Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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gewesen, als Sebastian auf den Hof fuhr.

      »Grüß dich«, rief der Geistliche Christians Vater zu, nachdem er ausgestiegen war. »Hast’ einen Augenblick Zeit für mich?«

      Der Bauer zuckte die Schultern.

      »Wenn S’ in den Stall mitkommen wollen«, antwortete er. »Ich muß nach einer Kuh schau’n. Es kann jede Stunde soweit sein, daß das Kalb kommt.«

      Sebastian nickte und folgte ihm.

      Drinnen herrscht peinliche Sauberkeit; der Melkstand, die Milchbehälter, das Geschirr, alles glänzte. Allerdings war das auch ein unabdingbarer Umstand. Immerhin wurde die Milch des Corbianhofes nach biologischen Gesichtspunkten produziert, die Kühe dementsprechend gehalten.

      »Um was geht’s denn?« fragte der Bauer, nachdem er die trächtige Kuh, die abseits von den anderen Tieren gehalten wurde, betrachtet und getätschelt hatte.

      »Es geht um deinen Sohn«, kam der Bergpfarrer gleich zur Sache. »Er ist bei mir im Pfarrhaus, und morgen werd’ ich ihn herbringen. Ich wollt’ dich heut’ schon mal darauf vorbereiten.«

      Vinzenz Corbian sah ihn mit großen Augen an.

      »Dann stimmt’s also, daß er am Chiemsee arbeitet?«

      »Der Film ist fertig«, antwortete Sebastian. »Jetzt hat der Christian ein bissel Urlaub, und ich hab’ ihn überzeugen können, ihn hier zu verbringen. Es ist wirklich an der Zeit, daß ihr euch aussöhnt. Ich bin sicher, daß es dir dann auch körperlich wieder bessergeht.«

      Der Bauer lehnte sich an die Kuh und schaute vor sich auf den Boden. Dann hob er den Kopf und sah Sebastian Trenker an.

      »Halten S’ das wirklich für eine gute Idee?« fragte er. »Der Christian und ich, wir sind wie Feuer und Wasser. Wir können einfach net miteinander. Er will kein Bauer sein, und ich kann seine Schauspielerei net akzeptieren.«

      »Trotzdem halt’ ich’s für eine gute Idee«, antwortete der gute Hirte von St. Johann bestimmt. »Christian ist dein eigen Fleisch und Blut, und ich muß dich wohl net erst an das Gleichnis vom verlorenen Sohn erinnern. Sein Vater hat ihm ein Fest ausgerichtet, als er heimkehrte. Und auch du solltest endlich dein Herz öffnen und Christian mit Freude willkommen heißen.«

      Vinzenz Corbian atmete tief durch.

      »Das sagt sich so leicht, Hochwürden«, erwiderte er. »Es sind viele böse Worte gefallen, damals. Zuviel ist zwischen uns kaputtgegangen, das net wieder zu kitten ist. Christian ist aus eigenen Stücken fort, und ich stand allein da mit dem Hof. Immer wieder hab’ ich mir vorgestellt, wie’s sein würd’, wenn er wieder zurückkäm’, und jedesmal hab’ ich gewußt, daß ich mir nix sehnlicher wünsch’.

      Das war in den ersten Jahren. Doch mit der Zeit hab’ ich gewußt, daß er net zurückkehrt. Er ist der Sohn, ich bin der Vater, wär’s da net an ihm gewesen, den ersten Schritt zu tun?«

      Sebastian wiegte den Kopf.

      »Vielleicht hast’ net ganz unrecht mit dem, was du sagst, Vinzenz. Christian ist aber genauso stur wie du. Aber wenn auch die Jahre ins Land gegangen sind, so ändert’s doch nix daran, daß es immer noch das unsichtbare Band zwischen euch gibt, das ein Kind mit seinen Eltern verbindet. Dieses Band wird niemals zerreißen, mögen die Entfernungen auch noch so weit sein. Jetzt jedenfalls hat dein Sohn den Weg zurück gefunden, und nun ist es an dir, ihm die Hand net zu verweigern.«

      Minutenlang herrschte Schweigen zwischen den beiden Männern. Sebastian konnte deutlich sehen, wie der alte Bauer mit sich kämpfte. Dann sah Vinzenz Corbian auf und nickte.

      »Also bringen S’ ihn her, in Gottes Namen«, sagte er. »Vielleicht kommen wir uns wieder näher.«

      »Mit ein bissel guten Willen ganz bestimmt«, meinte der Geistliche erleichtert.

      Er legte dem Bauern die Hand auf die Schulter.

      »Glaub’ mir, Vinzenz, du wirst es net bereuen, diesen Schritt getan zu haben«, sagte er. »Gleich morgen früh bring’ ich dir deinen Sohn und dann wirst’ sehen, daß es auch für dich noch eine Freud’ in deinem Alter gibt.«

      Sie verließen den Kuhstall.

      »Glauben S’, daß er hier auf dem Hof arbeiten will, wo er doch Schauspieler ist?« fragte Christians Vater skeptisch.

      »Mal schau’n«, antwortete Sebastian gutgelaunt. »Vielleicht macht’s ihm jetzt ja sogar Spaß, sich körperlich zu betätigen nach den vielen Jahren, in denen er nur künstlerisch gearbeitet hat.«

      Er reichte dem Bauern die Hand.

      »Bis morgen also.«

      Dann stieg er in sein Auto und fuhr vom Hof.

      Vinzenz Corbian blieb an der Stelle stehen und blickte ihm nach.

      Merkwürdig, dachte er, vorhin hab’ ich noch gesagt, ich würd’ den Burschen achtkantig zur Tür hinauswerfen, und jetzt braucht’s keine zehn Minuten, und ich hab’ meine Meinung geändert.

      Er fragte sich, was hinter diesem Stimmungsumschwung steckte. War es vielleicht die Erkenntnis, daß es so nicht mehr weiterging?

      Zwar war er noch nicht einmal sechzig, aber seit dem Unfall fühlte er sich mindestens zehn Jahre älter. Vielleicht stimmte das ja, was Hochwürden vermutete und der Doktor bestätigte: die Krankheit war eher seelischer Natur, bedingt durch das Zerwürfnis mit seinem Sohn.

      Vinzenz schaute zum Himmel hinauf.

      »Vielleicht, Anna«, sagte er leise, wie er es immer tat, wenn er sich von dort Trost erhoffte, »vielleicht wird ja wieder alles gut.«

      *

      Es waren sehr gemischte Gefühle, die Christian Corbian begleiteten, als er am nächsten Morgen neben Pfarrer Trenker im Auto saß und zum väterlichen Hof hinauffuhr. Am Abend zuvor war Hochwürden von dort zurückgekommen und hatte ihm von dem Gespräch mit dem Vater erzählt.

      »Er will mich wirklich sehen?« hatte der Schauspieler ungläubig gefragt.

      Der Bergpfarrer nickte nachdrücklich.

      »Ich bin sicher, daß dein Vater eingesehen hat, daß es so net mehr weitergehen kann. Du hast genauso deinen Anteil an der Geschichte wie er auch. Aber ich will keinem von euch einen Vorwurf machen, dazu freu’ ich mich viel zusehr.«

      Der junge Schauspieler hatte genickt.

      Dann war es doch nicht gelogen, was er Andrea gesagt hatte, als er sie anrief.

      Zuvor hatte er mehrere Telefonate mit Ingrid Fahrenholz geführt. Frau Jorgensen sei noch mit der Aufzeichnung der Talkshows beschäftigt, hieß es immer wieder, bis er sie dann endlich selbst sprechen konnte.

      »Christian, wo bist du denn abgeblieben?« fragte Andrea aufgeregt. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Ihr seid doch mit dem Dreh längst fertig.«

      Er erklärte ihr die Umstände, die ihn nach Hause geführt hatten. Andrea Jorgensen wußte Bescheid.

      »Natürlich verstehe ich dich«, erwiderte sie.

      Die

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