Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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hoffentlich! Bis dorthin muß ich noch ein paar Semester studieren.«

      »Du kannst ja bei mir schon einmal üben! Berate mich bitte! Doch zuerst räumen wir das Auto aus. Ich habe den ganzen Kombi voll mit alten Sachen. Die Kostümfrage für unser Stück ist gelöst.«

      »Super! Woher hast du die Sachen?« fragte Bianca.

      »Von unserm Speicher, aus den Schatztruhen meiner Großmutter! Ich bin mit dem Dietrich eingebrochen. Oma ist bei ihrer Schwester. Die wird nichts merken!«

      »Oh, Oh! Du bist in der verbotenen Zone gewesen. Ist dir dort der Geist begegnet? Es soll ja Dachboden geben, auf denen spukt es?« kicherte Bianca auf dem Weg zum Auto.

      »Wie man es nimmt. Es war kein Flaschengeist, sondern ein Geist, der aus alten Briefen kam. Ein Name hat er wohl auch. Er heißt und hieß damals Urban Fuchsbichler und ist aus Waldkogel.«

      »Waldkogel? Nie gehört! Wo ist denn das?«

      Clara machte eine dramatische Geste und zeigte in Richtung Süden.

      »Dort hinaus, Freundin! Es sind etwa zweihundert Kilometer von hier!«

      »Nie gehört! Muß in den Bergen liegen!«

      Schnell räumten sie das Auto aus. Sie brachten alle Sachen in einen Kellerraum. Bianca hatte in der Theatergruppe die Rolle der Garderobiere übernommen. Sie kümmerte sich um die Kostüme und verwaltete im Keller ihres Elternhauses den Fundus.

      Neugierig schaute Bianca die Sachen durch.

      »Perfekt! Einfach perfekt! Man riecht zwar, daß sie lange gelagert wurden, aber den Geruch bekomme ich raus. Ich hänge sie einige Tage unter das Vordach unseres Gartenhauses. Den Rest machen wir mit Düften. Die Frauen damals zu der Zeit, in der unser Stück spielt, dufteten nach Veilchen, Lavendel oder Kölnisch Wasser. Mach dir da keine Sorgen!«

      Sie gingen in den Garten. Biancas Mutter hatte inzwischen für die beiden Freundinnen Kaffee und Kuchen gebracht. Sie saßen im Schatten des Vordaches des Gartenhauses.

      »So, nun mal raus mit der Sprache! Ich will alles wissen. Zuerst die Tatsachen! Dann deine Gedanken, Vermutungen, Ängste!«

      »Du gehst aber ran! Willst du es später mit deinen Patienten auch so machen? Ich dachte immer, Psychologen würden einfühlsame Fragen stellen.«

      »Du bist meine Freundin! Da gelten andere Regeln. Also, fang an!«

      Bianca lud sich ein großes Stück Gugelhupf mit Schokoladenstücken und Nüssen auf den Teller. Darauf gab sie einen riesigen Klacks Sahne. Sie aß genüßlich, während sie Clara zuhörte.

      Es dauerte eine Weile, bis Clara alles erzählt hatte. Obwohl sich Bianca vorgenommen hatte, während Claras Schilderung keine Emotionen zu zeigen, konnte sie sich nicht zurückhalten. Immer wieder zog Bianca die Brauen hoch und schüttelte den Kopf.

      »So, das war alles!«

      »Das ist ein Schock! In den Briefen schrieb deine Großmutter wirklich von einer Schwangerschaft?«

      Clara nickte und kramte aus ihrem bunten Rucksack die Briefkopien hervor.

      »Ich weiß, daß ich mich auf deine Diskretion verlassen kann. Auch kein Wort zu deiner Mutter!«

      »Versprochen! Außerdem geht das gegen meine zukünftige Berufsehre.«

      Bianca schob sich noch den letzten Bissen in den Mund. Sie lehnte sich auf dem Gartenstuhl zurück, schaute sich die Schrift an und las die Texte. Dazwischen schaute sie Clara immer wieder an. Die Blicke waren eine Mischung aus Entsetzen und Bewunderung.

      »Hier, stecke sie wieder ein!«

      »Nun, was sagst du dazu? Ist das nicht ein Schock? Kannst du mich verstehen? Ich komme mir wirklich vor, als hätte ich eine Tür zu einer verbotenen Zeit aufgemacht.«

      Bianca, die Brillenträgerin war, putzte zuerst lange ihre Gläser. Clara kannte diese Geste seit langem. Sie gehörten einfach zu Bianca dazu. Endlich war sie damit fertig. Sie schob die Brille auf ihre Nase und schaute Clara ernst an:

      »Ich denke, es ist immer gut, mit dem Schönen und Positiven zu beginnen. Das gibt dann ein weiches Federbett für die Dinge und Sachverhalte, die weniger schön sind. Also! Ich zerpflücke jetzt einmal die Inhalte. Nehme ich nur die Romantik heraus, dann sind dies die schönsten Liebesbriefe, die ich jemals gelesen habe. Romane und Klassiker damit eingeschlossen!«

      »Stimmt!« warf Clara ein. »Vielleicht sollte meine Großmutter die Texte für die Liebesszenen in unseren Theaterstücken schreiben. Sie kann sich wirklich schön ausdrücken.«

      »Ruhe!« ermahnte sie Bianca. »Unterbreche mich nicht in meiner Analyse! Zweitens geht es dabei um diese uneheliche Schwangerschaft. Sieht man es im Zusammenhang mit der damaligen Zeit, dann war das eine echte Katastrophe. Wahrscheinlich liegt darin das Geheimnis des rätselhaften Dachbodens. Deine Großmutter konnte ihr Glück nicht festhalten. Also sammelte sie alles, hob alles auf, was aus dieser Zeit stammt. Das wäre eine erste oberflächliche Erklärung. Deine Großmutter erschien mir immer als eine sehr glückliche und zufriedene Frau. Nie hätte ich gedacht, daß es da ein solches Geheimnis geben könnte.«

      »Ich auch nicht!«

      Clara rieb sich die Stirn, als wollte sie damit ihr Gedächtnis massieren.

      »Soweit ich mich erinnere, hat Großmutter nie etwas erzählt. Sie erzählte wenig von früher, wie das andere Leute gern tun. Vielleicht wollte sie nichts gefragt werden. Mutter sagte immer, ihre Eltern hätten eine sehr glückliche Ehe geführt, bis ihr Vater früh gestorben sei. Er war wohl schon sehr krank, als Großmutter ihn geheiratet hatte.«

      »Das würde einiges erklären. Wäre wie in einem Theaterstück. Eine ledige junge schwangere Frau hat keine Zukunft mit dem Vater ihres Kindes. Auf der anderen Seite gibt es da einen jungen Mann, der weiß, daß er krank ist und nicht sehr alt werden wird. Die beiden tun sich zusammen, heiraten. Einer ist die Stütze des anderen. So sind sie auf ihre Weise glücklich. Vielleicht leben sie sich ja auch auf eine Art und Weise.«

      »Wenn ich nicht so in diese Geschichte verstrickt wäre, könnte ich daraus wirklich ein Theaterstück machen. Doch wie auch Ärzte oft ihre eigene Familie nicht behandeln, will ich das nicht zum Thema machen.«

      »Vielleicht ist es noch zu früh dazu. Warte doch erst einmal das Happy-End ab.«

      Clara lachte auf.

      »Happy-End! Da sehe ich keines. Der Vater meiner Mutter ist nicht ihr Vater, also ist mein Großvater von der mütterlichen Seite auch nicht mein Großvater, sondern dieser Urban Fuchsbichler. Das heißt, ich wurde ein ganzes Leben lang angelogen! Meine Mutter wurde belogen! Meine Großmutter hat ein Doppelleben geführt.«

      »Zwei Leben! Sie hat das ganz normale Leben gelebt, und da gab es noch das Dachbodenleben!«

      »Genau! Das Dachbodenleben! Wer weiß, vielleicht gibt es dort oben auf dem Speicher noch andere Geheimnisse?«

      »Nach dieser Entdeckung ist alles möglich. Bianca, ich sage dir! Ich bin auf alles gefaßt. Es war, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen.«

      Clara trank einen Schluck Kaffee.

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