Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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würde seine Hilfe nicht brauchen.

      Aigonns Lider jedoch begannen zu flackern. Ein leises Stöhnen verriet, wie nahe er seinem Körper war. Er kehrte zurück!

      „Aigonn!“ Die Schläge des Schamanen wurden fester. „Aigonn!“ Auf einmal schlug Anation die Augen auf. Mit einem keuchenden Atemzug kehrte sie in ihren Körper zurück und ließ sich nach hinten auf die Hände fallen.

      Dann begann Aigonn sich zu regen. Obgleich die Intensität des Rituals Anation sichtbar ermüdet hatte, rappelte sie sich auf, kämpfte mit dem Schwindel, bevor sie sich aufraffen konnte und den jungen Mann an der Hand fasste. Lächelnd flüsterte sie: „Er kommt zurück!“

      Als hätten diese Worte den letzten Ausschlag gegeben, öffnete Aigonn den Mund zu einem tiefen Atemzug. Orientierungslos schlug er die Augen auf, blinzelte gegen die Müdigkeit an.

      Erschrocken zuckte Anation zurück. Sie starrte in Aigonns Gesicht, erst schockiert, dann erkennend. Rowilan blickte fragend von ihr zu Aigonn, unsicher, was er davon halten sollte. Die junge Frau aber verstand, was geschehen war – und dieser Gedanke allein erfüllte sie mit Ehrfurcht.

      Aigonn selbst spürte die Gefühle nicht, die ihn umgaben. Seine Lider schienen schwer wie Felsen zu sein, als er die Augen aufschlug. Verschwommene Bilder tanzten vor seinem Blick, klärten sich nur langsam. Ihm war unklar, warum sein Sichtfeld nicht größer wurde. Als er jedoch in Anations Miene blickte, begann er etwas zu ahnen. Zwei Augen sahen zu der jungen Frau hinauf, die eine Iris blau und klar, die andere jedoch von einer weißen Haut überzogen. Mehrfach blinzelte Aigonn, bis ihm die Wahrheit bewusst wurde. Die Erinnerungen kehrten zurück und brachten den Gedanken daran, was er befürchtet hatte. Sein linkes Auge zeigte ihm die Gestalten von Rowilan und Anation, deren Anwesenheit erlösende Erleichterung gab. Das andere Auge jedoch war erblindet.

      Das zweite Leben

      In dieser Nacht war nicht mehr viel passiert. Trotz dem einseitig recht glücklichen Ausgang der Ereignisse, schlug bald Erschöpfung über allen Beteiligten zusammen. Obwohl die Grotte Schutz vor Wildtieren und schlechter Witterung bot, hielt Aigonn es dort nicht aus. Mit wackeligen Beinen hatte er sich unter den freien Sternenhimmel gerettet, von Anation und Rowilan gestützt, die draußen im Schatten der Felswand ein Feuer entzündeten.

      Anation verlor als erste den Kampf gegen die Müdigkeit. Obgleich es Rowilan missfiel, ihr keine weiteren Fragen stellen zu können, verstand er, dass es ohnehin nicht der richtige Zeitpunkt gewesen wäre. Stattdessen weihte er Aigonn in die Geschehnisse ein, der sich zwanghaft wach hielt, bis alle Fragen beantwortet waren. Es fiel dem Schamanen schwer zu beurteilen, wie der junge Mann die Ereignisse auffasste. Im ersten Moment glaubte er, Schrecken in seiner Regung auszumachen, dann wurde sie zu einem stillen Erkennen. Aigonn verblieb erschreckend schweigsam und begann, Rowilan die restliche Nacht über zu ignorieren, während er ins Feuer starrte und irgendwann einschlief.

      Die Gefährten ruhten fast bis zum nächsten Mittag. Rowilan war der einzige, der bis zum Morgengrauen wachgelegen hatte, den Blick zu den Sternen gerichtet, die immer wieder zwischen Wolken und den Silhouetten der im Wind schwankenden Bäume auftauchten. Der Schamane schlief nur kurz und unruhig, erwachte bald wieder völlig unausgeschlafen, jedoch unfähig dazu, weitere Ruhe zu finden. Rastlos streifte er durch den nahen Wald, von den Geistern beobachtet und den Tieren akzeptiert, die ihn hier in dieser Gegend zwar nicht kannten, doch spüren konnten, wozu er in der Lage war.

      Irgendwann fand er schließlich Aehrel. Der alternde Krieger saß steif im Laub, unbeweglich, sprach kein Wort dazu, als Rowilan sein erstes Erstaunen überwunden hatte und ihn bat, mit ihm zu kommen. Aehrel sagte nichts, reagierte schwerfällig, kam aber mit ihm – von einer Resignation erfüllt, die dem Schamanen beinahe Angst einjagte.

      Zu viert kehrten sie demnach zur Siedlung zurück. Die Eichenleute ließen sie unbehelligt oder fanden sie nicht, warum konnte man nicht sagen. Jedenfalls wurde es eine schweigsame Heimreise, auf welcher kaum Worte fielen, bis endlich die sich im Aufbau befindenden Palisaden des Dorfes in Sicht kamen.

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      „Ich werde zu Khomal reisen, selbst. Wir können vorher einen Boten schicken, wenn du es für besser hältst. Aber über die eigentlichen Angelegenheiten will ich selbst verhandeln, ich, jetzt, da Behlenos tot ist.“

      Langsam schritt Rowilan über die Strohmatten seines kleinen Hauses hinweg. Sein Blick wirkte nach innen gekehrt. Obwohl er die Stimme immer wieder an ihn richtete, schien er Nawos kaum zu beachten, der sich auf einem Schemel niedergelassen hatte. Im Gegensatz zu diesem wusste Aigonn sehr gut, was er davon halten sollte – sah man von der Tatsache ab, dass es ihn weniger interessierte, als er eigentlich wollte. Die Stimme des Schamanen schien von weit weg zu kommen, obwohl Aigonn keine zwei Fuß weit von ihm entfernt auf Rowilans Bettstatt saß und die Mimik des Schamanen versonnen beobachtete.

      Behlenos war tot. Diese Nachricht hatte sich innerhalb der Siedlung schneller verbreitet als die von Anations Rettung und Aehrels Verbrechen. Binnen kürzester Zeit hatte man eine Versammlung einberufen und Rowilan die Macht erteilt, bis zur Wahl eines neuen Fürsten die Verantwortung für das Dorf zu übernehmen. Aehrels Schicksal im Gegenzug war schon beschlossen gewesen, längst bevor man darüber hätte abstimmen können. Er hatte junge Menschen getötet, mit Derona sieben an der Zahl. Dass es im Grunde nicht seine Absicht gewesen war, spielte vor diesem Hintergrund keine Rolle. Er hatte ihren Tod billigend in Kauf genommen, und Aigonn beschäftigte sich noch immer damit, wie er diese Tatsache auffassen sollte.

      Vielleicht aus diesem Grund war er Rowilan gefolgt, als dieser Nawos, einen greisen und erfahrenen Berater des Behlenos, der seit jeher großen Einfluss genoss, zu sich gerufen hatte, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

      Nawos zeigte sich Rowilans resoluter Vorgehensweise gegenüber verhalten, schwieg jedoch zunächst. Der Schamane nutzte die Gelegenheit, um seine Gedanken weiter auszuführen: „Nach dem, was Aigonn berichtet hat, will Khomal allein den Mörder der sechs jungen Eichenleute. Jetzt, da Behlenos tot ist, hätte er mit Aehrels Auslieferung das, was er wollte. Auch wenn ich befürchte, dass er seine Macht weiter ausspielen wird. Khomal ist kein Mann, der schnell aufgibt, erst recht nicht, wenn er etwas in der Hand hat. Deshalb sträubt sich auch ein Teil von mir dagegen, ihm allein Aehrel zu überlassen, obgleich wir selbst mit ihm abrechnen sollten. Wenn wir als Gegenleistung allerdings damit die Freiheit unserer Leute erkaufen können, soll es mir recht sein.“

      „Und du glaubst, er wird noch mit uns verhandeln?“, warf Nawos ein. Der alte Mann hatte sich vorgebeugt, einen Arm auf sein linkes Bein gestützt, während er den Schamanen kritisch beäugte. „Du und diese sieben mutigen Krieger, die Götter mögen sie in Ehren aufgenommen haben, habt ihn bei einem bedeutenden Ritual angegriffen und diese Frau befreit, die er fürchtet wie niemanden sonst. Sie … Lhenia …, ich bezweifle, dass er sich auf einen Handel einlassen wird, solange sie unter uns weilt.“ Mit diesen Worten huschte sein Blick kurz zu Aigonn, der aufgesehen hatte und ihn nun scharf beobachtete.

      Das Gefühl, ein blindes Auge zu haben, war für ihn noch ungewohnt. Er blinzelte rechts oft heftiger als links, als könnte dies etwas an der Gewissheit ändern, die er längst angenommen hatte. Ihm war bisher kaum Zeit verblieben, sich darum zu kümmern, was er aus der Anderen Welt mit sich gebracht hatte.

      Die Nachwirkung des Trankes, den Aehrel ihm eingeflößt hatte, beschwerten jede seiner Bewegungen, wollten ihn in erholsamen Schlaf geleiten, doch sein Geist war zu aufgewühlt, um seinem Ruf zu folgen. Schlafmohn hatte Rowilan die Pflanze genannt, die seinen Geist willenlos gemacht hatte. Er war eine der heiligen Pflanzen, deren Verwendung ausschließlich den Schamanen vorbehalten war. Weder Rowilan noch er konnten sich erklären, woher Aehrel den Schlafmohn genommen hatte. Doch ganz egal auf welche Weise,

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