Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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ob ich anders könnt', als meine Pflicht erfüllen,« sagte der Jäger bitter, »meinetwegen sollen sie alle Böcke und Hirsche niederbrennen, aber sehen darf ich's nicht. Ich muß den Wald und das Wild hüten, das hab' ich geschworen. Wenn der Haberturm ein Weib hätt', ginge er in der Nacht gleichwohl nicht mit der Büchs' herum. In seinem eigenen Hof hab' ich ihm das gesagt, darauf schleudert er mir den Haustiel an die Beine.«

      »Siehst du, siehst du,« drauf die Wirtin, »alleweil ist's mir vorkommen, dieser Haberturm ist ein Wildling! Und das ist ein rechter Jammer mit diesen Leuten, daß man nie weiß, wer und was sie sind, wo man sie hintun soll, bis sie nicht der Müh' wert was anstellen. Seinen jetzigen Jungen hat der Haberturm gar auf der Straßen aufklaubt. Mir träumt beim hellichten Tag, das ist ein Zigeunerkind oder noch was drüber, und ein stehender Traum ist selten ein Schaum.«

      Der Haberturmhof gab für die Zapfenwirtin stets unerschöpflichen Gesprächsstoff, von welchem sie indessen heute auffallend bald abwich, indem sie zum Jäger sagte:

      »Just früher ist der Bader von Rattenstein dagewesen; er kann an uns nicht vorübergehen, sagt er, und draußen im Tal bekam er halt nirgends das Trankel wie bei uns. Freilich, ein guter Tropfen ist's erst bei einem rechtschaffenen Wirt, und für einen solchen hab' ich mich mein Lebtag umtan. Der Bader ist bei der Heidepeterin oben gewesen; nicht drei Tag lebt sie mehr, sagt der Bader, 's kommt der Schlag und aus ist's.«

      »'s wär' ihr zu wünschen!« sagte der Jäger halb für sich.

      Die Wirtin sah ihn von der Seite an. Ist denn das ein so schlechter Mensch?

      »Wahrhaftig,« fuhr Herbert fort, »das arme Weib hat nichts Gutes auf der Welt. Diese Einöde ist ein unseliger Fleck Erde. Ihr all' miteinand' habt nichts als das Elend. Die Armut ist es nicht allein, mehr sind es ihre guten Kameraden, der Hader, der Neid, die Bosheit; 's gibt wenig Engel, aber viel Teufel hier – eine schauerliche Einöde. Wenn sie die Heidepeterin hinabsenken, so werf' ich eine Scholle Erde auf den Sarg und sage: Gott sei Dank! Es sollte gar kein anderes Wort gesprochen werden, wenn sie einen von der Einöde begraben.«

      Die Schänkin schwieg eine Weile und machte sich bei dem Gläserkasten zu schaffen, endlich entgegnete sie:

      »Da laß ich jeden bei seiner Meinung.«

      Als der Jäger davongehen wollte, vermißte er das Gewehr. Der Davidl hatte sich damit heimlich aus der Stube gemacht.

      Und der Davidl hielt das Gewehr fest mit beiden Händen und lief damit durch den Schachen aufwärts, gegen das Heidehaus.

      »Heidepeter, Heidepeter, der Fuchsbartl kommt!« schnaufte er unterwegs und guckte immer auf die funkelnde Kapsel unter dem Hahn.

      Vor dem Heidehause nagelte der Schulmeister die bretterne Hirschgestalt zusammen. Es war in der Nacht ein heftiger Wind gewesen, und der hatte das Ding von der Wand geworfen. Der Schulmeister nahm eine Leiter und befestigte den Hirschen wieder an seinem Platze. Gabriel langte ihm dazu die Nägel hinauf.

      Als sie mit der Arbeit fertig warm, gingen sie zum Bänkl unter den Tannen, und es begann die Lehrstunde.

      Gabriel hatte eine Schiefertafel auf den kleinen Knien und einen Stift in der Hand, und der alte Mann diktierte ihm folgende Worte:

      Rastlos mußt du vorwärts streben,

       Durch die Nacht zum Morgenrot;

       Denn im Lichte blüht das Leben

       Und im Dunkeln kriecht der Tod.

      Es ging wohl ein Stündchen vorüber, bis der Kleine mit diesem fertig war, und die Tafel wurde schier zu eng. Weil Gabriel die Gewohnheit hatte, das Gesicht sehr nahe an die Tafel zu halten, so fragte ihn der Lehrer heute:

      »Gabriel, schreibst du mit der Hand oder mit der Nase?«

      »Mit der Hand«, versetzte der Knabe schnell, erst später hielt er den Kopf empor und wurde sehr rot im Gesicht.

      Als der Heidepeter über den Hof ging, entließ der Schulmeister den Knaben und schritt dem Bauer entgegen.

      »Lernt der Bub' was?« fragte der Peter.

      »'s ist eine rechte Freude, was ich mit dem Kind erleb'«, antwortete der Greis.

      »Wenn's nur wahr ist; aber die Bauernarbeit muß mir der Bub' halt nach und nach auch lernen; er wird dazu, der Tausend, schon bald Mensch genug.«

      »Ich hab' ihn jetzt laufen lassen,« sagte der Schulmeister, »weil ich Euch sogleich was auszurichten habe. Der Bader läßt Euch noch sagen, Ihr sollt die Jagdtreiber verklagen wegen der Spanfackelgeschichte, durch die Eure Hausfrau in die schwere Krankheit gefallen. Die Leut' müßten Euch die Unkosten vergüten.«

      »Geht's, geht's mir mit diesen Geschichten!« rief der Peter abwehrend, »ich fang' nichts an, will im Frieden leben mit der Nachbarschaft. Und wenn ich sie all miteinander klagen tät vor dem Kaiser und vor Gott, und wenn sie mir alles auf der Welt geben könnten, meine Klara machen sie mir damit doch nicht gesund. Gott allein kann's, Herr Schulmeister, und ich fang' mit der Nachbarschaft keinen Streit an. Sie haben mich ins Elend bracht, 's ist wahr, aber daß es so traurig ausgeht, haben sie halt voraus nicht wissen können.«

      Der Schulmeister dachte:

      – Der nimmt's genau mit der Satzung: »Wer dir einen Backenstreich gibt auf die rechte Wange, dem halte auch die linke hin.« – Gesagt ist's recht schön, aber wenn's darauf ankommt, hau' ich schon lieber die erste Ohrfeige gleich wieder zurück. Da hat die christliche Lieb' einen wunden Fleck. »Wie du ausmissest, wird dir eingemessen werden«, wäre das Pflaster drauf.

      Der Peter schob einen Ziehkarren aus der Hütte und räderte ihn dem Wiesenrain zu, um das dort in Haufen gesammelte Moos und Heidekraut aufzuladen und zur Winterstreu heimzuziehen. Bei dergleichen Fuhrwerken sind die Kleinhäusler selber ihre Pferde und Ochsen.

      Hinter dem Hause im Haselgebüsch hatte der Peter eine Fuchsfange gelegt. Zu dieser ging Gabriel gern nachsehen, ob nicht einmal so ein Hühnertod in der Klemme wäre. Auch heute hüpfte er von der Tannenbank weg gegen das Gebüsch. Da hörte er in demselben etwas rauschen und bald darauf ein Gezeter. Als der Knabe vor Begierde brennend nachsah, fand er Zapfenwirts Davidl in der Klemme. Fest hatte der Eisenreif um das Bein geklappt. Neben dem Gefangenen lag das Gewehr.

      »Du lieber Gabriel, jetzt laß mich aus!« bat Davidl kläglich, »du bist immer mein Freund und Gespan gewesen, und ich hab' dich am liebsten von allen Menschen. Laß mich aus; ich bin ja zu dir gekommen und will dir dann was erzählen. Was ganz Merkwürdiges will ich dir als Lohn erzählen.«

      Vom Herzen gern hätte Gabriel der Bitte willfahren, aber er war zu schwach und konnte die starre Eisenfeder nicht bewältigen. So ging er und rief den Schulmeister.

      »O heiliger Antonius, jetzt bringen sie mich um!« wimmerte der Davidl und schlug mit der Faust wütend auf das Fangeisen.

      Endlich kam der Schulmeister, faßte zuerst das Gewehr und hielt wegen desselben mit dem Jungen ein strenges Verhör ab. Davidl sagte, daß er es vom Jäger Herbert bekommen habe, um von den Hühnern des Heidepeters die Füchse wegzuschießen. Ob ihm das aufs Wort geglaubt wurde, hat er selbst nie erfahren. Endlich aber wurde er aus seiner peinlichen Lage befreit.

      »Weil du nur keine Wunde hast,« sagte Gabriel teilnehmend, »aber nun erzähle mir auch das Merkwürdige!«

      »Wirst

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