Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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unterhielten.

      »Taschen! Schöne alte Handtaschen! Das wäre perfekt! Einige fehlen noch!« sagte Clara leise vor sich hin und suchte weiter.

      In einem großen Karton fand sie eine ganze Sammlung alter Handtaschen. An die eine oder andere der Taschen konnte sie sich noch erinnern. Großmutter hatte sie benutzt, als Clara noch ein Kind war. Sie suchte weiter. Ganz unten auf dem Boden eines Kartons fand sie eine alte schwarze Einkaufstasche aus Leder mit zwei Henkelgriffen, die gefiel Clara gut. Sie konnte es sich vorstellen, wie eine der Figuren auf der Bühne damit hantieren würde.

      Sie nahm sie heraus, öffnete die Tasche. Innen war sie mit Stoff ausgeschlagen, der an einigen Stellen zerschlissen war. In einer Seitentasche, die halb abgerissen war, entdeckte Clara Briefe. Sie nahm sie heraus und betrachtete sie. Die Briefe waren an ihre Großmutter adressiert. An der Anschrift und den alten Briefmarken erkannte sie, daß jemand diese Briefe an ihre Großmutter geschrieben haben mußte, als diese noch ein junges Mädchen war. Clara rechnete nach. Damals mußte ihre Großmutter wohl so alt gewesen sein wie sie jetzt. Sie war damals noch nicht verheiratet, weil aus den Briefen in der Anschrift der Mädchenname ihrer Großmutter stand. Als Absender stand nur Fuchsbichler, Waldkogel.

      Die Briefumschläge waren offen. Clara schaute, was drin war. Jeder Briefumschlag enthielt einen weiteren zusammengefalteten Briefumschlag. Auch diese Briefe waren offen. Der Adressat war ein Urban Fuchsbichler in Waldkogel.

      Wer war dieser Urban Fuchsbichler?

      Warum hatte ihre Großmutter diese Briefe aufgehoben?

      Großmutter hob fast alles auf, das wußte Clara. Doch irgendwie beschlich sie ein seltsames Gefühl. Ihre Großmutter hatte als junge Frau diesen Urban angeschrieben. Dieser mußte die Briefe wohl auch gelesen haben. Doch warum hatte er ihr diese geöffnet zurückgeschickt?

      Claras Verstand sagte ihr, daß es besser wäre, diese Briefe nicht zu lesen. Vom Gefühl aber wußte sie, daß sie hier einem Geheimnis auf der Spur war. Lag in diesen Briefen der Grund, warum ihre Großmutter den Speicher immer verschloß und dieser nur in ihrem Beisein betreten werden durfte?

      Clara saß im Schneidersitz auf dem Holzboden des Speichers im Sonnenschein, der durch die Dachfenster hereinfiel und betrachtete mit klopfendem Herzen die Umschläge. Nacheinander nahm sie die Blätter heraus und las, was ihre Großmutter diesem Urban vor über vierzig Jahren geschrieben hatte.

      Es waren leidenschaftliche Liebesbriefe, Briefe voller Hingabe und Zärtlichkeit. Sie waren voller Sehnsucht und auch voller Verzweiflung. Ihre Großmutter war offensichtlich schwanger, und dieser Urban der Vater ihres ungeborenen Kindes.

      Clara konnte es kaum fassen. Ihr Herz klopfte. Ihre Hände zitterten. Sie versuchte, das Datum auf den Briefumschlägen zu lesen. Bei einigen erkannte sie die Jahreszahl. Aber auf den dunkelblauen Briefmarken waren der Tag und der Monat nicht zu erkennen. Leider trugen die Briefe selbst auch kein Datum. Aber der Absender war ihre Großmutter. Das Jahr war das Geburtsjahr ihrer Mutter. Ihre Mutter war im Dezember geboren. In einem der Briefe schrieb ihre Großmutter von Winterwetter und Schnee.

      Clara ließ die Briefe sinken. Ihr schwindelte. Dann war mein Großvater nicht mein Großvater, und meine Mutter weiß vielleicht nicht, daß ihr Vater nicht ihr Vater ist. Clara konnte sich nicht erinnern, wann ihre Großmutter geheiratet hatte. Sie war auch sehr früh Witwe geworden.

      Clara schaute auf die Uhr. Sie hatte noch Zeit. Sie ging mit den Briefen in ihr Zimmer und scannte sie nacheinander in ihren Computer ein. Dann druckte sie die Seiten aus. Sie hatte alles gescannt, die Umschläge und die Seiten mit der zierlichen Handschrift ihrer Großmutter. Dann brachte sie die Briefe zurück. Sie legte sie wieder in die schwarze Tasche, räumte alles ein und verschloß den Karton. Bevor sie die Speichertür wieder verschloß, warf sie einen kritischen Blick über den Raum. Ja, alles sah ordentlich aus, so als wäre sie nicht hier gewesen. Sie schloß ab und legte den Schlüsselbund mit den Dietrichen an seinen Platz zurück in die Schublade der Werkbank im Hobbykeller ihres Vaters.

      Die Kleider und Utensilien für die Theateraufführung brachte sie zunächst einmal in ihr Zimmer. Schnell war alles in Koffern und Taschen verpackt. Clara verstaute die Gepäckstücke im Kofferraum und dem Rücksitz ihres Autos, das sie von ihren Eltern zum bestandenen Abitur geschenkt bekommen hatte.

      In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie hatte auch noch nichts gegessen. So wärmte sie sich den Nudelauflauf im Backofen. Während sie aß, dachte sie nach. Sie konnte ihre Großmutter nicht fragen.

      Wen konnte sie fragen?

      Vielleicht konnte dieser Urban Fuchsbichler ihr etwas sagen, wenn er noch lebt, dachte sie. Oder es gab vielleicht in Waldkogel andere Leute, die ihr Auskunft geben würden? Vielleicht erinnerte sich jemand an ihre Großmutter. Doch wo war dieses Waldkogel? Clara hatte nie davon gehört. Sie räumte das Geschirr in die Spülmaschine, nahm sich noch einen Apfel und ging in ihr Zimmer.

      Im Internet fand sie Waldkogel. Sie betrachtete den Straßenplan des Ortes und las alle Informationen. Ich muß dahin, dachte Clara. Während sie sich immer und immer wieder durch die Seite klickte, stand für sie fest, sie wollte Urlaub in Waldkogel machen. Warum nicht, sagte sie sich. Stephan fährt immer an die See. Ich fahre in die Berge. Dann überlegte sie lange, ob sie ihren Eltern sagen sollte, daß sie sich Waldkogel als Urlaubsort ausgesucht hatte. Nein, entschied sie.

      War das Ganze nicht wie ein Theaterstück? Sie befand sich im ersten Akt. Die Heldin ist einem Geheimnis auf der Spur. Sie ist allein, innerlich aufgewühlt und zerrissen. Sie sucht nach Wegen, nach Lösungen.

      Clara packte schnell ihre Reisetasche zusammen. In Windeseile überflog sie noch einmal ihre Semesterarbeit, druckte sie aus, heftete sie zusammen und steckte sie ein. Dann schrieb sie ihren Eltern einen Zettel, den sie auf den Küchentisch legte.

      Darauf stand:

      Liebe Mama! Lieber Papa!

      Ich bin mit meiner Semesterarbeit fertig geworden und kann sie abgeben. Stephan meinte heute zu mir, ich könnte keinen Urlaub machen, weil ich in den Semesterferien immer irgendwelche Projekte mache. So habe ich mich entschlossen, in den Süden zu fahren. Wenn ich genug davon habe, komme ich wieder. Macht Euch keine Sorgen!

      Es umarmt Euch Eure Clara.

      PS.: Grüße an Stephan, die Laborratte!

      Dann verließ Clara das Haus. Sie gab im Institut der Universität ihre Arbeit ab. Danach besuchte sie ihre Freundin Bianca.

      *

      Bianca war seit gemeinsamen Kindertagen Claras beste Freundin. Bianca und ihre Eltern hatten in der Nachbarschaft gewohnt, bevor sie gebaut hatten und an den Stadtrand gezogen waren.

      Bianca hielt vor dem schmucken kleinen Einfamilienhaus. Sie hupte. Biancas Mutter kam aus dem Haus.

      »Guten Tag, Clara! Schön, dich mal wiederzusehen! Bianca ist im Garten.«

      Clara begrüßte Biancas Mutter und rannte um das Haus herum nach hinten. Die beiden Freundinnen begrüßten sich herzlich. Sie kannten sich gut. Fast wie Schwestern waren sie sich verbunden.

      »Stimmt was nicht, Clara? Du siehst aus, als wäre dir ein Geist begegnet.«

      Clara schaute Bianca mit großen Augen an.

      »Sieht man mir das so an? Schrecklich! Ein schauspielerisches Totalversagen!« seufzte Clara und erklärte schnell. »Ja! Ich komme mir wirklich vor, als hätte

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