Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 104

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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in der Schule, in der Musikschule und unter den jungen Pferdenarren auf dem Reiterhof keinen Buben, der Berni heißt oder Berni gerufen wird. Wir sind beunruhigt, verstehen Sie?«

      »Dass Sie beunruhigt sind, das verstehe ich. Ich habe Enkeltöchter im Alter Ihrer Franzi. Mir würde es nicht anders gehen. Heute muss man mehr auf die Kinder aufpassen als früher. Die Zeiten haben sich geändert.«

      »Das stimmt! Sie können uns also nicht weiterhelfen?«

      »Wenn Sie erwartet haben, dass ich Ihnen einen Namen nennen könnte, dann muss ich sie leider enttäuschen. Und dass ich nicht so einfach über meine Kundschaft rede, das müssen sie auch verstehen. Zu mir kommen öfters einige junge Burschen, die solche Anhänger kaufen.«

      »Siehst, Anna, wie ich dir gesagt habe. Der Bursche muss älter sein. Wir müssen aufpassen, Anna!«

      »Langsam, langsam Toni!«

      Anna legte beruhigt die Hand auf Tonis Unterarm.

      »Toni, lass mich mal!«

      Anna setzte ein zauberhaftes Lächeln auf. Sie holte eine Visitenkarte aus der Handtasche.

      »Lieber Herr Unterholzer! Wir werden mit Sicherheit nichts gegen einen Ihrer Kunden unternehmen, wenn sich die Sache als harmlos herausstellt. Sie als wohlmeinender und besorgter Großvater verstehen doch auch, dass wir uns Sorgen machen. Franziska ist unsere Adoptivtochter. Wir haben das Madl und ihren älteren Bruder nach dem tragischen Unfalltod ihrer Eltern bei uns aufgenommen und fest in unsere Herzen geschlossen. Die Franzi musste so viel Herzeleid erfahren, dass wir sie behüten wollen. Das verstehen sie sicherlich. Also, mein lieber Herr Unterholzer! Hier ist unsere Adresse. Das ist die Handynummer. Wenn Sie etwas erfahren, dann lassen Sie es uns bitte, bitte wissen. Ist das möglich?«

      Ferdinand Unterholzer steckte die Visitenkarte in die Tasche seines Kittels.

      »Ich werde Augen und Ohren offenhalten. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie sofort anrufe, wenn ich etwas erfahre. Jedenfalls scheint es so zu sein, dass der Absender immer bei mir in meinem Laden kauft. Wenn er hier schon vier Mal einen Anhänger gekauft hat, dann kauft er vielleicht auch einen fünften Anhänger. Möglich wäre es! Es gibt ja noch viele verschiedene Formen und Größen.«

      Er lächelte und holte verschiedene Präsentationsschubladen herbei. Es gab Buchstaben, Tiermotive und andere Formen.

      »Wann haben Sie den letzten Brief bekommen?«

      »Das war vor zwei Wochen!«, sagte Anna. »Die Briefe kamen in Abständen von zwei oder drei Wochen.«

      »Dann besteht doch eine gute Aussicht, dass der Käufer bald wiederkommt. Ich werde aufpassen.«

      »Danke, dass Sie uns zugehört haben, Herr Unterholzer! Wir wissen, dass das ein ungewöhnliches Anliegen war.«

      »Das verstehe ich doch, wenn ihr Madl zehn Jahre älter wäre, wäre es etwas anderes. Aber sie ist noch ein Kind.«

      »Genau, Herr Unterholzer! Danke, nochmals vielen Dank! Und wenn Sie mal Lust und Freude daran haben, uns auf der Berghütte zu besuchen, dann sind sie unser Gast.«

      »Früher bin ich oft in die Berge zum Wandern. Aber heute wollen die Beine nimmer so, das Alter, wissen Sie! Aber ich werde darüber nachdenken. Vielen Dank für Ihre Einladung!«

      Toni und Anna verabschiedeten sich und verließen den Laden.

      »Was meinst, Anna?«

      »Ich denke, er kennt seine Kunden recht gut, Toni. Vielleicht hat er sogar einen Verdacht. So ein kleiner Laden, der hat wenig Kundschaft und wenn ein Kunde schon viermal da war, kann sich der Ladenbesitzer bestimmt beim nächsten Mal an ihn erinnern.«

      »Ja, das denke ich auch, Anna! Wir müssen ihm etwas Zeit geben. Wir fahren ja mindestens zwei bis drei Mal im Monat zum Einkaufen nach Kirchwalden, dann schauen wir wieder bei ihm vorbei.«

      »Das tun wir!«

      Toni und Anna gingen zum Auto zurück. Sie legten die Briefumschläge in den Kofferraum und gingen einkaufen. Annas Liste für den Haushalt war lang.

      *

      Die Sonne schien von einem blauen Himmel.

      »So, da wären wir!«, sagte der Lastwagenfahrer.

      Tillmann Berg, der Till gerufen wurde, lächelte.

      »Danke fürs Mitnehmen!«

      »Es war mir ein Vergnügen. Die langen Fahrten sind oft etwas eintönig. So hatte ich etwas Unterhaltung. Ich wünsche dir eine gute Reise, Till. Bist schon ein verrückter Kerl! Wenn ich das meinen Kumpels erzähle, die werden mir das nicht glauben.«

      »Dann behältst du es eben für dich! Ich wünsche dir gute Fahrt. Vielleicht sieht man sich wieder einmal.«

      »Willst net meine Handynummer, Till?«

      »Nein! Das wäre gegen meine Prinzipien. Ich habe mich von allem freigemacht und dabei bleibt es! Man sagt ja, man sieht sich im Leben immer zweimal. Also freue ich mich auf das nächste Zusammentreffen. Gute Fahrt!«

      Die Männer schüttelten einander die Hand.

      Tillmann kletterte aus der Fahrerkabine des Lastwagens. Er blieb auf dem Seitenstreifen stehen und schaute dem Transportfahrzeug nach, bis es um die Kurve verschwunden war. Der Fahrer hatte zum Abschied noch einmal die Hupe betätigt, obwohl das verboten war. Tillmann lächelte. Er hängte sich die Stofftasche um und schulterte den alten Rucksack mit dem Schlafsack, dem einen Paar alter Schuhe und den Socken.

      Tillmann folgte der Landstraße, die nach Kirchwalden hineinführte. Bald kam er an eine Kreuzung. Er las den Ortsanzeiger und bog nach rechts ab. Die Straße führte bald aus dem Ort hinaus und schlängelte sich durch liebliche Felder und Wiesen. Tillmann blieb stehen und wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn.

      Wie schnell man binnen eines Jahres die Kondition verliert, dachte er. Er wusste, dass die erste Woche der Wanderschaft immer die schlimmste war. Keiner zwang ihn dazu, er hatte es sich ausgesucht. Und er bekam etwas dafür: ein Gefühl der Freiheit und der Ungebundenheit. Diese Gefühle waren stärker als die Unannehmlichkeiten und entschädigten ihn für die Ungemach, die er sich bewusst selbst auferlegt hatte.

      Als die ersten Häuser von Waldkogel zu sehen waren, beschleunigte er die Schritte. Er heftete seine Augen auf die Uhr am Kirchturm. Autos und Transporter fuhren an ihm vorbei. Eines fuhr so dicht vorbei, dass Tillmann genötigt war, sich blitzschnell in das hohe Gras neben der Straße zu werfen. Er war überzeugt, dass nur dieser mutige Hechtsprung ihn vor einem Unfall bewahrt hatte. Tillmann blieb einen Augenblick liegen und wartete ab, bis der Schmerz in seiner linken Hand nachließ. Blut schoss aus dem Handballen. Ein Stück Glas steckte darin.

      »Dass die Leute auch ihre Flaschen aus dem Autofenster werfen müssen«, schimpfte er laut.

      Tillmann biss die Zähne zusammen und zog sich die Glasscherbe heraus. Er hielt die Hand in die Luft, in der Hoffnung, dass die Blutung sich verringern würde. Nach einer Weile ließ sie auch nach. Tillmann wischte sich mit seinem Halstuch die Blutspuren am Unterarm ab und wickelte das Halstuch um die Hand. Es schmerzte. Er winkelte den Arm an und ging weiter.

      Als er vor der Kirche ankam,

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