag', wie geht's dir alleweil, bist doch nicht gar krank gewesen?«

      »Immer gesund, wenn man das nicht zählt, was fehlt«, versetzte der Bursche. »Ihr wißt es wohl, Zapfenwirtin, daß mir der Haberturm schier ein Bein abgeschlagen.«

      »Kein Wort, bei meiner

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