Der Geheimbund der 45. Bernhard Wucherer

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Der Geheimbund der 45 - Bernhard Wucherer

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mit dem Amulett zusammenhängen musste – immerhin schrieben sie den Tod des früheren Mairs von villa Ysinensi, den Tod des Grafen Wolfrad II. von Altshausen und den von dessen Leibdiener ebenfalls diesem verdammten Amulett zu. Warum also sollte dies nicht wieder der Fall gewesen sein? Für diese These gab es nur den kleinen Anhaltspunkt, dass der Bauleiter lauthals geprahlt hatte, das Amulett des Grafen mit dessen Genehmigung schon öfter um seinen Hals getragen zu haben.

      *

      Vier Jahre nach der Einweihung des Klosters und dessen Übergabe an die Bruderschaft der Benediktiner hatte es einen zweiten unerklärlichen Vorfall gegeben: Manegold, der erste Abt des Klosters St. Georg, war unter äußerst merkwürdigen Umständen zu Tode gekommen: Weil ihn zwei Novizen mit zertrümmertem Schädel und gebrochenen Knochen direkt am linken Turm der Klosterkirche gefunden hatten, waren zunächst alle davon ausgegangen, dass sich der Abt selbst heruntergestürzt hatte. Ernsthaft geglaubt hatte dies allerdings niemand. Denn es hatte nicht das geringste Anzeichen dafür gegeben, dass Abt Manegold seines Lebens überdrüssig geworden war. Im Gegenteil: Unabhängig davon, dass ein Mensch, am allerwenigsten ein Diener Gottes, sich nicht selbst das Leben nehmen durfte, war der früher eher mundfaule und in sich gekehrte Klosterleiter mit dem Aufblühen seines Konvents aufgetaut und redselig geworden.

      Normalerweise blieben Ungereimtheiten, merkwürdige Vorkommnisse oder unerklärliche Dinge stets innerhalb der Klostermauern. Weil die Brüder aber unerwartet ohne ihren Abt waren und dementsprechend hilflos um die schrecklich aussehende Leiche herumstanden, hatten sie den Dorfvorsteher informiert und ihn gebeten, die Sache von weltlicher Seite aus zu begutachten.

      »Wie ist das passiert?«, interessierte Hannes Eberz als Erstes, während er seinen Blick kurz nach oben gleiten ließ, bevor er sich neben den Toten kniete und auf dessen entblößte Brust zeigte.

      Keiner der um den Toten herumstehenden und ständig vor sich hin betenden Mönche hatte eine Antwort parat. Also blieb Eberz nichts anderes übrig, als sich darüber zu wundern, dass die Kutte des Abtes vorne vom Hals ab bis zum Bauch aufgerissen war. »Wo ist sein Brustkreuz? … Es ist nicht da?«, forschte er weiter, ohne nach dem Amulett zu fragen, das möglicherweise ebenfalls um den Hals des charismatischen Leiters des Konvents gehangen hatte.

      Nachdem er außer Gebetsmurmeln nichts hörte, schrie er die Mönche an, um sie aus ihrer Starre zu lösen: »Dann sucht es!«

      Die Klosterbrüder stoben rasch auseinander, um sich in der Zelle des Abtes und in dessen Arbeitszimmer nach dem Kreuz umzusehen.

      Bis auf zwei Novizen, die bei ihrem toten Vorsteher blieben, um weiter für ihn zu beten, waren alle auf der Suche nach dem aus Kirschholz geschnitzten Kreuz.

      »Macht weiter!«, trieb Eberz die Glaubensbrüder an, obwohl er wusste, dass er im Grunde genommen nicht dazu berechtigt war, ihnen Anweisungen zu geben. Es hatte nur funktioniert, weil die Mönche durch den grausamen Tod ihres Abtes nicht gewusst hatten, wo ihnen der Kopf gestanden hatte und sie völlig neben sich gewesen waren. Deswegen, und nur deswegen, hatten sie seinen Anweisungen Folge geleistet. Immerhin war er darauf gekommen, dass hier etwas nicht stimmen konnte.

      Und tatsächlich; seine Beharrlichkeit sollte sich gelohnt haben: »Hierher!«, rief Matthias, einer der beiden Klosterpförtner, und winkte die anderen aufgeregt zu sich. »Ich habe das Pektorale gefunden!«

      Dass das gesuchte Brustkreuz des Abtes etliche Fuß von ihm entfernt am Ast eines Apfelbaums gehangen hatte, wurde von Hannes Eberz so gewertet, dass es der Mörder dem bedauernswerten Opfer seiner Gewalttat aus dem obersten Fenster des linken der beiden kurzen Kirchtürme nachgeworfen haben musste. Wie sonst hätte es auf den Ast eines Baumes gelangen sollen, der in einiger Entfernung des Toten stand?

      *

      »Ein böses Omen!«, bemerkte der Graf ein paar Tage später, als er mit Hannes Eberz zusammensaß, um sich von ihm den Sachverhalt in allen Details erklären zu lassen.

      »Wie meint Ihr das, edler Herr?«

      Der Graf räusperte sich, nahm einen kräftigen Schluck aus dem Weinglas und sagte, dass es seiner Meinung nach in Zusammenhang mit der Klostergründung noch einen weiteren Toten geben würde.

      »Was sagt Ihr da?« Der Dorfvorsteher war entsetzt. »Wie kommt Ihr denn darauf?«

      Weil Hannes Eberz hartnäckig eine Antwort forderte, sah ihn der Graf mit strengem Blick an. Dennoch öffnete er die obersten Schlaufen seines Wamses und seines Armkleides, um das Amulett hervorzuholen, das er dort Tag und Nacht vor den Augen anderer verbarg. Bis dahin war das Amulett in die Obhut des Abtes gelegt worden, der es vor Kurzem zurückgegeben hatte, weil er dieses »Teufelswerk« nicht innerhalb seines Klosters hatte haben wollen.

      Als Eberz erkannte, was der Graf wie ein wertvolles Geschmeide in seiner Hand hielt, das es zu schützen galt, bekreuzigte er sich.

      »Ich sehe, Ihr erinnert Euch noch daran!« Weil er den Mair von Ysinensi selbst in den Stand eines »Herrn« erhoben hatte, sprach er ihn auch dementsprechend respektvoll an, was für den Sohn einer einfachen Bauernfamilie immer noch ungewohnt war und sich nach wie vor befremdlich anfühlte.

      Der Graf grübelte kurz, dann sagte er mit belegter Stimme, dass alles nur ein Trug gewesen war, wenn es keinen weiteren Toten geben würde. »Falls aber doch, wird das Morden so lange weitergehen, bis sich die in dem Amulett schlummernde Prophezeiung gänzlich erfüllt haben wird! … Achtet also gut auf Euch!«

      »Und Ihr, gnädiger Herr, solltet ebenfalls gut auf Euch achten!«

      *

      Seit dem für das Kloster traurige Jahr 1100 und der Bestattung des Abtes Manegold im Kapitelhaus zur rechten Seite unterhalb des Chores waren vier weitere Jahre ins Land gegangen. Weil der Tod des Abtes zweifellos ein Mord gewesen war, die genauen Umstände aber nie richtig hatten aufgeklärt werden können, war die Schuld allein dem Amulett zugeschrieben worden. Zumindest die an fremde Mächte glaubenden Bewohner von Ysinensi und des Umlandes sahen dies so. Die belesenen Mönche von St. Georg hingegen betrachteten den Tod ihres Abtes nach wie vor lieber als Unfall, anstatt sich irgendeiner sowieso undurchschaubaren Wahrheit zu stellen. Dies ließ sie leichter damit umgehen und besser ihrer Arbeit nachgehen.

      Landold, der neue Abt des Klosters St. Georg, tat vom ersten Tag seiner Nachfolge Manegolds alles dafür, um die Sache in Vergessenheit geraten zu lassen. Bei seinen Messen an den Tagen des Herrn predigte er unermüdlich gegen den vom Teufel geschickten Aberglauben, der die Seelen der Menschen vergiftete, während der feste Glaube an Gott Heil bringen würde. »Dies hier …«, rief er seinen Schäflein stets in zornigem Ton zu, wenn er sein über der Kasel hängendes Pektorale in die Hand nahm, küsste und ihnen entgegenstreckte, »… ist das Amulett Gottes, das euch dereinst Heil bringen wird!«

      *

      Weil der allseits beliebte Grundherr von Ysinensi glaubte, dass sich ihm der Inhalt der Ziffern auf dem Amulett erschlossen hatte, bangte er seit dem Tod des Abtes vor vier Jahren um sein eigenes Leben, das er allein schon deswegen gottesfürchtig führte, um das ersehnte Seelenheil zu erlangen. Obwohl er dem Kloster immer wieder Geld für Anbauten oder nötige Reparaturarbeiten stiftete, mochte das klösterliche Leben irgendwie nicht so richtig in Gang kommen, wie dies in anderen Klöstern der Fall war.

      »Dies mag möglicherweise damit zu tun haben, dass sich die Lage im Süden meines Herrschaftsgebietes vielleicht doch nicht für einen kleinen Konvent eignet! Außerdem haben es die Klöster innerhalb oder im Umfeld größerer Städte in jeder Hinsicht leichter!«, hatte er anderen gegenüber nicht nur einmal bemerkt.

      Dafür konnte Graf Manegold

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