Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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ich. Ich weiß nicht, wie er heißt. Er sah unheimlich gut aus.«

      Clara bekam einen träumerischen Blick.

      »Er war groß, hatte dunkelbraunes lockiges Haar. Er trug es nach hinten gekämmt. Die Haare waren etwas länger. Er hatte große strahlend blaue Augen. Ich würde sagen, sie waren azurblau, wenn du dir darunter etwas vorstellen kannst und lange dichte Wimpern. Er hatte kleine Wangengrübchen, wenn er lächelte.«

      Anna schmunzelte.

      »So ein Mann war dir vorher noch nie begegnet. Er ist ein richtiger Naturbursche. Dir verschlug es die Sprache, als du ihn gesehen hast. Vor lauter Aufregung und Scham darüber, daß du ihn einfach nur unverhohlen angesehen hast, wärst du am liebsten fortgelaufen. Aber du warst wie gelähmt und konntest den Blick nicht von ihm wenden. Dein Verstand setzte aus. Dir fehlten die Worte. Dein Herz schlug schneller. Die Wirklichkeit um dich herum hast du nicht mehr wahrgenommen.«

      »Anna, genauso war es. Woher weißt du?«

      »Das ist normal. Ich habe dir eben nur beschrieben, was jede Frau empfindet, wenn sie sich verliebt. Mir ging es mit meinem Toni auch so. Du hast dich verliebt. Du hast keine Erfahrung mit Männern?«

      »Was heißt Erfahrung? Natürlich habe ich Erfahrung. In der Stadt und an der Uni läuft diese Spezies im Überfluß herum. Aber so etwas ist mir wirklich noch nie passiert. Ich war wie hypnotisiert. Mein Verstand setzte aus.«

      »Das ist die Liebe, die wirkliche Liebe, meine liebe Clara. Dagegen kannst du nicht ankämpfen. Sie ereilt dich, wann und wo sie will. Dafür hat die Liebe ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten. Sie überfällt dich wie eine Naturgewalt, bricht über dich herein wie ein plötzlicher Wettersturz. Du bist ihr ausgeliefert. Clara, ich sage dir, kämpfe nicht dagegen an. Es ist vergebens. Sie hat bereits Besitz von deinem Herzen genommen.«

      Clara warf Anna einen verzweifelten Blick zu.

      »Sicherlich gehört die Liebe auch zu meinem Lebensentwurf. Ich stelle mir vor, daß ich später einmal, wenn ich mit meinem Studium fertig bin, einen netten Mann treffe. Dann heiraten wir und gründen eine Familie. Später – du verstehst?«

      Anna lachte laut.

      »Die Liebe fragt nicht, ob sie deinen Zeitplan stört. Ich war auch nicht darauf gefaßt und völlig konfus. Wir Menschen versuchen alles zu kontrollieren und zu steuern. Ich denke, es ist gut, wenn sich die Liebe dem entzieht. Sie kommt, wann es ihr paßt. Laß es einfach mit dir geschehen, Clara. Ändern kannst du es nicht. Es hat gefunkt zwischen euch. Du bist ein halber Teil der Schöpfung und er ist ein halber Teil der Schöpfung. Ihr gehört zusammen, wie zwei Dinge zusammengehören, einfach zusammenpassen. Da mußt du der Liebe schon vertrauen. Sie weiß auch, wenn es der richtige Zeitpunkt ist.«

      »Das bezweifle ich sehr. Ich sagte dir doch, daß mich persönliche Gründe nach Waldkogel führen. Ich habe jetzt andere Sorgen, als mich ausgerechnet jetzt zu verlieben.«

      »Auch wenn du dich wehrst, es ist geschehen.«

      »Ach, vielleicht sind das ja auch alles Hirngespinste. Ich weiß nicht einmal seinen Namen. Er weiß meinen Namen nicht. Wahrscheinlich bin ich auch etwas überarbeitet. Und dann noch diese sehr persönliche Angelegenheit, um die ich mich kümmern muß. Ich war wohl nicht im Besitz all meiner Kräfte, daß er mich so beeindrucken konnte. Das wird vorbeigehen, Anna. Bitte, laß uns nicht mehr darüber reden.«

      Anna lachte.

      »Ganz wie du meinst, Clara! Doch du wirst sehen, daß du der Liebe nicht davonlaufen kannst.«

      »Ich muß aber, Anna! Ich kann dir das alles nicht erzählen und erklären, aber ich habe mir eine Aufgabe gestellt. Erst wenn ich diese Aufgabe zu meiner Zufriedenheit gelöst habe, dann werde ich frei sein für anderes, vielleicht auch für die Liebe.«

      Anna stand auf.

      »Komm mit mir!«

      Anna führte sie in das Schlafzimmer. Dort öffnete sie ihren Kleiderschrank. Sie nahm eine lederne Kniebundhose heraus, dicke rote Kniestrümpfe, eine Bluse, einen dicken Pullover aus grüner Wolle, eine Jacke aus Loden, Mütze und Schal.

      »So, schau! Zieh das an! Für eine Wanderung in den Bergen bist du nicht richtig angezogen. Ich denke, wir haben die gleiche Schuhgröße. Diese Wanderschuhe müßten dir passen.«

      Clara schaute sie fragend an.

      »Ich will aber nicht wandern gehen.«

      »Doch, meine Liebe, das wirst du. Du mußt mit dir allein sein, damit du deine Gedanken ordnen kannst und die Stimme deines Herzens hörst. Das gilt nicht nur für die Fragen, die du hast, der Liebe wegen. Deine anderen Fragen werden auch in einem neuen Licht erscheinen. Glaube es mir einfach, Clara.«

      Clara zog skeptisch die Stirn in Falten.

      »Mußt nicht so schauen! Clara, der Mensch ist ein Teil der Natur. Er lebt aber nicht mehr im Einklang mit der Natur. Er kann es meistens auch nicht. Unser aller Leben wird bestimmt durch Zeitpläne, Tagesabläufe, die wir uns selbst auferlegt haben. Wir stehen auf, wenn der Wecker klingelt und nicht, wenn wir ausgeschlafen haben. Wir leben in beleuchteten und klimatisierten Wohnungen und bewegen uns mit Hilfe von Maschinen immer schneller von Ort zu Ort. Dabei haben wir den Bezug zur Natur verlernt. Also gehe ein Stück den Weg hinauf, der zum ›Paradiesgarten‹ führt oder auch nur zum ›Erkerchen‹. Setze dich hin und denke nicht, fühle einfach. Freue dich an der Schönheit der Berge, an dieser prachtvollen Schöpfung. Dann wird eine Ruhe über dich kommen und du wirst Zusammenhänge erkennen, die dir fremd waren. Die mächtigen Berge werden dir Kraft geben. Du wirst Hoffnung und Zuversicht schöpfen. Du wirst erkennen, daß es auch gut ist, sich einfach anzuvertrauen.«

      »Wem soll ich mich anvertrauen, Anna? Ich will dir damit nicht zu nah treten. Aber ich kann mich niemandem anvertrauen.«

      »Du wirst lernen, dich dem Leben an sich und der Liebe anzuvertrauen. Dann wird dein Leben eine glückliche Wendung nehmen. Da bin ich mir ganz sicher, unabhängig davon, was dich bedrückt und was für Aufgaben du bewältigen willst.«

      Anna lächelte.

      »Das mag für deine Ohren alles ziemlich wirr klingen. Aber es ist wirklich so. So! Jetzt gehe ich und richte dir Proviant für eine kleine Wanderung. Du ziehst dich um!«

      Anna ließ Clara stehen und ging hinaus.

      Clara zog sich um und betrachtete sich im Spiegel. Ihr Spiegelbild gefiel ihr. Sie sah gut aus in dieser Wandertracht, fand sie. Sie gestand sich sogar ein, daß sie darin besser aussah als in den engen Jeans und dem hochmodischen Oberteil.

      »Man könnte glatt denken, ich gehöre auch nach Waldkogel.« Clara legte den Kopf schief. »Vielleicht stammt ein Stück von mir aus Waldkogel«, flüsterte die junge Frau.

      Anna reichte ihr einen kleinen Rucksack und zeigte ihr den Weg zum »Erkerchen«.

      »Das ist nicht so weit, und es ist sehr schön dort. Verlaufen kannst dich nicht. Für den Anfang ist das ein gutes Ziel.«

      Clara schulterte den Rucksack und zog los.

      Anna schaute ihr nach und überlegte, welcher junge Mann drunten in Waldkogel in Frage käme. An wen hatte Clara ihr Herz verloren?

      *

      Der

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