Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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können. Dass er überhaupt nichts tun konnte. Eine halb abgebrannte Hauswand wurde sein Opfer. Er schlug und trat so lange auf das Stroh-Lehm-Geflecht ein, bis es nachgab und in einer Wolke aus Staub zu Boden sackte. Doch es änderte nichts. Die Gewissheit brannte in ihm, auf seiner Zunge. Und mit seinem Zorn verschwand auch die Kraft, die ihn auf den Beinen gehalten hatte.

      Weinend stürzte Aigonn neben dem Schutthaufen zu Boden. All seine sinnlosen Hoffnungen waren zerschlagen. Er hatte immer geglaubt, seine Mutter würde eines Tages wieder aus ihrer eigenen Welt erwachen, um mit ihm und Efoh ihren Lebensabend zu verbringen. So hätte es nicht enden sollen. Nicht so!

      Wie ein kleines Kind saß er da, weinte über seine Hilflosigkeit, bis der dunkelste Zeitpunkt der Nacht vorüberging und die Dämmerung die Schwärze durchbrach. Aigonn brauchte diesen Augenblick, um zu begreifen. Jeder Gedanke schmerzte wie ein Messerstich. Es war kaum zu ertragen, für ihn, für Efoh – der nicht einmal hatte dabei sein können, als ihrer beider Mutter zum letzten Mal die wurde, die sie einmal gewesen war. Dabei hatte er sich mit dem Gedanken schon so lange abgefunden: Kein Mensch drehte die Zeit zurück. Kein Mensch.

      Der Bote

      Die dünne Rauchsäule verschmolz mit den wenigen Federwolken, die sich den Himmel noch mit der Morgenröte teilten. Der strenge, würzige Duft der Kräuter brannte Aigonn in der Nase, wärmte aber für einen kurzen Moment die kalte Einsamkeit, die sich wie ein Kokon um ihn zusammengezogen hatte.

      Der Scheiterhaufen war beinahe heruntergebrannt. Nur noch wenige Holzscheite waren zwischen der vielen Asche zu erkennen, die sich mit dem gemischt hatte, was einst Aigonns Mutter gewesen war. Er selbst starrte leer über die Totenaue. Die leise, monotone Melodie ihrer Ahnen, mit welcher Rowilan Moribes Seele in die Andere Welt geleitete, hatte auf eine gewisse Weise etwas Tröstendes. Ihr haftete der Gedanke an, dass sich alles in diesem Leben wiederholte, von Monaten über Jahre, Jahre über Jahrzehnte, Jahrzehnte über Generationen. Schon seine Ahnen hatten auf dieselbe Weise getrauert, vor so langer Zeit schon.

      Als Rowilans Lied verklungen war, starrten beide Männer einen Augenblick lang in den Sonnenaufgang. Es waren viele der Überlebenden des Dorfes gekommen, als der Scheiterhaufen entzündet worden war. Nun aber, eine lange Zeitspanne später, waren sie beide allein mit der Asche und ihren Erinnerungen.

      Aigonns Gedanken waren weit von der Totenaue entfernt, als er den Schamanen fragte: „Warum verbrennen wir die Toten eigentlich? Das haben wir früher nie getan.“

      „Wenn es viele Tote gibt, können wir nicht immer für jeden einzelnen ein eigenes Grab ausheben. Das ist leider der Geschmack des Krieges.“

      „Mutter ist nicht im Krieg gestorben.“

      „Behlenos hat mir davon erzählt, dass die Völker weiter im Süden die meisten ihrer Toten verbrennen. Nur die Würdigsten werden in einem Grabhügel bestattet, damit ihr Geist länger bei den Lebenden bleibt und diesen beisteht. Vielleicht sollten wir in Zukunft genauso verfahren.“

      Aigonns Gesichtsausdruck verriet, dass ihm dieser Gedanke nicht gefiel: „Nun ja, bald ist auf der Totenaue kein Platz mehr. Aber was ist mit den Erinnerungen? Wenn wir sie mit der Asche von Holz mischen und nur in einer Urne ins Erdreich geben, werden sie schwer zu finden sein. Wenn die Urne zerstört wird, sind sie vielleicht für immer verschwunden.“

      Rowilan schmunzelte herausfordernd. „Wer wird denn kommen, um die Erinnerungen zu suchen? Die Gräber gehören den Toten, Aigonn. Keiner der Lebenden hat dort etwas zu suchen – auch du nicht. Betrachte das, was du … für … Derona getan hast, als einmalige Ausnahme.“

      Darauf kam keine Antwort mehr. Während die Nebelschwaden über die Wiese krochen – vom See aus, der still und friedlich dalag –, wanderte die Morgensonne weiter, wurde kräftiger, bis sie das sommerliche Blattwerk des nahen Waldes fast unwirklich strahlen ließ. Der Höhepunkt des Sonnenjahres stand kurz bevor. In vier Tagen schon würden die Nächte wieder länger werden.

      Als Aigonn erneut zu Rowilan sah, war auch der Schamane in seinen Gedanken verloren. Die Falten in seiner Stirn verrieten, dass es hinter seiner Schädeldecke arbeitete. Aigonn erriet die Gedanken, als er fragte: „Wer ist die Tochter des Sängers?“

      Der Schamane ließ sich Zeit für eine Antwort. Er sah Aigonn nicht an, als er aussprach: „Ich glaube es zu wissen, aber es ergibt keinen wirklichen Sinn. Nicht dafür, was ich bisher gedacht habe. Was so gut gepasst hat.“

      „Was glaubst du denn zu wissen?“

      „Wer an all dem hier Schuld trägt.“

      Aigonn zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. Er musterte Rowilan nachdenklich und unsicher darüber, inwieweit der Schamane ihn in seine Vorahnungen einweihen würde. Immerhin hatte er sich jüngst nicht unbedingt hervorgetan, die Angelegenheit gelassen und besonnen anzugehen.

      Und seine Zweifel waren berechtigt. Rowilan schwieg. Nach einem Moment hatte es den Anschein, als bereute er, diesen einen Gedanken ausgesprochen zu haben, der ihm so plötzlich in den Sinn gekommen war. Der Schamane schien Aigonns Enttäuschung darüber zu spüren, doch sie beide ließen dieses Thema ruhen. Aigonn wusste, dass Bohren nutzlos sein würde.

      Für einen tiefen Atemzug starrte er versonnen in den erwachenden Morgen. Die Zeit hielt nicht inne. Das Leben lief weiter und forderte seine Opfer, ohne dass irgendjemand sich dagegen wehren konnte. Anation. Der Gedanke an die junge Frau setzte Aigonn einen schmerzenden Knoten in die Kehle. Die Worte des Khomal hallten seit ihrem Aufbruch in seinen Ohren wider. Schon in jener Nacht im Zentrum des Eichenlagers hatte Aigonn gespürt, dass der Eichenfürst die junge Frau nicht hatte gehen lassen wollen. Und jetzt wird er es erst recht nicht tun.

      Sein Blick haftete noch auf dem Scheiterhaufen seiner Mutter, als seine Zunge wie von selbst zu sprechen begann: „Ich werde in den Wald reiten. Khomal wird nun erst recht Späher nach uns aussenden, um die Lage zu beobachten. Wahrscheinlich sind es noch die Verfolger von vor zwei Tagen. Vielleicht lässt sich aus ihnen etwas herausbekommen.“

      Anations Name hing unausgesprochen zwischen Aigonn und Rowilan. Der Schamane wusste genau, was ihn vorantrieb, und Aigonn war dankbar dafür, dass er ihn nicht verurteilte. Denn seine Sorge galt allein Efoh und der jungen Frau. Er selbst kam sich bei dem Gedanken schäbig vor, das Leben seiner Stammesbrüder und -schwestern an zweite Stelle zu setzen, doch etwas in ihm konnte einfach nicht anders.

      Unvermittelt atmete Aigonn aus, als er Rowilan sagen hörte: „Ich werde dich begleiten. Sobald wir wissen, wie es um die Lage bei den Eichenleuten bestellt ist, können wir versuchen, auch die anderen Geiseln zu befreien.“

      Damit erhob der Schamane sich. Unmerklich berührte seine Hand Aigonns Schulter, und diese kleine Berührung genügte als Aufforderung. Ein letztes Mal blickte er zum Scheiterhaufen seiner Mutter, dann erhob er sich schweren Herzens und folgte Rowilan zur Siedlung zurück.

      Kurz darauf trugen zwei Pferde die Männer durch den Wald. Sie ritten nur ein Stück im Schritt auf schlecht zugänglichen Wegen, bis sie das Gebiet erreicht hatten, in welchem Rowilan erste feindliche Späher vermutete. Ihre eigenen Kundschafter sicherten das Gebiet nur in einem Abstand von gut fünf Meilen. Es waren zu wenige Bärenjäger verblieben, die im Stande waren, sich wie unsichtbar im Wald zu bewegen, als dass man sie der Gefahr aussetzen konnte, einer Gruppe feindlicher Späher in die Hände zu fallen. Diese nämlich waren sich den unsichtbaren Augen Rowilans wohl bewusst, sodass sie mit besonderer Aufmerksamkeit nach eben diesen Ausschau hielten. Fähig waren beide Stämme, nur verschuf den Eichenleuten ihre Überzahl an Männern einen spürbaren Vorteil.

      Auf einer geschützt liegenden

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