Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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war nicht zu übersehen! Wirst deine Gründe haben. Aber ein Schweigegelübte hast net abgelegt?«

      »Nicht ganz! Ich will nur nicht viel über mich reden. Ist es denn so wichtig, wer man ist, wo man herkommt, was man getan hat?«

      »Naa, des ist es net. Da stimme ich dir zu. Ich will dich auch net bedrängen, Till. Aber du passt so ganz und gar net in des Bild von einem Vagabunden.«

      Tillmann errötete leicht.

      »Sie scheinen ein guter Menschenkenner zu sein!«

      »Des muss ich auch in meinem Beruf. Hast du auch einen Beruf?«

      »Sie wollen mich aus der Reserve locken? Ganz schön raffiniert ist das.«

      Sie lachten. Tillmann sagte:

      »Ja, ich habe einen Beruf. Doch jetzt vagabundiere ich. Ich bin auf der Suche, sage ich mal.«

      »Nach was suchst du?«

      »Das ist schwer zu beschreiben. Es ist ein inneres Gefühl, nach dem ich suche. So eine Mischung aus Glück, Zufriedenheit, Freiheit und Zwanglosigkeit.«

      »Jeder sieht in Glück, Zufriedenheit, Freiheit und Zwanglosigkeit etwas anderes. So viele Menschen es gibt, so viele unterschiedliche Auffassungen gibt es davon.«

      »Das stimmt, Herr Pfarrer! Und alle Menschen werden fremdbestimmt. Man lehrt sie von Kindesbeinen an, was richtig ist und was falsch ist. Kinder bekommen eingetrichtert, was Glück ist und was sie sich unter Zufriedenheit vorstellen und anstreben sollen. Das ist zwanghaft! Ist es nicht krank? Verlieren die Menschen nicht die Bodenhaftung? Sie jagen nach immer Höherem, Größeren, nach Ruhm, Ehre, Geld, Ansehen und Anerkennung.«

      »Du bist doch ein Philosoph!«

      »Wenn Sie wollen, ja, ich bin einer. Ich mache mir viele Gedanken über den Sinn des Lebens.«

      »Dann bist du auf einer Art Pilgerschaft nach dem Sinn des Lebens. Könnte man des so nennen?«

      »Ja, das trifft es gut! Ich will nur ich sein, nur der Mensch Till!«

      »Aber ganz von Zwängen kannst du dich auch nicht freimachen. Du musst essen und trinken, brauchst Dinge, die du haben musst, auch wenn es nur Kleidung ist, Schuhe, etwas gegen Regen und Kälte.«

      »Ich komme mit wenig aus! Besitz schränkt die Freiheit ein.«

      »Ich sehe, dass du wenig brauchst. Ich stimme dir zu, dass Besitz die Freiheit einschränkt. Aber, wie sieht es mit Arbeit aus? Arbeit schränkt zwar auch die Freiheit ein, aber sie gibt auch ein Gefühl der Zufriedenheit und kann auch glücklich machen.«

      »Es kommt auf die Arbeit an. Manchmal arbeite ich einige Stunden oder auch Tage, wenn ich unterwegs bin. Je nachdem, wie es sich ergibt.«

      »Was hast du schon alles gemacht?«

      »Oh, ich habe auf Märkten geholfen. Ich war einige Tage bei einem Zirkus. Ich habe Hecken geschnitten, Beete umgegraben, bei der Ernte geholfen. Ich habe Ställe auf einem Reiterhof gesäubert. Als Gegenleistung bekam ich Essen und ein Dach über dem Kopf für ein oder zwei Nächte oder konnte mit meinem Schlafsack in einem Gartenhaus übernachten. Ich nehme höchstens ein paar Euro Taschengeld, nie eine wirkliche Bezahlung. Geld will ich nicht. Zuviel Geld engt ein.«

      »Andere sagen, dass Geld die Nerven beruhigt, Geld sei ein sanftes Ruhekissen.«

      »Ja, ich weiß. Das Thema Geld ist ein weites Feld. Die meisten Menschen geben dem Geld eine zu hohe Bedeutung. Sie machen es zu ihrem einzigen Lebensinhalt. Dann wird der Besitz von Geld zwanghaft und raubt die Freiheit und den Schlaf.«

      »Ich kenne Menschen, die können nachts nicht schlafen, weil sie kein Geld haben. Es gibt viel Armut, Till, wirkliche Armut.«

      »Das weiß ich. Das finde ich sehr schlimm und ungerecht. Ich wünsche mir eine Welt, in der das Geld nicht mehr diese allesbeherrschende Bedeutung hat. Ich gebe mich der Illusion hin, dass die Menschen dann vielleicht glücklicher wären. Sie würden mehr zusammenhalten, teilen, würden vielleicht tiefere Bindungen eingehen.«

      »Dir scheint das Leben übel mitgespielt zu haben, Till. Das höre ich aus deinen Worten.«

      »Ich will nicht darüber reden.«

      »Dann will ich nicht weiter in dich dringen. Du bist ein Suchender. Ich hoffe, du findest, was du suchst. Das wünsche ich dir von Herzen, Till. Wenn ich dir dabei irgendwie behilflich sein kann, dann lasse es mich wissen.«

      »Danke, Herr Pfarrer Zandler!«

      Helene Träutlein kam in den Garten.

      »Hat es geschmeckt?«

      »Danke, Träutlein, es war sehr gut!«

      Till stimmte zu.

      »Herr Pfarrer, der Martin hat angerufen. Er lässt fragen, ob es Ihnen möglich sei, noch heute Abend bei ihm in die Praxis zu kommen, am besten sofort. Unser guter Doktor hat Ärger!«

      »Der Martin hat Ärger?«, wiederholte der Geistliche und kräuselte die Stirn. »Was gibt es denn?«

      »Der Martin hat nix Genaues gesagt. Nur, dass er Ärger mit dem Konrad Küchler hat. Die Luise, Konrads Frau und die Katrin, seine Tochter, haben den Doktor auf den Hof geholt. Irgendetwas ist mit dem Küchlerbauer gewesen. Jedenfalls hat ihn der Martin mit dem neuen Krankenwagen mit in die Praxis genommen. Die erweiterte Praxis ist wirklich gut, die der Martin jetzt hat. Ansonsten hätte er den Küchlerbauer nach Kirchwalden ins Krankenhaus bringen müssen. Jetzt liegt er bei ihm in einem Notfallbett und spielt den wilden Mann. Mehr hat der Martin nicht gesagt.«

      »Dann werde ich ihn gleich mal besuchen! Ich wollte Till ohnehin gerade einladen, mit mir einen Abendspaziergang zu machen. Kommst mit, Till?«

      Till nickte.

      Helene Träutlein sprach Till an.

      »Herr Till, anders kann ich Sie nicht anreden, Ihren Familiennamen haben Sie verschwiegen. Also, Herr Till, Ihre Sachen habe ich in der Waschmaschine gewaschen. Ich hänge sie jetzt auf. Morgen früh sind sie wieder trocken.«

      »Danke, das ist sehr freundlich«, sagte Till leise.

      Pfarrer Zandler drängte zum Aufbruch. Sie gingen zu Pfarrer Zandlers altem Auto.

      »Ich würde lieber laufen, aber der Martin scheint in Not zu sein. Unseren Spaziergang machen wir anschließend.«

      *

      Pfarrer Zandler hielt vor der Praxis auf dem ehemaligen Schwanninger Hof, der jetzt von allen in Waldkogel Engler Hof genannt wurde, seit Doktor Martin Engler den Hof übernommen hatte. Er war mit seiner Praxis dort eingezogen und hatte einige Zimmer so hergerichtet, dass er auch Patienten aufnehmen konnte.

      Katja, Martins junge Frau, sie hatten erst kürzlich geheiratet, kam aus dem Haus gelaufen.

      »Grüß Gott! Gut, dass Sie so schnell gekommen sind, Herr Pfarrer. Der Martin ist drin. Er braucht Hilfe. Der Küchlerbauer ist so unvernünftig. Vielleicht haben Sie Erfolg und können

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