Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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der Flammen gewöhnten.

      Wahrlich, es war eine Höhle. Bräunliches Gestein schimmerte feucht von allen Seiten. Menschenhände hatten vor Generationen, Jahrhunderten, mit einfachsten Werkzeugen schemenhafte Bilder in die Wände getrieben, die junge Frau aber hatte keinen Blick dafür.

      Die Gewissheit hing über ihr wie ein Richtschwert. Erinnerungen sammelten sich unter der Decke, bildeten einen Lufthauch, der wie der Atem vergangener Tage den schmalen Gang entlangglitt. Ihre Erinnerungen. Anation begann zu rennen. Ohne Rowilan zu beachten, hetzte sie mit letzter Kraft um eine Biegung, geriet auf dem feuchten Boden ins Straucheln, bis sie in einer größeren Öffnung zum Stehen kam.

      Eine niedrige Grotte hatte sich im Laufe der Jahre in den Fels gefressen. Das Feuer, das sie erhellte, war auf dicken Holzscheiten als Dämmung gegen die Nässe entfacht. Fußabdrücke zeichneten sich in den Dreck des Bodens. Rußflecken an der Decke verrieten, dass dieser Ort regelmäßig aufgesucht wurde. Man hatte an den Wänden Felle und Proviant gelagert, Schalen, Töpfchen. Anation aber nahm dies alles nicht wahr. Wie versteinert starrte sie auf die beiden Personen in der Mitte der Grotte: Aigonn, entrückt und kraftlos auf einer Lederdecke an einen Felsen gelehnt. Sein Anblick hätte sie schockieren müssen, mit Zorn erfüllen. Doch die Gestalt, die vor ihm auf dem Boden kniete, die Hände um sein Gesicht gelegt, machte alles vergessen, das sie hierher geführt hatte.

      „Bei den Göttern!“ Rowilan erschien neben Anation im Durchgang. Er wechselte keinen Blick mit ihr, bevor seine Miene erstarrte, sich Sorge in Fassungslosigkeit verwandelte. Unvermittelt packte seine Hand den Fels, um Stütze zu suchen. Seine Knie wurden weich, als er in die Grotte hinaussah, neben Aigonn einen Mann erblickte, den er immer zu kennen geglaubt hatte – sogar noch viel mehr als das. Er glaubte es nicht, es konnte nicht wahr sein, durfte nicht … Hatte er sich so täuschen lassen können?

      Der Schamane wirbelte herum und suchte Halt an der gegenüberliegenden Wand.

      „Das kann nicht sein.“ Der Stein ließ sein Flüstern widerhallen. „ES DARF EINFACH NICHT WAHR SEIN!“

      In diesem Moment erwachte Aehrel aus seiner Trance. Als wäre er neu geboren worden, schlug er die Augen auf, streckte sich, verhielt sich, als wäre er noch immer mit Aigonn allein, obwohl Rowilan spüren konnte, dass er ihre Anwesenheit längst wahrgenommen hatte.

      „Schön, dass ihr gekommen seid!“ Aehrels Stimme verriet keinerlei Erstaunen. Entspannt wandte er sich dem Schamanen zu. Als Rowilan in seine fast belustigt glänzenden Augen blickte, brach der Panzer aus Schrecken, der ihn bislang zurückgehalten hatte. Sein Zorn brandete auf, entflammte, explodierte. Sich selbst nicht erkennend, überschlug sich seine Stimme, als er brüllte: „DU WAHNSINNIGER! WAS GLAUBST DU, WER DU BIST?“ Drohend schritt er in die Grotte hinaus. Aehrel erhob sich nur langsam und erwartete ihn gelassen. In dem Moment aber, als der Schamane sich auf ihn stürzen wollte, schoss blitzschnell eine Dolchklinge an Aigonns Kehle.

      „Sei vorsichtig in dem, was du tust, alter Freund! Sein Leben hängt an weniger als unserem Willen!“

      „GÖTTER! IHR GÖTTER, HELFT MIR!“ Rowilans Stimme bebte. „Was glaubst du eigentlich, was hier geschieht? Du wirst ihn umbringen! Ihn, … DERONA! DU HAST SIE IN DEN TOD GETRIEBEN!“ Er konnte sich kaum fassen, hatte die Kontrolle über seine Stimme verloren. „Die Götter werden furchtbare Rache an denen üben, die es wagen, ihre heiligen Gesetze zu verletzen! HOL IHN ZURÜCK!“

      Aehrel lächelte kühl. „Nein. Er schuldet mir diesen Dienst, er noch mehr als alle anderen. Aigonn hat Moribe sterben lassen, einfach sterben lassen! ES WAR NOCH NICHT AN DER ZEIT!“

      Rowilan glaubte, der angestaute Zorn würde seine Adern zum Bersten bringen. Mit aller Kraft erzwang er die Ruhe, die ihn noch stehen ließ, anstatt sich auf Aehrel zu stürzen. Er würde ihn töten, ohne Zweifel. Im Grunde war es egal, was er auszuhandeln versuchte. Aehrel würde Aigonn umbringen, sterben lassen. Wie konnte dieser Mann überhaupt einschätzen, was er tat?

      Das Kneten seiner Fäuste war ein Versprechen. Sie hatten längst erfasst, was sein Kopf noch nicht glauben wollte. Warum Aehrel? Aehrel, der ihm immer zur Seite gestanden hatte! In seiner Stimme lagen diese Zweifel verborgen, als er kopfschüttelnd fragte: „Warum? Was soll das? Hol ihn zurück, er wird den Weg in unsere Welt nie mehr wiederfinden!“

      „Er wird, wenn er stark genug ist. Das ist die Prüfung, in der sich jeder mit solchen Talenten eines Tages zu bewähren hat. Ich bin nicht schuld daran, dass ich es nicht an seiner statt tun kann.“

      „Aber warum? Es hat doch keinen Sinn! Hol ihn zurück! AEHREL! HOL IHN ZURÜCK!“

      Vernunft wurde gleichgültig. Rowilan stürzte nach vorn, bekam Aehrels Arm mit dem Dolch zu fassen. Dieser aber wandte sich blitzschnell zur Seite. Seine Hand entzog sich dem Griff des Schamanen, fuhr herum. Noch bevor Rowilan sich wegducken konnte, traf ihn ein Schlag in den Magen. Er geriet ins Taumeln. Ein weiterer Tritt ließ die Bilder flimmern, bevor seine Knie wegsackten. Sofort war Aehrel über ihm. Seine Hände drückten die Arme des Schamanen zu Boden; die Klinge des Dolches ruhte gefährlich nahe an seinem Hals. Er konnte kaum Luft holen, als er seinem einstmaligen Freund in die Augen sah; blaue Augen, die vor Zorn und Verbitterung zu verbrennen schienen.

      Aehrels Gelassenheit war verpufft. Ein Speichelregen ging über Rowilan nieder, als der Krieger ihm ins Gesicht spuckte: „Warum, fragst du? Ausgerechnet du? Ich habe mich damit abgefunden, dass ihr und euer Dorf es als verträglich erachtet, von der eigenen Mutter verstoßen zu werden! Ihr habt eure Aufgabe erfüllt, mich aufgenommen, noch bevor du geboren wurdest! Doch ich werde mich nicht damit abfinden, dass diese Frau, diese verbissene, selbstverliebte Schamanin, in der Anderen Welt auf ihre Wiedergeburt wartet, noch bevor sie mir Rede und Antwort gestanden hat! DIESE ANTWORTEN IST SIE MIR SCHULDIG! Ihr wolltet mir ja nicht helfen, sie zu suchen, mit ihr zu sprechen! Glaubst du, ich lasse mich davon abhalten?“

      „Du bist doch wahnsinnig!“ Rowilan flüsterte nur. Er starrte mit schreckensweiten Augen zu Aehrel hinauf. Ihre beiden Gesichter waren sich nahe genug, um den Atem des anderen zu spüren, der bei Aehrel nun stoßweise ging. Im Kopf des Schamanen schrie es auf. Er wollte nicht begreifen, was er soeben gehört hatte.

      „Aigonn wird Haelinon für mich finden. Er wird ihren Geist suchen und sie zu mir bringen. Ich weiß, dass er es kann! Er ist mächtiger als alle anderen, die es bisher versucht haben!“

      Anation beobachtete die Szene, als ob sie nicht Teil davon wäre. Vor ihren Augen drehte sich alles. Die Erinnerungsflut hatte zugenommen, war dabei, außer Kontrolle zu geraten. Darunter immer wieder ein Name, ihr Name … Aehrels Anblick hielt sie gefangen. Anation starrte auf den alternden Krieger, als könnte allein ihr Blick ihn beschwören. Gefühle strömten wie Lichtstrahlen auf sie ein. Sie konnte nicht sagen, was es bedeuten sollte. Uralte Erinnerungen drängten sich immer wieder vor ihre Augen, ein Säugling, mit blauen Augen. Ein Säugling, den sie nur einmal gesehen hatte …

      Plötzlich gaben ihre Beine nach. Anation musste sich stützen, als die Erkenntnis alle Szenen vor ihrem Inneren Auge vereinte. Aus zusammenhangslosen Bildern wurde auf einmal eine Vergangenheit, die so klar war, dass es ihr in den Schläfen schmerzte. Es war eine Gewissheit, die sie geahnt, gespürt hatte, schon viel länger, als sie es wahrhaben wollte. Die Lösung war so unglaublich, unwahrscheinlich und ergab trotz allem einen Sinn, der sich ihr während Aehrels letzten Worten erschlossen hatte. Es war kaum zu begreifen, doch sie täuschte sich nicht. Das wusste sie von einem Moment auf den anderen mit solcher Sicherheit, dass es ihr Angst bereitete.

      „Rowilan, verstehst du? Aigonn wird sie hierher holen, meine Mutter. Er wird sie finden; dazu ist er stark genug. Keiner vor ihm hat das Tor zur Anderen Welt durchqueren können. Er findet den Weg zurück!“ Aehrels Stimme klang beinahe flehend. Es war dem Schamanen unbegreiflich,

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