Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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durchdringbarem Buschwerk und hatte mit ihrem Fall ein Loch in die Blätterdecke des Waldes gerissen, das die Sonne mit einer Lichtsäule füllte.

      Aigonn selbst hatte keinen Blick für dieses Bild. Wie durch einen Tunnel sah er nur die Sträucher und Bäume, die seine Schultern streiften. Sein Instinkt allein schien seine Beine zu einem von Buschwerk geschützten Vorsprung zu führen, der eine ausgezeichnete Sicht über die nahe Umgebung bot, selbst aber eine Gestalt fast vollständig verschwinden lassen konnte.

      Seite an Seite drückten die beiden Männer sich dort in das Laub – und warteten. Aigonn konnte nicht sagen, wie viel Zeit verging. Mit jedem Herzschlag wuchs eine so nicht gekannte Unruhe in seinem Innersten. Als schließlich seine Hände nervös zu zucken begannen, spürte er auf einmal die Hand des Schamanen auf seinem Unterarm.

      „Aigonn!“, flüsterte er. „Noch ist nichts zu spät! Du darfst nicht die Nerven verlieren, sonst bringst du alles in Gefahr!“

      Aigonn antwortete nicht. Reglos starrte er zwischen den Ästen des Dornenstrauches hindurch. Er spürte kaum, wie die Nässe des Bodens langsam in seine Kleidung kroch. Anation. Heute musste er Erfolg haben. Wenn er es wagte, den Weg zur Siedlung der Eichenleute zu suchen, konnte Anation an einem anderen Ort schon gestorben sein. Er musste den genauen Standort erfahren. Eine andere Möglichkeit hatte er nicht. Wenn es nicht schon zu spät war.

      Die Sonne hatte ihren Zenit fast erreicht, als Rowilan endlich aufblickte und kurz darauf zur Reglosigkeit versteinerte. Aufgeregt blickte Aigonn zu seinem Gefährten. Auf den ersten Blick war für ihn nicht auszumachen, woran der Schamane einen möglichen Späher erkannt haben mochte. Doch als er genauer hinsah, erblickte er auf einmal, wie sich einer der Sträucher direkt unter dem Vorsprung gleichmäßig bewegte, langsam, vorsichtig, nach einem Moment aber blitzte für einen Atemzug der rote Schopf eines jungen Mannes zwischen den sommergrünen Blättern auf.

      Aigonns Puls schien sich zu überschlagen. Rowilans Griff an seinem Arm verfestigte sich und wurde zu einem störenden Hindernis, das er am liebsten augenblicklich abgeschüttelt hätte. Doch ihm war bewusst, dass er nicht unüberlegt handeln durfte. Einen kleinen Augenblick später tauchte eine zweite Gestalt im Dickicht auf. Der Schamane tippte Aigonn kaum merklich in die Seite, bevor er durch ein Nicken zu verstehen gab, dass er den ersten Mann übernehmen wollte. Dann, unendlich langsam, krochen sie beide den Vorsprung zurück. Die Gestalten der Späher waren außer Sicht geraten, doch Aigonn vertraute darauf, dass der Schamane sie abfangen konnte.

      Ein Moment, ein Augenblick, wenige Herzschläge. Sie würden Gewissheit bringen. Die Tatsache allein wollte Aigonn zerreißen. Seine rechte Hand umklammerte krampfhaft den Griff seines Messers, während er sich neben Rowilan an den Felsvorsprung drückte.

      Dann kamen sie. Es geschah so schnell, dass Aigonns Geist es erst fassen konnte, als es vorbei war. Ein junger Mann, einundzwanzig vielleicht, erschien für einen Atemzug zwischen den Ästen eines Baumes, Rowilan schoss vor, packte ihn bei den Armen. Im selben Moment erblickte Aigonn, wie sein Gefährte auf dem Absatz kehrtmachte und in den Wald hineinrannte.

      Aigonn brauchte keinen Gedanken mehr zu fassen. Ohne zu zögern nahm er die Verfolgung auf. Äste krachten unter den Schritten des Verfolgten. Das Geräusch entfernte sich, verlor aber an Geschwindigkeit. Aigonn kannte das tückische Dickicht in diesem Teil des Waldes mit seinen vielen Dornensträuchern. Der Flüchtende war demnach besonders ungeschickt oder definitiv nicht ortskundig.

      Im Gegensatz zu ihm rannte Aigonn einen Bogen, tauchte unter einem riesigen Holunder hinweg und fand sich mitten im Buschwerk wieder. Das Rascheln und Knacken kam immer näher, wurde lauter. Ein erstickter Fluch hallte durch den Wald, während jemand ohne Rücksicht auf Verluste um sein Leben zu rennen versuchte.

      Allmählich erkannte Aigonn einen Kopf irgendwo im Dickicht, der sich immer schneller vorwärts bewegte. Er beschleunigte sein Tempo. In Gedanken schickte er unzählige Dankesbekundungen an Rowilan und seine Fertigkeit, Schmerzen auf Dauer zu lindern.

      Auf einmal knackte es vor Aigonn empfindlich, dann folgte ein dumpfer Aufschlag, ein erstickter Schmerzenslaut – und seine Chance. Mit einem Sprung wetzte er aus dem Dickicht heraus, erkannte sein Opfer, das über eine Wurzel gefallen war und sich nicht schnell genug aufrappeln konnte.

      Der junge Krieger keuchte noch einmal auf, als Aigonn sich auf ihn stürzte und mit beiden Händen seinen Körper zurück auf den Boden drückte. Ohne auf das schmerzerfüllte Stöhnen zu achten, verlagerte er sein Gewicht ein Stück zur Seite, packte die Hände des Mannes mit beiden Händen und drehte ihn auf den Rücken, dass er sein Gesicht erkennen konnte.

      Todesangst starrte Aigonn aus zwei großen Augen entgegen. Den jungen Mann aber hatte er niemals zuvor gesehen. Ein stilisiertes Eichenblatt an seinem Hemdkragen, das unter einem abgenutzten Wollumhang nur halb zu sehen war, verriet schnell den Grund für seine Flucht und erfüllte Aigonn plötzlich mit brennender Erregung.

      „Sieh an! Wie hast du dich denn hierher verlaufen?“

      Er fasste die Hände des Jungen noch fester, als dieser ersten Widerstand leistete, und drückte sie so fest auf die Erde, dass der Eichenkrieger aufkeuchte. Sein Blick verriet die Standhaftigkeit, die er jahrelang trainiert haben musste und nun mit aller Gewalt aufrechtzuerhalten versuchte. Doch sein Kampf gegen die Panik schien immer aussichtsloser zu werden.

      „Was willst du, elender Hund?“ Der Späher hatte angesetzt, Aigonn ins Gesicht zu spucken, doch ein schallender Schlag auf seine Wange gab ihm keine Gelegenheit dazu. Aigonn glaubte, sich nicht mehr halten zu können. Alle Wut, die sich binnen der vergangenen Tage angesammelt hatte, wollte aus ihm herausbrechen. Sein ganzer Körper bebte, als er dem Eichenkrieger ins Gesicht schrie: „WAS ICH WILL? Ich will die Wahrheit, du von den Göttern verfluchter Bastard! Euer Fürst hält eine Frau gefangen, deren Leben mir mehr wert ist, als ihr euch vorstellen könnt! Was ist mit Lhenia passiert, mit der Wiederauferstandenen, der, die ihr alle fürchtet? Was habt ihr mit ihr gemacht?“

      Der Eichenkrieger spie Blut zu Boden. Erst jetzt bemerkte Aigonn, dass er dem jungen Mann einen Schneidezahn ausgeschlagen hatte, der schräg und fast ohne Halt zwischen zwei weiteren, schief stehenden Zähnen hing.

      Dann, auf einmal, begann dieser zu lachen. Aigonn glaubte, die Wut würde ihn zerreißen, als der Späher todesgewiss allen Mut sammelte und ihm mit einem höhnischen Grinsen auf den Lippen offenbarte: „Spar dir die Mühe! Die von allen Göttern verdammte Hexe wird keine Gelegenheit mehr haben, uns mit ihrem dunklen Zauber zu blenden! Noch heute Abend übergibt mein Herr Khomal sie den Geistern des Moores und du kannst nichts dagegen t…“

      Weiter kam er nicht. Aigonn spürte das Nasenbein brechen, als seine Faust wie von selbst in das Gesicht des Spähers schoss. Ein gellender Schmerzensschrei verhallte, dann brachte die Messerklinge, die Aigonn ihm in die Brust rammte, ihnen beiden Frieden. Aigonn jedoch nur für kurze Zeit.

      Die ganze Welt schien sich zu drehen. Er glaubte, dem Wahnsinn zu verfallen. Wut und Angst begehrten gleichzeitig in seiner Seele auf. Sie zehrten an ihm wie glühendes Pech, wollten ihn verbrennen, verschlingen, während gleichzeitig mit jedem Lidschlag sinnlosen Innehaltens neuer Zunder in die Flammen geworfen wurde.

      „ROWILAN!“ Aigonn hatte keine Zeit, sich seiner Tat bewusst zu werden. Als wäre der tote Eichenmann eine Wurzel, riss er ihm das blutbesudelte Messer aus der Brust, sprang auf und rannte brüllend in Richtung des Felsvorsprungs, von dem sie gekommen waren. „ROWILAN!“

      Es dauerte einen Moment, bis der Schamane sich keuchend den Weg durch das Dickicht freigekämpft hatte. Eine Platzwunde prangte dreckverschmiert an seiner Stirn und verlief beinahe in die Abschürfungen auf Wange und Nase, die stumme Zeugen eines Zweikampfes waren. Tief atmend erklärte er: „Der … Kerl ist mir entwischt.

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